Pressekonferenz, 21. März 2016, Berlin
Ungleichheit und Wachstum – eine Neubewertung
Materialien zum Statement
Grafik 1
Einkommensungleichheit und staatliche Umverteilung in ausgewählten OECD- Staaten
Im Jahr 2012
Gini-Koeffizienten der Ungleichheit der Markteinkommen (vor Steuern, Sozialversicherungsbeiträgen, staatlichen Renten und sozialen Transfers) und der Nettoeinkommen (nach staatlichen Abgaben und Transfers).
Der Unterschied zwischen den beiden Balken zeigt die Reduktion der Ungleichheit durch das staatliche Abgaben-, Renten- und Transfersystem (effektive Umverteilung).
Der Gini-Koeffizient kann einen Wert zwischen Null und Eins annehmen. Je höher der Gini-Koeffizient ausfällt, desto größer ist die Ungleichverteilung der Einkommen.
Quelle: eigene Darstellung auf Basis OECD
0,390 0,335 0,333 0,327 0,306 0,304 0,289 0,281 0,274 0,268 0,260 0,253 0,249
0,513 0,511 0,461
0,509 0,518
0,582 0,501
0,402 0,431
0,488 0,488 0,41
0,436
0,00 0,10 0,20 0,30 0,40 0,50 0,60 0,70
USA Spanien Neuseeland Italien Frankreich Irland Deutschland Niederlande Schweden Belgien Finnland Norwegen Dänemark
Gini-Koeffizient der Markteinkommen Gini-Koeffizient der Nettoeinkommen
Mögliche Wachstumsverluste durch steigende Ungleichheit
Im Jahr 2010
Die vertikale Achse (BIP pro Kopf in Höhe von 9.000 US-Dollar) stellt die obere Grenze der Schätzwerte des BIP pro Kopf dar, unterhalb dessen ein wachstumshemmender Effekt der
Ungleichheit zu erwarten ist. Die horizontale Achse (Gini-Koeffizient der Nettoeinkommen in Höhe von 0,35) stellt die untere Grenze der Schätzwerte des Gini-Koeffizienten dar, oberhalb dessen ein
negativer Effekt der Ungleichheit auf das Wirtschaftswachstum wahrscheinlicher wird. Luxemburg und Singapur sind aufgrund ihres sehr hohen BIP pro Kopf in dieser Abbildung nicht dargestellt.
Lesebeispiel: In den USA könnten aufgrund des vergleichsweise hohen Ungleichheitsniveaus negative Wachstumseffekte bei einem weiteren Anstieg der Ungleichheit auftreten (Quadrant I).
In Deutschland, mit einem im Weltvergleich deutlich unterdurchschnittlichen Niveau an Ungleichheit und überdurchschnittlichem Wohlstandsniveau deutet die Schätzung eher auf positive Effekte der Ungleichheit auf das Wachstum (Quadrant IV).
Quadrant I: Potenziell wachstumshemmende Wirkung der Ungleichheit aufgrund eines bereits hohen Ungleichheitsniveaus
Quadrant II: Potenziell wachstumshemmende Wirkung der Ungleichheit aufgrund eines geringen Wohlstandsniveaus und eines hohen Ungleichheitsniveaus
Quadrant III: Potenziell wachstumshemmende Wirkung der Ungleichheit aufgrund eines geringen Wohlstandsniveaus
Quadrant IV: Eher positive Effekte der Ungleichheit auf das Wirtschaftswachstum Australien
Östereich Barbados
Schweiz Chile
China
Tschechien
Deutschland Vereinigtes
Königreich
Hong Kong
Ungarn
Israel
Moldawien
Mexiko Namibia
Norwegen Russland
Schweden Türkei
Ukraine
USA Südafrika
Sambia
0,20 0,25 0,30 0,35 0,40 0,45 0,50 0,55 0,60 0,65
0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000
Gini Koffizient der Nettoeinkommen
BIP pro Kopf in US-Dollar (in Preisen von 2005)
II I
III IV
Grafik 3
Einfluss der Einkommensungleichheit auf das Wirtschaftswachstum in OECD- Ländern – Bandbreite der Effekte
Die Abbildung zeigt den geschätzten Effekt der Änderung der Einkommensungleichheit im Zeitraum 1985 bis 2005 auf das Wirtschaftswachstum pro Kopf im Zeitraum 1990 bis 2010, in Prozentpunkten.
Der rote Balken zeigt die Einflüsse auf Basis einer ländervergleichenden Regressionsschätzung (OLS-Modell) ohne Berücksichtigung konstanter Unterschiede zwischen den einzelnen OECD-
Ländern (wie zum Beispiel unterschiedliche politische Institutionen). Die blauen Balken repräsentieren eine Schätzung mit Ländereffekten, wodurch konstante Unterschiede zwischen den Ländern aus dem Effekt herausgerechnet werden (Fixed Effects Modell).
Lesebeispiel für Deutschland: Ohne Berücksichtigung von länderspezifischen Effekten ging der Anstieg des Gini-Koeffizienten der Einkommensungleichheit in Deutschland in Höhe von 4,6 Prozentpunkten im Zeitraum 1985 bis 2005 mit einem Wachstumsverlust von 1,2 Prozentpunkten einher. Rechnet man die Ländereffekte heraus, ergibt sich für den Zeitraum 1990 bis 2010 ein positiver Wachstumseffekt durch die Veränderung der Ungleichheit in Höhe von 2,3 Prozentpunkten.
In Frankreich sind die Wirkungen entsprechend umgekehrt, da im Zeitraum 1985 bis 2005 ein Rückgang der Einkommensungleichheit zu beobachten war.
Quelle: eigene Berechnungen auf Basis OECD und SWIID (Standardized World Income Inequality Database); Berechnung der Wachstumseffekte analog zu Cingano (2014)
0,5
-2,9 -1,0 -1,8 -1,8 -1,0 -1,9 -3,3 -2,1 -1,2 -1,4 -0,8 2,2
-2,6 -0,7 -0,8 -1,1 -1,1
5,0
1,6
3,5 3,5 1,8
3,3 5,7
3,8
2,3 2,1 1,7
-3,7 4,7
1,1 1,5 1,8
-4,0 -2,0 0,0 2,0 4,0 6,0
Schätzung ohne Ländereffekte Schätzung mit Ländereffekten
Tabelle 1
Ungleichheits- und Wachstumsperioden in Deutschland
Gini-Koeffizient der Netto- einkommen
Ungleichheits- periode
Veränderung des Gini-Koeffizienten in Prozentpunkten
Wachstum des BIP pro Kopf in der Folgeperiode
Wachstums- periode 1985 0,251
1990 0,256 1985 -1990 +0,5
1995 0,266 1990 - 1995 +1,0 7,7 % 1990 - 1995
2000 0,264 1995 - 2000 -0,2 9,3 % 1995 - 2000
2005 0,297 2000 – 2005 +3,3 3,0 % 2000 – 2005
2010 0,286 2005 – 2010 -1,1 7,4 % 2005 – 2010
2015 6,0 % 2010 - 2015
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in konstanten Preisen.
Quelle: eigene Darstellung auf Basis OECD
Tabelle 2
Sorgen um die wirtschaftliche Situation
Anteil der Bevölkerung mit großen Sorgen um die allgemeine beziehungsweise eigene wirtschaftliche Situation (Befragungspersonen ab 17 Jahren), in Prozent
Sorgen um die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung
Sorgen um die eigene wirtschaftliche Entwicklung
Westdeutschland Ostdeutschland Westdeutschland Ostdeutschland
1985 30,9 18,7
1990 18,8 12,6
1995 25,2 27,3 15,9 23,9
2000 19,3 31,6 15,0 23,4
2005 53,4 60,6 25,5 36,3
2010 37,0 36,1 22,9 27,7
2013 18,0 20,4 14,9 21,8
Quelle: SOEPmonitor Individuals (v30)
Grafik 4
Wirtschaftliche Sorgen nach Einkommensschichten
Anteile der Einkommensschicht (Personen ab 17 Jahren), die sich große Sorgen um die eigene wirtschaftliche Situation machen, in Prozent
Die Abgrenzung der Einkommensschichten basiert jeweils auf den bedarfsgewichteten Nettoeinkommen des Vorjahres.
IW-Abgrenzung der Einkommensschichten:
(Relativ) Arme: weniger als 60 Prozent des bedarfsgewichteten Medianeinkommens Untere Mitte: 60 bis 80 Prozent des bedarfsgewichteten Medianeinkommens Mitte i. e. S.: 80 bis 150 Prozent des bedarfsgewichteten Medianeinkommens Obere Mitte: 150 bis 250 Prozent des bedarfsgewichteten Medianeinkommens Reiche: mehr als 250 Prozent des bedarfsgewichteten Medianeinkommens Quelle: eigene Berechnungen auf Basis SOEP (v30)
15,0 14,9
20,7
14,3
24,4
20,4
13,4
24,8 23,2
33,0
24,0
37,9
31,0
23,3
30,3 36,8
46,3
32,9
49,2
43,5
32,6
0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0 45,0 50,0
1992 1995 1998 2001 2004 2007 2010 2013
Reiche Obere Mitte Mitte i.e.S. Untere Mitte (Relativ) Arme