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Deutschland: Ungleichheit überdurchschnittlich hoch „Ein Europa für alle“

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Verantwortlich: Stefan Körzell, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin, Kontakt: carina.ortmann@dgb.de Abonnement für „klartext“ und „standpunkt“ unter: http://www.dgb.de/service/newsletter Nr. 36/2015 10. September 2015

DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Deutschland: Ungleichheit überdurchschnittlich hoch

„Ein Europa für alle“ fordert der neue Verteilungsbe- richt, den die Entwicklungsorganisation Oxfam dieser Tage veröffentlich hat. Er kommt zu dem Schluss, dass die Ungleichheit in Europa erheblich zunimmt und in Deutschland besonders ausgeprägt ist. Mehr denn je gilt es, diesen Trend endlich umzukehren und die Inte- ressen der Mehrheit zu berücksichtigen.

Der Bericht weist auf die enorme Vermögenskonzentra- tion hin, wonach die reichsten zehn Prozent in Deutsch- land über 63 Prozent des Gesamtvermögens verfügen.

Mit Ausnahme Österreichs ist sonst nirgends in Europa eine höhere Konzentration zu beobachten. Diese Un- gleichheit ist hauptsächlich durch Schenkungen und Erbschaften verursacht. Seit 1960 hat sich das vererbte Vermögen gemessen am Nationaleinkommen mehr als verfünffacht (siehe Abbildung). Zurückzuführen ist die- ser Anstieg auch auf zunehmende Steuerprivilegien bis hin zur völligen Steuerfreiheit für Erbschaften und hohe Vermögen. So verstößt das deutsche Erbschaftsteuer- recht trotz mehrerer eindeutiger Urteile des Bundesver- fassungsgerichtes seit 30 Jahren gegen das Gleichheits- gebot des Grundgesetzes. Reichtum begründet sich somit in erster Linie durch die Verwandtschaft und weniger durch eigene Leistung. Eine zunehmend durch Familiendynastien dominierte Wirtschaft und Gesell- schaft wird - gerade in Deutschland - immer offensicht- licher.

Ebenso kommt es bei den Einkommen zunehmend zu einer Spreizung zwischen sinkenden Löhnen am unteren Ende und enormen Zuflüssen im obersten Einkommens- bereich. Besonders dramatisch entwickelte sich dieser Unterschied seit der Jahrtausendwende. Ebenso besteht nach wie vor eine sehr hohe Einkommenskluft zwischen Frauen und Männern. Die Unterschiede sind vor allem auf die Zunahme prekärer Beschäftigung, wie Teilzeit- und Leiharbeit sowie befristete Beschäftigung zurückzu-

führen. Dies begünstigte die Ausweitung des Niedrig- lohnsektors. Rund 39 Prozent der Beschäftigten hatten im Jahr 2014 Teilzeit- oder Leiharbeitsverträge.

Auch ist hierzulande die soziale Herkunft viel bedeuten- der für den Bildungserfolg der Kinder als in allen ande- ren europäischen Ländern. Der Geldbeutel der Eltern entscheidet über Abschluss und Beruf. Die sozialen Schichten verfestigen sich.

Aber auch in anderen europäischen Ländern nimmt die Spaltung in arm und reich zu. Ohne einen grundlegen- den Kurswechsel ist absehbar, dass sie sich wegen der verordneten Schrumpfungsprogramme in den Krisen- staaten weiter vertiefen wird. Denn gerade Einkom- mensschwächere, wie Jugendliche und Rentner, leiden enorm unter den Lohn- und Rentenkürzungen, massen- haften Entlassungen und Streichungen im Sozial- und Gesundheitssystem.

Doch es gibt Alternativen. Mit mehr Ausgaben für öf- fentliche und soziale Dienstleistungen, Investitionen in Infrastruktur und Bildung und einer Besteuerung, die auch vor Super-Reichen nicht zurückschreckt, würde europaweit die Ungleichheit abnehmen, Armut be- kämpft und gesellschaftlicher Fortschritt ermöglicht.

Dafür setzen sich DGB und Oxfam ein.

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