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Ungleichheit: Deutschland kein Vorbild für Europa

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DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Verantwortlich: Claus Matecki, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin, Kontakt: carina.ortmann@dgb.de Abonnement für „klartext“ und „standpunkt“ unter: http://www.dgb.de/service/newsletter

Nr. 44/2011 08. Dezember 2011

DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Ungleichheit: Deutschland kein Vorbild für Europa

Mit „XXL-Aufschwung“ und geringen Staatsschulden will die Bundesregierung die europäischen Nachbarn beeindrucken und das deutsche Erfolgsrezept anderen Euroländern zur Nachahmung empfehlen – notfalls aufzwingen. Jedoch: Der DGB-Verteilungsbericht und nun auch die jüngste Studie der Organisation für wirt- schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigen immer deutlicher die Tücken des deutschen Wachstumsmodells. „In Deutschland ist die Einkom- mensungleichheit seit 1990 erheblich stärker gewach- sen als in den meisten anderen OECD-Ländern. In den 80er und 90er Jahren gehörte das Land zu den eher ausgeglichenen Gesellschaften, inzwischen liegt es nur noch im OECD-Mittelfeld.“, so die OECD-Studie. Unge- rechtigkeit und Ungleichheit lassen sich nicht mehr leugnen.

Während seit den 1980er Jahren die verfügbaren Ein- kommen deutscher Haushalte jährlich im Durchschnitt um 0,9 Prozent stiegen, legten die Einkommen des reichsten Zehntels um 1,6 Prozent zu und das ärmste Zehntel musste sich mit einem mickrigen Zuwachs von 0,1 Prozent begnügen. „Die zunehmende Kluft zwi- schen Arm und Reich geht vor allem auf die Entwick- lung der Löhne und Gehälter zurück. Diese machen etwa 75 Prozent des Haushaltseinkommens aus“, erklä- ren die OECD-Autoren.

Dies deckt sich auch mit den Ergebnissen des DGB- Verteilungsberichtes. Danach hat sich zwischen 2000 und 2009 die Reallohnentwicklung Deutschlands mit minus 4,5 Prozent krass von der positiven Entwicklung in allen anderen europäischen Ländern unterschieden (zwischen +2,7 Prozent in Österreich und +25,1 Pro- zent in Norwegen).

Schuld waren vor allem der massive Abbau über- tariflicher Leistungen, die geringere Tarifbindung der Unternehmen, die vermehrte Nutzung tariflicher Öff- nungsklauseln und der Lohndruck durch Hartz IV sowie die Zunahme prekärer Beschäftigungsverhältnisse. Das darf kein Vorbild für Europa sein!

Damit nicht genug: Während zur Jahrtausendwende Steuern und Sozialtransfers die Einkommensungleich- heit in Deutschland noch um 33 Prozent abmildern konnten, gelang dies bereits acht Jahre später nur noch zu 29 Prozent, wie die OECD feststellt. Besonders die Reduzierung des Arbeitslosengeldes verstärkte diesen Trend.

So stimmen OECD und DGB auch in vielen Schlussfolge- rungen überein: Mehr und bessere Arbeit schaffen, Sozialleistungen anheben, Einkommensteuer progressi- ver gestalten, Vermögen stärker besteuern und mehr in ein besseres und durchlässigeres Bildungswesen inves- tieren. Kurzum: Höchste Zeit für mehr Gerechtigkeit statt Klientelpolitik.

Entwicklung der Einkommensungleichheit in OECD-Staaten - Ungleichheit in Deutschland stark angestiegen -

-1 -0,5 0 0,5 1 1,5

Griechenland Irland Spanien Chile rkei Portugal Frankreich Ungarn Mexiko OECD Niederlande Belgien Italien Japan Kanada Österreich Luxemburg USA nemark Norwegen Israel Australien Deutschland UK Neuseeland Schweden Tschech. Republik Finnland hrliche Venderung des Gini-Koeffizienten seit den 1980er in Prozent

positive Veränderung: Ungleichheit größer geworden

negative Veränderung: Ungleichheit kleiner geworden

Quelle: OECD

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