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Liposuktion bringtmetabolisch nichts

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Academic year: 2022

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TH E NE W EN G L A N D JO U R N A L O F

ME D I C I N E

Fettbäuchigen Menschen kann chirurgisch durch Ab- saugen des subkutanen Fetts geholfen werden – aber offenbar ist das Resultat nur kosmetisch.

Übergewicht, insbesondere Stammfett- sucht, geht mit metabolischen Kompli- kationen einher, die die Betroffenen nachhaltig gefährden. Von den gegen Übergewicht gerichteten gängigen Thera- pien – Diät, körperliche Betätigung, Phar- makotherapie, bis hin zu chirurgischen Eingriffen am Verdauungstrakt – ist be- kannt, dass sie die metabolischen Auswir- kungen zu reduzieren vermögen, aber auch, dass sie langfristige Verhaltensän- derungen erfordern, die die Betroffenen oft genug nicht zu leisten im Stande sind.

Mit der Liposuktion lassen sich in kurzer Zeit grosse subkutane Fettmassen relativ einfach entfernen. Aber werden damit auch die metabolischen Folgen der Fett- sucht beseitigt? Eine Studie an einer klei- nen Zahl von Patientinnen wollte dies mit einigem Aufwand prüfen.

Methodik

Die Autoren untersuchten 8 Frauen mit abdominaler Fettsucht und mässiger Insu- linresistenz (mittleres Alter 42 ± 3 Jahre) sowie 7 Frauen mit abdominaler Fettsucht, Typ-2-Diabetes und schwerer Insulinre-

sistenz (mittleres Alter 52 ± 1 Jahre). Die Diabetikerinnen standen unter medika- mentöser Kombinationsbehandlung mit verschiedenen oralen Antidiabetika. Alle Patientinnen hatten während der voran- gegangenen sechs Monate ein stabiles Körpergewicht gehabt und waren körper- lich sehr wenig aktiv gewesen. Sie galten daher als Kandidatinnen für eine Fett- absaugung.

Mittels standardisierter Untersuchungs- methoden wurden die Insulinsensitivität von Leber, Skelettmuskel und Fettgewebe sowie eine Reihe von Entzündungsmedia- toren und andere Risikofaktoren vor und nach der Liposuktion bestimmt.

Der Body-Mass-Index der Frauen mit nor- maler Glukosetoleranz betrug 35,1 ± 2,4, derjenige der Diabetikerinnen 39,9 ± 5,6.

Resultate

Die Liposuktion (vornehmlich der Bauch- decke, aber auch an Armen und Ober- schenkeln) reduzierte das subkutane abdominale Fettgewebe bei den nichtdia- betischen Patientinnen um 44 Prozent, bei den Diabetikerinnen um 28 Prozent.

Die Frauen mit normaler Glukosetoleranz verloren durch den Eingriff 9,1 ± 3,7 kg Fett (18 ± 3% des Gesamtfetts, p = 0,002), die Typ-2-Diabetikerinnen 10,5 ± 3,3 kg (19 ± 2% des Gesamtfetts, p < 0,001).

Die Fettentfernung beeinflusste jedoch die Insulinsensitivität von Leber, Muskel und Fettgewebe nicht signifikant, hatte ebenso wenig einen signifikanten Einfluss auf die Plasmakonzentrationen von C-re- aktivem Protein, Interleukin-6, Tumorne- krosefaktor-alpha und Adiponectin und veränderte auch die untersuchten korona- ren Risikofaktoren (Blutdruck, Plasmaglu- kose, Insulin- und Lipoproteinspiegel) in beiden Patientinnengruppen nicht in signifikantem Ausmass.

Diskussion

«Unsere Daten zeigen, dass die Absau- gung von grossen Mengen subkutanen abdominalen Fettgewebes zu einer be- trächtlichen Abnahme von Körperge- wicht, Bauchumfang und Plasma-Leptin- Konzentrationen führte, aber keinen signifikanten Einfluss auf die Insulinsensi- tivität von Skelettmuskel, Leber oder im Fettgewebe hatte; zusätzlich hatte sie auch keinen signifikanten Einfluss auf an- dere Risikofaktoren für koronare Herz- krankheit», fassen die Autoren ihre Er- gebnisse zusammen. Die bei ihren Patientinnen durch die Liposuktion er- zielte Fettabnahme entspreche derjeni- gen, die bei optimalen Verhaltens- und pharmakologischen Therapien erreicht werde. Unter diesen Behandlungsformen sei dann eine ausgeprägte Verbesserung bei den metabolischen Störungen der Fettsucht mit Beeinflussung von Insulin- sensitivität, Blutdruck, Lipidspiegeln und Entzündungsmarkern zu erwarten. Diese

Liposuktion bringt metabolisch nichts

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F O R T B I L D U N G F O R M A T I O N C O N T I N U E

M M M

M e e e e r r r r k k k k -- --

s ä t z e s ä t z e

●Das Absaugen grosser Mengen von subkutanem abdominalem Fett hat keinen signifikanten Einfluss auf die mit Fettleibigkeit assoziierten metabolischen Störungen.

●Zur Besserung der Stoffwechsel- lage und drohender kardiovas- kulärer Komplikationen scheint kein Weg um eine negative Energiebilanz herumzuführen.

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sei bei ihren Patientinnen überraschender- weise ausgeblieben.

Das falsche Fett abgesaugt?

In einem begleitenden Kommentar in der- selben Ausgabe des «New England Jour- nal of Medicine» erinnert David E. Kelley an die Prinzipien der Thermodynamik:

Eine positive Energiebilanz verursacht Ge- wichtszunahme, und zum Gewichtsver- lust kommt es, wenn der Energieverbrauch die Energiezufuhr übersteigt. Die Ergeb- nisse klinischer Studien bieten gute Evi- denz, dass ein mässiger Gewichtsverlust zusammen mit gesteigerter körperlicher Aktivität die Wahrscheinlichkeit der Pro- gression von gestörter Glukosetoleranz zum Typ-2-Diabetes verringert. Zwar sollte der Langzeitnutzen des Gewichtsverlusts noch besser erforscht werden, aber die positiven Effekte bei Patienten mit Typ-2- Diabetes und anderen mit Fettsucht assoziierten Störungen stützen die medi- zinischen Vorstellungen, dass die Gewichts- abnahme bei übergewichtigen und fettleibi- gen Menschen deren Gesundheitszustand bessert.

Es gibt Hinweise, dass ein substanzieller Anteil des metabolischen Nutzens der Ge- wichtsabnahme direkt mit der negativen

Energiebilanz zusammenhängt. So bes- sert sich eine Hyperglykämie während ka- lorischer Restriktion sehr rasch, noch be- vor viel Gewicht verloren ging. Auch unter Abmagerungskuren, die zu einem Verlust von 15 Prozent des Körpergewichts führen, erfolgt die Hälfte der Verbesse- rungen bei der Insulinresistenz und Blut- zuckerkontrolle schon in der ersten Wo- che mit negativer Energiebilanz. Ähnliche Beobachtungen wurden auch bei Hyper- tonie gemacht: Ein guter Teil der Blut- druckabnahme stellt sich unter negativer Energiebilanz schon recht rasch ein.

In der Liposuktionsstudie kam es zwar zu einem grossen Verlust an Fettgewebe, aber die Energiebilanz wurde dadurch nicht beeinflusst. Vielleicht hätte eine gleichzeitig wenigstens geringfügig nega- tive Energiebilanz bei der Insulinresistenz ein anderes Ergebnis gebracht?

Auch eine andere Frage muss man stellen:

Wurde das «richtige» Fett abgesaugt? Die Liposuktion richtete sich gegen das sub- kutane abdominale Fettgewebe. Zwar nicht alle, aber viele Untersuchungen deu- ten darauf hin, dass das viszerale Fett enger mit der Insulinresistenz korreliert.

Warum dies so ist, bleibt noch unklar.

Denkbar ist eine Freisetzung von Fettsäu- ren direkt in den portalen Kreislauf. Fett-

gewebe hat aber neben der Speicherfunk- tion auch endokrine Funktionen, wie eine lange Liste von Substanzen (Leptin, Adi- ponectin, Resistin, viele Zytokine) doku- mentiert, die von Adipozyten synthetisiert wird. Das Absaugen von subkutanem Fett hat hier kaum Einfluss, man müsste sich also der Entfernung von viszeralem Fett

zuwenden. ●

Samuel Klein (Center for Human Nutri- tion, Washington University School of Medicine, St. Louis/USA) et al.: Absence of an effect of liposuction on insulin action and risk factors for coronary heart disease. New Engl. J. Med. 2004; 350:

2549–2557.

David E. Kelley (Obesity and Nutrition Research Center, University of Pittsburgh Medical Center, Pittsburgh/USA): Thermo- dynamics, liposuction, and metabolism.

New Engl. J. Med. 2004; 350: 2542– 2544.

Halid Bas

Interessenlage: Die Studie wurde mit öffentli- chen Geldern der National Institutes of Health unterstützt.

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