Noch einmal zum Problem der Personalpronomina
hsnne (3.Pl.)j -hon (2.P1.) und -Iion (3. PI.) in den
syrisch-libanesischen Dialekten
Von Peter Behnstedt, Aleppo
In einer stringenten Beweisführung begründet W. Diem in ZDMG 121
(1971), 223-30, daß die im Titel genannten Pronominalformen der
syrisch-libanesischen Dialekte nicht unter aramäischem Substratein¬
fluß entstanden sind', sondem daß es sich dabei um eine innersprach¬
liche arabische Entwicklung handelt, bei der sich die Pronomina und
Pronominalsuflixe gegenseitig in mehreren Etappen angeglichen haben
und schließlich zusammengefallen sind. Diese Etappen sind nach ihm:
1. Die Formen des Maskulins passen sich denen des Feminins im
Auslaut an. Die Formen des Maskulins und die des Feminins unter¬
scheiden sich nur noch durch die Vokale u/i:
selbst. Pers.Pron. m. f.
2. PI. *antunna *antinna
3. PI. *hunna *hinna
Pron. Sufi".
2. PI. *-kunna *-kinna
3. PI. *-hunna *-hinna
2. -na fallt bei den abhängigen Personalpronomina:
*antunna *antinna
'''hunna '^hinna
'''-kun '''-kin
"^-hun '^-hin
3. Die Stadtdialekte geben den Genusunterschied im Plural, auf:
'^antunna -kun
*hunna -hun
' In „pro-aramäischem" Sinne Brockelmann GvG I 310, Cantineau (46)
198, Lewin (73), 18, mit Reserven Grotzfeld (64) 41,43.
236 Peter Behnstedt
4. *i und *u fallen in ,) zusammen:
'srdu hanne
-kon -hon
wobei *antunna durch 'sntu ersetzt wurde.
W. Diems Argumentation beruht auf den Materialien seiner Zeit,
inzwischen hat sich aber die Materialbasis derart erweitert, daß eine
nochmalige Betrachtung des Komplexes angebracht erscheint. Gregen
aramäische Substratwirkung führt er drei Argumente auf, ein jemeniti¬
sches (1.), ein irakisches (3.) und als Hauptargument ein innersprach¬
liches arabisches (2.).
1. Das jemenitische Argument:
Die von ihm für die jemenitische Küstenebene^ aufgeführten Formen
sind:
2.pl.m. antun -kun
2.pl.f. antin -kin
3.pl.m. hun -hun
3.pl.f. hin -hin
Diese Formen stammen „aus der Gegend von Bägil"', also wahrschein¬
lich aus der Gebirgstihamah, deren Dialekte in vielem schon zu den
Berglanddialekten neigen, u.a. darin, daß die Unterscheidung von
Mask, und Fem. bei Verb und Pronomen im Plural beibehalten ist. Die
von W. Diem genannten Formen sind aber nicht repräsentativ lur die
Tihämah. Vielmehr sind dies Formen, in denen Mask, und Fem. zusam¬
mengefallen sind, und zwar u.a.:
antun, ntun -kun
hun -hun
solche vor allem im Norden und Zentrum, während im Süden auch hum
pl.c. vorliegt, sowie solche mit Längen und Vokalvorschlag wie:
antün, antön -kun oder -kum
hön, uhun, ahan -hun, -hum, -han*
^ Im Folgenden Tihämah.
^ W. Diem (73) 65; Bägil ist der Pkt. 68 in Beh (85) K.36. Diem hat die Mate¬
riahen im Hochland gesammelt, insofem ist der Ort nicht näher zu lokalisieren.
* Vgl. die Karten 36, 37, 49 in Beh (85), ferner Greenman (79) 59.
Noch einmal zum Problem der Personalpronomina 237
Die Formen aus der Gregend von Bägil (B) erscheinen zunächst als Vor¬
formen der Tihämah-Formen (T), man kann sie jedoch auch als Kon¬
taktformen aus Tihämah- und Berglandformen (G) ansehen:
TBG
(ajntun antun — antin antum — antin
hun hun — hin hum — hin
Die Formen des Berglandes untermauem Diems These von der wech¬
selseitigen Beeinflussung der Pronomina^, und für den Jemen lassen
sich quasi alle Phasen einer solchen nachweisen: die allgemein für das
Arabische angenommenen Protoformen etwa in im-Mattah:
antum — antinna^
Formen mit Angleichung des Femininvokals an den des Maskulins wie
im klassischen Arabisch im Dialekt der Bani 'Abädil, ebenfalls im
äußersten Norden des Jemen, sowie im angrenzenden 'Asir in al-Qaha-
bah (Bani Mälik):
antum — antunna^
Umgekehrt haben wir:
antim — antinna
in der Gegend von Haggeh' und mit rhythmischer Angleichung des Mas¬
kulins an das Feminin im Landesosten:
antumma — antunna^
" Die ja auch schon für andere semitische Sprachen gilt wie fiir das Akka¬
dische (attunu — attina), das Hebräische (att^m — 'att(.n), das Aramäische (attön
— 'atten).
Dieselben Formen, die Diem zitiert, liegen auch in der Hugariyah vor, in
einem Gebiet, das an die Tihämah grenzt, in Pkt. 158 in Beh (85) K.36. Da
solche Formen nur punktuell belegt sind, einerseits aus einem Dialekt, der
primär Tihämah ist (andere Gebirgstihämah-Dialekte haben ntu — ntinna),
andererseits aus einem Dialekt, der primär Hugariyah ist (die Hugariyah hat
vorwiegend antum — antin), neige ich eher dazu, sie als sekundär entstandene Mischformen anzusehen, denn als Vorformen.
" Beh (87) 67; GVG I 301.
' Prochazka (88) 125; 'Asir weist viele Gemeinsamkeiten mit dem Norden
des Jemen auf, vgl. auch Beh (87) 27 sami'hant, gulhant für die 2.P.sg.m.Perf.
und Prochazka (88) 77 gulhant.
' Beh (85) K.36 Pkt.39.
° Beh (85) K.36 Pkt. 103, nach W. Diem (73) 59, dort pausal antummeh.
238 Peter Behnstedt
Für die dritten Personen sind aus dem Jemen u.a. belegt:
hum — hinna hum — hum
hum — hunrut}" him — him
him — hinna hun — hun^^
Hhim — 'ihinna
humma — hinna^ '
hum — hin
hum — hun
Die Serie scheint Diems Ansicht zu bestätigen, wären da nicht die For¬
men der 2.sg.f. des selbständigen Pronomens aus der Tihämah, die
zumindest für dieses Gebiet eine andere Deutung nahelegen, nämlich:
antina antin
antin ntin^^
ttin
-n in diesen Formen kann nur schwerlich von anderen Pronominalfor¬
men her erklärt werden. Naheliegender ist hier Übernahme von -n von
den entsprechenden Verbalformen, also:
antina p.a. taktubina
antin p.a. taktubin
oder mit Kürze:
(ajntin p. a. taktubin^*
antunneh, ebenso hummeh, hunneh. Solche Formen sind nicht die Norm. Wie
die jemenitische Serie zeigt: antum — antinna, antum — antin, antun — antin,
muß man in den von W. Diem angenommenen Etappen nicht unbedingt ein
*antunna fiir das Mask, postulieren, *antun — antin wäre ebenso denkbar.
Prochazka (88) 125.
" Vgl. Anm. 9.
Formen mit /a/wie hum — han werden hier nicht berücksichtigt, vgl. Beh (85) K.37.
Beh (85) K.33, ebenfalls Greenman (79) 9 ntin.
Die Formen mit Kürze -in, -un sind als Rückbildungen aus Formen mit
Objektsuffixen anzusehen: -in, -ün werden dabei gekürzt und /n/wird verdop¬
pelt, taktubin aber taktuhin+uh taktubinnuh, yaktubün aber yaktubün+uh yaktubunnuh; in Dialekten mit -in, -un ebenso. Vorlage war dafür die 3.sg.f Perf.: kataban, kataban+uh -» katabannuh, s. Beh (85) K.80-82, worauf toÄ;<M- binnuh neu interpretiert wurde als taktubin+uh.
Noch einmal zum Problem der Personalpronomina 239
Dann ist es allerdings auch zwingend, die anderen Pronominalformen
mit -n ebenfalls vom Verbum abzuleiten, also:
Wir haben somit völlige Parallelität bei Pronomen und Verbalformen,
denn auch auf das Perfekt ist -n ühcM-tnificn worden:
(ajntin — taktubin — katabtin 2.sg.f.
(ajntun — taktubun — katabtun 2. pl.c.
hun — yaktubun — katabu u. ä. 3.pl.c.'^
Daß Pronominalformen im Jemenitischen durch entsprechende Verbal¬
formen beeinflußt worden sind'*, zeigen auch deutlich die Dialekte des
zentralen und südlichen Hochlandes mit Formen wie:
2. pl.f. antayn katabtayn, tiktubayn 3. pl.f. hin yiktubayn
Die Endung -ayn stammt von der S.pl.f.Perf. der tert.inf. a-Typ (kl.
ramayna, jem. ebenso oder ramayny , wurde auf alle Verbalklassen
(2. PI.f., 3. PI.f.) übertragen und von da aus dann auf das Pronomen.
Nimmt man diese Erklärung für /n/in den Tihämah-Formen an, dann
können diese, da anders zustandegekommen, nur bedingt als Argument
bei einer Diskussion der syrisch-libanesischen Formen eingesetzt wer¬
den.
2. Die syrisch-libanesischen Formen:
Dafiir zitiert W. Diem:
banne -hon. -kon
als communis-Formen und mit Genusdifferenz nach Lewin (69) „alawi¬
tische", nämlich:
2.pl.m. hantu -kun
2. pl.f. hantu -kin
3. pl.m. hdnnun -hun, -un
3.pl.f. hinnin -hin, -in^^
s. Beh (85) K.78.
Die Endungen der Pronomina hennön, kennen im Aramäischen sind nach
GvG I 302 unter Einfluß der nominalen Pluralendungen gedehnt, man körmte
genausogut an die verbalen Endungen -ün 3.pl.m. und -ön 3. pl.m. tert.inf., -en 3.pl.f tert.inf. denken.
" 0. Jastrow (1980) 112.
" Lewin gibt fakultativ Formen mit h- und mit an: '/h.ntu.
antün p. a.
(a)ntun p. a.
hun p. a.
taktubün pl.c.
taktubun pl.c.
yaktubun pl.c,
240 Peter Bennstedt
Daß für die 2. PI. beim selbständigen Personalpronomen nur eine com-
munis-Form angegeben wird (ohne weiteren Kommentar bei Lewin
(69) 18), mag zunächst irritierend erscheinen, jedoch ist die Verteilung
von M.- und F.-Formen in den syrisch-arabischen Äarfar-Dialekten nicht
so konsequent wie in den syrisch-arabischen Beduinendialekten oder
im Ägyptisch-Arabischen (il-banät il-hilwin döl biyixbizu). So stellt man
vielfach fest, daß M. und F. bei Pronomen und Verb zusammengefallen
sind, jedoch nicht bei Adjektiv und Partizip, wie etwa im Dialekt von
asSuxni:
2. pl.c. intu -fu
3. pl.c. aham -ham
jedoch: ßbayyät m'ehrin „Unzucht treibende Knaben"
bnayyät m'ehrät „. . . Mädchen"'"
Und auch bei Pronomina und Verbum zeigt sich, daß der Zusammenfall
von M. und F. im Plural in Etappen vor sich geht und meist bei der 3. PI.
einsetzt (s.w.u.).
Bevor einzelne Formen diskutiert werden, seien in einer Auswahl ver¬
schiedene Paradigmen (inkl. der entsprechenden Verbformen, Imper¬
fekt) vorgestellt. Nicht berücksichtigt werden Aac^ar-Dialekte wie
asSirxni, Arak, Palmyra, Der izZör, Albü Kmäl, in denen keine Formen
mit /n/ vorkommen, ebensowenig das Hawränische.^"
a. Dialekt« mit Genusunterscheidung in allen Pronominalformen:^'
asSqelbiye hinto hintni -kon -ken tiSräbo tiSrabni
hinnon hinnen -on -en yiSrabo yiSrabni^^
Wohl zu einer Wurzel 'hr.
Vgl. Cantineau (1946) 418, auch die Einleitungzur Greschichte des Ilaw- rän, aus der hervorgeht, daß der Bawrän schon in vor-islamischer Zeit teilweise arabisch-sprachig war, daß er entvölkert wurde und neubesiedelt wurde, also eine recht bewegte Siedlungsgeschiohte hatte. Für die Sprachgeschichte bedeu¬
tet das, daß Dialekte verschwunden sind und neue hinzugekommen sind.
^' Im Folgenden schreibe ich strikt phonetisch i,e, U,0 und nicht etwa j. Bei einigen Dialekten reicht das Material nicht aus, um zu entscheiden, ob *iund *!t in .) zusammengefallen sind. Unter dem Eindruck des Damaszenischen urteilt
man hier manchmal viel zu schneh, wie etwa im Fahe von Aleppo, s. Beh (89)
54 flf. In asSuxni ist die Opposition i:u nur mit drei Beispielen in geschlossener Anlautsilbe zu belegen. Für das „Cabah" stellt Lewin (69) 11 lakonisch fest, daß eine solche nur in „unstressed final position" vorkommt, ohne für die anderen Positionen überhaupt einen Nachweis des Zusammenfalls von *iund *ain j (bei ihm ein Punkt) zu bringen.
Dementsprechend lauten die Perfektformen ktabni (3.pl.f.) und ktabtni
Noch einmal zum PVoblem der Personalpronomina 241
Mhardi into — intni -kon -ken yiSräbo yiSrabni
hön — hen -hon -hen yiSrdbo yiSrabni
Zedal intun — intin -kun -kin tiSrabo tiSräbo
hün — hin -hun -hin yiSräbo yiSräbo^^
Safar^* intun — intin -kun -kin yiSrabo yiSräbo
huwwin — hiyyin -hun -hin yiSräbo yiSräbo
Qariten + into — inten -ko -ken yiSräbo tiSraben
Furqlus^^ hunni — hinni -hon -hen yiSräbo yiSräben
Mürek into — intni -kon -ken tiSräbo tiSrabni
hinna — hinni -hon -hen yiSräbo yiSrabni
Tayyibt al- inta — intni -kan -kin tiSräba tiSrabni
Imäm hinhan — hinhin -han -hin yiSräba yiSrabni
b. Dialekte mit gemischten Paradigmen:
Rastan
Qirdäha^
Dädix'*
intu hinne intu hinni into hinni
— intin
— hinne
— intni
— hinni
— intni
— hinni
-kun -kin -hun -hin -kin -kin -hin -hin -kun -kin -hun -hin
tiSrabu yiSräbu tiSräbu yiSräbu tiSräbo yiSräbo
tiSräbin yiSräbin' tiSräbni yiSrabni tiSrabni yiSrabni (2.Pl.f.). Die Endung -ni wurde von den 3. Personen, Perfekt und Imperfekt, wo sie im Vergleich mit dem Kl.Ar. regelmäßig ist (ktabni — katabna, yiktibni — yak- tubna) auf die 2.Pl.f übertragen: ktabtni vs. katabtunna bzw. im Beduinischen ötabtin, und von da aus dann auf die 2.Pl.f des Pronomens: intni vs. antunna, bed. intin. Als AUomorph hat -ni -an- bei Suffigierung.
Hier setzt der Zusammenfall von M. und F. im Plural beim Verbum ein.
^* Der Dialekt von Bafar (ein christliches Dorf im Nordosten des Qalamün) stammt wie der von Zedal (ein christliches Dorf bei IJoms, Zentrum der Wein¬
kelterei und Schnapsbrennerei) aus Sadad im nordöstlichen Qalamün. Dessen
Dialekt (s.w.u.) ist jedoch schon Änderungen unterworfen und stimmt nicht
mehr mit seinen Tochterdialekten überein. So ist z. B. /q/ in Sadad rückläufig und wird M. und F. im Plural nicht mehr unterschieden.
Furqlus ist eine Gründung von Aussiedlern aus Qariten. Die beiden Dia¬
lekte unterscheiden sich nur unwesentlich voneinander.
In Pausa lauten in Rastan die Formen intaw, intem, -ko:n, -ke:n, yiSrabaw, yUrabem. Dieser Dialekt ist ein Mischdialekt (s.w.u.), so daß denkbar ist, daß ursprüngliche beduinische Formen auf -aw (eines der Hauptkriterien zur Unter¬
scheidung der syrisch-arabischen Beduinendialekte sind die Verbalendungen -aw und -am) hier zu Pausalformen umfunktioniert worden.
^' Der Heimatort des syrischen Staatspräsidenten.
Dädix ist ein sunnitischer Ort. Die „alawitischen" Formen vom Typ fiinto — hintni, yiSräbo — yiSrabni reichen über das alawitische Gebiet hinaus, vor allem in den öabal azZävi^e bis hin in die Gegend von Ibla.
242 Peter Behnstedt
Xan Sexun into — intni -kun -kin tiSrabu tiSrabni
hinni — hinni -hun -hin yiSräbu yiSrabni
Qal'at into — into -kun -kin tiSräbo tiSrabni
al-Mu^iq hinni — hinni -hun -hin yiSräbo yiSrabni
oder: hinnön — hinndn^^
flammäm sl- hintu — hintne -ken -ken yiSräbo yiSrabni
Qrähle hinne — hinne -en -en''' yiSräbo yiSrabni
Sadad intun — intun -kun -kin tiSräbo tiSräbo
huwwun — huwwun -hun -hin yiSräbo yiSräbo'
Auf dem Weg zu einem gemischten System ist auch der neuwestara¬
mäische Dialekt von Ma'lüla mit:
haSxun — ha6xen -xun -xen ödumxun ödumxan
hinn — hinn -hun -hen ydumxun ydumxan'^
oder: hinnun — hinnen
c. Dialekte mit Gienuszusammenfall:
Hier liegen Formen vor, wie wir sie aus dem Damaszenischen kennen.
Die regionalen Varianten betreffen einmal den Vokalismus, wobei über¬
wiegend hinne
vorliegt, und sich nur der Qalamün und einige Orte in der Umgebung
von Hom? durch Formen mit /u/ auszeichnen:
hunne, hunni"
Femer liegt der Unterschied in der Imala:
hinne, hinni
hinni dürfte hier die jüngere Form sein. Q. liegt am Rande des Alawiten- gebirges, ist jedoch sunnitisch.
Die zitierten Formen betreffen die Formen nach -K, also 'indhun. Je nach Dialekt liegen nach -K -un oder -hun vor, nach -v -hun oder -wun, nach -e -hun oder -yun: 'alehun, 'alayyun.
Der Akzent wird hier gesetzt, um zu zeigen, daß für die syrisch-arabischen /lodar-Dialekte teilweise weit kompliziertere Akzentverhältnisse vorliegen als man gemeinhin annimmt (vgl. auch yinzilo in vielen Dialekten oder auch libisit
„sie zog an" im Qalamün).
Hier Subjunktiv-Formen von „schlafen", Arnold (89) 17.
Vgl. auch Cantineau (1946) 197/8, der communis-Formen wie honne,
hönrve, henne für die südlichen Gegenden in der Umgebung des Hawrän zitiert.
Noch emmal zimi Problem der Personalpronomina 243
Bei der 2. Pl.c. sind es primär Formen wie:
intu, into
wobei im Alawitengebirge und an es angrenzende Grebiete oft Formen
mit h- vorkommen, wie etwa im Räs aäSamra (Ugarit):
hintu -Icin
hinne -in'*
In einigen wenigen Dialekten liegt fiir die 2. Pl.c. -nvor, etwa in M'adda- qc
miye:
intin -kin
hinne -hin
Für die Pronominalsuflixe stehen je nach Gegend -kon, -kun, -kin, -ken,
-ku, -ko und -hon, -hun, -hin, -hen bzw. Formen ohne h- nach -K:
Banyas intu -kon
hinne -on
QizhiP« into -kon
hinni -on
Taftanäz into -kun
hinni -un
öerüd intu -ku
hinne -hin
Formen mit -kin, -ken, -(h)in, -(Tü^ew konzentrieren sich auf das nördliche
Küstengebirge und die nördliche Küste, so etwa in aSSabatliye:
hintu -kin
hinne -in
d. Dialekte mit Genuszusammenfall und -n in der Endsilbe des selb¬
ständigen Pronomens 3. PL:
Aleppo intu -kon
hinnen -on''
In den alawitischen Dörfern nördlich von Lattakia stellt man starke
Schwankungen zwischen Formen mit -in und -on fest. Letztere gehen auf den
Einfluß von Lattakia zurück.
Zu diesem Dialekt vgl. Beh (90).
Erstsprache ist in diesem Ort westlich von Bom? das Turkmenische.
" In Aleppo sind hinne und hinnen fakultativ. Sabuni (80) zitiert daneben noch S. 68 ein selteneres hinn.
244 Peter Behnstedt
'En aSSarqiye hinto -kin
hinnin -hin
Sayed hinto -kun
hinnin -in
Mnin intu -kun
hunnin -hun
Mü'a hinto -ko
hinnin -in
Kafrün intu -kun
hinnin -un
Marmarita into -kon
hinnin -on
Abu Qbes into -kon
hinnon -lion
Salhab into -kon
hinnon -on
Als eine Reduktion des Paradigmas von Tayyibt al-Imam ist das von
§örän anzusehen:
inta -kan
hinhan -han
Zu einzelnen Formen:
Bei a. sind auffällig die Formen mit Länge in Zedal hün — hin, in
Mhardi hön — hen. Hier sind offensichtlich ursprüngliche Pausalformen
*hu:n, *hi:n, *ho:n, *Ae;nzu Kontextformen geworden.'* Bemerkenswert
sind die Formen aus 5afar (auch §adad huwwun-pl.c.) huwwin —hiyyin,
die sich an die entsprechenden Singularformen huwwi — hiyyi ange¬
schlossen haben. Ähnliches gibt es in den qD: 3. pl.c. hiy,)n, iyin, iy,)m.'^
Der Dialekt von Qariten scheint eine der von Diem a.a.O. 227 postu¬
lierten Etappen aufzuweisen, nämlich Periode 1:
hunni — hinni (Diem *hunna — *hinna)*''
Für die 2. PI. ist ebenfalls eine Zwischenstufe belegt, nämlich
intun — intin
Vgl. a. Diem (79) 44 zu -o:n.
0. Jastrow (78) 128.
Cantineau (56) 121 zitiert nur hünne.
Noch einmal zum Problem der Personalpronomina 245
Auf eine solche weist Diem a.a.O. 230 hin, jedoch im Dialekt von Mar¬
din, dort '^nt)n. Die Formen zeigen, daß *antunna, *antinna nicht direkt
zu \>ntu geworden sind bzw. ersetzt worden sind (Diem 228), sondem
daß diese Zwischenstufe anzusetzen ist und dann Angleichung an die
entsprechende Verbalform, also evtl.
""antunna, *antinna > intun, intin > intun > intu
wobei sich teilweise dann auch das entsprechende Pronominalsuffix
angeglichen hat: *-kun > -ku.
Ungewöhnlich sind die Formen aus Tayyibt al-Imäm, auch die ent¬
sprechenden Verbalformen auf -a. Bei diesem Dialekt handelt es sich,
wie bei so vielen Dialekten auf der Achse Homs — Hamä um einen
Mischdialekt aus alten Aa(Zar-Elementen und Beduinischem, was sich
u. a. im Erhalt der Interdentalen zeigt und im Wortschatz {xiSm „Nase",
älhaz „jetzt"*'). Die Formen mit -a beim Verbum sind aus einer Kreu¬
zung von beduinischem -am mit -u/-o zu erklären:
3.pl.m. *gälam x *qälo/qälu > qäla „sie sagten" (mit Suffix -ü-)*^, wur¬
den von da auf das Imperfekt übertragen: tqüla, yqüla und dann auf das
Pronomen 2. PI.:
inta (vs. inte „du(f)", inti „du(m)")*''
-han erklärt sich als Kontamination von beduinischem -harn und einer
ha4ar-Form mit -n, etwa *-hon. Offensichtlich muß in dem Äa(iar-Dia-
lekt, mit dem sich das Beduinische gekreuzt hat, eine Form für das Pro¬
nomen 3. PI. vom Typ *hinne oder *hin vorgelegen haben, die nun durch
Sufligierung der Pronominalsuflixe -han und -hin nach dem Muster des
Beduinischen differenziert wurde, also:
hinhan nach -han 3. pl.m.
hinhin nach -hin 3.pl.f
Femer sind die Formen von Mürek bemerkenswert, nämlich hinno
pl.m. und hinni pl.f , die sich offensichtlich nach den entsprechenden
*' älhaz (aus al-hazz) ist tjrpisch für den gesamten Landesosten, vgl. a.
Fischee (59) 150.
Im Beduinischen gälam, mit Sufiix gälöha.
Die scheinbare Vertauschung von M. und F. erklärt sich durch die Imala von *-a zu -i (also *inta > inti mask.) und Senkung von auslautenden *-i, *-i zu -e (also fem. *inti > inte, ''"arabi > 'arabe).
** Dies wäre eine gewisse Parallele zu dem von Diem für das Alawitische postulierten Vorgang.
246 Peter Behnstedt
Verbalformen katbo, yiäräbo, ktabni, yiSrabni gerichtet haben. Was nun
die Formen des „Alawitischen" betrifft, nämlich hannun, kjnnin, so
erklärt sie W. Diem als Analogiebildungen. Und zwar seien zuerst *i
und *u in a zusammengefallen, also:
*hunna, *hinna > hanna
da nun aber andererseits i und u in den Pronominalsuffixen blieben:
-hun, -hin, -kun, -kin, „wurden, um analog zu diesen Formen beim selb¬
ständigen Pronomen die Genusdifferenz aufrechtzuerhalten, an *kmna
die Elemente -un, -in suffigiert" (Diem (1971) 230).
Diese Interpretation kann jedoch nicht fiir die meisten hier zur Dis¬
kussion stehenden Dialekte mit communis-Formen auf -n wie hinnen,
hinnon, hunnin, hinnin geltend gemacht werden, denn in ihnen sind *i
und *u in geschlossener Anlautsilbe nicht zusammengefallen:
Mnin pl.c. hunnin (aber siifi „Schwägerin" — sulfi „Vorschuß") Aleppo pl.c. hinnen (aber 'ili „für mich" — 'uii „Kalium")
TaU pl.c. hinni (aber nigra „wir lesen" — nuqra „Grube")*^
Minnes
In Dialekten, in denen hinni, hinne vorliegt, *i und *m aber als
getrennte Phoneme erhalten sind, muß /i/, das auch als [i] in Dialekten
vorliegt, für die man kmne schreibt (Diem [1971] 228), anders erklärt
werden. Eine Möglichkeit wäre Angleichung an die /i/ enthaltenden
anderen Pronomina, also (h)int(e), (hjinti, (h)intu, nihna, hiyye. Solches wäre nicht ganz unwahrscheinlich, als sich Pronomina in verschiedenen
Dialekten im Anlaut nach hinne, hiyye, huwwe gerichtet haben, nämlich:
hint(e) 2. sg.m.
hinti 2.sg.f
hinto 2. pl.m.
hintni 2.pl.f**
in einem kleinen Gebiet um Qirdälia herum auch:
hana l.sg.c.
Für die Dialekte mit communis-Formen mit -n wie hinnön, hinnin,
hinnen, hinnin, hinnon, hinnun, muß man nun notwendigerweise eine
Vorstufe mit Genusdifferenz annehmen, wobei man, nachdem ja hinnun
*^ So auch in den Dialekten von Rastan (hinne), Xän Sexün, Dädix, Qizhil.
Vgl. a. die Parallelität zum Neuwestaramäischen: ha£6, haSS, haöxun, hai- xen.
Noch einmal zum Problem der Personalpronomina 247
m. — hinnini. vorliegen, andererseits hinni pl.c, hunnipl.c. und hunni
pl.m. — hinni pl.f., als wahrscheinlichste armehmen darf:
Da nun in diesen Dialekten *i und *u als getrennte Phoneme in
geschlossener Anlautsilbe erhalten sind, die DiEMsche Erklärung fiir
-un, -in somit nicht gültig ist, muß -n anders gedeutet werden. Hier bie¬
tet sich nun, und zwar auch fiir Fonnen ohne -n, als eleganteste Lösung
nur das aramäische Substrat an, nämlich hennön — kennen oder wie im
Neuwestaramäischen hinnun — hinnen. Diese konnten direkt übemom¬
men werden als hinnön, hinnon, hinnin, hinnin, oder man kann Kreu¬
zung mit arabischen Formen annehmen wie etwa im Falle von Mnin:
hunnin, wo das /u/ der arabische Anteil der Form wäre (aus einer Vor¬
form *hum, *humma oder auch *hunna). Da hunni pl.c, hinni pl.c. und
hunni pl.m. — hinni pl.f vorliegen, können wir als eine Vorstufe *hunni —
hinni ansetzen, bzw. *hunne — hinne. Ob diese ihrerseits rein innerara¬
bisch entstanden ist oder unter Einfluß des Aramäischen ist vielleicht
Glaubenssache. In dem einen Fall, im Qalamün, hat sich die Maskulin¬
form als communis-Form durchgesetzt, so auch bei hinnon, hinnön. Im
anderen Fall ist es anscheinend eine Femirünform, für die, will man
nicht Phonetisches aimehmen wie oben, man wieder beim aramäischen
Substrateinfluß ansetzen kann. Geht man von einer relativ langen
Phase der Zweisprachigkeit aus*', von aramäischen Formen wie etwa in
Ma'lüla hinnun — hinnen, so hätte der zweisprachige Sprecher z. B. über
folgende Paradigmen verfugt:
aram. arab. oder aram. arab.
*hinnun m. *hunne *hinnun m. *hum(ma)
'''hinnen f. "^hinne '''hinnen f. '*hinne
In drei der Formen steht /i/, und als sich nun ein Zusammenfall der For¬
men anbahnte, hat sich schlicht die Form mit dem frequenteren Vokal
durchgesetzt, also hinne/hinni, wobei dieses wiederum hinnen, hinnen
wegen /e/ in der Endsilbe (später ""hinnin > hinnin, vielleicht p.a. zur
Pluralendung -in, vgl. Anm. 16) nachgezogen haben kann. Auch eine
Das Neuwestaramäische war im vorigen Jahrhundert nach Petermann
(1865) 401 noch verbreiteter. Er zitiert es auch für 'En atTine (den Ort vor Ma'iüfa, der früher auch christlich war) und Nabk (mit einem relativ h^hen An¬
teil von Christen), wo heute Arabisch gesprochen wird. In Nabk und 'En atHne ist der Lautwandel *ä > ö besonders stark ausgeprägt. Nach ihm war a.a.O. das Syrische im 15. Jhdt. noch „Landessprache der Christen".
'''hinnon — hinnen '"hinnön — hinnin
-(h)on -(h)on
-(h)-en -(h) -en
oder mit /u/, /i/
Peter Behnstedt
communis-Form im Aramäischen ist denkbar (vgl. Ma'lüla), die sich mit
den arabischen Formen auf -e gekreuzt haben mag. Es ist hier alles
Mögliche denkbar, und Aleppo hat hier drei Formen: hinne, hinnen,
hinn.
Für aramäischen Substrateinfluß spricht auch der dialektgeogra¬
phische Befund. Die Formen mit -w finden sich in einem Gebiet Syriens,
in dem sich die aramäischen Isoglossen konzentrieren.** Generell ist
aramäischer Substrat«influß in den syrisch-arabischen /wK^ar-Dialekten (speziell im Gtebirge) viel ausgeprägter als etwa koptischer in Ägypten.
In den syrisch-arabischen Äa<iar-Dialekten findet er sich auf allen
Sprachebenen, wohingegen Koptisches sich im Ägyptisch-Arabischen
i.W. auf den bäuerlichen Fachwortschatz beschränkt.** Insofem wäre
auch die Übemahme aramäischer Pronominalformen oder zumindest
ihr Einfluß auf die arabischen nicht verwunderlich.
3. Es bleibt noch das irakische Argument zu besprechen. W. Diem
meint, daß sich bei Annahme aramäischer Substratwirkung doch auch
*' Etwa fä'üra „einjährige Ziege" (zu aram. z'r, ^'r „klein", arab. ^gr), Salfün
„junger Hahn" (mit aram. Diminutivsufiix) , zega/zäga „junge Henne" (zu zagtä
„idem", m. zäg Junger Hahn"; arab. zäg = „Krähe"), ^umd „Pflug" (zu ^'mad
„(an)binden, anspannen").
*° Vgi. dazu die einschlägigen Kapitel in Diem (79). Zu lexikalischen Kopti- zismen auch Bishai (64) und Beh (81). Hervorzuheben ist, daß es quasi keine alltäglichen koptischen Wörter im Äg. Ar. gibt, im Gegensatz zum Syrisch-Arabi¬
schen (etwa Söb „Hitze", Satah „ausstrecken"), und ein Wort der äg. Kinder¬
sprache, nämlich mbü „Wasser", das Bishai (64) 43 für koptisch hält, ist schlicht ein Lallwort, das sich genauso im Omanischen fmdet, Reinhardt (1894) 125 mbüh.
Auf der phonologischen Ebene lehnt Diem (79) 45/6 im Gegensatz zu
Fleisch (86) 45-50 Substratwirkung bei ä > ö nicht ab, meint jedoch, daß man lur eine bessere Einschätzung des Phänomens die das Neuwestaramäische
umgebenden arabischen Dialekte näher kennen müßte. Diese sind inzwischen
von mir untersucht worden, doch soll die teilweise recht komplizierte Verteilung von 5 und e für *ä an anderer SteUe besprochen werden, eine allgemeine Karte dazu in Beh (90).
Im Dialekt von Mhardi, sehr viel weiter nördlich gelegen als der Qalamün, kommt /ö/ nur in Einsilblem oder in betonter geschlossener AuslautsUbe vor:
dön „Ohr", qöl „er sagte", rös „Kopf", aber qälat „sie sagte", siyyära „Auto" (pl.
siyyäröt), rasen, die Verteilung ist also ähnlich der des Neuwestaramäischen.
Fleisch a.a.O. scheint mit dem Hinweis auf das Jakobitische ä > ö und dessen Zentren Edessa, später Nisibin, insinuieren zu wohen, daß diese viel zu weit ab liegen von dem libanesischen ö-Gebiet, als daß man es zum Vergleich heranzie¬
hen körme. *ä> ö liegt jedoch noch viel weiter nördlich vor, in dem erwähnten Mhardi, aber auch noch in Salqin westlich von Aleppo.
Noch einmal zum Problem der Personalpronomina 249
im Irak, der ebenfalls aramäisches Sprachgebiet war, entsprechend
zum Syrisch-Arabischen Formen mit /n/ finden müßten. Hier ist
zunächst zu bedenken, daß ein Großteil der bekannten(!) irakischen
Dialekte beduinischen Typs ist^°, ähnlich wie im Osten Syriens. Diese
Dialekte sind jüngeren Ursprungs'"' und stellen nicht das Arabisch dar,
das zu einer Zeit gesprochen wurde, als im Irak das Aramäische noch
weiter verbreitet war. Es ist hier eine relativ bewegte Siedlungsge¬
schichte anzusetzen mit Kommen und Gehen von Stämmen und ihren
Dialekten. Der Irak ist nicht unbedingt mit Syrien zu vergleichen, und
wenn Dialekte zu vergleichen sind, dann nicht ländlich-beduiiüsche,
sondern allenfalls die alter städtischer Zentren.Hier ist in erster Linie
and die g.>i<M-Dialekte zu denken. Im anatolischen Bereich, in dem sich
auch bedeutende aramäische Sprachinseln befinden (oder sich bis vor
kurzem noch befanden), herrschen Formen vom Typ hmne vor, ebenso
antan^'. Die bisher bekannten irakischen qD, selbst die nördlichsten,
haben alle Formen mit /m/, doch ist hier noch nicht das letzte Wort
gesagt.^*
[Korrekturzusatz:] Kurz vor Abschluß meiner Feldforschungen für einen
Sprachatlas vos Syrien habe ich im zentralen Alawiten-Gebirge in dem Dorf
M'arrin noch völlig neue Pronominal- und Verbalformen entdeckt, nämlich:
2. pl.m. hinto -ken maakto 2. pl.f. hintni -kin msakitni
3. pl.m. hinnen -hen masko 3.pl.f hinnin -hin msakni
e und i fiir Mask, und Fera. sind recht ungewöhnlich, und eine solche VerteUung findet sich nur noch bei den Demonstrativa:
1 pl.m. hawdet pl.f hawdit
II pl.m. hawket pl.f hawkit
Deren Endsilbe kann in Pausa gelängt werden: [hawde:t], [hawdi:t]. Es ist also wahrseheinlich, daß sich eine ursprünghche M.-Form *Ämnönoder *AinnM«nach
S. Ingham (1982).
Vgl. Oppenheim (1983) I 270,273, (1952) III 175«"., 188 „Beduinisierung des Irak seit der Mongolenzeit".
Eine Sondersituation in Baghdad, wo der muslimische Dialekt die jüngere Schicht darstellt, s. Blanc (1964).
0. Jastrow (1978) 128,130.
°* Vgl. O. Jastrow (1990) 8. In einer schriftlichen Mitteilung meint er, daß es
„im ganzen Irak überhaupt keine Formen mit /n/" gibt. Zum bisher nicht näher
bekannten Dialekt von 'Ana konnte ich in Albü Kmäl, am Euphrat an der
syrisch-irakischen Grenze, Material sammeln. Dieser Ort ist vor ca. 130 Jahren von Aussiedlem aus 'Äna gegründet worden. Auch dieser Dialekt hat keine For¬
men mit /«/.
250 Peter Behnstedt
dem entsprechenden Demonstrativum gerichtet hat. In diesen ihrerseits eigen¬
artigen Demonstrativa ist -t ein demonstratives Bildungselement, das sich z. B.
auch im Äg.Ar. in Formen wie hiyyal „sie", diyyat „diese" findet, e in der End¬
silbe erklärt sich nach dem in der Gegend üblichen Lautwandel -KaK > -KeK etwa in ma'laf> ?7ia7e/„Futtertrog", aswad > aswed „schwarz", walad > waled
„Junge", so daß man also auf Grundformen *hawda(t) — *hawdi(t) kommt, die sich parahel zu den Sg.-Formen häda — hädi I, häka — häki II verhalten.
Lage der erwähnte Orte 1 Aleppo
2 Salqin 3 Taftanäz
4 Dadix
5 Tall Minnes 6 aäSabatliye 7 Räs aäSamra 8 Lattakia 9 Qirdäha 9a gsSqelbiye 10 Qal'at 3lMu<}iq
11 Xän Sexün
12 'En aSSarqiye 12a öammäm alQrähle 13 Salhab
13a Banyäs
14 Abu Qbes
15 zZayni (Lewin) 15a Mhardi
16 Mürek
17 Tayyibt al'Iniäm 18 Sörän
19 Qamä
20 Mü'a
21 Kafrün 22 Marmarita 23 Rastan 24 Qizbil
25 yom?
26 Zedal
27 Säyed
28 Furqlus
29 Sadad
30 gafar 31 Qariten
32 Nabk
33 Ma'lüla 34 'En 3t-Tine 35 Öerüd 36 M'addamiye
37 MniiV
38 Damaskus
13a,
27 '»28
•29
So .31
.32 33^
34* ^5
.37 ^6
38«
o
ungefähres Verbreitungsgebiet von M.- und F.-Formen im Plural^'
Im Norden schließt sich das Gtebiet nahtlos an das M.-P. Gebiet der bedui¬
nischen Dialekte an.
Noch einmal zum Problem der Personalpronomina 251 Literaturverzeichnis
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Barthelemy
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Cantineau (56)
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Diem (73) Diem (79) Fischer (59) Fleisch (86)
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GvGI
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Von Wilhelm Hoenerbach (f)
In memoriam aeternam auctoris defuncti
1. Silbenmessende Vulgärmetrik: Ein Widerspruch in
sich selbst?
In den 1 960er Jahren forderte meine Ansicht von der silben messen¬
den quzmänischen 2;a^ai-Metrik den Widerspruch des auf Silben Zäh¬
lung beharrenden Altmeisters E. Garcia Gömez heraus. Damals ver¬
faßte ich eine Replik, publizierte sie jedoch, um eine — wie mir schien —
unnötige Verlängerung unserer Auseinandersetzung zu vermeiden, vor¬
derhand nicht. 1972 edierte der rege Forscher seine Ibn Quzmän-
Gesamtausgabe auf der Grundlage metrischer Untersuchungen und
betonte den gegensätzlichen Charakter seiner These: „tesis siläbico-
acentual" gegen „cuantitativa cläsica" (E. Garcia Gömez; Todo Ben
Quzmän. Madrid: Editorial Gredos 1972). Das eminente Werk bietet
metrische, den romance- Verhältnissen nahekommende Interpretatio¬
nen, die bereits ein Jahr später in der Rezension Elias Teres den
Rang einer „doctrina clarividente" einnehmen sollten (Elias Teres:
Ben t^zmän, interpretado por Garcia Gömez. In: Arbor No. 325 [Januar
1973]). Meine (von H. Ritter geteilte) Meinung war als „escepticismo
pragmatico resignado de Hoenerbach y Ritter" etikettiert worden. 1980
erbrachte F. Corriente klärende Einsicht (F. Corriente: Grama¬
tica, metrica y texto del cancionero hispanodrabe de Abän Qazmän. Madrid
1980). Seine Stellungnahme zum Problem za^aZ-Metrik geht von strikt
philologischen Voraussetzungen aus (Textausgabe in Original- und
Umschrift, grammatische Aufstellung verfugbarer andalus-vulgärarabi- scher Daten).
Corriente nennt die alten Anschauungen „zwei entgegengesetzte
Hypothesen" : Nach der ersten wäre die quzmänische Metrik schlechter-
* Die beiden folgenden Aufsätze von Wilhelm Hoenerbach wurden vom
Herausgeber unter einer neuen Überschrift zusammengefaßt. Das Erscheinen
der Fahnen des ersten Aufsatzes hat der Verfasser noch erlebt. Er konnte die Korrekturen aber nicht mehr selbst lesen. Der zweite Aufsatz wurde erst nach seinem Tode zum Satz gegeben.