SS 2014 Jetlir Duraj (geText von Marcus Kaiser) Wahrscheinlichkeitstheorie
L¨osung zu H2, Blatt 10
Bevor wir H2 l¨osen beweisen wir den folgenden Satz.
Satz Falls Xn
n→∞−→ XP-f.s., so sind die folgenden Aussagen ¨aquivalent:
(i) {Xn :n≥0} ist gleichgradig integrierbar, (ii) Xn n→∞−→ X inL1,
(iii) E[|Xn|]n→∞−→ E[|X|]<∞.
Beweis
(i)⇒(ii): Siehe Vorlesung.
(ii)⇒ (iii): Aus der Jensen’schen Ungleichung folgt, dass E[|Xn|]−E[|X|]
≤E
|Xn| − |X|
≤E[|Xn−X|]n→∞−→ 0.
(iii)⇒ (i): Sei
ΨM(x) =
x, auf [0, M−1]
0, auf [M,∞)
linear fortgesetzt, auf [M −1, M].
Mit dominierter Konvergenz erh¨alt man, f¨ur M groß genug, dass E[|X|]−E[ΨM(|X|)]≤ ε
3
Ausserdem impliziert die dominierte Konvergenz f¨ur feste M > 0, dass E[ΨM(|Xn|)]n→∞→ E[ΨM(|X|)].
Also gilt f¨ur n≥n0, f¨ur einn0 groß genug, dass E[|Xn|,|Xn|> M]≤E[|Xn|]−E[ΨM(|Xn|)]≤ E
(iii)[|X|]−E[ΨM(|X|)] + 2ε 3 ≤ε.
W¨ahle nun M noch gr¨osser, sodass sup
n≤n0
E[|Xn|,|Xn|> M]≤ε.
Hieraus folgt nun, dass f¨ur alleM gross genug gilt, dass sup
n∈N
E[|Xn|,|Xn|> M]≤ε.
Hieraus folgt (i).
Nun kommen wir zum Beweis von H2:
Wir wissen aus dem obigen Satz, dass 1,2 und 3 ¨aquivalent sind, da 1. ⇔ (ii), 2. ⇔ (i) und 3. ⇔(iii).
Wir zeigen nun 3.⇒4. und anschliessend 4.⇒1..
Sei alsoE[M∞] = 1. Dann gilt, dassM∞>0 mit positiver Wahrscheinlichkeit⇔√ M∞ >
0 mit postiver Wahrscheinlichkeit. Also gilt E[√
M∞]>0.
Weiter gilt
∞
Y
n=1
Ehp Xni
= lim
m→∞
m
Y
n=1
Ehp
Xni Unabh.
= lim
m→∞E
" m Y
n=1
pXn
#
= lim
m→∞Ehp Mmi
≥Ehp M∞i
>0,
wobei wir bei der ersten Ungleichung neben dem Lemma von Fatou die (Folgen-)Stetigkeit von √
· verwendet haben. Somit haben wir 3.⇒4. gezeigt.
Nun zeigen wir noch, dass 4. ⇒ 1. gilt. Sei hierf¨ur bn := Qn
i=1E[√
Xi] und b∞ = Q∞
i=1E[√
Xi]>0. Definiere weiter Tn :=Qn
i=1Zi mit Zi =√
Xi/E[√ Xi].
Bemerkung: Zi ist wohldefiniert, da E[Xi] = 1 impliziert, dass √
Xi > 0 mit positiver Wahrscheinlichkeit eintritt und daher gilt, dass E[√
Xi]>0.
Mit der obigen Definition gilt, dassE[Xi] = 1 und (Ti)i∈N ist wieder ein Martingal wie in Aufgabe T3, welches gegen P-f.s. gegen ein T∞ konvergiert.
Ausserdem k¨onnen wir aus
E[Tn2] = 1/(b2n) folgern, dass
sup
n∈N
E[Tn2] = 1/(b2∞)<∞
und erhalten damit, dass (Tn)n∈N ein in L2 beschr¨anktes Martingal ist (hier haben wir benutzt, dass 0< bn≤1, n ∈N gilt). Also gilt nach dem Martingalkonvergenzsatz in der Lp-Version f¨urp= 2, dassTnn→∞−→ T∞ P-f.s. und inL2.
Weiter gilt, dass der Grenzwert durch T∞ =√
M∞/b∞ gegeben ist.
Durch Umstellen der Formel erh¨alt man nun, dassMn=Tn2b2nf¨urn≥1 undM∞=T∞2b2∞. Daraus folgt mit der Cauchy-Schwarz-Ungleichung, dass
E[|M∞−Mn|] =E[|Tnbn+T∞b∞||Tnbn−T∞b∞| ≤E[|Tnbn+T∞b∞|2]1/2E[|Tnbn−T∞b∞|2]1/2. Als n¨achstes Zeigen wir, dass der erste Erwartungswert gleichm¨assig (in n) beschr¨ankt und der zweite eine Nullfolge ist:
Hierzu gilt
E[|Tnbn+T∞b∞|2]≤2E[Tn2]b1+ 2b2∞E[T∞2]≤2b1sup
n∈N
E[Tn2] + 2b2∞E[T∞2]<∞.
Weiter haben wir
E[|Tnbn−T∞b∞|2]1/2 =kTnbn−T∞b∞k2 ≤ kTnbn−Tnb∞k2+kTnb∞−T∞b∞k2
=|bn−b∞|kTnk2+|b∞|kTn−T∞k2 n→∞−→ 0.
Hieraus folgt die Behauptung.