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Die Kirchengeschichte des Catholikos SabMso' I.
Von Igrn. Guidi.
Die Schlussseite einer vatik. Handschrift, der syrischen 183,
enthält eine kurze Erzählung aus der Lebensgeschichte des Patri¬
archen Sabhrisö' 1 (.596—604)'). Seltsamerweise erklärt Assemani
Bibl. Or. III. I, 448 die genannte Erzählung für ein Bruchstück
der Kirchengeschichte, die er dem Sabl'risü" zuschreibt. Scripsit,
heisst es dort , Historiam Ecclesiasticam , cuius fragmentum de
Mauricio Imijeratore extat cod. syr. 20 (jetzt 183). Die Angabe
ist in den Anmerkungen zum Chronic. Ecclesiast. des Barhebraeus
(ed. Abbeloos et Lamy, Sect. II, 107) wiederholt: Sabariesus scripsit historiam ecclesiasticam.
Dass Sablirlsö' I eine Kirchengeschichte verfasst hat, ist meines
Wissens nicht nachzuweisen, und, wenn ich richtig vermuthe. auch
wenig wahrscheinlich. Die Kirchengeschichte soll bei den Nesto¬
rianern erst von Isöjabh von Adiabene (640—660) an gepflegt wor¬
den sein; s. Bild. Or. III, I, 148, u. bes. 633. Ich will die
absolute Richtigkeit dieser Notiz gar nicht behaupten, (vgl. ibid. 216)
aber sie wäre unbegreiflich, wenn ein so gefeierter Mann, wie
Sab'irisö', eine Kirchengeschichte wirklich geschrieben hätte. Auf
jeden Fall schon der einfache Wortlaut unserer Erzählung lehrt,
dass sie nicht einer vermeintlichen „Historia Ecclesiastica" des
Sabhrisö' entnommen ist. Ich theile hier den , wenn nicht sehr
wichtigen, doch kurzen Text vollständig mit.
Cod. vatic. Syriac, 183, fol. 367, a -):
1) Vgl. A-ssemamii Bihl. Or. II, 415; III, I. 441 — 448 Barhebr. Chron.
Eccles. ed. Abbeloos et Lamy, Sect. 11, 107. Nacb einer freuniUichen Mit¬
theilung von Baron v. IJosen ivird in dem Buehe über die Nestorianer, des russischen Bischofs Sophnni (CoBpeMeHIlUH fjUT'l, II .lIITypriiI u. s. vr., S.
Petersb. 187(1 1 Sabhrisö' I gar nieht erwähnt.
2) S. Bihl. Apost. Valic. Catal. III, .'187; wo richtiger: fragmentum ex Ecclesiastica historia do ."^abarjesu u. s. w. Die Handschrift (wie gewöhnlich die nestor. Handschr.) ist vollständig vokalisirt, und mit Qussajä. Kukkäkt'a u. s, w.
versehen; ich habe fast nur solche Vokale beibebalten die den Ostsyrern eigen¬
thümlich sind.
Bd. XL. 37
560 Guidi, Die Kirchengeschichte des Catholikos SahhrUd' I.
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Es liegt also hier ein Theil der Legende des Sabhrisö' vor,
und zwar der nemliche, welcher in Asseman, Bil/L Or. IH, I, 447
mitgetheilt wird ; wo indessen die Erzählung, theilweise wenigstens,
vollständiger gehalten ist. Wie manche andere nestorianische Hei¬
ligenlegenden (z. B. St. Eugen, St. Georg, Mär-Jaunän, u. a. m.) so
ist auch die des Sabhrisö', poetisch, oder wenigstens metrisch und
zwar von Gabriel Metropoht von Mossul (Ende des XHL und Anfang
Guidi, Die Kirchengeschichte des Catholikos SabhriSo' I. 5g [
des XIV. Jahrh.) bearbeitet worden; unsere Erzählung wird jedoeh
Yon ihm uicht erwähnt '). Was die Quelle des vatikanischen
Fragmentes betrifft, so lässt sie sich mit Sicherheit nicht bestimmeu.
VieUeicht geht sie (wie Assem. III, I, 447), wenn auch nicht un¬
mittelbar, auf das auch von Elias v. Nisibis stark benutzte '^ dq,
|0A.obJO; ) ' •^ 1 zurück. Assemani scheint . <r»« Jr>-^m\ n ^
>i,Qji^;riOD statt v\o» ,\~\<X> CMfe«.. \ JjQ-^XJQ^JO ^
gelesen zu haben, und so hat er eine soust nicht bekannte Kirchen¬
geschichte dem Sabhrisö' zugeschrieben.
1) Cod. vat. SJT. 180, f. 109 folg. Cardahi, Liber thesauri 107, hat ein langes Bruehstück aus der ersten Hälfte dieser weitläufigen Dichtung heraus¬
gegeben. Zu den metrischen Bearbeitungen von Heiligenlegenden gab die
liturgische Feier Veranlassung.
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Mu'tadid als Prinz und Regent,
ein historisches Heldengedicht von Ibn el Mu'tazz,
herausgegeben, erläutert und Ubersetzt von Carl Lang.
Die Pariser Handschrift (P) der bibl. uat. No. 1439 (vom J.
1007 d. H.), in welcher uns der Diwäu des Ibn el Mu'tazz voll¬
ständig gerettet ist, sowie die freilich recht nachlässige fragmen¬
tarische Handschrift der Königl. Bibl. zu Kopenhagen No. CCLI
(K vom Jahre 1043), welche wie jene der Redaetion des §üli
(t 330 in ßa.sra, Fihr. p. 316) folgt, enthalten beide als erstes der
auf ^;) reimenden Lobgedichte (P fol. 72 v, K f. 92 r) eine inter¬
essante, 419 Verse umfassende ä-, welche fast wie eine
geschichthche Monographie in Versen erscheint und sich von aUen
übrigen Lobgedichten durch ihre epische Anlage so unterscheidet,
dass sie aus dem Diwän ausgeschieden und besonders edirt und
betrachtet zu werden verdient. Sie besingt die Helden- und Herrscher¬
laufbahn des Abü'l 'Abbäs Ben el Muwaffaq von seinem ersten
Auftreten (266) bis zu seinem Tode (289) und ist in Regez-Versen
abgefasst, weil sie von vorn herein auf einen Umfang angelegt war,
bei welchem der durchgehende Reim dem Dichter unüberwindliche
Fesseln aufeidegt hätte.
Die hier folgende Edition hält sich möglichst an den Pariser
Text ; der Kopenhagener, f'ür dessen gütige Mittheilung ich meiuem
Freunde Prof Buhl den herzlichsten Dank ausspreche '), ist zwar
vielfach durch die Unkenntniss des Abschreibers entstellt , bietet
jedoch nicht selten die richtigere oder doch eine sehr instruktive
Lesart. Offenbare Schreibfehler sind nur, wo sie in keinem Falle
lehrreich sein konnten, unberücksichtigt geblieben.
U Ebenso möchte ich an dieser Stelle Herrn Prof. Gildemeister, der mir in liebenswürdigster Weise seine Privatbibliothek zur Verfügung stellte und mich durch einige Ratbschläge und Belehrungen unterstützte, sowie Herrn Prof de Goeje, dem icb mehrere schätzenswortho sachliche Mittheilungen verdanke, den aufrichtigsten Dank sagen.
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