• Keine Ergebnisse gefunden

Ehrenamt in Treptow-Köpenick

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Ehrenamt in Treptow-Köpenick"

Copied!
24
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

neunzehn

Eine Fotoausstellung, die Freiwillige und Ehrenamtliche an „ihren Orten“ zeigt.

VON | Stefanie Beerbaum

Mit freundlicher Unterstützung

(2)

Das Freiwilligenzentrum Treptow- Köpenick ist ein Ort der Begegnung:

In unserer Einrichtung treffen wir jeden Tag Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen und über verschiedene Wege zu uns kommen. In der Beratung schauen wir auf das Leben der Besucher:

Was bewegt ihn oder sie? Warum soll es gerade ein bestimmtes En- gagement sein? Was erhofft sich die Person für sich? Die Besucher öffnen sich und geben ihre Lebens- wege preis.

Das Thema Ehrenamt ist damit ein zutiefst persönliches. Menschen, die ihre Zeit spenden, suchen auch hier Sinnhaftigkeit und Erfüllung.

Sie möchten eine Tätigkeit, die sie weiterbringt, die zu ihnen passt, die ihnen Freude bereitet. Dabei sind die Freiwilligen so unterschiedlich wie die Möglichkeiten, sich zu en- gagieren.

Ich widme mich in meiner Aus- stellung genau diesen Menschen.

Anhand von 19 Portraitfotos sollen vorsichtige Einblicke gewährt wer- den: Die hier dargestellten Per- sonen bilden einen winzigen Aus- schnitt unserer Gesellschaft.

Orchideen, der Hase, die Kunst im Souterrain, das nächtelange Bear- beiten der Familienchronik – das alles sind Elemente der persönli- chen Geschichte. Das Engagement ist ein Mosaikstein im Puzzle des jeweiligen Lebensweges.

Alle dargestellten Personen wur- den von mir an „ihrem Ort“ foto- grafiert – einem Ort, mit dem sie positive und vor allem persönliche Gedanken verbinden. Gemeinsam ist allen, dass sie überzeugte Trep- tow-Köpenicker sind. Auch, dass sie überzeugte Ehrenamtler/Frei- willige sind.

Wer, so wie ich, Lust hat auf ande- re Menschen, dürfte seine Freude haben an Einblicken, die über das klassische „Name, Alter, engagiert bei-Raster“ hinausgehen.

Niemand muss sich engagieren.

Alle können. Vielleicht entdeckt ja der eine oder andere beim Be- trachten der Bilder und dazugehö- rigen Geschichten Ideen, was ihm oder ihr gut tun könnte.

Seien Sie gut zu sich.

Stefanie Beerbaum

Vertrauen geschenkt und ihre Ge- schichte erzählt. Und sie gestatten mir, diese Geschichte der Öffent- lichkeit zu zeigen. Es waren herz- liche Begegnungen, die mir dauer- haft in Erinnerung bleiben werden.

Danke!

(3)

„Ich bin immer in Bewegung.“

„Seit elf Jahren leite ich meinen Chor. Neben den Proben nimmt die Liedauswahl, die Vor- und Nachbe- reitung der Proben und die Organi- sation der Auftritte viel Zeit ein, die ich sehr gerne investiere. Musik be- deutet mir sehr viel und ich glaube an die Kraft vom Musizieren. Ich bin überzeugt, dass ein Chor sehr viel Gutes tut: Für die Chor-Mitglieder ist es mitunter Hilfe zur Selbsthil- fe und dem Publikum bringen wir viel Freude.

Mein Engagement im Chor hält mich jung. Ich habe sehr viel Spaß, bin immer in Bewegung und hal- te mich fit. Ohne Chor wäre mein Leben langweiliger. Ich habe zwar einen Mann, einen Hund, Familie und Freunde, aber mir würde ein Leben nur zuhause nicht reichen.

Mir würde ohne meinen Chor etwas fehlen.“

BRIGITTE OTTO (74), aus Baumschulenweg Ehrenamtliche Chorleiterin der

Fröhlichen Herbstlerchen

(4)

„Ich mache das solange ich gesundheitlich kann.“

„Mir geht es sehr gut. Warum soll ich da nicht etwas von meinem Glück an andere abgeben? Meine Hündin Betty, mit der ich immer alles zusammen mache, und ich bringen etwas Abwechslung in das Leben der Heimbewohner. Manch- mal ist es schwer zu sehen, wie ver- einsamt die Leute sind. Wenn Betty und ich im Kleinen die Lebenssitu- ation etwas verbessern können, tut mir das gut. Über den Hund errei- che ich Menschen, die sich ansons- ten sehr in ihre eigene Welt zurück- gezogen haben.

In den Begegnungen lerne ich span- nende Lebensgeschichten kennen und spüre ganz stark die Dankbar- keit der Bewohner. Dabei ist mein Einsatz gar nicht so groß. Mein Leben wäre ohne Ehrenamt nicht langweilig. Aber etwas Zeit kann ich für andere abgeben. Und durch das Engagement, das für mich selbst- verständlich ist, spüre ich, wie viel Freude ich schenken kann.“

RÜDIGER WOJAHN (67), aus Köpenick Ehrenamtlicher Mitarbeiter im Hundebesuchsdienst

(5)

„Durch mein Engagement gerate ich nicht in den Strudel weiter abwärts.“

„Ich muss mein Gleichgewicht fin- den. Seit der Diagnose Depression arbeite ich nicht mehr. Auch mei- ne sozialen Kontakte sind dadurch kaum noch vorhanden. In meinem Engagement, das ich seit 2 Jahren ausübe, suche ich Beschäftigung und Kontakte. Den Anstoß habe ich in einer Gruppentherapie bekom- men. Dabei ist im Seniorenheim der Vorteil, dass ich die Tätigkeit wech- seln kann, wenn mir etwas zu viel wird. Auf Dauer bin ich nämlich kein Gesellschafter-Typ.

Lange Gespräche strengen mich doch sehr an. Mein Engagement ist auch so etwas wie Eigentherapie – ich brauche die Regelmäßigkeit und den Zwang dazu. Und es ist schön zu sehen, wie die Leute sich freu- en, wenn ich komme. Da ich durch meine Erkrankung sehr verspannt bin, ziehe ich mich immer vormit- tags eine halbe Stunde zurück und mache progressive Muskelentspan- nung. Das hilft mir sehr und dadurch wird das Fenster meiner Aufmerk- samkeit auch wieder größer.“

PATRICE RÜCKER (42) Ehrenamtlicher im

Seniorenheim Müggelschlößchenweg

(Garten / Besuchsdienst / Begleitung Spaziergänge)

(6)

„Ich gehe nach Hause und spüre:

das war eine gute Stunde.“

„Vor ungefähr 4 Jahren habe ich begonnen, die Kegelgruppe im Se- niorenheim Müggelschlößchenweg zusammen mit einer Kollegin ehren- amtlich zu leiten. Damals war mein Berufsleben als Physiotherapeutin und Dozentin zu Ende und es war klar, dass ich mir etwas Passendes suche. Ich bin ganz einfach nicht der Typ, nur zuhause zu sein. Über eine Bekannte habe ich das Heim ken- nengelernt und sofort begonnen.

Kegeln passt zu mir – ich war mein Leben lang in Bewegung, treibe viel Sport und habe daran meine Freude.

In der Kegelgruppe kann ich für ein wenig Bewegung und Sportsgeist sorgen und Abwechslung in den Heimalltag bringen. Die Dankbar- keit, die ich dort erfahre, trägt mich.

Mein Engagement findet in einem klaren zeitlichen Rahmen statt: alle zwei Wochen für jeweils eine Stun- de. Mehr könnte ich im Moment auch gar nicht einbringen, weil ich sehr aktiv bin, viel reise oder mit meinem Mann unsere wundervolle Umgebung hier in Köpenick genie- ße. Ich bin ein glücklicher Mensch und habe alles, was ich brauche.“

MARIA SEIDEL (68), aus Köpenick Ehrenamtliche im

Seniorenheim Müggelschlößchenweg (Kegelgruppe)

(7)

„In meinem Leben hat sich immer alles günstig entwickelt.“

„Mein Glaube spielt in allem, was ich tue, eine wichtige Rolle. Ich möchte der Gesellschaft etwas zu- rückgeben. Schon früher habe ich mich in meiner Kirchengemeinde engagiert. In der Sozialkommis- sion koordiniere ich meine Grup- pe. Diese Leitungsposition bin ich gewohnt – auch beruflich hatte ich als Ingenieurökonomin immer Führungspositionen inne. Als be- rufstätige Mutter mit drei Kindern habe ich auch früh gelernt, mich zu organisieren. Das hilft mir auch heute noch.

Vormittags bin ich durch mein Eh- renamt und verschiedene Termine ausgebucht. Nachmittags gehe ich meinen privaten Verpflichtungen nach. Hier gönne ich mir aber auch die Zeit, für mich zu sein und zur Ruhe zu kommen. Wenn ich zurück schaue auf mein Leben, kann ich sagen: bei mir hat sich immer al- les so ergeben, dass es mir nie zu viel wurde. Ich fühle mich wohl und bin dankbar, dass ich über mein Ehrenamt anderen so viel Freude geben kann.“

MECHTHILD HARTUNG (77), aus Altglienicke Ehrenamtliche Leiterin der

Sozialkommission Altglienicke

(8)

„Meine Kirche ist meine Heimat.“

„Ich bin überzeugter, praktizieren- der Christ. Deshalb ist mein Enga- gement in der Gemeinde selbst- verständlich. Seit ich im Ruhestand bin, setze ich mich noch mehr ein.

Dadurch kommt auch gar nicht erst Langeweile auf.

Vormittags bringe ich mich da ein, wo ich gebraucht werde, nachmit- tags lasse ich den Tag ausklingen.

Gerade die Arbeiten im Pfarrgarten machen mir Spaß. Ich bin als Lau- benpieper groß geworden und brau- che den Umgang mit Grünpflanzen.

Ich bin auch stolz, wenn der Garten gedeiht.

Nach dem Tod meiner Frau habe ich ihr Ehrenamt übernommen und ko- che regelmäßig für den Pfarrer. Da- für habe ich mir das Kochen vor zwei Jahren beigebracht und freue mich, dass ich das heute so gut kann.

Meine Kirchengemeinde gehört zu mir – ich werde hier immer ver- wurzelt sein und bleiben. Auch, weil meine Frau hier begraben ist.“

DIETER RADKE (63), aus Schöneweide Ehrenamtlicher in der

Antoniuskirch-Gemeinde Schöneweide

(9)

„Ich will mich mit meiner Kompetenz für etwas einset-

zen und Neues anschieben.“

„Ich bin ein sehr analytischer Mensch. Sowohl in meinem frü- heren Beruf als kaufmännische Leiterin eines Medizinelektronik- Unternehmens als auch in meiner Freizeit und im Ehrenamt habe ich mich immer voller Eifer mit Zah- len und Logik beschäftigt. Ich kann stundenlang in die Erstellung un- serer Familienchronik versinken, bei der ich Zeitachsen und Ver- knüpfungen so lange kombiniere, bis ich weitere Details über meine Vorfahren zutage bringe.

In meinem Engagement ist es ganz ähnlich: Ich beschäftige mich als Fachfrau mit wirtschaftlichen Belangen, analysiere Gesetze und erstelle Gutachten. Dabei strei- te ich mich oft und gerne auf der fachlichen Ebene. Das macht Spaß und bringt unmittelbare Erfolgs- erlebnisse: gewonnene Gerichts- verfahren, Veröffentlichungen und erreichte Meilensteine in der po- litischen Arbeit sind die Früchte meines Engagements.“

Dr. CLAUDIA KÖPKE (61), aus Bohnsdorf Ehrenamtliche Sprecherin

Fachgruppe „kommunale Gebühren“ beim

Verband Deutscher Grundstücksnutzer (VDGN) e.V.

(10)

„Ich horche auf meine Bedürfnisse und achte sehr genau darauf, was mir gut tut und was nicht.“

„Ich engagiere mich direkt vor mei- ner Haustür, denn ich bin ein be- quemer Mensch. Einmal pro Woche gehe ich mit dem Kaninchen Laura Bewohnerinnen und Bewohner des Heimes besuchen und schaffe es, über das Tier Kontakt zu den oft dementen Menschen zu bekom- men. Für mich ist diese Tätigkeit ideal: ich kann anderen helfen und bekomme ganz viel zurück und kann meine Tierliebe ausleben.

Dabei muss ich mich mit nieman- dem abstimmen. Ich bin nämlich eher Einzelgängerin und intensive

Einzelbegegnungen sind mir viel lieber als Teil einer Gruppe zu sein.

Wenn mir das Erlebte zwischen- durch zu nahe geht, ziehe ich mich zurück. Mir bringen die Besuche innere Ruhe und Anerkennung. Die- se Bestätigung, noch gebraucht zu werden, ist mir wichtig. Auch, weil ich allein lebe und nur noch in Teil- zeit arbeiten kann. In meinem Leben habe ich viel erlebt und habe jetzt zu mir gefunden. Ich achte darauf, dass ich mich nicht verbiege und mache alles, was ich tue, sehr bewusst und immer aus freien Stücken.“

GABRIELE GRÄBITZ (59), aus Köpenick Ehrenamtliche im

Seniorenheim Müggelschlößchenweg (Hasenbesuchsdienst)

(11)

„Die Freude, die ich geben kann, macht süchtig. Und genau das macht es auch so gut.“

„Ich bin sehr gerne mit älteren Leuten zusammen. Sie strahlen eine Gelassenheit und Wärme aus, die mir sehr viel gibt. Das gilt für meine künstlerische Arbeit, bei der ich oft alte Menschen portraitiere und für mein Engagement.

In unserer auf Kommerz ausgerich- teten Welt ist es meiner Meinung nach ganz entscheidend, etwas zu geben, ohne dafür etwas zu verlan- gen. Und ich bekomme immer viel mehr zurück als ich gebe.

Die Freude und Dankbarkeit, die ich durch mein Engagement erfahre, wirkt intensiv auf mich ein. Es sind immer tiefe Begegnungen.

Auch meine Einstellung zum Alter hat sich stark geändert: Mir wird durch mein Engagement immer wieder bewusst, wie wichtig Erin- nerungen sind. Deshalb schaffe ich mir meine Erinnerungen jetzt.“

BARBARA GERASCH (47), aus Friedrichshagen Ehrenamtliche im

Besuchsdienst und Hospiz der Sozialstiftung Köpenick

(12)

„Das Schicksal hat es sehr gut mit mir gemeint.“

„Ich bin seit 47 Jahren der Motor meines Vereins. Für mich ist es faszinierend zu sehen, dass hier über die Jahrzehnte eine Gemein- schaft gewachsen ist, die wie eine Festung ist. In dieser Festung ent- decken Frauen ihr künstlerisches Potential und es bringt mir sehr viel Freude zu sehen, wie die Frau- en beginnen, an sich zu glauben.

Wenn ich mit Blinden und Behin- derten arbeite, betrachte ich diese nicht als defizitär.

Sie haben mir gegenüber ande- re Vorteile, können zum Beispiel besser fühlen. Künstlerische Be- tätigung schafft persönliche Er- folgserlebnisse und gibt Kraft und Energie. Ich selbst bin immer ein zufriedener Mensch gewesen und teile gerne. Ich merke, dass ich ständig Freude verbreite. Genau das strahlt auf mich zurück. Meine Energie wächst ja immer nach und ich werde nie alle.“

MARGOT WOLFF (70)

Ehrenamtliche künstlerische Leiterin Collage e.V.

(13)

„Ich habe einzigartige Eindrücke sammeln dürfen, die ich gerne teile.“

„Die Liebe zur Fotografie habe ich schon während meiner Berufstä- tigkeit als technischer Assistent beim Fernsehen der DDR entdeckt.

Seitdem hat mich die Faszination nicht mehr losgelassen und ich habe fotografiert, Dias erstellt und gefilmt. Ich übe seit 2004 auch als Ehrenamtlicher mein Hobby aus.

Vor zwei Jahren ist für mich ein Le- benstraum wahr geworden: ich war mit meinem Sohn in San Francisco.

Auf dieser Reise habe ich Eindrü- cke gesammelt, die ich noch nie hatte und vermutlich nie wieder haben werde. Niemals hätte ich ge- dacht, dass ich so etwas Einzigarti- ges noch mal erleben darf.

Das Glück haben wenige in mei- ner Generation. Deshalb lasse ich heute andere an meinen Erlebnis- sen teilhaben, indem ich Vorträge halte. So bleiben auch für mich die Bilder präsent.“

OLAF BEILSCHMIDT (78), aus Altglienicke Ehrenamtlicher in der

Seniorenbegegnungsstätte Altglienicke („Hausfotograf“)

(14)

„Meine Welt ist kleiner geworden und ich muss sie intensiver betrachten.“

„Kreuzworträtsel reichen nicht, um sich fit zu halten. Das ist nur Ausfülltätigkeit. Das beste Mit- tel gegen Alzheimer ist, dass man seinem Gehirn immer wieder neue Eindrücke vermittelt. Das mache ich: Ich interessiere mich für die Welt, verschaffe mir Erfolgser- lebnisse und halte den Kontakt zu meiner Umwelt. Das ist der Motor für mein Engagement. Als Journa- listin schreibe ich für die Köpeni- cker Seniorenzeitung. Durch mein Schreiben spüre ich, dass ich noch gebraucht werde.

Und die vielen positiven Rückmel- dungen von der Redaktion und den Lesern tun mir sehr gut. Ich kann mir mein Leben ohne die Zeitung auch gar nicht vorstellen. In meiner Generation wachen viele morgens auf und es erwartet sie ein ganz langweiliger Tag. Dieses Gefühl kenne ich nicht. Ist eine Zeitung er- schienen, befinde ich mich schon in der Recherche für die nächste Aus- gabe. Zum Glück.“

GISELA TEWS (82), aus Köpenick Ehrenamtliche Redakteurin der Köpenicker Seniorenzeitung

(15)

„Nur, wenn es mir gut geht, kann ich für andere da sein .“

„Ich habe meinen Mann sehr lan- ge gepflegt und war selbst lange krank. In dieser Zeit habe ich sehr viel Unterstützung und Hilfe von anderen Menschen erfahren. Da- von gebe ich jetzt etwas zurück.

Wenn ich die älteren Menschen betreue und in Alltagsfragen bera- te und begleite, spüre ich, dass ich gebraucht werde. Dabei achte ich aber auch darauf, dass es mir nicht zu viel wird. Ich habe mein Leben lang sehr viel gearbeitet.

Die Auswirkungen vom enormen Stress spüre ich heute leider ge- sundheitlich. Deshalb achte ich auf ein ausgewogenes Verhältnis von Zeit für mich und für andere.

Um für andere da sein zu können, muss es mir gut gehen. Meine eh- renamtliche Tätigkeit empfinde ich als enorm sinnvoll, denn ich kann mich für ein selbstbestimmtes Le- ben im Alter einsetzen. Ein selbst- bestimmtes Leben möchte ich auch so lange es geht führen können.“

CHRISTINE BADEKOW (62), aus Köpenick Ehrenamtliche Mitarbeiterin im

Netzwerk „Leben im Kiez“

(16)

„Mir fiel damals die Decke auf den Kopf.“

„Ich habe mein Leben lang gerne gearbeitet. Plötzlich war ich im Jahr 2000 durch einen akuten Band- scheibenvorfall arbeitsunfähig und von heute auf morgen Hausfrau. Ich hatte viel zu viel Zeit und brauchte eine Aufgabe. Durch mein Engage- ment bei der AWO habe ich mein geregeltes Leben wiedergefunden.

Ich bekomme in meinem Tun die Bestätigung, gebraucht zu werden.

Gerade die generationsübergreifen- de Arbeit bringt mir das Gefühl, eine sinnvolle Tätigkeit zu haben.

Bei den vielen Begegnungen mit Senioren bekomme ich viel Wärme und Dankbarkeit zurück. Und das tut gut. Außerdem finde ich, dass man auch eine Verpflichtung der Gesellschaft gegenüber hat. Ich bin aufgrund meiner Krankheit beren- tet. So kann ich der Solidargemein- schaft, die für meine Rente aufkom- men muss, etwas zurückgeben.“

CHRISTIANE WERMKE (51), aus Köpenick Ehrenamtliches Vorstandsmitglied AWO Treptow-Köpenick

(17)

„Ich kann im Engagement von meinem Alltag abschalten.“

„Das Helfen steckte schon immer in mir drin. Und ich konnte mich schon immer freuen, wenn ich anderen Freude bringen konnte. In meinem Tun möchte ich das Zusammenge- hörigkeitsgefühl in unserem Kiez verbessern, das Miteinander der Generationen festigen und gera- de alten, einsamen Menschen zur Seite stehen. In den vielen Begeg- nungen spüre ich die Dankbarkeit, nicht vergessen zu sein. Das macht mir so viel Freude!

Ich bin ein optimistischer Mensch und möchte von meiner Lebens- freude etwas abgeben. Über mein Engagement kann ich auch meine persönliche, oft belastende Situ- ation verdrängen. Mein Mann ist unheilbar krank. Bis vor kurzem habe ich ihn gepflegt, jetzt ist er im Heim. Ich bin kein Mensch, der mit seinem Schicksal hadert. Im Ge- genteil: Bei mir ist das Glas immer halbvoll.“

IRENE KRUSCHKE (60+), aus Müggelheim

Ehrenamtliche Leiterin der Sozialkommission Müggelheim und Vorsitzende des Sozialbündnis Müggelheim e.V.

(18)

„Ich habe ein Herz für alte Menschen.“

„Ich bin ein unruhiger Geist, brau- che Abwechslung und Trubel im Le- ben. Gesellschaft und Kommunika- tion sind mir sehr wichtig. Deshalb bin ich bei meinem Frühstück für Seniorinnen, das ich gemeinsam mit meinen Kolleginnen seit sechs Jahren einmal im Monat für allein- stehende Damen organisiere, ge- nau richtig. Es ist schön zu sehen, wie sich die Damen auf diesen Tag und das Miteinander freuen. Ich habe das Glück, eine intakte Fami- lie zu haben, die mich sehr stärkt und mir Rückhalt und Kraft gibt.

Das sieht bei vielen Frauen hier im Kiez ganz anders aus. Wir leben hier seit Anfang der 60er Jahre und ich kenne fast alle. Und in dieser Verbundenheit setze ich mich ger- ne für andere ein und mache auch Lesungen oder zum Beispiel Weih- nachtsfeiern für die über 80jähri- gen. Die Dekoration dafür bastele ich selbst und es steckt immer ganz viele Liebe drin.“

URSULA SCHÖNING (68), aus Köpenick Ehrenamtliche

Wohnungsbaugenossenschaft Wendenschloß eG

(19)

„Durch mein Engagement überwinde ich meine Isolation.“

„Ich bin von Beruf Informatiker und liebe alles, was mit dem PC zu tun hat. Besonders gerne program- miere ich Internetseiten. Das habe ich immer gemacht und auch als Dozent gearbeitet. Vor fünf Jahren hatte ich einen Gehirntumor und es war ziemlich knapp für mich. Ich bin seit damals schwerbehindert.

Aber ich habe mir gesagt „sterben kannst du immer noch, also suchst du dir was sinnvolles.“ Ich erstel- le gerade als Ehrenamtlicher der AWO Treptow-Köpenick den neuen Internetauftritt.

Dabei lerne ich auch ständig dazu – zum Beispiel ist mir die Struktur eines Verbandes wie der AWO ganz neu. Meine Technikbegeisterung ist stärker denn je und ich freue mich sehr, wenn einzelne Bausteine und Seiten fertig sind. Ich finde es wich- tig, anderen zeigen zu können, was ich kann. Dass meine Arbeit dabei auch noch dem guten Zweck dient, ist doppelt schön.“

WOLF BERLIN (58), aus Oberschöneweide Ehrenamtlicher Webseitengestalter AWO Treptow-Köpenick

(20)

„Man verliert sonst den Draht zur jüngeren Generation.“

„Wir haben schon immer sehr viel zusammen gemacht und verbrin- gen gerne Zeit miteinander. Wir lesen auch beide viel und gerne.

Deshalb passt es sehr gut, dass wir zusammen einmal pro Woche als Lesepaten in einer Schule im Wed- ding versuchen, Kinder für das Le- sen zu begeistern. Das machen wir jetzt schon seit sieben Jahren und es macht nach wie vor Spaß.

Die Kinder geben uns ständig An- regungen zu Dingen, die man als Erwachsene gar nicht mehr sieht.

Dadurch, dass wir keine Enkelkin- der haben, lernen wir durch die Begegnungen sehr viel dazu. Es ist auch schön zu sehen, dass wir den Kindern etwas bedeuten. Wenn wir im Urlaub waren, kommen sie und sagen, dass sie uns vermisst ha- ben. Das tut gut.“

URSULA und PETER STREHLOW (64, 68), aus Köpenick Ehrenamtliche Lesepaten beim

Bürgernetz Bildung (VBKI)

(21)

„Und mein Mann ist auch froh, mich untergebracht

zu wissen.“

„Ich habe mein Leben lang gearbei- tet und wusste, dass ich mir auch im Rentenalter eine Betätigung suchen würde. Den ganzen Tag zusammen mit meinem Mann zuhause zu sein, ist nichts für mich. Dazu bin ich auch viel zu unternehmungslus- tig. Ich brauche Abwechslung, den Austausch mit anderen und immer neue Eindrücke. In meinem Enga- gement mache ich das, was mir auch beruflich als Buchhalterin viel Freude gemacht hat.

Ich bin verantwortlich für die Da- tenbank des Freiwilligenzentrums und habe hier genau den richtigen Mix aus PC-Arbeit und inhaltlichen Herausforderungen. Die Arbeit macht mir Spaß und außerdem ist es schön, jede Woche in ein Team zu kommen, das sich auf mich freut.“

BRIGITTE HERRMANN (66), aus Köpenick Ehrenamtliche Datenbankkoordinatorin im Freiwilligenzentrum Treptow-Köpenick

(22)

Sie möchten sich in Ihrem Kiez, in einer gemeinnützigen Einrichtung oder einem Verein engagieren? Sie möchten neue Menschen kennenlernen, praktische Erfahrungen sammeln und sich ausprobieren? Sie möchten über ein Engagement unsere Gesellschaft aktiv mitgestalten?

Dann sind Sie bei den STERNENFISCHERN – dem Freiwilligenzentrum Treptow-Köpenick genau richtig!

Angebote für Freiwillige

Beratung und Vermittlung

Die Möglichkeiten und Formen eines Freiwilligen Engagements sind sehr vielfältig. Welches Einsatzfeld am besten zu Ihnen passt, hängt dabei maß- geblich von Ihren Wünschen ab. Um Ihnen den Weg zum passenden Enga- gement zu erleichtern, bieten wir Ihnen im Rahmen unserer Beratung:

- Allgemeine Informationen zum freiwilligen Engagement - Überblick über die Möglichkeiten eines Engagements in Treptow-Köpenick und ganz Berlin

- Vermittlung in passende Einsatzfelder (über 400 Angebote) Engagement im Ruhestand - Gruppenberatung

Lust auf Engagement? - Aktiv im Alter!

Können Sie sich vorstellen, Ihre freie Zeit in Form von freiwilligem Enga- gement einzusetzen oder sind Sie neugierig, welche vielfältigen Möglich- keiten sich dahinter verbergen? Interessierte sind herzlich eingeladen zur STERNEN-Beratung, die regelmäßig im STERNENFISCHER Freiwilligen- zentrum Treptow-Köpenick stattfindet. Das Angebot richtet sich vorrangig an Personen, die sich für ein nachberufliches Engagement interessieren.

Hier haben Sie die Möglichkeit, verschiedene Einsatzfelder im Bereich des Ehrenamtes kennenzulernen und sich zu den Möglichkeiten mit anderen Teilnehmern/innen auszutauschen.

Erfahrungsaustausch

Wir möchten Ihnen auch über die Vermittlung Ihres Engagements hinaus zur Seite stehen und dabei ganz besonders die Vernetzung mit anderen Engagierten fördern. Daher bieten wir mit unserem STERNEN-Treff einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch an.

Der STERNEN-Treff gibt Ihnen an jedem 1. Mittwoch im Monat die Mög- lichkeit, Gleichgesinnte zu treffen, sich auszutauschen und dabei auch Einblicke in andere Bereiche zu erhalten.

STERNENFISCHER

Freiwilligenzentrum Treptow-Köpenick Müggelheimer Str. 13

12555 Berlin

Telefon/ Fax: 030- 24 35 85 75 E-Mail: info@sternenfischer.org Sprechzeiten Hauptstandort:

Dienstag und Donnerstag 10.00 - 16.00 Uhr Mittwoch 12.00 - 16.00 Uhr

sowie nach Vereinbarung.

Vor-Ort-Beratung auch in den Ortsteilen Schöneweide, Treptow, Altglienicke und Hessenwinkel. Termine und nähere Informationen finden Sie auf www.sternenfischer.org.

(23)

Müggelheimer Str. 13 12555 Berlin

Verantwortlich für den Inhalt:

Stefanie Beerbaum, Projektleiterin Tel. +49 (0)30 23 36 29 98

eMail stefanie.beerbaum@sternenfischer.org Internet:

www.sternenfischer.org

Besonderer Dank gilt den Sponsoren, die die Ausstellung erst möglich gemacht haben:

Mit freundlicher Unterstützung

(24)

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Bezirksverordnetenversammlung beschließt, dass für alle Bezirksverordneten der BVV Treptow-Köpenick von Berlin, sofern sie vor 1971 geboren sind, die Überprüfung

Zuwendungsbericht vor. Der vorliegende Bericht für den Zeitraum vom 01. Januar bis zum 31. Dezember 2016 weist Zuwendungen Privater an die Bezirksverwaltung i.H.v. Von insgesamt

o Wohnungsbogen mit Angaben zu den Mietauswirkungen für die betroffenen Einheiten o Angaben zu bestehenden Mietverhältnissen (Mietendenliste) der betroffenen Einheiten Des

Zur Erfüllung ihrer Aufgaben und satzungsgemäßen Zwecke verarbeitet die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU (MIT) gemeinsam mit ihren Gliederungen

Für den an das Erdreich angrenzenden Fußboden des Untergeschosses ist davon auszugehen, dass es sich um eine ungedämmte Platte in der 1938 üblichen Bauweise handelt,

Deutsch, Englisch, Französisch, Latein, Bildende Kunst, Geographie, Geschichte, Politikwissen- schaft, Mathematik, Physik, Biologie, Chemie,

Seit dem Schuljahr 2016/17 haben wir mit dem Aufbau einer gym- nasialen Oberstufe in kooperativer Form mit der Röntgen-Schule begonnen, sodass an unserer Schule alle