Anatomie und Physiologie der Atemwege
Jürgen Hellenbroich FKP A/I
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Anatomie
• Respiratorisches System:
alle Organe, Gewebe und Strukturen, die am Gasaustausch beteiligt sind.
• Atemwege, Lungen, pulmonale Zirkulation, Atemmuskulatur,..
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Funktion
• Äußere Atmung ( Gasaustausch )
• Stimmbildung
• Filterfunktion der Kapillaren
• Metabolische Leistungen:
→ Angiotensin 1 → AT 2
→ Serotonin
• Puffer für Blutvolumen
Atmung = Gasaustausch
Atemluft Atembewegung
Blut Alveole
Gewebe, Zellen, Mitochondrien
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Obere Luftwege
• Mund
• Nase
• Rachen ( Pharynx ) (=> 7.2.2)
• Kehlkopf ( Larynx ) (=> 7.2.3)
→anatom. Grenze zum Tracheobronchialbaum Aufgabe: Leitung, Filterung, Erwärmung und
Befeuchtung der Atemluft
Nase
(=> Buch 7.2.1)
• Knöchernes Gerüst
• Naseneingang mit grobem Filter
• Nasenmuscheln
• Nasendach: Riechepithel
• Turbulenter Luftstrom => guter Kontakt zwischen Luft und Schleimhaut
• Filterung von Fremdkörpern > 5 m
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Nase
Atemgas wird durch dichte Blutgefäße erwärmt:
→ bereits in der Trachea wird Körpertemperatur erreicht
Mund
• Funktionelle Struktur ist abhängig von momen- taner Funktion:
• Essen, Trinken, Sprechen, Singen,..
• Nasenatmung: Zunge füllt den Mund aus
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Pharynx
• Muskelschlauch von Choanen bis Kehlkopfeingang
• Nasopharynx: oberhalb des weichen Gaumens
→Flimmerepithel
• Oropharynx: zwischen weichem Gaumen und Zungengrund → Schleimhaut ohne Zilien
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Pharynx
Funktion:
• Schluckakt
• Stimmbildung
• Immunabwehr ( Mandeln )
• „Waldeyerscher Rachenring“
Larynx
• Vor HWS und Ösophagus
• Öffnung: Glottis
• Kehldeckel: Epiglottis
• Schild- und Ringknorpel
• Membrana cricothyroidea
• Stimmbänder
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Larynx
• Riegelt intrathorakale Luftwege durch Verschluss der Stimmritze ab
• Innen reich an Nervenfasern
→ Hustenreflex bei Reizung
• Husten: Drucksteigerung unter Glottisschluss und nachfolgende plötzliche Glottisöffnung
→ lokal riesige Stromstärken
Tracheobronchialbaum
Untere Luftwege
1. Tracheobronchialbaum 2. Lungenparenchym
Tracheobronchiale Röhren
→ Flimmerepithel
→ Schleimdrüsen
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Tracheobronchialbaum
• Glatte Muskulatur Knorpelschicht:
verschwindet nach peripher
• Mukoziliare Clearance (=> „Cough Assist“)
• 100 ml Bronchialsekret / Tag
• 2 cm / min. in Richtung Mund
Reinigung der Atemluft
(=> Buch 7.3 und 13.1)
• Schleim aus Nase, Rachen, Trachea
• Phagozytose
• Flimmerepithel: Rücktransport
• Zilien: Schlagfrequenz: 5 – 15/s, Transportgeschwindigkeit:
1mm/s (unten), 2cm/min (obere Atemwege)
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Trachea
• Ringknorpel ( Höhe 6.HWK ) bis Carina ( Höhe 5. BWK )
• 10-12 cm lang
• Durchmesser: 1,5 –2 cm
• Querschnitt c-förmig
• 16-20 hufeisenförmige Knorpelspangen
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Bronchien
• 23 Generationen bis Alveolen
• Linker Hauptbronchus:
40-60 Grad abweichend von vertikaler Achse Durchmesser: ca. 8,5 mm
• Re. Hauptbronchus:
20-30°, größerer Durchmesser (ca. 10 mm )
Bronchien
• Subsegmentbronchien
→ 5.-10. Generation
• Bronchiolen: > 10. Generation 16. Generation:
→ Ende des luftleitenden Systems
(terminale Bronchien) und Übergang in Lungenparenchym
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Lungenparenchym
• Respirat. Bronchiolen: 17.-19. Gen.
• Aufzweigung in Alveolen
• Je nach Körpergröße ca. 200-500 Mio.
Alveolen (Fläche: ca. 100 m2, Ø: 0,1 – 0,2 mm)
• Gasaustausch:
alveolo-kapilläre Membran ( 0,3-1 m )
• Luft-Flüssigkeitsgrenzschicht
→ Surfactant: Oberflächenspannung
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Lungengefäße
• Pulmonale Zirkulation:
gleiches HZV, aber geringere Drücke und Widerstände
• Kapillaren: dichtes Netz um Alveolen
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Thorax
• Bewegliches Knochen-Knorpel-Gerüst
• Konische Form
• Schützt Organe im Brustraum
• Fixierung von Lunge und Atemmuskeln
• Luftbewegung durch Volumenveränderung am Thorax
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Thorax
• Ruhe: nur Inspiration abhängig von Muskel- kraft
• Forcierte Atmung: auch Exspiration aktiv
• Inspirationsmuskulatur
→ Zwerchfell, Intercostalmusk.
• Hilfsmuskulatur
→ Mm. scaleni, sternocleidomastoidei trapezii, pectorales
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Atemregulation
• Ziel: Anpassung an Stoffwechselbedürfnisse des Organismus
• Modifikation beim Schlucken, Husten, Niesen, Singen und Sprechen
• Atmungszentren in Medulla oblongata
Atemregulation
• Dehnungsrezeptoren in Trachea, Bronchien und Bronchiolen
• Über Nervus vagus (X) an Zentrum
• Hering-Breuer-Reflex
• pH-vermittelte Atemantwort auf Sauerstoff- und Kohlendioxid-Partialdrücke
• Unspezifische Atemantriebe ( Fieber, Kälte, Schmerz, Hormone,... )
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Atemregulation
• Atemmuskulatur: innerviert aus .... Cervikalem Rückenmark: C3-8 .... Thorakalem Rückenmark: T1-7
• Bahnen aus Medulla oblongata
• Zwechfellinervation durch n. phrenicus Merke:
C 3,4,5 makes the diaphragm alive
Physiologie der Atmung
• Chemische / Physikalische Gesetze wegwei- send
• Strömung des Atemgases zwischen Umgebung und Alveole abhängig von verschiedenen
Kräften und Widerständen
• Diffusion der Atemgase durch Partialdruck- unterschiede zwischen Alveolargas und Blut
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Atmung
• Treibende Kraft: unterschiedliche Drücke in Alveole und Außenluft
• Inspiration: palv < P atm Lungenvolumen
Zwerchfell ( ca. 2/3 ), Mm. Scaleni, Mm.
intercostales
• Exspiration: Palv > p atm
fast vollständig passiv, zstzl. Mm.
Intercostales
Warum folgt die Lunge ?
• Pleura mit Pleuraflüssigkeit
• Lunge: Eigenelastizität
Oberflächenspannung
→ Tendenz zur Verkleinerung
→ Lunge bleibt an Tx-Innenseite haften → Sog
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Drücke während Atmung
• Spontanatmung: Unterdruck der Alveolen gegenüber der Atmosphäre
• Intrathorakaler Druck sinkt, wird negativer
→ Blutrückstrom ebenfalls begünstigt
Statische Eigenschaften
• Pleuraraum mit Flüssigkeitsfilm
• Pleura parietalis(Rf) / Pleura viszeralis (Lf)
• Atemruhelage: negativer Druck
Urs.: elastische Rückstellkräfte der Lunge und des Thorax
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Surfactant
• Setzt Oberflächenspannung herab
• Atemzyklus variiert Alveolaroberfläche und damit die Dicke des SF-Films
• Exspiration: Alveolen klein, SF-Film dick, OF-Spannung gering
→ Alveolarkollaps verhindert
Surfactant
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Surfactant
Bestandteile: Lipide 85%
Proteine 2-12%
Halbwertszeit: 12 -24 h
Menge: ca. 10-15 mg/kg KG Synthese: Typ 2-Alveozyten
→ durch Kortikoide, Adrenergika, Cholinergika, Prostaglandine,
Östrogene, Schilddrüsenhormone und mechanische Effekte
Surfactant
• Herabsetzung der Oberflächenspannung an der Luft-Flüssigkeitsgrenze
• Mech. Stabilisierung: Atemarbeit
Compliance
• Grundlage für normales Atmen ohne große Kraftanstrengung
• Stabilisierung der kleinen Atemwege Anti-Atelektase-Faktor
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Surfactant
• Verstärkung von lokalen Abwehrmechanismen
• Barriere gegen Mikroorganismen
• Direkte Bakterizide
• Makrophagenaktivität
• Transport ( Schleim und Partikeln )
• Antioxidative Wirkung
Immunologische Funktion
Resistance
(=> 7.6.4!!)
Maß für den Atemwegswiderstand R = P / Flow ( mbar / l / sec. )
Druckänderung, die erforderlich ist,
um Luftsäule mit bestimmter Geschwin- digkeit in die Lungen zu insufflieren
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Erhöhung der Resistance
• Sekret
• Schleimhautschwellung
• Bronchospasmus
• Emphysem
• Fremdkörper
• Tumorstenose
elastische
Rückstellkräfte
• Charakterisierbar durch Volumendehnbarkeit der Lunge
• ca. 150 ml / cm H2O
• Beurteilung vom Schweregrad einer Lungenschädigung
• Oberflächenspannung als wichtigster Faktor
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Compliance
(=> 7.6.4!!!)
Maß für Lungendehnbarkeit
Verhältnis von Volumenänderung zu damit verbundener Druckänderung C = V / P ( ml / mbar )
Ruhedehnungskurve:
statische Compliance errechenbar
Verminderung der Compliance
(=> 7.6.4!!)• ARDS
• Pneumonie
• Lungenödem
• Lungenfibrose
• Atelektasen
• Aspiration
• Pneumothorax
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Lungenvolumina und
kapazitäten
(=>7.6.5!!!)Funktionelle
Residualkapazität
• Volumen, das sich am Ende einer ruhigen Exspiration in den Lungen befindet
→ Norm: 3 –3,5 Liter
→ Maß für Gasaustauschfläche Ursachen für verminderte FRC:
Rückenlage, Adipositas, Oberbauch-OP,
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Physiologie der Alveole
• Druckverhältnisse (CHIANTI-BOTTLE )
• Druckanstieg ohne Volumengewinn bis kritischer Eröffnungsdruck erreicht
• Starker Volumenzuwachs bis limitiertes Volumen erreicht ( Expansion begrenzt )
• Erneuter Druckanstieg
• Erhaltungsdruck umso kleiner, je höher die FRC
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Physiologie der Alveole
• Kritischer Verschlußdruck:
ca. 3-5 mmHg bei gesunder Alveole
• Hohe intraalveoläre Drücke sind
vergleichsweise harmlos ( Trompeter,
Glasbläser, Husten, Geburt: 220 cm H2O)
Sauerstoff: Energie für alle Lebensvorgänge
• Grundlage zur Verbrennung aller Nährstoffe
• Verbrauch ca. 300 ml / min.
• Steigend bei Fieber, Unruhe, Zittern, Schmerzen,...
• Fallend bei Hypothermie, Sedierung, Relaxierung, Narkose,...
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Weg des Sauerstoff
Atmung Alveole Kapillare Blut Pulmonalvenen
Li. Herz Aorta/Arterien
Periphere Gewebe Kapillare Zelle
Gasaustausch
(=> 7.7!!)
• Ventilation: (=> 7.6.3!)
In- und Exspiration
• Diffusion: (=> 7.7.1!)
Übertritt der Gase in Blut oder Alveole
• Perfusion: (=> 7.7.2!)
Lungendurchblutung
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Totraum
(=> 7.6.6)
Ventilierte Areale, die nicht perfundiert werden.
Anat.: Nasen, Rachen, Trachea: ca. 150 ml Alveolär: Teil des Atemgases wird durch Minderperfusion nicht ausgenutzt ( gering ) Fktll.: Anatomisch + Alveolär
Ges.: ca. 30% des Atemzugvolumens
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Alveoläre Ventilation
• Teil des Atemzeitvolumens, welcher am Gasaustausch teilnimmt
• Totraumventilation abhängig von der Atem- frequenz
→ wenige, tiefe Atemzüge sind wesentlich effizienter als viele flache !!
Ventilations-
Perfusionsstörungen
(=> 9.2.3)
Verhältnis von Ventilation zur Perfusion
• Alveol. Ventilation: ~ 4-5 L / min.
• Herzzeitvolumen: ~ 5 L / min.
• Normal: Valv / HZV = 0,8
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Lungenperfusion
• Niederdrucksystem
• Mittlerer Blutdruck 14 mmHg in der Pulmonalarterie
• Lungenperfusion erheblich durch Schwerkraft beeinflußt und inhomogen
Lungenperfusion
• 3-Zonen-Modell nach J.B. West
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Lungenperfusion
(=> 9.2.3!!!)
Hypoxische pulmonale Vasokonstriktion
→ Euler-Liljestrand-Mechanismus
Alveoläre Hypoventilation bewirkt reflektorische Engstellung des zugehörigen Gefässystems
→ Blut aus schlecht belüfteten Arealen wird zu besser ventilierten Bezirken geshuntet.
Sauerstofftransport
• Blut als Transportorgan
• Blutfluß abhängig vom Herzzeitvolumen und den Widerständen im Gefäßbett der Organe
• Sauerstoffmenge im Blut bestimmt durch Hb und Affinität des HB zum O2
• Hb + O2 = Hb O2
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Sauerstofftransport
• Hämoglobin hat 4 Häm-Komplexe
→ Bindung von 4 Molekülen möglich
→ Affinität steigt mit jedem Molekül
Untersuchungsmethoden
(=> 9.1)
• Körperliche Untersuchung
• Atemfrequenz
• Inspektion der Atmung
• Palpation
• Perkussion
• Auskultation
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Auskultation
(=> 9.1.2!!)
• Seitendifferenz ?
• Rasselgeräusche ?
→ trocken: Giemen, Brummen, Pfeifen ( Spastik )
→ Feucht: Lungenödem Bronchitis
• Verschärft, abgeschwächt,...
Sonographie
• Pleuraergüsse
• Perikarderguß
• Abdomineller Befund ?