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Zur Bakteriologie der Chorea Sydenhami.

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Zur Bakteriologie der Chorea Sydenhami.

Von

Oberarzt Prof. Dr. Julius Donath.

(Aus der Nervenabteilung des St. Stephan-Spirals in Budapest.)

(Eingegangen am 4. November 1910.)

Von den drei Theorien, welche sieh den Rang in der Atiologie der S y d e n h a m schen Chorea streitig machen, der embolisehen, neuroti- sehen und toxisch-infektiSsen, z~hlt die letztere heute wohl die meisten Anhi~nger. Selbstverst~ndlich scheidet bier die C h o r e a g r a v i d a r u m aus, welche vielleicht auf Reflex oder Autointoxikation beruht, des- gleichen die C h o r e a s e n i l i s , die C h o r e a p r a e h e m i p t e g i e a und p o s t h e mi p 1 e gie a, welche durch Erweiehungsherde und Arterien- thrombosen bedingt sind. Die Selbst~ndigkeit der auf endogener Ent- artung beruhenden C h o r e a H u n t i n g t o n i l ist schon l~ngst anerkannt.

Aueh die h y s t e r i s c h e C h o r e a gehSrt nieht hierher, welche durch ihre meist rhythmischen Bewegnngen (Chorea electrica Henoehs oder Para- myoclonus multiplex, Chorea saltatoria usw.), eventuell durch hystero- epileptisehe Anf~lle, psychisehe Infektion oder durch sonstige Ersehei- nungen ihren Ursprung verr~t. Allerdings kSnnte die Unterscheidung der hysterisehen Chorea v o n d e r Chorea minor mitunter Schwierigkeiten bereiten, wie ich einen solchen Fall bei einem 17j~hrigen M~dchen be- sehrieben habel), die eine rechtseitige Hemichorea zeigte mit rhyth- mischen, in der Ober- und Unterextremit~t zeitlich zusammenfallenden Bewegungen. Dieses M~dchen litt bereits seit 4 J a h r e n an hystero- epileptischen Anf~llen, von denen sie mitunter Zungenbisse davontrug.

Aueh bestand eine geringe konzentrische Einengung der Gesiehtsfelder fiir Weil~, welche starker ausgesprochen war auf dem rechten Auge, sowie eine Gesehmacksherabsetzung auf derselben Zungenh~lfte. Bei dieser K r a n k e n h a t t e n nun im sp~teren Laufe der Krankheit die Be- wegnngen ihren rhythmischen und koordinierten Charakter verlorea und unterscbieden sich in nichts von der gewShnlichen Chorea. In diesem Stadium hi~tte also die Diagnose nur aus der Evolution der Krankheit siehergestellt werden kSnnen.

1) Uber Chorea hysteriea. Pester med.-chir. Presse. 1897.

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92

J.

Donath:

Was die embolische Theorie betrifft, so muBte sic fallen gelassen werden, weil Thrombosierungen bei den Autopsien oft gar nicht ge- funden werden oder yon keinem Belang sind.

Plausibler ersehien die besonders von C h a r c o t und seiner Sehule begrilndete neurotische Theorie, welche eine angeborene Entwicklungs- st6rung des Nervensystems annahm; diese filhrt zur Zeit der P u b e r t s zu Reizzust~nden, bei denen Infektionen, wie der Gelenkrheumatismus, Pneumonie, Typhus oder Herzerkrankungen, Chlorose, Uberanstrengung, nur die Rolle yon Agents provocateurs spielen.

Die rheumatiseh-infekti6se N a t u r der Chorea wurde besonders von W o l l e n b e r g und M S b i u s hervorgehoben. In der T a t sind die Fieber- bewegungen, die seelischen St6rungen (halluzinatorisehe Verwirrtheit), welche den Charakter toxiseh-infekti6ser Delirien zeigen, die Beziehungen zur Arthritis und Endokarditis, der zyklisehe Verlauf, welcher zuweile,1 t6dlich endet, starke Argumente filr eine Infektionskrankheit. I n Frankreieh haben besonders R 6 g i s und sein Schiller R o u s s e a u auf diese Bedeutung der Delirien bei der Chorea hingewiesen. Jedoch haben die bakteriologischen Untersuchungen zu keinem eindeutigen Resultat gefilhrt. So hat schon P i a n e s e 1) aus dem Halsmark eines an Chorea verstorbenen K n a b e n einen sieh langsam bewegenden, 2 - - 4 Mikr.

langen und 1/4--~/2 Mikr. breiten Bacillus gezilchtet. Die Impfung des- selben in die vordere Augenkammer, auf die Nerven und die Dura yon Meersehweinchen, Kaninchen und H u n d e n erzeugte Tremor, Contrac- turen und racist schon am 5. Tage den Tod der Tiere.

D i pl o k o k k e n wurden gefunden auf dem Endokardium (L e y d e n, Z a d o c , T r i b o u l e t , C o y o n ) . Die beiden letzteren Autoren, sowie A p a r t haben denselben Diplokokkus im Blute der Choreakranken so- wie der an akuten Gelenkrheumatismus Leidenden gefunden. P o y n - t o n ~) hat bei einem 9jKhrigen, an Endokarditis und Herzfehler ver- storbenen Ms welches frilher schon einmal Polyarthritis acuta und Chorea durchgemacht hatte, aus Herzklappenauflagerungen, sowie aus Milz und Nieren Diplokokken gezilchtet, die bei Kaninchen und Affen rheumatische Erseheinungen hervorriefen. In einer sp~teren Arbeit mit H o l m e s 8) wurde bei drei an Chorea Sydenhami zugrunde gegangenen K r a n k e n derselbe Diplokokkus in den perivaseuls L y m p h r s und im Bindegewebe gefunden.

Auf Grund dieser bakteriologischen Untersuehungen und Autopsien 1) G. Pianese, La natura infettiva delia corea del Sydenham. Ref. Schmidts Jahrb. 239, 232. 1893.

2) F. J. P o y n t o n , Remarks on the infective nature of rheumatic fever.

Brit. reed. Journ., May 14, 1904.

a) F. J. P o y n t o n and Gordon M. Holmes, A contribution to the patho-

logy of Chorea. Lancet, Oct. 13, 1906.

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Zur Bakteriologie der Chorea Sydenhami. 93 wird die Ansieht ausgesprochen, dal3 sowohl die Chorea des Kindes als die der Schwangeren ihren Ursprung dem , , D i p l o c o c c u s r h e u m a - t i c u s " verdanken und da$ die choreatischen Erscheinungen dureh Ein- wirkung der bakteriellen Gifte auf die Ganglienzellen des I-Iirns, be- sonders der Rinde, zustande kommen.

Einen Streptokokkus fand W a s s e r m a n nX) in den endokarditisehen Auflagerungen, im Blut und Gehirn einer Person, die an rheumatischer Chorea gelitten hatte. E r konnte mit demselben bei Kaninchen w~hrend 41/2 Monate eine rheumatisehe Polyarthritis yon sprunghaftem Charakter erzeugen. Die ersten Erscheinungen traten bei den Tieren nach 3 bis 4 Tagen, manchmal abet such erst sp~ter ein. Die triibserSsen Gclenk- exsudate enthielten Leukocyten und den Streptokokkus in Reinkultur.

S t r e p t o k o k k e n land such F r i t z M e y e r 2 ) . C r a m e r und T S b b e n a) haben 2 Kranke untersucht. Bei dem einen fanden sie im Bluto S t r e p t o k o k k e n. B e i d e r Autopsie wurden im Blur, Gehirn, in der Cere- brospinal- und Peritonealfliissigkeit gleiehfalls Streptokokken gefunden, welche dasselbe Verhalten zeigten. Die mit der Bouillonkultur sub- cutan und intravenSg behandelten Kaninchen gingen nach 14 Tagen unter leichtem Fieber und Abmagerung zugrunde. Bei dem einen Kaninehen warden embolische Abscesse in der linken Niere und Nekrosen im Herzmuskel, bei dem anderen frisehe Erosionen am Bul- bus aortae gefunden. Bei den fibrigen geimpften Kaninehen war der Befund negativ. Bei allen Tieren waren die Gelenke intakt, obgleich iiberall Streptokokken im Blur, Gehirn und in der Peritonealfliissigkeit nachzuweisen waren. Die Mikroben erschienen in den Geweben als Diplo- kokken, in der K u l t u r entwickelten sich aber Streptokokken, wie es aueh in den l~Kllen W a s s e r m a n n s der Fall war. Bei dem zweiten K r a n k e n fanden sich intra vitam im Blute S t a p h y l o k o k k e n . Die Verfasser Kul3ern sieh beziiglich der pathologischen Bedeutung dieser Bakterien sehr vorsichtig, doch anerkennen sie die infektiSse N a t u r der Chorea, meinen aber, dab die Chorea keinen spezifisehen Erreger hat, und dab verschiedene Mikroben diese Krankheit erzeugen kSnnen.

Streptokokken sind such yon H a l l 6 und L a n g e v i n 4) gefunden worden.

z) Westphal, W a s s e r m a n n , Malkoff, 13her den infekti6sen Charakter und den Zusammenhang yon akutem Gelenkrheumatismus und Chorea. Berl.

klin. Woehenschr. 1899.

3) F r i t z Meyer, Zur Bakteriologie des akuten Gelenkrheumatismus. Zeit- schrift f. klin. Medizin 46. 1902.

s) A. Cramer u. A. TSbben, Beitr~ge zur Pathogenese tier Chorea und tier akuten infekti~isen Prozesse des Zentralnervensystems. Monatsschr. f. Psych. u.

Neurol. 18. 1905.

4) Zit. naeh B o u c h a r d - Brissaud, Trait6 de m6deeine. T. X. Chore6s,

p. 361.

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94 J. Donath"

W a l k er 1) impfte m i t drei verschiedenen, schon urspriinglich rein erhaltenen Streptokokkenkulturen, unter denen die eine yon a k u t e m Gelcnkrheumatismus m i t Endokarditis, die zweite von einer an Herz- fehler verstorbenen Chorea und die dritte aus dem H a m einer a k u t e n rheumatischen Chorea gewonnen wurde, 17 Kaninchen. S~mtliche Tiere b e k a m e n akute Arthritis und Fieber, manche auch Peri- oder Endo- karditis oder auch beides. Wurden ldeinere Dosen einverleibt, d a n n ging die Arthritis und auch die v e r m u t c t e Herzl~sion zurfiek. Naeh einer solchen Erholung erzeugte eine neue Inokulation die Wiederkehr der Erscheinungen und bei einem Kaninchen konnten so hintereinander 4 frische Anf~llc hervorgerufen werden. Obgleich, wie dieser Forscher erw~hnt, friihere Autoren wic B u l l o c h und T h o m p t o n in 14 w~ihrend des Lebens und in etwa 20 naeh dem Tode untersuchten F~llen y o n a k u t e m Gelenkrheumatismus bezfiglich des bakteriellen Befundes zu g~nzlich negativem Resultat gelangt waren und es aueh C o l e sowie P h i l i p nicht besser ergangen war, so h~lt er doch fest an der ~tiologi- schen Bedeutung der von ihm gefundenen Streptokokken, die er fiir eine besondere Variet~t h~lt.

F i n n y 2) berichtet fiber ein 17j~hriges M~dchen, bei dem nach 14t~gigen rheumatischen Schmerzen in den Beinen Chorea mit systo- lischen Bicuspidalger~usehen und heftigen maniakahsehen Erscheinun- gen auftrat. Aus der Cerebrospinalfliissigkeit konnte post m o r t e m kein Mikroorganismus gezfichtet werden, obgleich die Medien benutzt wurden, welche W as s e r m a n n zur K u l t u r seines aus R h e u m a t i s m u s gewonnenen K o k k u s empfohlen hatte. Auch die Meningen zeigen sich frei v o n Bakterien.

S t a p h y l o c o c c u s p y o g e n e s a u r e u s wurde von G u i d o r o t t i u n d G u i z z e t t i a) in einem Falle von S y d e n h a m s c h e r Chorea gefunden, w o e s zu septischer Py~mie g e k o m m e n war; doch halten die Verfasser diesen Bakterienbefund fiir einen zuf~lhgen.

Zwei J a h r e sp~ter fand G u i z z e t t i 4) dasselbe Bacterium in einem F a l l e yon Chorea, die an Endokarditis vegetans aortica und mitralis, Milzabseessen und multiplen Hirnerweichungsherden zugrunde ge- gangen war. Aus Blut, Gehirn, I~fiekenmark und Cerebrospinalfliissig- keit konnte Staphylococcus pyogenes aureus in Reinkultur isoliert wer- 1) E. W. A. W a l k e r , On the micro-organism isolated from acute Rheumatism.

Brit. med. Journ., May 25. 1907.

~) J. Magee F i n n y , Remarks on Maniacal Chorea. Brit. med. Journ., April 27. 1907.

a) A. G u i d o r o t t i e P. G u i z z e t t i , Per la presenza di stafilococchi nella corea del Sydenham. Ref. in Baumgarten-Tangel, Jahresber. fib. d. pathog. Mikro- organismen 1899, S. 37.

a) p. G u i z z e t t i , Nuovo caso di corea mortate con setticopioemia da stafilo-

cocco piogcne aureo. Rivista sperim, di Freniatria 2~(, fasc. II.

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Zur Bakteriologie der Chorea Sydenhami.

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den. Auch die mikroskopische Untersuchung dcr Hirnerweichungsherde ergab denselben Bakterienbefund. Die subdurale Einspritzung der Staphylokokkuskulturen bei Kaninchen, Hunden und Katzen ergab eine Leptomeningitis und Encephalitis, welche sich durch tonisehe und klonische Kr~mpfe kundgab, aber keine eigentliehe Chorea. - - Sowohl M a r a g l i a n o 1) und M i c r o l i 2) schreiben dem Staphylococcus pyogenes aureus die Hauptrolle in der Pathogenese der Chorea zu.

R e i c h a r d t 3) fand in 2 Fi~llen von Chorea einige Stunden nach dem Tode bei dem einen S t a p h y l o c o c c u s a u r e u s im Herzblut, bei dem anderen S t r e p t o k o k k e n auf den Klappen.

Von T o m m a s i - C r u d e l i 4) wurden bei einer 18j~hrigen, an Chore~

gravidarum verstorbenen Frau aus Gehirn, Herzklappen ein D i p l o - k o k k u s , ferner der S t a p h y l o c o c c u s a u r e u s und a l b u s geziichtet und bei der histologisehen Untersuchung , , e n t z i i n d l i c h e " D i p l o - k o k k e n enthaltende Herdchen im Gehirn naehgewiesen.

Es sei noeh einer serotherapeutischen Arbeit von E. M a y r 5) Er- w~hnung getan, der 6 Choreakranke mit A r o . ~ s o h n s e h e m Antistrepto- kokkenserum behandelt hatte. Bei allen Fiillen war ein rasehes Sinken der Erscheinungen im Gebiete der motorischen Sphere wahrzunehmen, welches Sinken allerdings in einigen F~llen nur kurze Zeit anhielt, in anderen aber yon Dauer schien.

Ieh will nun zu den von mir bakteriologisch untersuchten Chorea- f~llen iibergehen.

I. Gisella B., 17 Jahre alt. Aufgenommen am 27. Dez. 1905. Diagnose;

Chorea, Amentia.

A n a m n e s e : Die Mutter leidet an Kopfschmerzen; die Schwester ist gesund.

Pat. war stets sehr lebhaften, mutwilligen Naturells. Sie zeigte leichte Auf- fassung, doch lernte und arbeitete sie nieht gern. Obgleieh sie ein ,,wildes" Kind war, das gern anderen einen Schabernack spielte, so war sie doeh wegen ihrer Klugheit und munteren Laune allgemein beliebt. Die Menses bestehen seit ihrem 13. Jahre, erscheinen 3--4wSchentlich und dauern 3 Tage.

Seit 2 Wochen st~ndige ungeordnete Bewegungen, besonders des Gesichtes, der Augen und der Zunge, welche auch in der Naeht fortdauern, so dab sie nicht il]t und in der Nacht kaum eine Stunde sehl~ft.

Stat. praes. Etwas sehwach entwickelt und gen~hrt. Gesieht und besonders 1) Maragliano, Die Beteiligung des Staphylokokkus in der Pathogenese der Chorea rheumatiea. Centralbl. f. d. ges. Medizin 1899, Nr. 19.

~) S. Microli, Lo stafiloeoceo nella genesi della corea reumatica. Ref. in Baumgarten-Tangl, Jahresber. iib. d. pathog. Mikroorganismen 1899, S. 37.

a) M. R e i e h a r d t , Zur pathologischen Anatomie der Chorea minor. Archiv f. klin. Medizin ~(2. 1902.

4) Conrado T o m m a s i - C r u d e l i , Ricerehe interno alla eziologia ed alla anatomia patologiea della corea gessicolatoria. Rivista sperim, di Freniatria 84.

1908.

5) E. M a y r - Graz, Zur Serumtherapie der Chorea minor. Wiener reed.

Wochenschr. 1909, Nr. 23.

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J. Donath:

die Lippen eyanotisch. Der Suleus nasolabiahs rechterseits etwas verstrichen und der Mundfacialis weniger innervierend. Leiehte Dermographie. Reflexe allgemein etwas gesteigert.

G e s i e h t : Hm 2,0 D, mit Ophthalmoskop + 3--4 D, Sehseharfe, Gesichts- felder und Augenhintergrund normal. (Dozent F. L. B l a s k o v i t s . )

GehSr: Taschenuhr wird rechts auf 39, links auf 29 em gehSrt. Vor 7 Jahren hatte sic hnksseitigen Ohrenflu$, der jahrelang dauerte. Im vorigen Sommer be- gann auch alas reehte Ohr zu fliel3en, doch dauerte dies nut 4 Wochen. - - Die iibrigen Sinnesorgane bieten nichts Besonderes. Grol~e Unruhe, starke Jaktationen, Aufregung, stSSt unwillkiirlich beleidigende Worte und Beschimpfungen aus. Sie hat auch GehSrs- und Gesichtshalluzinationen (glaubt, da$ ihr Cousin, ein hrzt, unten im Hofe ist und sic mit Pfeifen tuft). Hat auch Verfolgungsideen, denn sic wagt keine Milch zu trinken aus Fureht, da$ Gift darin ist. Weint h~ufig, selten lacht sic auch und zeigt sich verwirrt. Anfangs bestanden zeitweilig subfebrile TemperaturerhShungen, die sp~ter g~nzlich aufhSrten. Wegen der starken Jak- tationen und der Sehlaflosigkeit bekommt sic 3 real taglich 0,5 mg Hyoscin und fiir die Nacht 4 g Paraldehyd.

15. Jan. 1906. Unter der erw~hnten Behandlung schwanden die choreatischen Bewegungen nach Verlauf einer Wochc his auf ein Minimum und haben jetzt ganz- lich aufgehSrt. Die GehSrshalluzinationen beziiglich ihres Cousins bestehen aber noch.

22. Jan. Die chorcatischen Bewegungen haben sich nicht mehr gezeigt, doch hat sie noch immer HaUuzinationen und Illusionen (so verbeugt sie sich vor den Arzten bei der Visite, unter denen sic ihren Cousin vermutet). Schwatzt viel, man will sic zum besten halten, ist maniakalisch aufgeregt.

20. Febr. Nach allm~hlichem Abklingen der psychisehen Erscheinungen wurde sic heute gesund entlassen.

B a k t e r i o l o g i s c h e B l u t u n t e r s u c h u n g u n d T i e r e x p e r i m e n t . 5. Jan. Aus der rechten Vena mediana wird unter aseptisehen Kautelen durch Venaepunktion Blut gewonnen und davon etwa 2 bzw. 5 ccm in sterile PeptonlSsung flieBen gelassen.

7. Jan. Von jeder PeptonlSsung, wclehe sich schon gestern im Brutschrank getriibt hatten, wurden je 2 Bouillon- und 1 Agarkultur bereitet. Das Mikroskop zeigte viel Mono- und wenig Diplokokken.

8. Jan. Die yon beiden KSlbehen gewonnencn Kulturen zeigten reinen S t a p h y l o c o c c u s p y o g e n e s a l b u s .

9. Jan. Uberimpfung aus den Bouillonkulturen auf Blutserum.

11. Jan. Auf dem Blutserum entwiekelten sich 2 groBe Rasen, gleichfalls aus reinem Staphylokokkus bestehend.

15. Jan. Uberimpfung aus der Agarkultur auf 2 Gelatineeprouvetten.

29. Jan. Die beiden, bei Zimmertempcratur gehaltenen Gelatinekulturen sind nach 14 Tagen noeh steril und bleiben es noch naeh weiteren 11 Tagen.

31. Jan. Nachdem gestern behufs Tierexperimentes yon der Agarkultnr

~berimpfung auf frisches Agar stattgefunden hat, wird heute aus der frischen Kultur 1/2 Ose in die Ohrvene elnes Kaninehens injiziert.

9. Febr. Das Tier befindet sich noeh heute unver~ndert wohh

15. Febr. Aus der Fingerspitze der n u n ruhigen Kranken werden B l u t - p r ~ p a r a t e auf 3 Deckgl~schen bereitet und mit polyehromem Methylenblau ge- f~rbt. Es werden ungef~hr in 40 Gcsichtsfeldern zusammen 4 e x t r a c e l l u l ~ r e D i p l o k o k k e n gez~hlt.

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Zur Bakteriologie der Chorea Sydenhami.

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II. J o h a n n S., 21 Jahre alt, Tischlergehilfe. Aufgenommen am 20. Jan. 1906.

Diagnose: Chorea.

A n a m n e s e : Vater leidet seit Jahren an Husten, Mutter und 6 Geschwister gesund.

Der friiher stets gesunde Kranke erk~ltete sich auf einer Eisenbahnfahrt im Mai 1904, indem er wegen der groi]en Hitze die Coup~fenster 5ffnete und auch die Sehuhe ablegte, und so dem Luftzug ausgesetzt war. Nach mehrstiindiger Fahrt angelangt, fiihlte er Schmerzen in den Gelenken, besonders in dem linken Kniegelenke. Er mul3te sich zu Bert legen und fieberte 10 Tage. Er wurde anfangs mit kalten Umschl~gen und inneren Mitteln, sp~ter mit warmen B~idern behandelt.

Seit 6 Tagen Zuckungen, die sich steigerten, so dal3 er seit 3 Tagen arbeits- unf~hig ist.

Star. praes. Kaum mittelgroI3, schwach entwickelt und gen~hrt, an~misch.

Die Lippen sind mit braunen Krusten bedeckt. Starke Jaktationen. Diese hSren im Schlafe g~nzlich auf, um beim Erwachen in ungeminderter Heftigkeit wieder zu erseheinen. Diese beruhigen sieh rasch auf die subcutane Injektion von 0,5 mg Hyoscin. hydrobrom. Die Pupillen, die Sehnenreflexe an den Ober- und Unter- extremit~ten zeigen ein normales Verhalten, die Bauchreflexe sind lebhaft, die Sohlenreflexe schwach. Die Sinnesorgane bieten aui~er einer leiehten venSsen Stauung des Augenhintergrundes und einer m~Bigen konzentrischen Gesichtsfeld- einengung ffir Weft3 (lateral bis 70 reichend) nichts Besonderes.

22. Jan. Wegen hochgradiger Unruhe muB Pat. dureh zwei W~rter nieder- halten und ihm eine Hyoscin-Morphininjektion gegeben werden.

24. Jan. Pat. ist ruhig, bei gutem Appetit, bedarf wecler Injektionen noeh sonstiger Medikation.

27. Jan. Appetit und fiberhaupt Subjektivbefinden gut, doeh ist der Sehlaf etwas unruhig.

29. Jan. Seit gestern nacht Klagen fiber Schmerzen in den Handgelenken.

Der Kranke zeigte von seinem Eintritte bis zum 10. Febr. Temperatur- erhShungen, welche am 22. Jan., 5 Uhr nachmittags uncl am 1. Febr., 6 Uhr abends das Maximum yon 39,0 ~ erreichten, selten 38 ~ iiberschritten und meist subfebril verliefen.

21. Febr. Geheilt entlassen.

B a k t e r i o l o g i s c h e B l u t u n t e r s u c h u n g u n d T i e r e x p e r i m e n t . 22. Jan. Aus dem Arm durch Venaepunktion gewonnenes Blur wurde in 3 E r l e n m e y e r s c h e KSlbchen gelassen, ferner 5 Agareprouvetten damit be- schickt und 8 mikroskopische Pr~parate verfertigt.

23. Jan. Nach 24stiindigem Aufenthalt im Thermostat blieben die Knlturen steril. - - Die nach Lufttroeknung mit Methylenblau gef~rbten Blutpr~parate zeigen kein einziges Bakterium.

24. Jan. Nur auf einem Agar entwickelte sieh eine Kolonie, die aus reinen Kokken (Staphylokokkus?) bestand, tJberimpfung auf Agar. Die iibrigen Agare nnd Bouillone blieben steril.

25. Jan. Die frisehe Agarkultur zeigte reichlichen S t a p h y l o c o c c u s p y o - g e n e s a l b u s , der auf Bouillon iiberimpft wird; die fibrigen Bouillone und Agare

blieben weiter steril.

29. Jan. Die vor 4 Tagen bereitete Bouillonkultur hat sich nur sehwach entwiekelt.

30. Jan. Von den urspriinglichen 3 E r l e n m e y e r s c h e n KSlbchen ist nur eins triib geworden und zeigt wenige Kokkon (wahrseheinlich Verunreinigung), w~hrend die beiden iibrigen noeh jetzt klar geblieben sind.

z. f. d. g. Neur. u. Psych. O. IV. 7

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98

J. Donath :

Aus der Agarkultur wird eine halbe (}se in die Ohrvene eines Kaninchens injiziert.

5. Febr. Das Tier ist wohl. Aus der ursprfinglichen Bouillonkultur wird auf Gelatine fiberimpft.

8. Febr. Die Gelatinekultur blieb steril.

9. Febr. Das Tier befindet sich weiter wohl.

III. M a r i a B., 12 Jahre alt, Schiilerin. Aufgenommen am 15. Nov. 1906.

Diagnose: Chorea.

A n a m n e s e : Die Eltern und beide Brfider gesund.

Vor 2 Jahren soil sie yon einem Hunde erschrocken sein und den Veitstanz bekommen haben, der 2 Monate gedauert hat. Seither soil sieh die Krankheit 7 mal wiederholt haben.

Das gegenw~rtige Leiden begann um den 20. v. M. mit Appetitlosigkeit, Stuhlverstopfung, sehleehtem Sehlaf und Zucken in den GliedmaSen. Seit 8 Tagen haben die ungeordneten Bewegungen eine grol~e Verbreitung gewonnen und sind unaufhSrlich. Seit 2 Tagen g~nzhch schlaflos.

Stat. praes. (16. Nov., vormittags). Die heftigen ununterbrochenen Jakta- tionen lassen den Kranken nicht zum Schlafe kommen. Die Knie sind yon dem Aufeinandersehlagen ganz wund. Auf 0,7 mg Hyosein. hydrobrom., welches in der Nacht subcutan gegeben wurde, erfolgte nur 1 stfindiger Schlaf. Vormittags w i r d ' n u n eine Morphin-Hyoscin-Einspritzung (10:0,3 mg) verabreicht, worauf ein etwas l~ngerer Schlaf erfolgt.

Nachmittags: Wegen der nicht einen Augenbliek ruhenden Jaktationen wird eine P r i e S n i t z s c h e Einpackung gegeben, worauf etwas Ruhe eintritt.

Abends werden Einpaekung und Morphininjektion wiederholt.

20. Nov. Seit 2 Tagen Jaktationen abnehmend, was sich zun~chst am Rumpf, am sp~testen in den OberextremitKten zeigt. Seit einigen Tagen ist auch das Ge- sieht wund gerieben, welches jetzt zu trocknen beginnt. Die Lippen ausgetroeknet., rissig, mit Borken bedeckt.

5. Dez. In den ersten 9 Tagen des Krankenhausaufenthaltes wurden sub- febrile Temperaturen gemessen, die nut am 17. :Nov. auf 39 ~ und am 18. auf 38,2 ~ C gestiegen waren. Nun sehreitet die Besserung rasch vorwKrts.

1. Jan. 1907. Geheilt entlassen.

B a k t e r i o l o g i s c h e B l u t u n t e r s u c h u n g e n u n d T i e r e x p e r i m e n t e . 16. Nov. Wegen der heftigen Jaktationen mul~te die Venaepunktion in der Chloroformnarkose vorgenommen werden. Es wurden 3 Bouillon- und 3 Agar- eprouvetten mit je 1--2 ecm Blur besehiekt.

19. Nov. Nur auf dem einen Agar entwiekelt sich reiner S t a p h y l o k o k k u s . Behufs Tierversuehes wird auf Agar fiberimpft.

24. Nov. Beide vor 4 Tagen geimpften Meerschweinchen sind unver~ndert munter und blieben es noch am 5. Dez., worauf der Versueh beendet wird.

IV. R o s a R., 16 Jahre alt, Sehgferin, ledig. Aufgenommen am 23. Nov. 1907L Diagnose: Chorea gravis.

Aus der Krankengesehichte hebe ich hervor:

Vater an ,,Starrkrampf" gestorben, Mutter gesund, desgleiehen die 5 Ge- schwister, von denen eines an Chorea gelitten hat. Die Kranke hat friiher nie ein ~hnliehes Leiden gehabt.

Seit 5 Tagen fiber den ganzen KSrper verbreitete heftige Bewegungen, derent- wegen sie nieht spreehen und nur schwer essen kann.

25. April. Wesenthche Beruhigung auf 2 g Chloralhydrat -4- 2 cg Morphin.

HerztSne rein.

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Zur Bakteriologie der Chorea Sydenhami.

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27. April. Die Kranke ist sehr zornig erregt, weint viel. Um 5 Uhr naeh- mittags erh~lt sie 1 cg Morphin ~- 0,5 mg Hyoscin, worauf sie etwas ruhiger wird, doch verbringt sie die Nacht schlaflos. Einpaekung.

30. April. Vormittags Injektion yon 1,5 cg Morphin ~- 0,5 mg Hyoscin, worauf sie bis 7 Uhr abends schl~ft.

1. Mai. Wegen der heftigen Jaktationen wieder 1 cg Morphin -~ 0,5 mg Hyosein subcutan, welches allein Beruhigung sehafft. Als Folge jener finden sich Excoriationen und Dermatitkien auf der Brust, den Streckseiten der Oberextremi- t~ten und den Beugefl~chen der Unterschenkel.

2. Mai. Pat., welche bisher fieberfrei war, zeigt heute um 2 Uhr nachmittags 38,2 ~ um 5 Uhr 39,7 ~ unter schweren ErschSpfungserseheinungen erfolgt um 81/~ Uhr abends der Exitus letalis.

Die tags darauf vorgenommene Autop~ie (Obduzent: Assistent Dr. B e l a E n t z ) ergab als Epikrise: Hyperaemia cerebri, medullae spinalis, meningum.

(Besonders blutreich waren Groi3- und Kteinhirn, die graue Hirnrinde, die Zentral- ganglien, Varolsbriicke, verl~ngertes Mark, welche auch eine teigig-weiche Kon- sistenz zeigten.) Degeneratio caseosa glandularum peribronehialium sin. hyper.

plasticarum. Cicatrix apicis pulmonis sin. cum degeneratione caseosa in extensitate fabae. Ulcera stercoralia intestini crassi et recti. Dermatitis traumatica crurium et extremitatum superiorum. Venaepunctio cubiti sin. (Diese Stelle ergab nichts Krankhaftes.)

Der Befund im Zentralnervensystem war also der einer schweren Hyper~imie ohne sonstige anatomische L~sionen, wie sie bei Chorea gravis gefunden wird.

H i s t o l o g i s e h e U n t e r s u c h u n g .

Dieselbe verdanke ieh Herrn Kollegen E n t z , welchem ich hiermit meinen besten Dank ausspreche: Aus dem Zentral•ervensystem, namentlich den Zentral- windungen, der reehten und linken Capsula interna, dem Pons, der Medu]la ob- longata und versehiedenen Partien des Riickenmarkes stammende mikroskopisehe Pr~parate zeigen, abgesehen vonder I-Iyper~mie niehts Besonderes, und zwar weder im Glianetz, noch in den Nervenzellen. Nur an einer Stelle wird ein thrombosiertes Gef~Behen gefunden. Nachdem schon bei der Obduktion aus tier Capsula interna S a r c i n a l u t e a kultiviert werden konnte, wurden jetzt auf mikroskopisehen Schnitten der linken Capsula interna in den perivascul/iren Lymphspalten, doch zuweilen auch auBerhalb dieser, nach Gram ziemlich intensiv f~rbbare KSrnehen und KSrnchengruppen gefunden, welche aber nicht die 8er-Gruppen der Sarcina zeigen, sondern eher staphylokokkusartige, grSSere Gruppierungen bilden. Da aber diese KSrnchen weder gleiehgrol3 sind, noch sich gleich stark f~rben, so ist es zweifelhaft, ob es Mikroorganismen oder aus Zellzerfall hervorgegangene KSrn- chen sind. Dabei ist es aber bemerkenswert, daB diese KSrnchen nur in der Capsula interna gefunden wurden, aus der die Sareina kultiviert ward.

Jedoeh muBte bei der von uns vorgenommenen genaueren Priifung der Pr/~- parate, mit Riicksieht auf die unregelm/s Gestalt und verschiedene GrSBe dieser Gebilde, die Annahme, dab es Bakterien seien, fallen gelassen werden, welche Auffassung auch yon Herrn tIofrat Prof. A. v. G e n e r s i e h und Prof. E. K r o m - p e e h e r geteilt wurde.

B a k t e r i o l o g i s c h e U n t e r s u c h u n g u n d T i e r e x p e r i m e n t e . A. Blur.

1. Marl Das Blur wurde einen Tag vor dem Tode der Kranken entnommen.

Wegen der hoehgradigen Unruhe muBte vor der Venaepunktion eine Morphin- ttyoscininjektion verabfolgt werden. Abet auch so konnte nur wenig Blur ge-

7*"

(10)

100 J. Donath:

wonnen werden, so da$ nur 2 Erlenmeyersche BouillonkSlbchen ungef/ihr mit je 0,5 ccm Blur beschickt wurden.

Auch den Liquor cerebrospinalis wollte ich bakteriologisch untersuchen, doch konnte ich keinen gewinnen, obgleich in der Medianlinie zwischen dem 4. und 5. Lendenwjrbel, dann zwischen dem 3. und 4. geniigend tief eingegangen wurde.

(Ich bemerke hier, dal3 auch bei der Autopsie auffallend wenig Liquor gefunden ward.)

2. Mai. Nach 24stiindigem Aufenthalt im Brutschrank wurden r e i n e , m i t - u n t e r i n 4er - G r u p p e n z u s a m m e n s t e h e n d e K o k k c n erhalten (~ahrschein- lieh Luftinfektion).

Aus jedem KSlbchen wurde auf je 1 Agareprouvette iiberimpft.

3. Mai. Die eine Agareprouvette ergab reine, in Gruppen stehende Kokken, die an@re blieb steril.

Die eine der urspriinglichen Bonillonkulturen ist in FKulnis iibergegangen.

5. Mai. Die eine aufgegangene Agarkultur zeigt einen schwachen Belag, welcher aus sehSncn, gleichm~13igen Kokken besteht, die zu Diplokokken, tetra- genen oder grSl~eren Gruppen geordnet sind.

Die urspriinglich verbliebene Bouillonkuttnr hat sich stark getrfibt und cr- h~lt nur grol3e Mono- oder D i p l o k o k k e n . (Wahrscheinlich Sarcina, infolge yon Luftinfektion.)

6. Mai. Von einer 2t~gigen Agarkultur, welche goldgelbe Belage bildet, be- stehend aus typischem S t a p h y l o c o c c u s p y o g e n e s a u r e u s , werden einem Meerschweinchen intraperitoneal 1 0se, einem zweiten 2 0sen injiziert.

7. Mai. Von derselben Kultur wird einem grol3en Kaninchen 1 0se in die Ohrvene injiziert.

Die Meerschweinchen sind stets munter und bleiben es bis zum Ende des am 18. Mai abgebrochenen Versuchesl).

9. Mai. Das Kaninchen ist seit gestern traurig.

11. Mai. Das Tier ist seit gestern wieder taunter.

16. Mai. Nachdem das Kaninchen 2 Tage lang wieder traurig war, ist es seit 2 Tagen abermals guter Dinge.

20. Mai. Das Kaninchen war vorgestern wieder niedergeschlagen und wurde gestern um 8 Uhr abcnds tot aufgefnnden. - - Die heute vorgenommene Obduktion ergab aul3er Abseessen in beiden Nieren, welche hauptsKchlich in der Rinden- substanz lokalisiert waren, nichts Besonderes2). - - Es wurden aus dem Herzblut 4, aus den Nierenabseessen 3 Agarb5den geimpft.

25. Mai. S~mtliehe aus dem Herzblut un4 den Nierenabscessen geimpften Agate zeigen r e i n e n S t a p h y l o c o c c u s p y o g e n e s a u r e u s .

B. Hirnteile.

3. Mai. Auch aus der frischen Leiche, und zwar aus dem linken Gyrus cen- tralis, der Capsula interna und dem Pons wurden Kulturen bereitet, die 24 Stunden bei Zimmertemperatur verblieben.

6. Mai. Die ersten Kolonien'zeigen sich auf dem aus der Capsnla interna besKten Agar.

10. Mai. Die aus der Capsula interna gewonnenen reichlichen Kolonien ~hneln dem Staphylococcus citreus, darunter eine dem Staphylococcus aureus. Anfangs imponierten sie als Staphylococcus albus.

i) Bekanntlich ist Staphylococcus pyogenes aureus fiir Meerschweinchen nicht immer pathogen.

2) Abscesse in dcr Nierenrinde sind, wie bekannt, ein gewShnliches Vor- kommnis bei der Infektion mit Staphylococcus pyogenes aureus.

(11)

Zur Bakteriologie der Chorea Sydenhami. 101 Die iibrigen beiden Agare sind fast steril geblieben.

11. Mai. Von der gestern erfolgten t?berimpfung aus einer gelben Kolonie werden 3 0sen in 3 ecm Bouillon verrieben. Davon werden 2 Meerschweinchen yon 200--250 g Gewicht je 1 cem Bouillon intraperitoneal, 1 Kaninchen yon 3 kg Gewicht 1 ccm intravenSs injiziert.

Die gelben Kolonien erweisen sich als S a r c i n a l u t e a l ) .

Die bis zum 15. Juni beobachteten Tiere zeigten nichts Krankhaftes.

V. E l i s a b e t h F., 15 Jahre alt, ledig. Aufgenommen am 21. Okt. 1907.

Diagnose: Chorea gravis, Amentia.

A n a m n e s e : Eltern und 2 Geschwister gesnnd. Friiher stets gesund, zeigt sie seit einer Woche fortw~hrende Bewegungen, hat Schlingbeschwerden, doch sind Appetit un4 Stuhl in Ordnung.

S t a t . praes.: Ziemlich gut entwickelt, m~l~ig gen~hrt. Wegen der hoeh- gradigen motorischen Unruhe ist eine eingehende Untersuchung nicht mSglich, doch zeigen die Pupillen und die Reflexe an den Extremit~ten und am Bauch niehts Besonderes.

Die Herzd~mpfung zeigt eine Verl~ngerung nach oben, indem sie am oberen Rand der 3. Rippe beginnt, sonst normale Verh~ltnisse.

Es besteht cutane Hyper~sthesie. Von den fortw~hrenden Jaktationen zeigen die Hinterfl~che des Oberarmes, sowie das G e s ~ ausgedehnte Hautabschfirfungen nnd Entziindungen.

Pat. ist aul~erordentlich agitiert, wirft sich herum, briillt, weint, stSBt un- artikulierte Laute aus und ist nicht zu z~hmen. Injektionen yon 1 cg Morphin 0,3 mg Hyoscin bringen in der ersten Zeit Beruhigung, in der weiteren Folge versagen sie.

25. Okt. Die motorische Unruhe hat etwas nachgelassen, doch ist die Kranke aufgeregt: sie l~rmt fortw~hrend, ruft laut, da~ sie zu ihrer Mutter geht; auf wiederholte Ermahnungen, sich still zu verhalten, antwortet sie schreiend: ,,Nein, just will ich sehreien."

27. Okt. Wegen anhaltender Unruhe Uberfiihrung auf die Beobaehtungs- abteilung.

Bis zum 24. Okt. wurden subfebrile Temperaturen mit dem Maximum yon 38,2 ~ (23. Okt. 6 Uhr ab) gemessen. Seither fieberfrei.

B a k t e r i o l o g i s c h e U n t e r s u c h u n g des B l u t e s sowie des L i q u o r cere- b r o s p i n a l i s u n d T i e r e x p e r i m e n t .

23. Okt. Behufs Venaepunktion mug die sehr unruhige Kranke chloroformiert werden. Aus der rechten Vena cephalica werden einige TrSpfchen Blur in 2 Erlen- meyersche BouillonkSlbchen sowie in 2 Agareprouvetten gelassen.

Unmittelbar darauf wird auch die Lumbalpunktion gemacht und mit je 2--3 ccm des lebhaft flie$enden Liquors 2 Erlenmeyersche BouillonkSlbchen, 2 Agar- und 2 Bouilloneprouvetten beschickt.

25. Okt. Die mit Blut beschickten Erlenmeyerschen KSlbchen sowie die Agare steril.

Die Liquor cerebrospinalis enthaltenden beiden Erlenmeyerschen KSlt)chen und Bouilloneprouvetten, sowie 1 Agareprouvette sind triibe, 1 Agareprouvette ist steril. Die weiteren Untersuchungen des Blutes und des Liquors sollen ge- trennt angeffihrt werden.

1) Auf dem einen Agar mit citreusartigen Kolonien entwickelten sich am 19. Mai auch 3 punktfSrmige, rosenfarbige Kolonien, bestehend aus dicken Bacillen.

Eine weitere Uberimpfung auf Agar gelang aber nicht.

(12)

102 J. Donath:

A. Blur.

'26. Okt. 1 Erlenmeyersches KSlbehen und die beiden Agare sind steril ge- blieben. 1 Erlenmeyersches KSlbchen ist triibe geworden und enth~lt kleine und g r o 6 e D i p l o k o k k e n und T e t r a g e n u s f o r m e n .

Uberimpfung aus dem trfiben Erlenmeyersehen KSlbchen auf Agar.

28. Okt. Letzteres Agar ist steril geblieben. Desgleichen das urspriinglieho Erlenmeyersche KSlbehen und die beiden Agate. (Die Blutaussaaten sind also steril geblieben.

Weitere Uberimpfungen wurden nicht gemaeht.

23. Nov. Die urspriinglichen Blutaussaaten sind bis heute, also 1 Monat lang steril geblieben. Der Versueh wird hiermlt beendet.

B. Liquor cerebrospinalis.

26. 0kt. Die durch 2 Tage steril gebliebene Agareprouvette enthglt am 3. Tage reine Sarcina.

1 Erlenmeyersches KSlbehen enthglt Di plo k o k k e n , 1 Bouilloneprouvette k l e i n e u n d g r o 6 e D i p l o k o k k e n sowie T e t r a g e n u s f o r m e n .

Uberimpfung aus dem Erlenmeyerschen KSlbehen und dem Eprouvetten- bouillon auf je 1 Agar.

28. Okt. Auf beiden Agaren sind r ei n e K o k k e n zur Entwicklung gekommen.

31. Okt. Behufs Tierversuehe neuerliche Uberimpfung aus den beiden Agaren auf 2 Agare und aus dem Bouillon auf 1 Agar.

2. Nov. Das aus dem Erlenmeyerschen KSlbchen geimpfte Agar zeigt S t a - p h y l o c o c c u s p y o g e n e s a u r e u s , die aus dem Eprouvettenbouillon geimpften 2 Agare S t a p h y l o c o c c u s p y o g e n e s a l b u s .

Aus jeder dieser 3 Agarkulturen wird je 1 Kaninehen mit einer halben 0se in die Ohrvene injiziert.

13. Nov. Es zeigt sich, dab die Kulturen aus dem Liquor cerebrospinalis nur aus Staphylococcus aureus bestehen. Das eine dieser Kaninehen ist am 3. Tage nach der Impfung traurig.

23. Nov. Das Kaninchen ist eingegangen und zeigt in der Leber ausgebreitet Coceidiasis. Von Staphylokokken, Tuberkel- oder sonstigen Baeillen findet sieh keine Spur.

Die Tierversuche haben also ein negatives Resultat ergeben.

VI. K a r l H., 14 Jahre alt, Fabrikarbeiter. Aufgenommen am 29~. Dez. 1908.

Diagnose: Chorea.

A n a m n e s e : Stammt aus gesunder Familie. Pat., der bis dahin gesund war, zeigt seit 3 Wochen st~ndige unwillkiirliche Bewegungen.

s t a r . praes. (28. Dez.): Der ganze KSrper in fortwghrender Bewegung, Jaktationen der Gliedmal~en, Grimassierungen mit Gesicht und Zunge; er kann weder das EBzeug gebrauchen, noeh sieh ankleiden, doch ruhen diese Bewegungen im Schlafe. Reflexe, Sensibifit~it, Brustorgane, NierentKtigkeit zeigen nichts Be- sonderes. Appetit und Stuhl unregelm~Big.

30. Dez. Die Jaktationen haben seit der gestern behufs Venaepunktion vor- genommenen Chloroformnarkose wesentlieh nachgelassen; noeh hie und da leichto Zuckungen.

31. Dez. ErSffnung eines Abscesses an der reehten Unterlippe.

6. Jan. 1910. Wunde gesehlossen. Pat. befindet sieh bedeutend besser.

Kein Fieber im Laufe der Behandlung; das Temperaturmaximum war zu Anfang ('23. Okt.) 37,6 ~ C.

30. Jan. Geheilt entlassen.

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Zur Bakteriologie der Chorea Sydenhami.

103

B a k t e r i o l o g i s c h e B l u t u n t e r s u c h u n g u n d T i e r e x p e r i m e n t e . 29. Dez. Wegen der heftigen Jaktationen Venaepunktion in der Chloroform- narkose. I n 3 Erlenmeyersehe BouillonkSlbehen wird ungef~hr je 1 ecru Blur und in 3 Agareprouvetten je einige Tropfen Blur gelassen.

(Am n~chsten Tage sollte aueh der Liquor cerebrospinalis zur bakteriologisehen Untersuchung herangezogen werden, doch ergab die Punktion zwisehen 4. und 5. Lendenwirbel einige Tropfen rein venSses Blut, weshalb von einem weiteren Verfahren abgesehen wurde.)

2. Jan. 1909. Die 3 Erlenmeyerschen KSlbchen sowie 2 Agare sind g~nzlich steril geblieben. Nur auf einem Agar hat sich 2 Tage naeh der Impfung eine weiBe Kolonie gebildet, bestehend aus reinen Kokken (wahrseheinlich S t a p h y l o - c o c c u s p y o g e n e s a l b u s bzw. S t a p h y l o c o c c u s albus), zu der sieh neue zugesellt haben.

3. Jan. Uberimpfung auf Agar.

4. Jan. ~berimpfung aus dem vorigen in eine Bouilloneprouvette.

5. Jan. Von der 24stiindigen BouiUonkultur werden 0,5 cem in die Ohrvene eines Kaninchens eingespritzt.

6. Jan. Das Tier befindet sich wohl.

Neuerliche Uberimpfung aus der frischen Agarkultur in Bouillon.

7. Jan. Von dieser 24stiindigen Bouillonkultur werden einem anderen Kanin- chen gleichfalls 0,5 ccm intravenSs injiziert.

8. Jan. Das zweite Kaninchen ist etwas traurig.

9. Jan. Beide Tiere wohl und bleiben es bis zum Schlusse des Versuches

am 22. Jan. ~

VII. J o h a n n N., 17 Jahre alt, Fabrikarbeiter. Aufgenommen am 31. Mai 1908. Diagnose: Chorea gravis.

A n a m n e s e : Eltern gesund. Von 3 Geschwistern sind 2 gesund, eines leidet an einem Ausschlag; 5 Geschwister gestorben, darunter waren 3 rhachitisch.

Nerven- oder Geisteskrankheiten sind in der Verwandtschaft nicht vorgekommen.

Der friiher gesunde Kranke bekam am 14. d. M. Ful3schmerzen, bald darauf unwillkiirliche Bewegungen in der reehten Hand, welche sich bald auf Kopf und Beine ausbreiteten. Aueh ist schon seit Beginn der Krankheit durch die choreati- sehen Bewegungen die Sprache behindert. Gefiihl allgemeiner Sehw~che. I n tier letzten Zeit viel getrunken.

Stat. praes.: Hoehgradige choreatische Bewegungen am ganzen KSrper, kann infolgedessen sehwer sprechen und keine 5~ahrung zu sich nehmen, obgleieh der Appetit ziemlieh erhalten ist. Stuhl und Urinentleerung regelm~13ig. Sehlaflos.

Am Herzen niehts Besonderes.

Zu Beginn der Krankheit bestand Fieber, welches am 5. Juni 39,7~ er- reiehte. Vom 6. Juni ab fieberfrei.

6. Juni. Seit gesfern, wo der Kranke behufs Venaepunktion chloroformiert werden muSte, um Blur zur bakteriologischen Untersuehung zu gewinnen, ist er viel ruhiger. Auch sind die bis dahin zeitweilig verabreiehten Hyoseininjektionen entbehrlich geworden.

9. Juni. 5~ach 2tKgigem, ununterbrochenem Sehlaf haben die choreatischen Bewegungen wesentlich abgenommen.

19. Juni. Geheilt entlassen.

Wegen Chorearezidive neuerdings aufgenommen am 5. Mai 1909.

Seit 6 Wochen bestehen wieder ehoreatisehe Bewegungen. Er ist h~ufig sehlaflos, doch kann er essen.

10. Mai. Seit 2 Tagen sind die Jaktationen so heftig, da$ er sich die Glied-

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104 J. Donath:

mal~en g~nzhch aufgerieben hat. Kann nicht essen, Erh~lt eine Einpackung und noch vormittags 2 g Paraldehyd. - - Nachts 111/2 Uhr Exitus letalis."

Die tags darauf vorgenommene Autopsie ergab ats Epikrise:.Hyperaemia corticis cerebri et medullae spinalis (Chorea gravis). Endocarclitis verrucosa valvulae bicuspidalis. Catarrhus bronchialis diffusus cum bronchopneumonia extensa loborum inferiorum pulmonum. Ecchymoses subpericardiales, sub- pleurales, mucosae enterum. Hyperaemia organorum abdominalium, renum, lienis, hepatis. Pachymeningitis interna haemorrhagica, lateris dextri.

Der postmortale Bakterienbcfund wird welter unten angefiihrt werden.

A. B a k t e r i o l o g i s c h e U n t e r s u c h u n g des B l u t e s u n d d e r C e r e b r o s p i n a l - f l i i s s i g k e i t i n v i v o u n d T i e r c x p e r i m e n t e .

5. Juni 1908. Im Laufe der ersten Erkrankung wurde heute die Vena mediana pungiert, und zwar wegen der heftigen Jaktationen in Chloroformnarkose. 3 Erlen- meyersche BouillonkSlbehen und 3 Agareprouvetten wurden mit ungef/~hr je 0,5 ccm Blut beschickt.

Mittels der gleich darauf vorgenommencn Lumbalpunktion wurden gleich- falls 3 Erlenmeyersche BouillonkSlbchen und 3 Agareprouvettcn etwa mit je 0,5 cem Liquor beschickt.

8. Juni. Nachdem s~mtliche Aussaaten 48 Stunden im Thermostat und noch i Tag bei Zimmertemperatur gestanden hatten, zeigen sich s~mtliche Agare, so- wohl die mit Blur als die mit Cerebrospinalfliissigkeit beschickten steril. Dagegen zeigen s~mtliehe Erlenmeyersehe KSlbchen, also sowohl vom Blut als von der Cerebrospinalfliissigkeit, r ei n e S a r c i n a. Aus jedcm KSlbchen ~berimpfung auf je 1 Agar.

9. Juni. S/s 6 Agare entwickeln r e i n e S a r c i n a alba.

Aus einem diescr wird auf Bouillon iiberimpft.

10. Juni. Zwei der urspriinglichen Liquoragare zeigen heute S a r c i n a a l b a . Die vorgestern erfolgten zweiten (Jberimpfungen haben auf den 3 Blutagaren S a r c i n a l u t e a , auf den 3 Liquoragaren S a r c i n a a l b a entwickelt.

Von der gestern aus Blur gewonnenen Bouillonkultur werden 0,5 ccm in die Ohrvene eines Kaninchens injiziert.

12. Juni. Das Tier bcfindet sich wohl.

15. Juni. Das Tier bewegt sich schwerf/~llig, besonders sind die linksseitigen Extremit/iten schwach; es fEllt auf die linke Seite, ist niedergeschlagen.

16. Juni. Um die Bouillonkultur der Sarcina lutea yon Staphylococcus pyo- genes aureus zu unterscheiden, wurde gcstern in dieselbe 1 Tropfen Kaninchen- blut gebracht. Nach 24 Stunden keine ttEmolyse.

Das Tier ist etwas lebhafter, doch besteht noch immer Parese der linken Extremit~ten.

22. Juni. Auch die 4--9t~gigen Bouillonkulturen zeigen keine H~molyse.

Das Kaninchen befindet sich wohl.

27. Juni. Das Tier, welches gestern noch gefressen hatte, wurde heute friih (17 Tage nach der Injektion) tot aufgefunden.

Die Sektion ergab, wie aueh yon Herrn Kollegen E n t z best~tigt wurde, ausschliel~lich eine Peritonitis sero-purulenta mit starker Exsudation. Aus einer angebrannten Schnittfl~che der Leber, welches Organ iibrigens nichts Besonderes gezeigt hatte, wurde auf 2 Agate iiberimpft.

28. Juni. Beide Agare haben 1--2 Kolonien ( D i p l o b a c i l l e n und K o k k e n ) zur Entwicklung gebracht (Darminfektion?).

30. Juni. Die welter entwiekelten gleichm~Bigen Kolonien zeigen fast reine coli/ihnliche, kurze und dicke Bakterien. Diese h&ben also mit der aus dem Pat.

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Zur Bakteriologie der Chorea Sydenhami. 105 gewonnenen Sarcina nichts gemein und stammen wohl aussehliel~lich aus dem Kaninchen.

I n diesem Falle ist also die b a k t e r i o l o g i s c h e U n t e r s u c h u n g des K r a n k e n n e g a t i v ausgefallen.

B. B a k t e r i o l o g i s c h e U n t e r s u c h u n g von H i r n t e i l e n .

Aus der Capsula interna und dem Pons Varoli wurde unter den iiblichen Kautelen (Anbrennen tier Schnittfls mit gliihendem Messer usw.) auf Bouillon und Agar fiberimpft. Auf letzterem zeigten sich schon am n~chsten Tage ver- schiedene Kolonien. Aus diesem Grunde wurde die gleichzeitig triibe gewordene Bouillonkultur verwoffen.

Die Agarimpfungen sowohl aus der Capsula interna als dem Pons ergaben iippig waehsende, groBe, rundliche, saftreiche Kolonien von S t a p h y l o c o c c u s p y o g e n e s albus und kleine, gelbe Kolonien yon S a r c i n a lutea. Die Bouillon- kultur nahm nach einigen Tagen eine schwach-grlinliche Farbe an, welche sps noch intensiver wurde (wahrscheinlich Bacillus pyocyaneus).

U m die bakteriologische Untersuchung mOglichst aussichtsvoll zu gestalten, wurden durchgehends schwere ChoreafKlle herangezogen.

Denn yon den 7 untersuchten F~llen waren 2 mit Amentia kompliziert, 2 waren Chorea gravis mit Exitus letalis, von welch letzteren der eine auch Endocarditis verrucosa hatte. Abet auch von den 3 nicht kompli- zierten F/illen yon Chorea hatten 2 so starke Jaktationen, dab die B l u t e n t n a h m e mittelst Venaepunktion in der Narkose vorgenommen werden muBte, und der dritte mul~te wegen der hochgradigen motori- schen Unruhe yon 2 W/irtern niedergehalten werden, u m die blo$

therapeutischen Zwecken dienende Morphin-Hyoscininjektion verab.

folgen zu kSnnen. Auch hatte dieser anfangs Fieber bis zu 39,0 ~ C.

4real erfolgte wegen starker J a k t a t i o n e n die B l u t e n t n a h m e in der Chloroform- und 1 real in der ~VIorphin-Hyoscinnarkose. Bei den iibrigen 2 K r a n k e n konnte m a n ohne diesen Eingriff zu Rande kommen.

Was die Fieberbewegungen anlangt, so war 1 K r a n k e r fieberfrei, 2 h a t t e n anfangs subfebrile T e m p e r a t u r e n (bis 3 8 , 2 ~ ansteigend), 3 h a t t e n anfangs Fieber bis 39,0 bzw. 39,7 ~ C und 1 K r a n k e , die trotz heftigen J a k t a t i o n e n bis dahin fieberfrei war, h a t t e a m Tage des Exitus 39,7 ~ C. Eine direkte Proportionalit~t zwischen Schwere der Chorea und Fieberbewegung konnte nicht wahrgenommen werden. So war z. B. der eine tOdliche Fall fieberfrei bis zum Tage des Exitus, an dem die T e m p e r a t u r bis 39,7 o C anstieg, w~hrend der andere nur zu Beginn Fieber bis 39,7 ~ C zeigte. 2 geheilte F/s h a t t e n nur anfangs Fieber- t e m p e r a t u r e n bis 39 ~ C.

Die Obduktion ergab in beiden Fs als wesentlichen Befund:

Hyper/imie des HJrns und Riickenmarks, zu denen sich in dem einen

Falle Ls des tterzens gesellten, und zwar Endocarditis verrucosa

mit subperikardialen, sowie subpleuralen und Darmschleimhaut-

ecchymosen.

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106 J. Donath:

Was nun die b a k t e r i o l o g i s c h e n E r g e b n i s s e anlangt, so wurden gefunden:

In 5 F~llen (FallI, I I , I I I , VI undVII) S t a p h y l o c o c c u s p y o g e n e s alb us (davon in 4 F~llen durch Uberimpfung aus dem Blute, in 1 Falle aus Hirnteilen).

In 2 F~llen (Fall IV und V) S t a p h y l o c o c c u s p y o g c n e s a u r c u s (davou 1 real durch Uberimpfung aus dem Blute, 1 mal aus dem Liquor).

AuBerdem wurden gefunden:

2mal S a r c i n a l u t e a (ira Fall IV dureh Uberimpfung aus Hirn- teilen [Gyrus centralis, Capsula interna und Pons], im Fall VII aus Blut).

l m a l S a r e i n a a t b a (ira Fall VII dureh Uberimpfung aus dem Liquor sowie aus den Hirnteilen [Capsula interna und Pons]).

1 real Pyoeyaneus (?) (im Fall VII durch Uberimpfung aus Hirn- teilen).

1 real nicht n~her bestimmte Diplokokkus- und Tetragenusformen (ira Falle V aus Blut, wo aber die Weiterimpfung aus Agar nicht mehr gelungen ist und die weiteren 3 urspriinglichen Uberimpfungen aus dem Blute noch nach 3 Wochen steril geblieben sind(.

Die h i s t o l o g i s c h e U n t e r s u c h u n g der Hirnteile (Zentral- windungcn, rechte und linke Capsula interna, Pons und Medulla ob- longata) im Falle IV ergab beziiglich Bakterien einen negativen Befund.

Was die Tierversuehe anlangt, so blieben sie in den F~llen I, II, I I I und VI, wo Staphylococcus pyogenes albus gewonnen wurde, fiir 4 Ka- ninchen und 2 Meersehweinehen g~nzlich n e g a t i v . - Im Falle IV, wo aus dem Blute Staphylococcus pyogenes aureus gewonnen wurde, waren die Versuche positiv fiir ein Kaninehen, welches nach 13 Tagen an Staphylococcus pyogenes aureus einging, und negativ fiir 2 Meer- schweinchen. Die aus Hirnteilen gewonnenen Sarcina lutea liei~en die Tiere (2 Meerschweinehen und 1 Kaninchen) ganz taunter. - - Im Falle V, wo aus dem Liquor Staphylococcus pyogenes aureus gewonnen wurdc, fielen die Versuche bei 2 Kaninchen g~nzlich negativ aus, das dritte ging nach 21 Tagen an ausgedehnter Lebcrcoccidiasis zugruude, was also nicht auf Rechnung des Staphylokokkus zu bringen ist. - - Im Falle VII ging auf lnjektion der aus dem Blur gewonnenen Sarcina lutea das Kaninchen nach 17 Tagen an Coliinfektion zugrunde; der Tierversuch ist also beziiglieh der Sareina gleichfalls negativ.

Was nun die Sehlui~folgerungen aus meinen bakteriologisehen Unter-

suehungen ardangt, so miissen diese mit Vorsicht gezogen werden, weil

Bakterien weder im Blute oder in der Cerebrospinalfliissigkeit, noch in

den Geweben, namentlich im Zentralnervensystem in Massen gefunden

(17)

Zur Bakteriologie der Chorea Sydenhami. 107 wurden, wie es bei jenen Infektionskrankheiten der Fall ist, bei denen der Erreger fiber jeden Zweifel festgestetlt ist (Anthrax, Tuberkulose, Lepra, Syphilis, Trypanosomiasis usw.). Auch ist der fieberhafte zyklische Verlauf nicht so ausgesprochen, die Delirien nicht konstal:t und die Kontagiosits unbekannt im Gegensatz zu jenen Infektions- krankheiten, deren Erreger wir noch nicht kennen, aber deren Infek- tiosits sicher ist (Masern, Scharlach, Lyssa usw.). Dennoch bin ich geneigt, dem in meinen ss F~llen gefundenen Staphylococcus pyogenes albus bzw. aureus eine pathogene Bedeutung zuzuschreiben, ohne ihm eine Spezifits fiir die Chorea minor zu vindizieren, mit l~iick- sieht auf die Streptokokkenbefunde, bzw. gleiehzeitigen Streptokokken- und Staphylokokkenbefunde anderer Autoren. Ieh bin vielmehr der Ansieht, dal~ sowohl Streptokokken wie Staphylokokken bei Individuen, welche durch Puberts schw~chiiche, ans und nervSse Konstitu- tion den eingedrungenen Bakterien oder den Toxinen einen geringeren Widerstand leisten, den gfinstigen Boden ffir die Entwicklung jenes Reizzustandes im Zentralnervensystem abgeben, den wir als Chorea kennen. Es kann also fiber die infektiSse Natur jener Choreen, die mit Fieber und Delirien einhergehen, kein Zweifel bestehen: Jedoch wird ein so pr/idisponierter Organismus auch auf psychischen Chok oder Graviditiit mit Chorea reagieren k6nnenl).

Die Sarcina als banale Luftinfektion k o m m t wohi nicht in Betracht.

Den Herren Kollegen, Bakteriologen Dr. E d m . S t r 5 s s n e r und Assistenten B61a E n t z , welche mich in so zuvorkommender Weise unterstiitzt haben, sowie dem Leiter des hauptsts bakterio- logischen Instituts, Doz. B e r n h . V a s , der mir die Behelfe dieses In- stitutes freundlichst zur Verfiigung gestellt hat, spreche ich bier meinen verbindlichsten Dank aus.

1) In einer jiingsten Arbeit gelangt G u n n a r F o r s s n e r (Nachuntersuchung nach 15--20 Jahren in 28 Fs yon Chorea minor. Jahrb. f. Kinderheilk. 21, Heft 1) zu einer s Anschauung. Nach ihm bef/illt die Chorea vorwiegend schwache, aueh in anderen Beziehungen wenig widerstandsf/~hige Konstitutionen.

Er glaubt, dab die Chorea durch die verschiedensten Infektionen und Sch~dlieh-

keiten hervorgerufen werde. - - Aueh K. W e n d e n b u r g (l~ber Chorea infectiosa

und Chorea hysteriea. Monatsschr. f. Psych. u. Neurol. 1910, Heft 3 u. 4) h~ilt

dafiir, dab man ,,nach den bisherigen Beflmden annehmen muB, dab der Veits-

tanz wahrseheinlich keine bestimmten Erreger hat".

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