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Archiv "Schengen: Europa im stillen Winkel" (25.06.2010)

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A 1268 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 25

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25. Juni 2010 und zwei Kinder bekommen. Diese besuchen inzwischen das „Schen- gen-Lyzeum“ in der saarländischen Nachbargemeinde Perl. Hier sitzen Kinder aus Luxemburg, dem Saar- land und Lothringen in einer Klas- se, unterrichtet von Lehrern von hü- ben und drüben, und lernen Sprache und Kultur der anderen kennen.

Zehntausende Deutsche und Franzosen pendeln jeden Tag nach Luxemburg zur Arbeit (und zum billigen Tanken). Viele Luxembur- ger wohnen in Perl und Umgebung, weil es ihnen zu Hause zu teuer ge- worden ist. Auch Martina Kneip schickt ihre Gäste im Dreiländereck gerne in alle Richtungen: in Lu- xemburg zu einer Weinprobe in die

„Caves du Sud“ von Schengen-Re- merschen oder in das stille Natur- schutzgebiet in den Moselauen. Auf der deutschen Seite empfiehlt sie den Besuch der rekonstruierten Rö- mervilla von Perl-Borg. In Perl ist auch das runde Dutzend saarländi- scher Moselwinzer zu Hause, klei- ne Familienbetriebe wie der von Thomas Schmitt. Er veranstaltet kulinarische Weinbergwanderun- gen durch das Dreiländereck. Einen ganzen Tag lang geht es da berg- auf, bergab durch das Moselland.

Und an besonders schönen Stellen warten auf die Wanderer Wein und Leckereien aus der Region: Schin- kentorte mit Pinot blanc im Schmitt’schen Weinberg im Saar- land, Schafskäse mit einem Rot- wein Cuvée bei einem Bauern in Lothringen, und das Dessert wird in Luxemburg mit einem Gewürztra- miner heruntergespült.

Mittlerweile sind 25 Staaten dem Schengener Abkommen beigetre- ten. Das „Schengen-Visum“, das auch Nichteuropäern das freie Rei- sen durch den „Schengen-Raum“

ermöglicht, ist heiß begehrt. Für viele bleibt es allerdings nur ein schöner Traum. Am Strand von Tanger in Marokko, von wo aus man schon das europäische Fest- land sieht, gibt es eine Kneipe mit dem Namen „Café Schengen“ – ei- ne Art Sehnsuchtsort für Armuts- flüchtlinge aus ganz Afrika. Europa – zum Greifen nah und doch uner-

reichbar. ■

Wolfgang Felk

D

ie letzten Fetzen Morgenne- bel wabern über der Mosel.

Sanft gleitet die „Princesse Marie- Astrid“ heran, das Ausflugsschiff der Luxemburger Moselflotte. Es nimmt Kurs auf Schengen – ein kleines Winzerdorf, reizvoll einge- bettet in die Rebhänge der Oberen Mosel im Großherzogtum Luxem- burg. Diese leuchten jetzt im hellen Frühsommergrün zu beiden Seiten des Ufers. „Das Schengener Ab- kommen wurde aber am 14. Juni 1985 nicht im Ort selbst unterzeich- net“, erzählt Kapitän Jean Herrig,

„sondern auf einem Vorgänger- schiff der Marie-Astrid“ – bei ei- nem Glas Moselwein in Sichtweite des Dorfes, weil dieses so schön symbolisch im Dreiländereck liegt, dort, wo Deutschland, Luxemburg und Frankreich aneinandergrenzen.

„Keiner hat geglaubt, dass da mal was Größeres draus wird“, räumt Roger Weber ein. Den Schengener Bürgermeister treffen wir in seinem Weinberg. Er pendelt zwischen Rathaus und Reben, schneidet früh morgens die Triebe, kümmert sich dann um Baustellen und die Müllabfuhr und empfängt

am Nachmittag eine Delegation aus Osteuropa oder China. „Weil Schengen so berühmt ist, glauben viele, es sei eine Stadt mit 500 000 Einwohnern. Die sind total erstaunt, dass wir nur ein Dorf sind mit gera- de einmal 500 Einwohnern.“

„Europa ohne Grenzen“ steht in drei Sprachen auf dem unauffälli- gen Gedenkstein am Rande des

„Place de l’Europe“, dem Dorf- platz, der umgeben ist von buckli-

gen Winzerhäusern und schmalen Gassen, die auf einen Park an der Mosel zulaufen. Am Rand des Parks hat das Großherzogtum im architektonisch extravaganten Eu- ropa-Zentrum ein kleines Museum eingerichtet. Auch das „Centre tou- ristique“ ist hier untergebracht, ge- leitet von einer „Muster-Europäe- rin“: Martina Kneip ist in Freiburg im Schwarzwald geboren, hat einen Luxemburger geheiratet, Letze - buergesch und Französisch gelernt SCHENGEN

Europa im stillen Winkel

Durch das gleichnamige Abkommen vor 25 Jahren ist

Schengen zum Symbol für ein Europa ohne Grenzen geworden.

Aber wo liegt dieser Ort eigentlich?

Foto: Wolfgang Felk

Die sind total erstaunt, dass wir nur ein Dorf sind mit gerade einmal 500 Einwohnern.

K U L T U R

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