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Archiv "Akupunktur: Diagnosen nicht kompatibel" (27.11.1998)

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A-3026 (6) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 48, 27. November 1998

S P E K T R U M LESERBRIEFE

Akupunktur

Zu den Leserbriefen in Heft 41/1998, die sich auf den Beitrag „Zusatzbe- zeichnung Akupunktur: Noch immer ein weiter Weg“ von Hans-Joachim Lehmann in Heft 31–32/1998 bezo- gen:

Diagnosen nicht kompatibel

Kollege Schmeißer be- klagt die mangelnde Über- einstimmung in den Behand- lungskonzepten der Aku- punktur, die meist auf „eige- nen Erfahrungen“ beruhten.

Das müssen sie auch, denn das bei uns geübte „Rezept- stechen“ hat keine Grundlage in der chinesischen Tradition, sondern geht auf de Morant (1878 bis 1955) zurück, der auch den Begriff Meridian prägte und das chinesische Qui fälschlicherweise mit

„Energie“ übersetzte. Aufli- stungen von Akupunktur- punkten nach Wirkungen und zugehörigen Organen existie- ren in der chinesischen Litera- tur nicht. Genausowenig sind chinesische Diagnosen mit westlicher Medizin kompati- bel. Dann müßten wir näm- lich fünf Wandlungsphasen und sechs Qui auf drei Ebe- nen berücksichtigen in Asso- ziation mit zehn Himmels- stämmen und zwölf Erdzwei- gen. Auch die von Kollege Er- mes gelobten WHO-Kurse in China sind ein Kunstprodukt mit staatlicher Förderung, welche nicht der klinischen Realität in China entspre- chen. Man versucht ein mög- lichst großes Spektrum an Er- krankungen als mit der Nadel therapierbar zu demonstrie- ren. Wie ein deutscher Kolle- ge berichtet, der mehrere Jah- re am Pekinger und Nanjinger Institut für Traditionelle Chi- nesische Medizin gearbeitet hat, würde man viele dieser Krankheitsbilder nie in einer Akupunktur-Ambulanz in China sehen.

Die bei uns geübte, auf westliche Diagnosen zuge- schnittene Akupunktur geht von der Beeinflußbarkeit schnell leitender und rasch

adaptierender Nervenfasern sowie absteigender analgeti- scher Fasern aus. Konsequen- terweise benötigt man hierfür auch keine definierten Punk- te mehr, sondern spezifische Areale, wie es auch Felix Mann, Gründer und lang- jähriger Präsident des engli- schen Akupunkturverbandes und Träger des Deutschen Schmerzpreises 1995, in sei- nen Schriften darlegt.

Interessanterweise finden sich unter Hunderten an Büchern über chinesische Medizin – eine Dissertation listet allein bis 1985 300 Mo- nographien auf – meines Wis- sens nur zwei Autoren, wel- che chinesisch im Original le- sen können, und es hat noch kein deutscher Arzt ein kom- plettes Studium in Traditio- neller Chinesischer Medizin in China absolviert.

Dr. med. Rolf Klimm, Bach 2, 83093 Bad Endorf

Keine finanzielle Primärmotivation

. . . Als Leiter der For- schungsgruppe Akupunktur möchte ich zur Diskussion klärend beitragen.

Das vermeintlich negative Bild der allgemeinen Fortbil- dungssituation wird aus- schließlich mit den Erfahrun- gen bei einer Gesellschaft il- lustriert . . .

Anders als bei Herrn Lehmann dargestellt, besteht über die grundlegenden Lehrinhalte der Akupunktur allgemeiner Konsens. Alle großen Ausbildungsinstitu- tionen halten sich an ein gesellschaftsübergreifendes Curriculum.

Unsere Ausbildungsinhal- te werden, wo immer mög- lich, durch den Bezug auf wis- senschaftliche Erkenntnisse fundiert. Aber wie die kon- ventionelle Medizin auch, be- steht die Akupunktur nur zum kleineren Teil aus wis- senschaftlich objektiviertem Wissen. Der größere Teil ist Handwerk, Intuition und ärztliche Kunst . . .

Natürlich wird mit Aku- punktur Geld verdient. Medi-

zin gehorcht auch den Geset- zen der Wirtschaft. Dies zu ta- buisieren oder zu geißeln, vom „schnöden Mammon“ zu reden (Leserbrief Dr. Seuser) ist Treibsatz für Mißgunst, Frustration und letztlich Qua- litätsverlust. Gerade der Wettbewerb der Seminaran- bieter sorgt für ein gutes Fort- bildungsangebot und gerade

der Wettbewerb der Ärzte für ein gutes Therapieangebot an die Patienten. Jedoch wichtig ist es, daß es nicht bei der fi- nanziellen Primärmotivation bleibt . . .

Dr. A. Molsberger, For- schungsgruppe Akupunktur und traditionelle chinesische Medizin (FATCM) e.V., Post- fach 1332, 85562 Grafing

HIV-Prävention

Zu dem Beitrag „Hintergründe der AIDS-Epidemie in Afrika: Ndiri kutsva- ga sauti – Ich suche nach Salz“ von Bernhard Bauschert in Heft 22/1998:

Falsche Daten

. . . Mit Sicherheit wissen wir heute, daß all die ange- kündigten AIDS-Epidemien nicht stattgefunden haben, weder in den Industrielän- dern noch in Asien und auch nicht in Afrika. Eine Wieder- holung dieser Bedrohungs- szenarien ändert nichts dar- an, daß die Katastrophen nicht eintreten werden, weil sie auf falschen und teilweise gefälschten Daten beruhen.

Allerdings gefährdet das DÄ durch eine derartige Bericht- erstattung seine Glaubwür- digkeit.

Ein Bericht über Hinter- gründe von AIDS hätte so wichtige Informationen ent- halten wie die weltweit sehr unterschiedlichen Diagnose- kriterien. So werden Men- schen in Entwicklungslän- dern lediglich aufgrund klini- scher Symptome als AIDS- krank diagnostiziert, auch wenn sie an den Folgen der katastrophalen Lebensbe- dingungen erkrankt sind.

Oder Angaben über die Häufigkeit von Kreuzreak- tionen bei den wenigen HIV- Tests, die in Afrika durch- geführt werden. Aber auch eine Darstellung über die Art und Weise, wie die WHO zu ihren atemberaubenden Schätzungen kommt, wäre interessant.

Schließlich wäre es not- wendig zu hinterfragen, war- um wir uns so intensiv mit dem angeblichen Sexualle-

ben der Afrikaner beschäfti- gen, wo uns andererseits die Tatsache, daß nach Angaben der WHO mehr als die Hälf- te der Menschen in Afrika kein sauberes Trinkwasser hat, in keiner Weise interes- siert.

Dr. Christian Fiala, Mollard- gasse 12a, A-1060 Wien

Medizinprodukte

Zu den Leserbriefen „Populistisch“

von Dr. Dirk Probst und „Mitdiskutie- ren“ von Joachim M. Schmitt und Rai- ner Hill in Heft 41/1998, die sich auf die Glosse von Dr. med. Günter Hopf

„,Dünnbrettbohren‘ zum Wohl des Pa- tienten?“ in Heft 31–32/1998 bezo- gen, antwortet der Autor:

Unterschiede

Es ist verständlich, wenn kritische Anmerkungen zum Medizinproduktegesetz (MPG) bei Interessenvertretern auf Widerspruch stoßen. Das Zu- lassungsprocedere bei Me- dizinprodukten soll das bei Arzneimittel-Zulassungen

„teilweise übertreffen“. Kri- tik soll schon deswegen un- zulässig sein, weil früher gar keine (!) Zulassungsan- forderungen für die Mehrzahl der Produkte bestanden hät- ten.

Das Medizinproduktege- setz (MPG) fordert keine behördliche Zulassung. Der Marktzugang wird bei Medi- zinprodukten zum Teil allein dadurch ermöglicht, daß der Hersteller eine Konformi- tätserklärung abgibt. Am Beispiel von Präparaten mit Hyaluronsäure-Derivaten, die verwirrenderweise teils nach dem Medizinproduktegesetz, teils nach dem Arzneimittel-

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S P E K T R U M LESERBRIEFE

gesetz im Handel sind, wer- den Unterschiede deutlich:

Medizinprodukte sollen nur physikalisch wirken. Un- erwünschte systemische Wir- kungen wie Urikaria, Schüt- telfrost und Kopfschmerzen, international beschrieben, werden in der deutschen Ge- brauchsanweisung zweier Medizinprodukte nicht ange- geben (Synvisc®, Hyaject®), wohl aber beim Arzneimittel Hyalart®. Nach Angaben ei- nes Herstellers entfaltet sein Medizinprodukt „keine all- gemeinen systemischen Wir- kungen“. Er warnt jedoch vor der Anwendung bei „Vogel- protein“-empfindlichen Pati- enten. Ob Ärzte und Patien- ten erkennen, daß sich dahin- ter die Möglichkeit schwerer anaphylaktischer Reaktio- nen auf Hühnereiweiß (beim Arzneimittel angegeben!) verbirgt?

Dr. med. Günter Hopf, Ärz- tekammer Nordrhein, Ter- steegenstraße 31, 40474 Düs- seldorf

GKV

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Koa- litionsverhandlungen: Globalbudgets sind Gift“ von Dr. Harald Clade in Heft 42/1998:

Gewollter

Richtungswechsel

. . . Wenn Sie schreiben, die Regierung würde sich zunächst eher um die Ar- beitslosen als um die Gesund- heitsreform kümmern, greift sie doch genau da ein, wo das Gesundheitssystem am mei- sten Schaden genommen hat, wie wohl die ganze Republik.

Wäre morgen die Arbeitslo- sigkeit beseitigt, hätten wir auch die Finanzierungspro- bleme im Gesundheitswesen vom Tisch.

Ich bedaure, daß Sie die unproduktiven Sätze von den „unverzichtbaren Grund- positionen“ formuliert ha- ben. Diese zementieren lei- der nur überholte Strukturen und hemmen den Zugang zum Gesundheitssystem, das nun mal unverkennbar ei-

nem Wandel unterliegt. Es darf zukünftig keine „condi- tio sine qua non“ geben, wenn wir tatsächlich wettbe- werbsfähige, gute, patienten- nahe Medizin anbieten wol- len. Selbst Rationierung und Begrenzung des Leistungs- umfangs sind weder lei- stungsfeindlich noch patien- tenfeindlich, sie sind schlicht notwendig, um nicht das ganze Gesundheitssystem platzen zu lassen.

Auch einem Globalbud- get kann man positive Seiten abgewinnen. Ein quasi-Glo- balbudget haben wir doch schon jetzt durch die Fest- schreibung der Beitragssätze.

Anders als bei der Ren- tenversicherung gibt es im Gesundheitsbereich keinen Überschußausgleich aus Steu- ergeldern. Faktisch steht da- mit das Budget. Die Sektorie- rung dieses Gesamtkuchens führt dazu, daß der stationäre Bereich sich, trotz rückläufi- ger Leistung, auf Kosten des ambulanten Bereichs schad- los halten konnte. Dem könn- te das Globalbudget gegen- steuern. Sie haben nämlich recht, es bestehen Struktur- verwerfungen. Ein Global- budget könnte eine Korrek- tur darstellen, die man unter Währungen, die unter Ver- werfungen geraten sind,

„floating“ nennt. Und ich denke, beim Globalbudget ist es wie bei jedem Heilmittel:

Es ist allein die Art der An- wendung, die es zu einem Gift macht.

Strukturelemente aus der Gründerzeit können kaum die Herausforderungen unse- res Gesundheitssystems lö- sen. Die innovativsten Kräfte sitzen offensichtlich nicht in der KBV und schon gar nicht in der Bundesärztekammer.

Beleg dafür ist, daß diese, ba- sisfern und patientenfern, wie sie in den Jahren unter See- hofer leider geworden sind, sich in Grundsatzerklärun- gen und Positionspapieren äußern, eine simple, paranoi- de Angstreaktion.

Hoffen wir also auf besse- re Zeiten unter einer besse- ren Regierung, und wehren wir uns dagegen, daß uns je-

mand den gewollten Rich- tungswechsel verwässert!

Dr. med. Karlheinz Bayer, Forsthausstraße 22, 77740 Peterstal

Gesundheitswesen

Zu dem Beitrag „Vor der radikalen Wen- de“ von Josef Maus in Heft 38/1998:

Exzellent

Ich danke Herrn Maus für die exzellente Reportage. Die Kondratieff-Zyklen sind mir persönlich, aus privaten For- schungen meines Bruders, bekannt. Ich finde es ganz hervorragend, daß jetzt zum ersten Mal das Gesundheits- wesen mit diesen Zyklen in Zusammenhang gebracht wurde.

Wer mit offenen Augen über die Medica geht, sieht, welche Wirtschaftspotenzen im Gesundheitssektor stek- ken, wenn dieser endlich als Markt verstanden wird. Die ganze High-Tech der Sparte würde bestens verdienen. Die Solidarität, die Dr. Ellis Hu-

ber, von der Landesärzte- kammer Berlin, wie auch Dr.

Eckart Fiedler, von der Bar- mer Ersatzkasse, reklamie- ren, ist schon längst von der Politik und von den Kassen zerstört worden – wie jeder im Gesundheitswesen weiß.

Im übrigen entspricht diese Forderung einer Utopie à la Karl Marx.

Wie Herr Gröber von der CSU schon sagt, wenn die Sachleistungen auf das Not- wendige beschränkt werden und alles andere der Eigen- verantwortung und Kostener- stattung überlassen wird, dann wird das Gesundheits- wesen zum Wachstumsmarkt.

Die Kenntnis von den Kondratieff-Zyklen lehrt uns, daß diese, mit unserem Wirt- schaftssystem konforme, Lö- sung der Probleme sich in je- dem Fall durchsetzen wird. Je eher die Entscheidungsträger dies erkennen und danach handeln, um so sicherer läßt sich ein sonst unabwendbarer Crash vermeiden.

Dr. med. G. Boll, Hospital zum Heiligen Geist Geseke, Bachstraße 76, 59590 Geseke

Patientenschutz

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Nicht gegen die Ärzte“ von Josef Maus in Heft 40/1998:

Vorschlag

. . . Mein Vorschlag . . . lau- tet folgendermaßen: Jeder Arbeitnehmer, der pflicht- versichert ist, und jeder Bundesbürger, der freiwillig dieser Versicherung beitre- ten möchte, bekommt sein eigenes Konto (Gesundheits- konto) bei der zu gründen- den Bundeskrankenkasse (ein Zusammenschluß sämtlicher RVO-Kassen im Bundesge- biet). Auf dieses Konto wer- den Arbeitgeber- und Arbeit- nehmerbeiträge monatlich eingezahlt, und von diesem Geld bezahlt der Patient sei- ne ärztlichen Rechnungen.

Das hat erstens den Vorteil, daß er genau weiß, was es ko- stet, wenn eine Behandlung abgeschlossen ist, und zwei-

tens, die ärztlichen Ratschlä- ge werden wegen des gestei- gerten Eigeninteresses am Gesundsein genauer befolgt, weil es um den Geldbeutel des einzelnen geht. Alle soge- nannten Zuzahlungsbeträge für Arzneimittel und soge- nannte IGE-Leistungen wür- den wegfallen. Jeder kann je- den Arzt aufsuchen, soviel er will und soviel er ausgeben will. Das ist die eine Seite des Vorschlags, die andere Seite ist: Was ist mit den chronisch und schwer Kranken? Sie be- kommen, wenn ihr Gesund- heitskonto erschöpft ist, ei- nen Krankenschein, deren Leistungen vom Bundessozi- aletat bezahlt werden, und dieser wird bezuschußt von einem 30-Prozent-Solidarbei- trag, den jeder von seinen Kassenbeiträgen monatlich an den Solidarfonds be- zahlt . . .

Dr. med. Otto Meyer zu Schwabedissen, Am Stadt- garten 28, 77855 Acher

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S P E K T R U M LESERBRIEFE

Bundeswehr

Zu dem Leserbrief „Mängel“ von Tor- sten Harms in Heft 44/1998, der sich auf das Titelbild von Heft 33/1998 bezog:

Gleiche Qualifikation

. . . Daß es sich um gestell- te Aufnahmen handelt, hat sogar Herr Harms erkannt.

Man mag nun die sicherlich zu Recht bemängelten De- tails zum Anlaß nehmen, sich über die wenig professionel- le Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr zu beklagen, daraus aber den äußerst plumpen Versuch zu machen, der Bundeswehr und ihren Rettungsdienstmitarbeitern Ausbildungsdefizite zu unter- stellen, kann nur energisch zurückgewiesen werden: Die Qualifikation rettungsdienst- licher Mitarbeiter der Bun- deswehr braucht den Ver- gleich mit Zivilisten nicht zu scheuen. Nicht zuletzt die langjährige Einbindung der Bundeswehr in das zivile Ret- tungswesen und die Luftret- tung beweist die Richtigkeit dieser Aussage.

Selbstverständlich werden in Zeiten knapper Ressourcen Begehrlichkeiten verschiede- ner ziviler Organisationen ge- weckt, zum eigenen Vorteil den „Störenfried“ Bundes- wehr aus der öffentlichen Notfallrettung zu verdrängen, glücklicherweise sind dies aber nur Einzelfälle . . .

Dr. med. Detlef Nick, Wil- helm-Nesen-Straße 19, 56355 Nastätten

Seehofer

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Krisen- manager mit Meriten“ von Norbert Jachertz in Heft 41/1998:

So viel Lob?

So viel Lob für Herrn See- hofer? Herr Seehofer war in der gesamten Amtszeit nicht nur der größte Feind der Ärz- te, sondern auch der Patien- ten. Allein im Chefarztbe- reich, für den ich mich kom- petent fühle, 30 Prozent Ein-

kommenseinbuße, Diskrimi- nierung der operativen Lei- stung, Behinderung einer lei- stungsgerechten Gebühren- ordnung speziell im operati- ven Sektor. Alle Fachleute, ob Marburger Bund oder Ärztekammer Nordrhein, be- scheinigen Herrn Seehofer weitgehendes Versagen be- ziehungsweise Mißerfolg sei- ner groß angekündigten Ge- sundheitsstrukturreform, vor allem was die Budgetierung angeht, und das Versagen in der Strukturänderung zwi- schen ambulanter und sta- tionärer Medizin.

Auch Sie reden jetzt be- reits wieder von Bewährungs- proben für die Ärzteschaft.

Wie lange sollen wir uns denn noch bewähren, wo wir uns ohnehin schon beruflich stän- dig bewähren müssen? Gar nicht zu reden von den die Vertragsärzte betreffenden größten Schwierigkeiten in der Krankenversorgung, was doch ausgerechnet der Chef- redakteur des Deutschen Ärzteblattes, das ja ohnehin eindeutig KV-lastig ist, wissen müßte . . .

Dr. med. Johannes Schuma- cher, St. Marien-Hospital, Nürnberger Straße 10, 46117 Oberhausen

Krankenhaus

Zu dem Beitrag „Die Situation des ärztlichen Nachwuchses: Das Kran- kenhaus als Unternehmen“ von Ru- dolf Henke in Heft 42/1998:

Alptraum ohne Ende

Rechtzeitig zu Beginn der tristen Jahreszeit endlich mal wieder ein Artikel, der Mut macht(!). Der ärztliche Nach- wuchs ist noch schlimmer dran, als wir es alle schon dachten. Steigende ärztliche Arbeitslosigkeit bei sinken- den Beschäftigungschancen.

Millionenfach unentgeltlich erbrachte Überstunden, die einer Arbeitsleistung von 25 000 neuen Stellen entspre- chen, das sind schier unglaub- liche Zahlen.

Die einen arbeiten sich zu- grunde, die anderen stehen

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A-3032 (12) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 48

S P E K T R U M LESERBRIEFE

vor verschlossener Tür: para- doxe Welt. Wer zur Zeit gera- de Bewerbungen schreibt, weiß, was damit gemeint ist.

Wann ist die Schmerzgren- ze eigentlich erreicht? Wann steht der ärztliche Nachwuchs endlich auf und tut etwas da- gegen? Zuerst ein mieses, überteuertes Studium, dann das völlig sinnlose AiP. Aus- sichtslose Aufstiegschancen, die bis zum Geht-nicht-Mehr erpreßbar machen, Niederlas- sungssperre, an Aus- und Weiterbildung desinteressier- te Ausbilder, EBM-GOÄ- Jongliererei, Budgetierung

und Deckelung, Ende der Be- rufsfreiheit, ein Alptraum oh- ne Ende.

Glückwunsch, der ärztli- che Berufsstand hat sich zu einer in sich geschlossenen

„Fahrradfahrergesellschaft“

par excellence entwickelt, die sich zu Tode verwaltet und re- glementiert. Der Arztberuf ist so unattraktiv wie nie zu- vor. Gäbe es nicht trotz alle- dem die glücklichen und dankbaren Momente, ich hät- te mein Stethoskop längst an den Nagel gehängt.

Dr. med. Axel H. Althen, Burgmauer 41, 50667 Köln

Mutterschutz

Zu dem Leserbrief „Nicht für Selb- ständige“ von Dr. Rüdiger Ehlert in Heft 42/1998:

Plattheiten

Soweit ich mich erinnere, leben wir in einer Gesell- schaft, in der die Familie, ins- besondere also auch das Kin- derbekommen und -erziehen, einen hohen Wert darstellt und daher auch unter beson- derem Schutz des Staates steht.

Um diesen Schutz an- nähernd zu gewähren und gleichzeitig die Benachteili- gung von Frauen im Berufsle- ben im Fall einer Schwanger- schaft zu begrenzen, wurden das Mutterschutzgesetz und das Bundeserziehungsgeldge- setz ins Leben gerufen. Daß diese Gesetze bei der Ehefrau von Herrn Dr. Ehlert wegen deren Selbständigkeit nicht greifen konnten (wie übri- gens auch bei allen nicht dau- erhaft beschäftigten Frauen, also zum Beispiel auch bei der Mehrzahl der Ärztinnen zu Beginn ihrer Weiterbil-

dung mit normalerweise be- fristeten Arbeitsverträgen), ist bedauerlich. Es zeigt, wie groß die Lücken im sozialen Netz noch sind. Einem ande- ren etwas nicht zu gönnen, weil es einem selbst nicht zu- steht, mag menschlich sein (wenn auch reichlich kin- disch), aber deshalb alle an- gestellten und verbeamteten jungen Mütter des kollekti- ven Schmarotzertums und der Faulheit zu bezichtigen („auf Kosten der Steuer- zahler bei voller Arbeitsplatz- garantie der lästigen Lohnar- beit fernbleiben“) ist unver- schämt.

Und außerdem: Zum Krankschreiben gehören im- mer noch zwei! Mit seinen Plattheiten („in der Regel ab dem Moment der mutmaßli- chen Empfängnis krank- geschrieben“) diffamiert Herr Dr. Ehlert nicht nur die schwangeren Frauen, son- dern spricht auch sämtlichen gynäkologisch tätigen Kolle- ginnen und Kollegen jegliche Kompetenz ab.

Dr. med. Anja Poll, Gott- fried-Keller-Straße 6, 50321 Brühl

e-mail

Briefe, die die Redaktion per e-mail erreichen, werden aufmerksam gelesen. Sie können indessen nicht veröffentlicht werden, es sei denn, sie würden ausdrücklich als „Leserbrief“

bezeichnet. Voraussetzung ist ferner die vollständige Anschrift des Verfassers (nicht die bloße e-mail-Adresse). Die Redakti- on behält sich ohne weitere Mitteilung vor, e-mail-Nachrich- ten, die als Leserbrief erscheinen sollen, zu kürzen. DÄ

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