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Archiv "Reichlich zu schlucken . . ." (14.07.1977)

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Zu der Berichterstattung des Spiegel über den 80. Deutschen Arztetag in Saarbrücken stelle ich fest:

1.

Als verantwortlicher Herausgeber des

Magazins „Der Spiegel" hat Rudolf Augstein die Voraussetzungen erfüllt, Brunnenver- gifter genannt zu werden.

2.

Die Redaktion des Magazins „Der Spiegel"

hat die Voraussetzungen erfüllt, als publizisti- sche Falschmünzenverkstatt bezeichnet zu werden.

Als ehemaliger Journalist in vielfältigen Positionen der Tagespresse und des Zeit- schriftenwesens und als ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestages beobachte

ich mit tiefer Sorge, daß durch Nachrichten- fälscher die Pressefreiheit in der Bundes- republik Deutschland aus kommerziellen und aus ideologischen Beweggründen skrupellos mißbraucht wird.

Prof. J. F. Volrad Deneke Mitglied des Präsidiums des Deutschen Ärztetages

Anzeige in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 23. Juni 1977

Die Information:

Bericht und Meinung

DER KOMMENTAR

dies dann die Beitragszahler bei den Ortskrankenkassen unberührt läßt?

Zumindest für eines mußte der Ld0- Geschäftsführer schon indirekt be- zahlen: Seinem Amoklauf gegen die Ärzteschaft haben sich die Landes- verbände der Betriebs-, Innungs- und Landwirtschaftlichen Kranken- kassen nicht angeschlossen. Diese Kassenvertreter waren anscheinend überzeugt von der Begründung, mit der der Zulassungsausschuß für Ärzte den Entziehungsantrag des LdO gegen die Dachauer Ärzte mit Pauken und Trompeten abgewiesen hatte. Sie haben sich vom Versuch der AOK-Vertreter, dem Ärztepräsi- denten die Kassenzulassung zu ent- ziehen, distanziert.

Für den Gewerkschaftssekretär Willi Heitzer scheint diese Art der Unter- stützung der Sozialisierungspläne für das Gesundheitswesen seiner CSU-Mitgliedschaft auch nicht gera- de förderlich zu sein. Weil er zu den Unterzeichnern des einstigen Glück- wunschtelegramms für Willy Brandt

— zu dessen Überstehen des Miß- trauensvotums im Bundestag — ge- hörte und auch der angeblichen

„permanenten Indiskretion" ver- dächtigt wurde, verlor Willi Heitzer schon den Stuhl eines kooptier- ten Mitgliedes im CSU-Landesvor- stand.

Im bayerischen Sozialministerium wurde kürzlich die Idee geboren, Heitzer als Nachfolger des verstor- benen Dr. Germanus Lins in den Landesgesundheitsrat wählen zu lassen ... Mit seiner Beteiligung an Aktionen mit dem Endziel der Besei- tigung der freien Ärzteschaft im Bundesgebiet aber richtet Heitzer für sich selbst innerhalb der CSU- Landtagsfraktion eine unüberwind- liche Wand des Widerstandes auf.

,Soll er sich doch von seinen Gesin- nungsgenossen in der SPD-Fraktion in den Landesgesundheitsrat schik- ken lassen', kommentierte ein maß- gebender Mann der CSU-Landtags- fraktion den ihm aus dem Sozialmi- nisterium zugetragenen Wunsch für Willi Heitzer." Oskar Hatz

Reichlich zu schlucken .

Anlaß der auf dieser Seite wiederge- gebenen Anzeige, die in der „Frank- furter Allgemeinen Zeitung" vom 23.

Juni 1977 veröffentlicht wurde, war die Falschberichterstattung, auf die

„Der Spiegel" Mitte Mai seine ten- denziöse Ab-Wertung des 80. Deut- schen Ärztetages aufgebaut hatte.

Worum es im einzelnen ging und geht, hat das DEUTSCHE ÄRZTE-

BLATT in Heft 23 vom 9. Juni, Seite 1511ff., exakt dargestellt. „Der Spie- gel" hatte sich nicht nur geweigert, eine dem Pressegesetz entspre- chende Gegendarstellung des Justi- tiars der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesverei- nigung, Dr. Jürgen W. Bösche, wie- derzugeben; er hat sich auch gewei- gert, einer kurzen Zuschrift des Er- sten Vorsitzenden der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung, Dr. Hans Wolf Muschallik, als Leserbrief Raum zu geben. Selbst im Zusam- menhang mit seiner eigenen Wie-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 28 vom 14. Juli 1977 1797

(2)

Die Information:

Bericht und Meinung Unwahres im „Spiegel"

dergabe der hier abgebildeten An- zeige beharrte „Der Spiegel" auf seiner falschen Story, die Anlaß zu der Anzeige war.

„Der Spiegel" hat den Anzeigentext offenbar „geschluckt". Vielleicht hängt das damit zusammen, daß der

„Spiegel" erst jüngst höchstrichter- lich verurteilt wurde, weil er am 1.

Mai 1972 eine andere unwahre Ge- schichte veröffentlichte, wie der Bundesgerichtshof jetzt festgestellt hat. Wie die Zeitung „Die Welt" in ihrer Ausgabe vom 24. Juni berichte- te, muß „Der Spiegel" 50 000 DM Schadenersatz an den Kaufmann Helmut Horten bezahlen, über den Unwahres im „Spiegel" zu lesen stand, und zwar im Zusammenhang mit dem Mißtrauensvotum gegen den damaligen Bundeskanzler Brandt, dessen Regierungsmehrheit im Bundestag hätten angebliche Be- stechungen „durch das Großkapi- tal" unterhöhlen wollen.

Enno v. Loewenstern schreibt dazu in „Die Welt": „Der Bundesgerichts- hof zieht im Revisionsurteil die Grenzen wahrheitsgemäßer Presse- berichterstattung bemerkenswert — beinahe riskant — weit: Die Presse dürfe durchaus auch Gerüchte, so- gar erkennbar falsche, vermelden, ,sofern sie dabei nicht die schutz- würdigen Belange des Betroffenen aus den Augen verliert'. Sie müsse deshalb ,auf eine Veröffentlichung überhaupt verzichten, solange nicht ein Mindestbestand an Beweistatsa- chen zusammengetragen ist, die für den Wahrheitsgehalt der Informa- tion sprechen'. Aber die Arbeitswei- se des Magazins erfährt vernichten- de Kritik: ,An der Verbreitung bloßer Sensationsnachrichten (,Knüller') mag die Presse allenfalls ein rein gewerbliches Interesse haben; inso- weit kann aber eine Persönlichkeits- verletzung niemals gerechtfertigt sein.' Die Art, wie der ‚Spiegel' vor- gegangen sei, werde vom Oberlan- desgericht ,als eine grobe Außer- achtlassung der journalistischen Sorgfaltspflicht bewertet."

Ein bißchen viel, was da „Der Spie- gel" am 23. und am 24. Juni zu schlucken hatte ... WZ

AUS EUROPA

ITALIEN

Hochschulen

für Ausländer gesperrt

Durch ein Telegramm des Außenmi- nisteriums an die italienischen Kon- sulate in aller Welt wurde es be- kannt: Italiens Hochschulen nehmen für die nächsten zwei Jahre kei- ne ausländischen Studienanfänger mehr auf. Der Beschluß kommt aus dem Erziehungs-, aber auch aus dem Innenministerium, was gewisse Schlüsse auf die Motivation zuläßt.

Begründet wird der Beschluß mit der Überfüllung der italienischen Universitäten. Es gibt in keinem Fach einen Numerus clausus, die Hochschulzugangsberechtigung wird außerordentlich großzügig ge- handhabt — man weiß allerdings gar nicht ganz genau, wieviel nichtitalie- nische Studenten im Lande studie- ren. Offiziell werden 50 000 angege- ben — das sind aber nur diejenigen, die auf dem Wege über eine Sprach- prüfung bei einem italienischen Konsulat und eine darauffolgende Bewerbung aufgenommen worden sind. Es war bisher jedoch auch möglich, sich direkt bei einer italie- nischen Universität einschreiben zu lassen, wenn man dort ausreichende Sprachkenntnisse nachwies. Des- halb liegt eine inoffizielle Schätzung für die Gesamtzahl ausländischer Studenten bei etwa 100 000. Unge- fähr 500 davon sollen Deutsche sein

— die meisten davon in den medizini- schen Fakultäten. Den größten An- teil an europäischen Studenten stel- len die Griechen. Den größten Anteil an ausländischen Studenten hat Bo- logna — von 55 000 Studenten sind etwas mehr als 5000 Ausländer. 2000 davon studieren in der medizini- schen Fakultät, 200 der 1500 Veteri- närstudenten sind Ausländer und rund die Hälfte der 1100 Pharmazeu- ten. Auch hier stellen die Griechen die Hauptgruppe mit über 3150.

Die Blockade soll, so wird den Regierungskreisen versichert, zu- nächst auf zwei Jahre beschränkt sein — und es wird auch ebenso ver- sichert, daß diejenigen Ausländer,

die bereits studieren, nicht behelligt werden würden. Allerdings befürch- ten diese Studenten stellenweise be- reits, daß sie an den Universitäten unter gesteigerten Leistungsdruck gesetzt werden könnten, um sie

„herauszu prüfen".

Zweifellos versprechen sich die zu- ständigen Ministerien eine gewisse Entlastung durch die Drosselung des Zustroms von Ausländern. Die Beteiligung des Innenministeriums hat allerdings zu Vermutungen ge- führt, daß auch gewisse politische Überlegungen eine Rolle spielen könnten. Zwar haben sich die aus- ländischen Studenten in Italien meist innerhalb der recht unruhigen Universitäten als stabiles oder stabi- lisierendes Element erwiesen, je- doch gibt es eine Ausnahme: Gera- de die sehr zahlreichen Griechen hatten untereinander heftige Aus- einandersetzungen, die auch dazu geführt haben, daß zwei sich heftig befehdende Studentenvereinigun- gen einander gegenüberstanden, die auch gewaltsam zusammenstie- ßen. Das war zu der Zeit, als in Grie- chenland noch die Diktatur der Offi- ziersjunta herrschte, seitdem hat sich auch dies erheblich beruhigt.

Spannungen innerhalb der Gruppen kommen auch bei den Persern vor.

Deren Zahl ist aber nicht so be- deutsam.

In der italienischen Öffentlichkeit überwiegt die Ablehnung dieses Vorgehens. Italien ist traditionell fremdenfreundlich — dazu kommt, daß für manche Universitätsstädte die Studenten aus fremden Ländern, die ja meist auf ihre eigenen Kosten leben, einen mehr oder weniger be- achtlichen Wirtschaftsfaktor darstel- len — so kommen allein 5000 der ausländischen Studenten aus den Vereinigten Staaten. Im übrigen fürchtet man, daß diese Beschrän- kung der erste Schritt zu einem all- gemeinen Numerus clausus oder zu- mindest zu einer Beschränkung der Zugänge zu den Hochschulen sein könnte. Ausgenommen sind übri- gens von der Sperre diejenigen Stu- denten, die mit einem Stipendium in Italien studieren. bt

1798 Heft 28 vom 14. Juli 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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