bar. Dagegen hatten die Tro- ponin-T-positiven Patienten zu jedem Zeitpunkt einen überdurchschnittlich hohen Nutzen von der Abciximab- Behandlung. Noch nach sechs Monaten war das relative Ri- siko zu versterben, einen Myokardinfarkt zu erleiden oder interventionell behandelt werden zu müssen, um 64 Pro- zent geringer (9,5 versus 25,3 Prozent) als in der Plazebo- gruppe. Gabriele Blaeser-Kiel
Bestätigt haben sich in der bisher größten Post-Marke- ting-Studie bei nahezu 10 000 Patienten mit sympto- matischer benigner Prosta- tahyperplasie (BPH) die schnelle Wirkung, die relati- ve Nebenwirkungs- und weit- gehende Interaktionsfreiheit des selektiven Alpha1A- Blockers Tamsulosin im ge- mischten Patientenkollektiv der täglichen Praxis.
Im Studienzeitraum von zwölf Wochen besserte sich unter Tamsulosin der Be- schwerdescore (IPSS) um knapp 50 Prozent, parallel stieg die Lebensqualität si- gnifikant. Kausale uner- wünschte Arzneimittelereig- nisse wurden in 1,71 Prozent der Fälle dokumentiert, er- läuterte Prof. Martin Michel (Essen) bei einem gemeinsa- men Symposium der Unter- nehmen Boehringer Ingel- heim und Yamanouchi Phar- ma während des XIII. Eu- ropäischen Urologenkon- gresses in Barcelona.
Rund die Hälfte der Pati- enten, die aufgrund einer symptomatischen BPH mit dem Prostatarelaxans über zwölf Wochen behandelt wurden, wiesen therapie- bedürftige Begleiterkrankun- gen auf, überwiegend Diabe- tes, Hypertonie und andere kardiovaskuläre Krankhei-
ten (KHK, Herzinsuffizienz).
Durch Alter, Diabetes, KHK und Herzinsuffizienz wurde die globale Verträglichkeit zwar um einen geringen, sta- tistisch signifikanten Prozent- satz vermindert; bei Patien- ten mit Hypertonie und ent- sprechender Medikation war dies nach Angaben von Mi- chel jedoch nicht der Fall.
Tamsulosin wirkte sich auch bei Begleiterkrankungen und Komedikation nicht klinisch signifikant auf die Blutdruck- werte aus. Bei der Auswer- tung bestätigten sich nach Äußerungen von Michel auch die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit des Medika- mentes, die aus plazebo- kontrollierten Studien vor- liegen.
Die BPH-Beschwerden gingen teilweise sogar noch etwas stärker zurück als in den plazebokontrollierten Studien – unabhängig vom Alter der Patienten. Diejeni- gen, die an den ausge- prägtesten Symptomen litten, profitierten am meisten von der Tamsulosin-Behandlung.
sagte Michel. Die Mehrheit gab unter der Therapie nur noch mittlere bis milde Sym- ptome an.
Im Patientenurteil schnitt diese Therapie als ebenso gut verträglich ab wie eine Phyto- therapie; die Wirkung wurde
von über 80 Prozent jedoch als wesentlich besser einge- stuft. Sie profitierten von der Therapie mit dem selektiven Alpha1A-Blocker ver- gleichbar gut wie BPH-Pati- enten ohne vorausgegangene medikamentöse Therapie.
Daß der Erfolg auch bei Langzeiteinnahme bestehen bleibt, kann für Tamsulosin inzwischen über einen Zeit- raum von drei Jahren doku- mentiert werden. Die häufig- sten Nebenwirkungen ent- sprachen denen der plazebo- kontrollierten Studien über kürzere Therapieperioden:
Benommenheit und retro- grade Ejakulation bei rund drei Prozent der Probanden.
Dr. Renate Leinmüller
Kurz informiert
Mibefradil: Roche zieht Posicor® zurück, Cerate®von ASTA Medica AWD soll im Handel bleiben – Hoffmann- La Roche hat freiwillig das Medikament Posicor® zur Therapie von Bluthochdruck und Angina pectoris vom Markt zurückgezogen. Das Präparat enthält den Wirk- stoff Mibefradil und gilt als der erste T-Kanal-Blocker un- ter den Kalziumantagonisten.
Roche stützt die Entschei- dung auf die vorläufigen Re- sultate einer Drei-Jahres-Stu- die zur Wirkung von Posicor® bei chronischer Herzinsuffizi- enz zusätzlich zur Therapie mit Digitalis, Diuretika und ACE-Hemmern (MACH-I- Studie).
Die Untersuchung mit 2 600 herzinsuffizienten Pati-
enten ergab insgesamt keinen signifikanten Unterschied zwischen der zusätzlichen Einnahme von Posicor®und Plazebo; die Studie lieferte je- doch zusätzliche Informatio- nen über Arzneimittel-Inter- aktionen insbesondere mit Antiarrhythmika.
Sowohl bei Bluthoch- druck als auch bei chroni- scher Angina pectoris, so Ro- che, habe sich Posicor® bei korrekter Anwendung als wirksam und gut verträglich erwiesen. Indes könne die Kombination von Posicor® mit einigen häufig verwende- ten Arzneimitteln zu einem häufigeren Auftreten der Ne- benwirkungen führen. Im Fall von Posicor®vertritt Ro- che die Ansicht, daß eine ent- sprechende Produktinforma- tion für die Umsetzung in der täglichen Praxis zu komplex wäre. Daher hat das Unter- nehmen es vorgezogen, das Medikament weltweit vom Markt zu nehmen.
ASTA Medica AWD, das Mibefradil als Cerate® 50 vertreibt, ist hingegen der Ansicht, daß die deutschen Ärzte verantwortungsbewußt mit den bekannten Wechsel- wirkungen umgehen und daß der therapeutische Vorteil der Substanz überwiege. Das Unternehmen hat sich ent- schlossen, die Beurteilung der Sicherheit durch die Arz- neimittelbehörde (BfArM) abzuwarten. Der Vertrieb von Cerate®wurde zwar vor- läufig eingestellt, auf dem Markt befindliche Ware sei jedoch verkehrsfähig. Mibe- fradil wurde erstmals Mitte 1997 eingeführt. EB A-1687 Deutsches Ärzteblatt 95, Heft 26, 26. Juni 1998 (55)
V A R I A AUS UNTERNEHMEN