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Archiv "UdSSR: Infektionen in Krankenhäusern" (29.03.1990)

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UdSSR: Infektionen in Krankenhäusern

dikalen Maßnahmen können auch das Gegenteil ihres Zwecks bewir- ken: die Bevölkerung in Angst ver- setzen, so daß Betroffene versuchen, ihre Krankheit zu verheimlichen.

Bei der Besprechung der AIDS- Problematik muß man sich zwangs- läufig auch mit der Berufsethik der sowjetischen Ärzteschaft befassen.

Der wissenschaftliche Korrespon- dent der „Literaturnaja gazeta", 0.

Moroz, beklagt in einem Artikel un- ter der Überschrift „Menschen, ihr seid doch Menschen" (13), daß Vi- rusträger zur Aufgabe ihrer Arbeits- stelle und Wohnung getrieben oder auf andere Weise ausgegrenzt wer- den, wenn durch Nichteinhaltung der ärztlichen Schweigepflicht der positive HIV-Test bekannt wird.

Dem ist anzufügen, daß in der So- wjetunion gegenüber einigen Behör- den überhaupt keine ärztliche Schweigepflicht besteht.

Boris jelzin

und die Einmalspritzen

Das AIDS-Problem in der So- wjetunion ist übrigens zur Zeit auch ein Thema des politischen Kampfes:

Boris Jelzin, Perestroika-ungeduldi- ger Gegenspieler Michael Gorbat- schows, verwendete während seiner Amerika-Reise im September 1989 das Honorar, das ihm öffentlich ge- haltene Vorlesungen einbrachten, für den Einkauf von einer Million Einmalspritzen (3, 5 und 10 ml); sie sind für Kinderkliniken in der UdSSR bestimmt.

Nach einer Meldung der sowjeti- schen Presse wird die Firma Siemens ein Testsystem für die HIV-Diagno- stik nach Wladiwostok liefern. Auch dies ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Allein durch enge und intensive internationale Zusammen- arbeit ohne Rücksicht auf ideologi- sche Hindernisse können in der Be- kämpfung der weiteren HIV-Aus- breitung ernsthafte Erfolge erzielt werden.

Anschrift der Verfasserin

Dr. med. Ludmilla Gutfreund St.-Elisabethen-Krankenhaus Ginnheimerstraße 3

6000 Frankfurt am Main 90

Der gefürchtete Aids-Virus ist inzwischen auch in der UdSSR weit verbreitet. Allerdings fehlt es an ge- nauen Untersuchungsergebnissen.

Die schlechte Ausbildung des medi- zinischen Personals, fehlende Ein- wegspritzen und Desinfektionsmittel tragen dazu bei, daß es gerade in Krankenhäusern zur Verbreitung der tödlichen Krankheit, aber auch anderer Infektionen kommt. Darauf haben drei Ärzte aus der Sowjet- union bei einem Besuch in der Bun- desrepublik hingewiesen (Prof. Dr.

A. A. Grinberg, stellvertretender Chefchirurg in Moskau, Dr. S.

Tschaplinskas, Direktor des Zen- trums zur Aids-Bekämpfung Wilna, N. Zemvaldis, lettische Ärztekam- mer Riga). Sie trafen mit Vertretern des Hilfswerkes „Christian Solidarity International" (CSI) und dessen deutschem Partnerverein „Solidari- tätsfonds Singen" zusammen.

Zusätzlich zu einer besseren me- dizinischen Versorgung muß nach Ansicht der Ärzte umgehend der Umweltverschmutzung Einhalt gebo-

Ein Schwurgericht in Paris hat ein hartes Urteil gefällt: Eine 26jäh- rige Frau, die aus Mali stammt, wur- de zu drei Jahren Haft (mit Bewäh- rung) verurteilt, weil sie 1984 an ih- rer eine Woche alten Tochter eine Zirkumzision ausführen ließ. Die weibliche Zirkumzision ist in Nord- afrika und Vorderasien weit verbrei- tet; sie umfaßt meist die Beschnei- dung der Klitoris und oft auch der äußeren Schamlippen; meist folgt ei- ne Vernähung des Scheidenein- gangs. In den Kulturen, wo diese Praxis üblich ist, wird sie damit be- gründet, daß den Frauen die Lust am Geschlechtsverkehr und damit der Reiz zu außerehelichem Verkehr ge- nommen werden soll. Der Weltärz- tinnenbund hat sich seit vielen Jah- ren vehement gegen diese Praxis aus- gesprochen. Und das Pariser Gericht argumentierte: In Westeuropa, spe- ziell in Frankreich, ist die Beschnei-

ten werden. Infolge der verseuchten Gewässer und Nahrungsmittel und der schlechten Luft verliefen bei- spielsweise in Lettland nicht einmal 50 Prozent der Geburten ohne Kom- plikationen. Es komme häufig zu Mißbildungen, und die Kleinkinder- sterblichkeit sei hoch.

Spenden als Hilfe zur Selbsthilfe

CSI und der Singener Solidari- tätsfonds haben bereits Medikamen- te und medizinische Hilfsmittel in die UdSSR gebracht. Langfristig sol- len Kontakte gefördert werden, mit deren Hilfe der Mangel in der So- wjetunion selbst behoben werden soll. Wer Geld oder Medikamente etc. spenden will: Christian Solidari- ty International, Forchstraße 280, Ch-8029 Zürich, Konto 80-33867-8, Postscheckamt Zürich, sowie Solida- ritätsfonds Singen, Alpenstraße 4, 7700 Singen, Konto 3930484, Spar- kasse Singen. EB

dung der Frauen verboten, und auch Immigranten müssen sich nach der Gesetzgebung des Gastlandes rich- ten. Die Frau aus Mali erhielt ein Bewährungsurteil, weil sie glaubhaft nachwies, daß sie die französischen Gesetze nicht gekannt habe — und drei später geborene Mädchen sind auch nicht mehr beschnitten worden.

Das Urteil erscheint „vernünf- tig". Allerdings sagen einige Juri- sten, sie seien nicht gerade begei- stert. In diesem Falle war der Tatbe- stand deshalb ans Licht gekommen, weil die Zirkumzision zu starken Blutungen geführt hatte, weswegen die Mutter mit ihrem Kind ins Kran- kenhaus ging. Werden nach diesem Urteil Mütter, die dem kulturellen Umfeld ihres Herkunftslandes sich zu entziehen sich nicht in der Lage sehen, es vorziehen, Mädchen ver- bluten anstatt sie im örtlichen Kran- kenhaus behandeln zu lassen? gn

Urteil gegen weibliche Zirkumzision

A-1004 (28) Dt. Ärztebl. 87, Heft 13, 29. März 1990

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