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Brunner, I., & Ruf, M. (2003). Tot oder lebendig? Die Biochemie gibt Auskunft. Informationsblatt Wald, 14, 3-4.

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Inf.bl. Forsch.bereich Wald 14, 2003 3 zum Preiszerfall auf dem Holzmarkt

bei. Gemäss BUWAL wurde nach Lothar die Aufrüstung von 6,8 Mio.

m3Sturmholz angeordnet und von 5,9 Mio. m3subventioniert.

Ökonomie und Ökologie – kein Widerspruch?

Unsere Analysen zeigen, dass ein star- ker Sturm im Wald nicht unbedingt eine Katastrophe bedeuten muss.

Heisst dies nun, dass ein Paradigmen- wechsel nötig ist, um die Grundbedin- gungen für einen ökonomischen und ökologischen Umgang mit Stürmen

Beim Menschen wird der Tod durch Herzstillstand oder fehlende Hirnakti- vität festgestellt. Bei Pflanzen ist dies nicht möglich, weil diese weder Herz noch Hirn besitzen. Die Lebendigkeit einer Pflanze lässt sich, wie beim Menschen, auch anders überprüfen, nämlich an der Atmung. Totes Pflan- zengewebe atmet nicht mehr, lebendi- ges nimmt aus der Umgebungsluft Sauerstoff auf und gibt Kohlendioxid wieder ab. Im Gegensatz zum Men- schen kann das Ein- und Ausatmen bei Pflanzen nicht über Atemgeräu- sche oder Atembewegungen kontrol- liert werden. Deshalb bedient man sich bei Pflanzen einer Methode, wel- che die Aktivität der Atmungskette misst.

Die Atmungskette besteht aus einer Kaskade von Enzymen, welche sich in der inneren Membran von Mitochon- drien befinden und für die Übertra- gung von Elektronen verantwortlich sind (Abb. 1). Bei der Atmung werden Elektronen und Protonen an Sauerstoff gebunden. Dabei entsteht Wasser.

Mit der Hilfe des Salzes Triphenyl- tetrazoliumchlorid (TTC) lässt sich feststellen, wie gross die Aktivität der

Elektronenübertragung in der At- mungskette ist. TTC kann, ähnlich wie Sauerstoff, Elektronen von der Atmungskette empfangen. Es ändert dabei seine chemische Struktur und damit auch seine Farbe. Das ur- sprünglich farblose TTC verwandelt sich in den roten Farbstoff Triphenyl- formazan (TF). Nur in lebendigem Gewebe mit intakter Atmungskette können Elektronen übertragen und

Tot oder lebendig?

Die Biochemie gibt Auskunft

Wie lange gilt ein Gewebe oder ein Organismus noch als lebendig, ab wann als tot? Diese Frage stellte sich kürzlich bei der Untersuchung von Berg- föhren im Schweizerischen Nationalpark. Obwohl diese noch grüne Na- deln trugen, leisteten sie seit mehr als 30 Jahren keinen Zuwachs mehr. Sie wurden darum bisher als «tot» eingestuft. Heute liesse sich die oben ge- stellte Frage möglicherweise klarer beantworten: dank eines biochemi- schen Tests, welcher über den Zustand eines pflanzlichen Gewebes oder Organismus eine differenzierte Aussage erlaubt.

Ivano Brunner und Markus Ruf

im Wald zu verbessern? Solange die Sturmfolgen in erster Linie als Scha- den wahrgenommen werden, steht die Schadenbehebung im Vordergrund:

Das Sturmholz ist möglichst schnell zu räumen, um es zu verwerten und Folgeschäden zu verhindern, oft unab- hängig davon was es kostet. Würde der Sturm hingegen primär als Nature- reignis verstanden, so wäre der Weg offen für eine kostengünstigere Be- wältigung der Sturmfolgen. Es könn- ten vermehrt auch ökonomische Über- legungen zum Zug kommen, insbe- sondere der Verzicht auf nicht kosten- deckendes Räumen und auf Zwangs-

somit roter Farbstoff produziert wer- den. Totes Gewebe hingegen produ- ziert keinen roten Farbstoff. Die Menge des produzierten TF gilt als Mass für die Fitness des Gewebes: Je mehr Farbstoff, desto fitter oder vita- ler ist das Gewebe. Somit lässt sich einerseits die Frage von Leben und Tod (Viabilität) und andererseits die Frage der Lebenskraft (Vitalität) bio- chemisch messen.

Seit der Einführung der Methode durch Steponkus und Lanphear (1967) wurde in Kauf genommen, dass auch mit totem Gewebe eine bestimmte Menge des roten Farbstoffes entstand, obwohl dies nicht so sein durfte: Die Ursache dafür war nicht bekannt. Für die Forschung ist dieser Umstand jedoch äusserst unbefriedigend, da klare und eindeutige Resultate benö- tigt werden. In vielen Ökosystem- Modellen sind sowohl Sterbe- als auch Umsatzraten von Wurzeln wich- tige Eingangsgrössen; daher ist es ent- scheidend, dass lebendige von toten Feinwurzeln klar voneinander unter- schieden werden können.

nutzungen, wo diese aus Sicherheits- gründen nicht unbedingt nötig sind.

Davon könnte auch die Natur profitie- ren.

Literatur

NRC (National Research Council).

1999. The Impacts of Natural Disa- sters. Washington, D.C.: National Academy Press. 80pp. (http://www.

nap.edu/books/, 0309063949) Perman, R.; Ma,Y.; McGilvary, J.; Com-

mon, M. 1999. Natural Resource and Environmental Economics, Se- cond Edition. Harlow: Longman.

Abb. 1. Die Atmungskette in der inneren Membran von Mitochondrien Outer

mitochondrial membrane

Inner mitochondrial membrane

H+ (high concentration)

ATP ADP + phosphate 02 + 4e- + 4H- 2H2O

MITCHONDRIAL MATRIX CYTOSOL

FAD FADH2

NAD+ NADH

H+

H+

H+e-

e-

e- Electron transport chain

ATP synthese

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4 Inf.bl. Forsch.bereich Wald 14, 2003

Aus diesem Grund suchten wir nach der Ursache, die zur Entstehung des roten Farbstoffes bei toten Wurzeln führt. Gemäss der herkömmlichen Anleitung der Methode wird heisser Alkohol verwendet, um einerseits Zellwände und Membranen zu zerstö- ren und andererseits den Farbstoff zu lösen. Es zeigte sich bei unseren Untersuchungen, dass die alleinige Verwendung von heissem Alkohol schon eine Strukturänderung des TTC verursacht, so dass roter Farbstoff auch ohne ein pflanzliches Gewebe entsteht. Wenn nun die Pflanzenzellen anstatt mit heissem Alkohol mit einer Mühle mechanisch aufgebrochen wer- den, so lässt sich die Entstehung des roten Farbstoffes vermeiden (Ruf und Brunner 2003). Wurde mit der her- kömmlichen Methode mit toten Wur- zeln eine Farbstoffmenge von ca. 2 mM TF/gTG(millimol TF pro Gramm Trockengewicht Feinwurzeln) gemes- sen, so kann mit dieser leicht modifi-

zierten Methode praktisch kein Farb- stoff mehr nachgewiesen werden (<0,2 mM TF/gTG) (Abb. 2).

Es ist denkbar, dass dieser Test auch bei anderen Pflanzengeweben angewendet werden kann. Bei Kam- biumzellen zum Beispiel, die für die Ausbildung der Jahrringe verantwort- lich sind, müsste sich nachweisen las- sen, ob diese noch aktiv sind. Werden keine neuen Holzzellen mehr gebil- det, müsste die Rotfärbung ausblei- ben und das Kambium würde als tot angesehen werden.

Somit könnte die Messung der Aktivität des Kambiums eine zusätz- liche Information darüber liefern, ob ein Baum noch lebt oder schon tot ist.

Nebst der Beurteilung des Kronenzu- standes und des Zuwachses könnte das Testen von Teilen von Bäumen mit diesem einfachen biochemischen Test weitere wichtige Hinweise für eine Gesamtbeurteilung liefern, wie z.B. bei den vermeintlich toten Berg-

0 2 4 6 8 10 12

Hoch vital Reduziert vital Wenig vital Tot Zustandsklassen von Feinwurzeln a

b

c c

Abb. 2. Aktivität der Atmungskette von unterschiedlichen Zustandsklassen von Feinwurzeln der Fich- te. Unterschiedliche Buchstaben bezeichnen signifikante Unter- schiede zwischen den Zustandsklassen. Als

«tot» bezeichnete Wurzeln wurden vor- gängig mittels Kochen abgetötet.

Résumé

Un test biochimique permet de cons- tater si un tissu végétal est vivant ou mort. Il s’agit en l’occurrence de mesurer l’activité de la chaîne respira- toire. Cette dernière est active sur les tissus vivants tandis qu’elle est inexis- tante sur les tissus morts. La chaîne respiratoire consiste en une cascade d’enzymes qui assurent le transfert des électrons à l’oxygène. La quantité d’électrons transférés s’observe à l’ai- de d’un sel qui est capable, au même titre que l’oxygène, de capter les électrons de la chaîne respiratoire.

Etant donné que ce sel change de cou- leur lorsqu’il détient des électrons, l’intensité la coloration traduit l’acti- vité de la chaîne respiratoire.

föhren im Schweizerischen National- park (Cherubini et al. 2002).

Literatur

Cherubini, P.; Fontana, G.; Rigling, D.; Dobbertin, M.; Brang, P.; Innes, J.L., 2002: Tree-life history prior to death: two fungal root pathogens affect tree-ring growth differently.

J. Ecol. 90: 839-850.

Ruf, M.; Brunner, I., 2003: Vitality of tree fine roots: reevaluation of the tetrazolium test. Tree Physiol. 23:

257-263.

Steponkus, P.L.; Lanphear, F.O., 1967: Refinement of the triphenyl tetrazolium chloride method of determining cold injury. Plant Physiol. 42: 1423-1426.

par le bétail (Gallandat et al. 1995, p. 1/36).

Le pâturage boisé correspond à un des rares milieux depuis longtemps fortement influencé par l’homme, dont la valeur naturelle a générale- ment augmenté par rapport à la situa-

Comment sauvegarder les pâturages boisés

Système mixte agricole et forestier, hérité de pratiques ancestrales et assi- milé juridiquement depuis 1902 à la forêt, le pâturage boisé1vit actuelle- ment un regain d’intérêt, principalement du fait de sa biodiversité et de sa beauté paysagère. Dans un contexte économique agricole et forestier diffi- cile, sans une action concertée entre milieux agricoles, forestiers et de la protection du paysage, le risque est grand de voir disparaître cette mer- veilleuse mosaïque de boisés et d’herbages intimement mélangés.

Vincent Barbezat

Chef-d’œuvre en péril

Sous l’appellation «pâturage boisé», est regroupé un ensemble disparate de paysages allant du pâturage intensif parsemé de quelques arbres à la forêt fermée, sporadiquement parcourue

tion purement forestière de départ. Un rapport de forces très subtil et une profonde harmonie entre activités humaines et nature ont façonné ce paysage au cours des siècles.

Durant ces dernières décennies cependant, en particulier sous l’in- fluence des travaux de Rieben (1957, EPFZ), axés sur un productivisme agricole et forestier, il a paru préféra- ble à certains gestionnaires de séparer le pâturage du boisé. En outre, le pâtu- rage boisé est soumis à une multiple dynamique juridique, agricole, fores- tière et paysagère. Une déprise agrico- le en montagne, la diminution du nombre de têtes de bétail, mais aussi un bétail plus exigeant quant à la qua-

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