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Seidl, I., & Lässig, R. (2003). Burgergemeinde Cormoret erweckt Wytweiden zu neuem Leben. Informationsblatt Wald, 14, 6.

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6 Inf.bl. Forsch.bereich Wald 14, 2003

Wytweiden sind eine für den Jura typische und traditionelle Form der Kulturlandschaft, die aus einem subti- len Gleichgewicht land- und forstwirt- schaftlicher Nutzung resultiert. Doch dieses Gleichgewicht gerät ins Wan- ken, wenn kaum mehr Vieh auf die Weiden geschickt wird, weil die Vieh- wirtschaft unrentabel geworden ist und die Holzpreise zu niedrig sind. So wuchsen in Cormoret bis 1990 viele der 303 Hektaren Wytweiden ein.

Dann kam es zu «radikalen Verän- derungen», wie Jean-Jacques Gan- guillet beschreibt, seit 1990 Präsident der Burgergemeinde. Zusammen mit dem neuen Kreisförster Renaud Baumgartner setzte er alles daran, einige der verwaldeten Wytweiden wieder zu öffnen.

«Es ist im Interesse der Landwirte, die Wytweiden freizuhalten und dort wieder vermehrt Vieh sömmern zu lassen» sagt der Burgerpräsident bestimmt. Ein Anreiz für die Land- wirte ist die günstige Fütterung der Tiere den Sommer hindurch, ein anderer sind Sömmerungsbeiträge.

Für die Burgergemeinde lohnt sich das Freihalten der Weiden nur, wenn genug Vieh gesömmert wird, also mussten möglichst viele Landwirte mit genug Vieh einbezogen werden.

Heute schicken neun Bauernfamilien ihre Kühe, Rinder und Pferde vom 10. Mai bis 10. Oktober zur Sömme- rung auf die Weiden, nur zwei Bauern- familien sind Mitglieder der Burgerge- meinde. Offenheit gegenüber Nicht- Burgern unterscheidet die Burgerge- meinde von anderen. Ein weiterer ökonomischer Anreiz für die Land- wirte ist, dass sie die Wytweiden selbst freihalten und dafür von der Burgergemeinde entlohnt werden. Im Gegenzug überlassen die Landwirte der Burgergemeinde ihre Anteile der Sömmerungsbeiträge. Eine weitere Massnahme, um die Pflege der Wyt- weiden rentabel zu machen war es, den Absatz des Wytweideholzes zu- sammen mit den Forstleuten zu ver- bessern. Gute Qualitäten verkauft die Burgergemeinde an eine Sägerei, die mit dem astigen Holz gut umzugehen weiss und deswegen höhere Preise als

üblich bezahlen kann oder sie nutzt es für Bauten in der Gemeinde. Weniger wertvolles Holz wird vor allem zu Hackschnitzeln verarbeitet. Diese beheizen ein Kinderheim im benach- barten Courtelary, das auf Anregung der Burger eine Holzschnitzelheizung einbaute.

Schliesslich war für die Öffnung der Wytweiden die enge Zusammen- arbeit mit dem kantonalen Forstdienst nötig. Pascal Cotting, Staatsförster, gibt unumwunden zu, dass er erst ler- nen musste in den Wytweiden zu arbeiten: «Es braucht dort ästheti- sches Gespür und Sensibilität für das Zusammenspiel von freier Fläche und Bäumen». Wie Cotting war auch Renaud Baumgartner, Chef der Wald- abteilung 8, von Beginn an motiviert, die Wytweiden als landeskulturelle Besonderheit des Juras wieder herzu- stellen. Er betont, dass die Burger fest entschlossen sein und viel arbeiten mussten, bis die Flächen wieder geöffnet werden konnten. Schliess- lich ist das gute Verhältnis, das die Landwirte untereinander und mit dem Forstdienst haben, massgebend für die erfolgreiche Wytweide-Strategie.

Laut Ganguillet herrsche unter den Landwirten «une bonne entente».

Von den geöffneten und genutzten Wytweiden profitieren heute auch die AnwohnerInnen und TouristInnen, die sich an Beeren, Champignons und Narzissen erfreuen und in den freien Flächen wandern oder picknicken.

«Wytweiden sind auch etwas sehr Soziales», sagt Pascal Cotting.

Sozial wird auch das Preisgeld in Höhe von 200 000 SFr eingesetzt. Die Burgergemeinde will damit eine Wyt- weide nördlich des Dorfes erhalten, Wanderwege an der Quelle des

«Dou» sichern und am Chasseral ein Waldstück mit seltenen Pflanzenge- sellschaften als Reservat ausweisen.

Irmi Seidl und Reinhard Lässig

News aus der Forschung

Immer mehr Föhren sterben ab

Seit einem Jahrzehnt häufen sich in der Schweiz Absterbeerscheinungen an Föhrenarten. Mitte der 90er Jahre setzte im Ober- und Mittelwallis ein bestandesweites Absterben von Wald- föhren ein (siehe Informationsblatt Wald Nr. 10, S. 5). Stark betroffen sind die Regionen Visp-Stalden und Salgesch. Nach Trockenperioden wurden die Bäume von verschiede- nen Insekten- und Pilzarten befallen.

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Burgergemeinde Cormoret erweckt Wytweiden zu neuem Leben

Der Binding Preis für vorbildliche Waldpflege geht dieses Jahr an die Bur- gergemeinde Cormoret im Berner Jura. Sie erhielt diese Auszeichnung für die wegweisende Pflege ihrer Wytweiden.

Solitärfichten auf Wytweiden werden bis zu 40 Meter hoch (Bild: R. Lässig)

die sonst übliche Ersatztriebbildung blieb aus. Zeitweise kam es auch zu Befallsschüben von Cenangium fer- ruginosum, einer Pilzkrankheit, die Triebe und Kronenteile zum Abster- ben brachte. Ein Forschungsprojekt der WSL ist den Ursachen und Zusammenhängen dieser komplexen Krankheitsgeschichte auf der Spur.

Gleichzeitig häufte sich im Kanton Graubünden das Auftreten des Sechs- zähnigen Föhrenborkenkäfers (Ips acuminatus). Besonders stark betrof- fen ist die Waldföhre in der Region Brusio im Puschlav. Im Unterschied zum Wallis handelt es sich hier aber um «klassische» Käfernester, welche sich seit 10 Jahren stetig und mosaik- artig ausbreiten und die lokalen Föh-

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