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Archiv "Impfen: Es gibt ein riesiges Einsparpotenzial" (21.09.2001)

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Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 38½½½½21. September 2001 AA2423

B R I E F E

mäßig grämliche Sorgenfal- ten hin oder her – gleicher- maßen naiv wie lächerlich anmaßend.

Dr. med. Joachim Wiedmayer, Bahnhofsplatz 6, 91054 Erlangen

Paracelsus goes

„Psychoanalyse“

„Therapeuten mit besonders langer psychoanalytischer Selbsterfahrung hatten als Behandler besonders schlechte Ergebnisse.“ – Wer diesen Passus liest, wird un- weigerlich an Paracelsus er- innert, dem zufolge es auf die Menge ankommen solle, ob ein Ding ein Gift oder eine Medizin sei. Dem objektiven Betrachter drängt sich der Eindruck auf, je weniger psy- choanalytisch der Analytiker, desto besser für den Patien- ten. Ist es dann aber noch zu rechtfertigen, diese modifi- zierte Behandlungsform

„Psychoanalyse“ zu nennen?

Oder empfiehlt es sich nicht zur Abgrenzung von Freud, der den Begriff vor dem Hin- tergrund des Wissenschafts- verständnisses des späten 19.

Jahrhunderts einst erschuf, für die „wirksame Form der Psychoanalyse“ einen neuen Namen zu finden, der den Begriff nicht länger beinhal- tet? Schon allein, damit die ewigen Grabenkriege unter den Therapeuten endlich aufhören, deren Leidtragen- de letztlich nur die Patienten und Beitragszahler sind.

Martin Riemer, Rechtsreferendar, Torfstichweg 24, 33613 Bielefeld

Zwei Punkte sorgen für Verwirrung

Frau Bühring hat sich dan- kenswerterweise die Mühe gemacht, einige der Ergebnis- se der Katamnesestudie in Deutschland von Marianne Leuzinger-Bohleber et al. so- wie der Stockholmer Studie von Rolf Sandell et al. zusam- menfassend aufzulisten und mit dem Psychoanalytiker Prof. Dr. Michael von Rad kurz zu besprechen. Dabei sind jedoch insbesondere zwei

Punkte unklar dargestellt und sorgen für Verwirrung:

1. Die Überlegenheit der Psychoanalyse gegenüber der Psychotherapie in der Stock- holmer Studie wird in dieser darauf zurückgeführt, „dass eine große Anzahl von Psy- chotherapien mit einer ,un- angemessenen analytischen Haltung‘ durchgeführt wur- de“. Nun könnte man hieraus folgern, dass Psychoanalyti- ker nicht zur Durchführung von Psychotherapien geeig- net seien. Dem ist nicht so.

Was hier nämlich fehlt, ist der erhellende Zusatz zu die- sem Befund im Text der Stu- die, wo es anschließend heißt: „Es fand sich eine sta- tistische Tendenz, dass diese ungünstigen Fälle vor allem von Therapeuten ohne psy- choanalytische Ausbildung durchgeführt worden waren.

Dies führt zu dem Schluss, dass es einen negativen Transfer der analytischen Haltung in die psychothera- peutische Praxis gibt und dass dieser negative Transfer möglicherweise umso stärker ist, wenn Psychotherapeuten diese analytische Haltung einnehmen, ohne selbst eine volle psychoanalytische Aus- bildung zu haben.“ (Psyche Heft 3, März 2001, S. 308) Das heißt, dieses Ergebnis kommt dann zustande, wenn versucht wird, eine psycho- analytische Haltung bezie- hungsweise was man sich darunter vorstellt, zu imitie- ren – und eben gerade nicht durch eine entsprechende Haltung eines Psychoanalyti- kers, von dem man anneh- men sollte, dass er weiß, wel- che Haltung er in welcher Si- tuation einzunehmen hat.

2. Der zweite Punkt wird auch in dem Interview mit Prof. Dr. von Rad aufgegrif- fen: In der Stockholmer Stu- die wiesen die Patienten nach Beendigung der Psychoana- lyse vermehrt Arbeitsunfä- higkeitstage und Arztkontak- te auf, obwohl es ihnen nach ihren eigenen Angaben bes- ser zu gehen schien. Dieser Befund steht im Widerspruch zur (unter anderem) deut- schen Studie, wo die AU-Ta-

ge und Arztkontakte signifi- kant abnahmen. Zu diesem Befund gibt es allerdings in der Studie selbst bereits eine erste Erklärung sowie einen Kommentar von Hermann Beland. In der Studie wird vermutet, dass, wenn „sich das strenge Über-Ich im Lau- fe von Analysen lockere, Analysanden sich von ihrem übertriebenen Ehrgeiz di- stanzierten und lernten, sich eine Pause zu gönnen, wenn sie sich nicht gut fühlten. Die Psychoanalysepatienten scheinen danach eine Patien- tengruppe mit guten Grün- den für somatische Be- schwerden zu sein, ohne dass sie jedoch die entsprechen- den angemessenen Konse- quenzen daraus ziehen. Im Verlauf der Behandlung nor- malisiert sich ihr Inanspruch- nahmeverhalten, und sie be- werten ihr eigenes Befinden subjektiv signifikant besser.“

Die Patienten verhalten sich also ihrem körperlichen Be- finden gegenüber nach der Behandlung rationaler und damit auch adäquater als da- vor. Sozialpsychologisch ge- sehen hängt, wie Hermann Beland erläutert, diese unter- schiedliche Inanspruchnah- me von Gesundheitssyste- men mit der unterschiedli- chen typischen Sozialisation in Schweden zusammen.

Hier schlägt also ein nationa- ler Faktor zu Buche.

Dr. med. Anna Elisabeth Landis, Wilhelmstraße 35, 71034 Böblingen

Impfen

Zu dem Leserbrief „Antwort des Paul- Ehrlich-Instituts“ von Dr.

Susanne Stöcker in Heft 25/2001:

Es gibt ein riesiges Einsparpotenzial

Nicht einmal der Unterzeich- ner bezweifelt ernsthaft die Tatsache, dass die viermalige Applikation eines Impfanti- gens gegenüber der dreimali- gen den Vorteil der höhertit- rigen Immunantwort hat. Da- bei ist die Verträglichkeit noch nicht einmal viel schlechter, sieht man von der

Tatsache ab, dass mit dem Sechsfachimpfstoff häufiger drittgradige Temperaturer- höhungen provoziert werden.

Allerdings ist hochwahr- scheinlich dieser Impftiter nur ein unzureichendes Surrogat- kriterium für die Beurteilung der Abwehrlage eines Orga- nismus – siehe Erfahrungen aus Finnland. Hier wurde bei Pertussis ein guter klinischer Effekt trotz niedriger Impfti- ter festgestellt. Leider haben wir zurzeit keinen anderen serologisch messbaren Para- meter. Insbesondere auch vor diesem Hintergrund der durchaus noch unklaren Aus- sagekraft der Messergebnisse lediglich der Serokonversion halte ich es eben für keines- wegs „selbstverständlich“ – wie Sie es formulieren –, dass sich der neue Sechsfachimpf- stoff mit der Hepatitis-B- Komponente dem etablierten Schema unterzuordnen hätte.

Bemerkenswerterweise geben Sie ja obendrein zu, dass die antigene Potenz der Einzel- komponenten derjenigen in der Kombination nicht unbe- dingt gleichzusetzen ist – hier ist an die Abschwächung der Hib-Komponente beim Zu- sammenbringen mit azellu- lärem Pertussis-Antigen zu erinnern – wie steht es denn hier bei dem nochmalig er- weiterten Impfcocktail mit den wechselseitigen Beein- flussungen beziehungsweise möglichen Wirksamkeitsein- schränkungen?

Ich bleibe also im Kern bei meiner geäußerten Kritik, und – verzeihen Sie – für wie dusselig halten Sie uns, diese die Impfschemata umsetzen- den Ärzte, eigentlich, dass Sie uns offenbar nicht zutrauen, ein so simples Impfschema wie zum Beispiel drei Mal Hexa- und ein Mal Pentavac (respektive drei Mal Hexavac und ein Mal az.Pertussis) zu applizieren und selbstver- ständlich auf gar keinen Fall die von Ihnen vorgeschlagene Alternative: vier Mal Penta und drei Mal Hepatitis in den anderen Oberschenkel?

Abschließend möchte ich noch einmal betonen, dass ich hier keine Diskussion um

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die „Impffrage“ führen möchte, so notwendig es in einigen Aspekten möglicher- weise wäre. Es geht mir hier tatsächlich um die Kostenfra- ge – und wovon wir reden, ist immerhin ein Einsparpoten- zial von circa 16 000 000 DM lediglich in Deutschland in einem Jahr, gehen wir von ei- ner Geburtenrate von 9,2 pro 1 000 Einwohnern pro Jahr und einer Preisdifferenz von etwa 25 DM zwischen diesen beiden Impfstoffen pro Dosis aus; für dieses Geld sollte es sinnvollere Einsatzmöglich- keiten geben.

Dr. med. Joachim Pries, Flechtdorfer Straße 3a, 34497 Korbach

Roboter-Systeme

Zu dem Technik-Beitrag „Roboter für die Wirbelsäulenchirurgie“ von Kay Müllges in Heft 23/2001:

Falsche Erwartungen

Sie schreiben hier: „Schon beinahe standardmäßig wer- den Roboter-Systeme in der Hüft- und Kniegelenks-Chir- urgie eingesetzt.“ Sie berich- ten anschließend über den Roboter für die Wirbelsäu- len-Chirurgie.

Ich bin der Meinung, dass ge- nerell mit größter Vorsicht und Zurückhaltung über sol- che neue Evolutionen berich- tet werden sollte. Sie wecken vollständig falsche Erwartun- gen, wenn Sie schreiben, dass in der Hüft- und Kniege- lenkschirurgie der Roboter bereits standardmäßig einge- setzt werden würde. Beinahe das Gegenteil ist der Fall:

Die Roboter-Systeme haben sich in der Praxis als teilweise sehr problematisch erwiesen, sodass sogar ein System von der Herstellerfirma – zumin- dest vorübergehend – vom Markt genommen wurde.

Die Probleme – bei allen Vorteilen, dies sei unbenom- men! – sind bis zum heutigen Tag folgende: verlängerte OP-Zeiten, vermehrter Blut- verlust, erhöhte Infektionsra- ten, teilweise zusätzliche Traumatisierung des Patien- ten durch Röntgenstrahlen,

Computertomographie und durch zusätzlich einzubrin- gende Metallstifte zur Orien- tierung; teilweise sind sogar zweizeitige Eingriffe not- wendig. Auch entstehen wei- ter Kosten – abgesehen von den Investitionskosten. Zur präoperativen Planung sind häufig, nicht immer, zusätzli- che computertomographi- sche und kernspintomogra- phische Untersuchungen nötig. Keinesfall sollen die potenziellen Möglichkeiten der Roboter-Chirurgie infra- ge gestellt werden. Insbeson- dere sind hier computerge- steuerte Navigations-Syste- me zu erwähnen, die wohl wesentlich unproblemati- scher als die Gesamt-Robo- ter sind. Es muss jedoch dem Eindruck widersprochen werden, dass Hüft- und Knieglenks-Chirurgie heute beinahe standardmäßig – und damit ohne Probleme – durch chirurgische Roboter ausgeführt werden kann.

Dr. med. Peter J. Kaisser, Prinzregen- tenstraße 54, 80538 München

Suchtprävention

Zu der Meldung „drugcom“ Sucht- prävention online in Heft 33/2001:

Beratungsservice online

. . . Sie haben geschrieben, dass drugcom.de einen Bera- tungsservice per E-Mail an- bietet. Das ist zwar richtig, aber der wichtigere und auf- wendigere Beratungsservice wird vielmehr online angebo- ten. Jeden Tag (Mo.–Fr. 15–

16 h, Sa. + So. 13–17 h) haben Jugendliche die Möglichkeit, sich kostenlos und anonym von Experten beraten zu las- sen. Mit diesem niedrig- schwelligen Angebot sollen beispielsweise auch solche Jugendlichen erreicht wer- den, die einen akuten Bera- tungsbedarf haben, aber aus unterschiedlichen Gründen nicht in eine Drogenberatung vor Ort gehen würden . . . Marc Tensil, delphi, Gesellschaft für Forschung, Beratung und Projektent- wicklung mbH, Rathenower Straße 38, 10559 Berlin

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