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„Die einzige Entschuldigung für Gott ist, dass es ihn nicht gibt!“ – Das Thema „Theodizee“ im Religionsunterricht

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Academic year: 2022

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(1)

DIRK BISCHOFF UND MICHAELA VEIT-ENGELMANN

„Die einzige Entschuldigung für Gott ist, dass es ihn nicht gibt!“

Das Thema „Theodizee“ im Religionsunterricht

Materialien zum Pelikan 3/2020

(2)

ICH BIN GEFRAGT! –

MEINE MEINUNG ZUR THEODIZEEFRAGE M1

Hinweise für die Lehrkraft

Die folgenden Features bieten gängige Erklärungsmöglichkeiten, wie sie als Antworten auf die Theodizeefrage immer mal wieder geäußert werden. Sie of- fenbaren aber weniger eine tatsächliche Lösung für das Problem, wieso Gott, wenn er doch allmächtig, allgütig und allwissend ist, das Leid in der Welt nicht verhindert, sondern sind vielmehr Ausweis eigener Hilflosigkeit angesichts die- ser Frage. Der Wunsch, alles rational erklären zu können, hat erkennbar Pate gestanden.

Ziel des Einsatzes dieser Materialien ist es, die Schüler*innen zu der Erkenntnis anzuleiten, wie offen diese Theodizeefrage ist, und sie dennoch zu einer Positionierung anzuregen. Die Features können in Einzelarbeit thematisiert werden (roter Daumen = Ablehnung, grüner Daumen = Zustimmung), sie können als DIN-A4-Ausdrucke für ein offenes Gespräch (im Sitzkreis) dienen, oder sie sind als digitales Tool (Padlet) abrufbar; eine kurze Beschreibung zum Umgang damit findet sich unten auf Seite 12.

(3)

Das Gute kommt von Gott, das Böse kommt vom Teufel.

Vielleicht ist Gott ja auch grausam und quält die

Menschen absicht­

lich?

Gott hat die Welt gut geschaffen. Aber schon die ersten Menschen, Adam

und Eva, haben alles ka­

putt gemacht.

Sterben, Krankheit und Tod sind einfach Teil der Schöpfung. Ohne den Tod gäbe es auch keine Fortpflanzung und

alles bliebe immer gleich.

Gott hat die Men schen mit einem freien Willen erschaffen

– der Klima wandel, die Ver­

kehrs un fälle und alles andere Leid haben sie sich selbst

zuzuschreiben.

Ganz einfach: „Wie es in den Wald ruft, so schallt es zurück!“ Wenn es jemandem schlecht geht, muss er sich als

erstes fragen, was er falsch gemacht hat.

Aus jeder

Leidsituation kann man etwas lernen. Menschen

entwickeln sich dadurch persönlich weiter.

Gott will nicht, dass die Menschen zu überheblich werden. Deshalb verpasst er ihnen ab und an einen

Dämpfer.

Leiden ist eine Strafe Gottes. Wer leidet, sollte sich fragen, was er falsch

gemacht hat …

Wen Gott liebt, den

lässt er jung sterben.

Gott

lässt Menschen leiden, damit sie endlich merken, dass

sie ihn brauchen.

Wenn Menschen leiden,

dann will Gott prüfen, ob sie wirklich

an ihn glauben.

Man sollte nicht nach dem „Warum“ fragen,

sondern nach dem „Wo“:

Wo ist Gott, wenn Menschen leiden? Da ist die Antwort dann

eindeutig: Gott leidet mit ihnen mit und lässt sie nicht

allein!

Nur wenn es ab und an regnet, kann man Sonnenschein schätzen. So

ist das mit den guten und den schlechten Phasen im

Leben auch.

Das ist eben der

(4)

FEATURES FÜR DAS OFFENE GESPRÄCH

G o tt k an n d as L ei d i n d er W el t n ic h t v erh in d ern , w ei l er n ich t a llm äch tig is t.

D as G u te k o m m t v o n G o tt , d as B ö se k o m m t v o m T eu fe l.

(5)

St er b en , K ra n kh ei t u n d T o d s in d e in - fa ch T ei l d er S ch ö p fu n g . O h n e d en To d g äb e e s a u ch k ei n e F o rt p fl an zu n g u n d a lle s b lie b e i m m er g le ic h .

W en G o tt l ie b t, d en l äs st er ju n g s ter b en .

(6)

A u s j ed er L ei d si tu at io n k an n m an e tw as ler n en . M en sc h en en tw ic kel n s ic h da du rc h p er sö nl ic h w ei te r.

G o tt h at d ie M en sc h en m it e in em fr ei en W ill en e rs ch af fe n – d er K lim a- w an d el , d ie V er ke h rs un fä lle un d a lle s an d er e L ei d h ab en s ie s ic h s el b st z u zu - sc h re ibe n .

(7)

Le id en i st S tr af e G o tt es . W er l ei d et , s o llt e s ic h f ra g en w as e r f al sc h g em ac h t h at .

W en n M en sc h en le id en , d an n w ill G o tt p rü fe n , o b si e w irk lic h a n ihn g la u b en .

(8)

G an z e in fa ch : „ W ie e s i n d en W al d r u ft , so s ch al lt e s z u rü ck !“ W en n e s j em an - d em s ch le ch t g eh t, m u ss e r s ic h a ls e rs - te s f ra g en , w as e r f al sc h g em ac h t h at.

N u r w en n e s a b u n d a n r eg n et , k an n m an S o n n en sc h ei n s ch ät ze n . S o i st d as m it d en g u te n u n d d en sc h le ch te n P ha se n im L eb en a u ch .

(9)

V ie lle ic h t i st G o tt j a a u ch g ra u sa m u n d q u äl t d ie M en sc h en ab sic h tl ic h?

G o tt l äs st M en sc h en l ei d en , dam it s ie e n d lic h m erk en , d as s s ie i h n b ra u ch en .

(10)

G o tt h at d ie W el t g u t g es ch af fe n . A b er s ch o n d ie er st en M en sc h en , A d am u n d E va , h ab en a lle s k ap u tt g em ach t.

D as i st e b en d er K re is la u f d es L eb en s.

(11)

G o tt w ill n ic h t, d as s d ie M en sc h en zu ü b er h eb lic h w er d en . De sh al b ve rp as st e r i h n en a b u n d a n ei n en D äm p fe r.

M an s ol lt e n ic ht n ac h d em „ W aru m “ f ra - g en , s o n d er n n ac h d em „ W o“ : W o i st G o tt w en n M en sc h en l ei d en ? D a i st d ie A n tw o rt d an n e in d eu ti g : G o tt l ei d et m it i h n en m it u n d l äss t s ie n ic h t a lle in !

(12)

FEATURES MIT PADLET ONLINE BEARBEITEN

1

Informationen zum Tool Padlet

Ein Padlet ist, vereinfacht gesagt, eine Art virtuelle Pinnwand oder Tafel. Auf www.pad­

let.com lässt sich nach Registrierung ein Profil anlegen, und in der kostenlosen Version können bis zu drei Padlets erstellt werden. Padlet hat den großen Vorteil, dass es als interaktives Medium genutzt werden kann. Werden beispielsweise die Schüler*innen mit Schreibrechten ausgestattet, können sie auch ohne Anmeldung nach Aufruf des entsprechenden Links oder via Einscannen eines QR­Codes einzelne Beiträge kommen­

tieren oder auch eigene Beiträge verfassen. Die Anwendung läuft auf Handys, Tablets und idealerweise auf PCs, dabei lassen sich verschiedenste Bearbeitungsrechte sich für jedes einzelne Padlet individuell festlegen. Je nach Intention sind ganz unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten denkbar. So können beispielsweise Mindmaps oder gar gan­

ze Anordnungen von Spalten bzw. Listen zu unterschiedlichsten Themenbereichen und Fragestellungen erstellt werden.

Zur Anwendung des Theodizeepadlets

Die Zuordnung der einzelnen Antwortversuche zur Theodizeefrage kann auch auf virtu­

ellem Wege, zum Beispiel am Smartboard, erfolgen (entweder durch die Lehrkraft oder indem die Schüler*innen auf das Tool zugreifen und von ihrem Platz aus steuern). Dies bietet sich besonders dann an, wenn es sonst nicht möglich ist, dass die Schüler*innen selbst an die Tafel gehen oder im Sitzkreis oder in Partnerarbeit die Features zuordnen.

Wie klone ich ein Padlet?

Um mit dem hier vorgestellten Padlet zu arbeiten, ist es nötig, dieses zuvor zu klonen.

Dazu meldet man sich mit seinem eigenen Account auf www.padlet.com an, wählt das vorgegebene Padlet und klickt rechts oben auf den Menüpunkt Klonen. Dann kann man Design und/oder Inhalte in den eigenen Account kopieren und dort selbst weiter­

bearbeiten beziehungsweise seinen Schüler*innen zur Verfügung stellen.

(13)

Schaut man sich die Situation dieser Welt an, so scheint es undenkbar, dass es einen Gott gibt … Wenn Gott aber nun doch existiert: Wie genau

würden die Vorwürfe lauten, die man ihm dann machen würde? Und wie könnte man sie

widerlegen? In diesem Gedankenexperiment übernehmen Sie die Rollen sowohl des*der

Ankläger*in Gottes als auch seines*seiner Verteidiger*in. Viel Erfolg dabei!

Arbeitsaufträge:

1. Sammeln Sie in Kleingruppen

verschiedene Konkretionen von „Leid“

und erstellen Sie eine Mindmap.

2. Stellen Sie sich vor, dass Gott wirklich existiert… Formulieren Sie unter Annahme

dieser Hypothese eine (schriftliche und ausformulierte!)

„Anklageschrift“ gegen Gott: Welche Fragen möchten Sie Gott stellen, an welchen Punkten klagen Sie ihn an, wo wollen Sie ihn kritisieren?

3. Perspektivwechsel: Nun schlüpfen Sie in die Rolle des*der

Verteidiger*in Gottes und sind aufgefordert, die Anklagepunkte, die eine andere Gruppe gegen Gott vor-

gebracht hat, argumentativ möglichst geschickt zu wider- legen. Formulieren Sie auch Ihre Vereidigungsrede schriftlich aus und finden Sie dabei gute Antworten auf die Warum-Frage.

aber auch, zumindest in niveaustarken Klassen, als schriftliche Einzelarbeit durchgeführt werden.

Fotos: © Sang Hyun Cho / Pixabay (o.);

(14)

DIFFERENZIERUNGSMATERIAL FÜR DIE „ANWÄLTE GOTTES“

TIPPKARTE 5

Stellen Sie sich Gott vielleicht allzu menschlich vor?

Vielleicht hat er ja einen Plan für diese Welt, den wir einfach nicht durchschauen.

Haben Sie daran gedacht, dass Gott selbst auch gelitten hat?

Vielleicht will er uns durch seinen Sohn Jesus Christus am Kreuz ja zeigen, dass er mit uns mitleidet und niemandem im Leid allein lässt.

TIPPKARTE 6 TIPPKARTE 3

Sind Sie sich sicher, dass Gott wirklich allwissend ist?

Vielleicht weiß er ja auch nicht richtig, wie es mit dieser Welt weitergeht.

TIPPKARTE 4

Sind Sie sich sicher, dass Gott sich wirklich für diese Welt interessiert?

Vielleicht hat er sie auch einfach sich selbst überlassen.

 

TIPPKARTE 1

Sind Sie sich sicher, dass Gott allmächtig ist?

Vielleicht kann er das Leid in der Welt auch einfach nicht verhindern, obwohl er es gerne möchte.

TIPPKARTE 2

Sind Sie sich sicher, dass Gott wirklich gütig ist?

Vielleicht möchte er die Menschen gerne leiden lassen.

(15)

© falco / Pixabay © Thomas B. / Pixabay

(16)

MATERIAL ZUR EIGENEN WEITERARBEIT

WO BIST DU, GOTT?

von Lothar Veit

Mein Gott, ich kann nicht glauben, dass du den Tod eines Kindes willst, die weinende Mutter,

den sprachlosen Vater.

Warum lässt du das zu?

Bist du ein herzloser Gott?

Mein Gott, ich kann nicht glauben, dass du die Kranken versuchen willst, den fiebernden Jungen,

den siechenden Alten.

Warum lässt du das zu?

Bist du ein prüfender Gott?

Refrain 1

Wo bist du, Gott, im Grauen?

Wie soll ich dir vertrauen?

Ich will zum Himmel schrein:

Wann greifst du endlich ein?

Ich glaube, Gott, du willst kein Leid.

Trägst du uns durch die Zeit?

Mein Gott, ich kann nicht glauben, dass du den Krieg deiner Völker willst, die Wunden der Opfer,

die Kälte der Täter.

Warum lässt du das zu?

Bist du ein machtloser Gott?

Mein Gott, ich kann nicht glauben, dass du die Erde verwüsten willst, die Häuser der Schwachen, die Ernte der Armen.

Warum lässt du das zu?

Bist du ein strafender Gott?

Refrain 1

Wo bist du, Gott, im Grauen?

Wie soll ich dir vertrauen?

Ich will zum Himmel schrein:

Wann greifst du endlich ein?

Ich glaube, Gott, du willst kein Leid.

Trägst du uns durch die Zeit?

M

(17)

Ich glaube, du bist da.

Lothar Veit, © Strube Verlag, München

Hier klicken zum Online anhören!

2

2 https://soundcloud.com/lothar­veit/wo­bist­du­gott

Referenzen

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