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Gibt es Gott? Warum sollte es?

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Academic year: 2022

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Gibt es Gott? – Warum sollte es?

Wie an anderer Stelle gezeigt wurde, enthält der christlich-monotheistische G o t t e s b e g r i f f i n n e r e l o g i s c h e Widersprüche, die zur Folge haben, daß es einen so beschaffenen Gott nicht geben kann. Ein in geeigneter Weise veränderter Gott, bei dem diese Widersprüche nicht mehr auftreten, könnte zwar theoretisch existieren, ist aber, wie der vorliegende Aufsatz darlegen wird, alles andere als wahrscheinlich.

Im Folgenden werden in zwangloser Reihenfolge Betrachtungen angestellt, die auf die erwähnten Widersprüche nicht Bezug nehmen, dennoch aber Gottes Plausibilität untergraben. Außerdem werden einige Argumente entkräftet, die häufig zugunsten Gottes ins Treffen geführt werden.

Zur Unwiderlegbarkeit Gottes

Wenn Theisten mit Atheisten diskutieren, hört man von ersteren immer wieder das Argument, daß man Gott nicht widerlegen kann. Wenn man die erwähnten Widersprüche – die sich ja durch entsprechende Änderungen in seinen Eigenschaften auch vermeiden lassen – außer Acht läßt, dann stimmt das auch, denn ein solcherart bereinigter Gott ist tatsächlich nicht streng widerlegbar. Es könnte ihn also auch geben.

Denen, die so argumentieren, fällt üblicherweise jedoch selbst nicht auf, wie erbärmlich schwach ihr Argument ist. Nicht widerlegbar zu sein, ist nämlich überhaupt nichts Besonderes.

Zeus und Poseidon, Rübezahl und Schneewittchen, der Osterhase und der Weihnachtsmann sowie das Spaghetti-Monster sind alle nicht streng widerlegbar, was ihre Existenz aber nicht viel plausibler macht. Unwiderlegbare Phantasie- Objekte kann sich jeder mühelos in beliebiger Anzahl ausdenken.

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Aus diesem Grund gilt die Regel, daß die Beweislast bei Existenz-Behauptungen grundsätzlich bei denjenigen liegt, die diese Behauptung aufstellen, und nicht bei jenen, die keinen Grund sehen, sie für wahr zu halten. Somit kann man die Gottes-Behauptung so lange ignorieren, bis plausible Gründe vorgebracht werden, warum es Gott geben sollte.

Damit ist der Atheismus aber kein "Glaube, daß es Gott nicht gibt", wie oft fälschlich behauptet wird, sondern die standardmäßige Null-Hypothese. Bis sich an der Argumentationslage zugunsten Gottes etwas ändert, gibt es also keinen Grund, seine Existenz zu vermuten oder in irgendeinem Zusammenhang zu berücksichtigen.

Gott ist aber nicht nur nicht widerlegbar, was, wie gesagt, eine banale Eigenschaft ist, sondern er ist auch nicht widerlegungsfähig – und das ist ein gravierender Fehler der Gottes-Idee.

Die ist nämlich so beschaffen, daß kein Ereignis oder Sachverhalt denkbar wäre, aus dem man, falls es Gott wirklich nicht gibt, seine Nichtexistenz folgern könnte.

Was auch immer wir beobachten, was auch immer die Wissenschaft an neuen Erkenntnissen gewinnt – immer kann man sagen: "Das ist so, weil Gott das so geschaffen hat". Alles kann man auf diese Weise mit Gott in Einklang bringen oder wie manche Menschen sagen würden "erklären". Doch was alles "erklärt", erklärt nichts. Die Erklärungskraft Gottes für die Welt ist genau null.

Gott ist eben eine nicht-falsifizierbare Annahme. Eine solche darf in der Wissenschaft nicht gemacht werden, weshalb dort auch der so genannte

"methodische Atheismus" gilt: Egal wie gläubig ein Wissenschaftler auch privat als Mensch sein mag, er dürfte dennoch niemals eine Theorie aufstellen, in der Gott vorkommt, denn die stünde damit automatisch außerhalb dessen, was man Wissenschaft nennt.

Für Philosophie und Alltag gilt dieser methodische Atheismus zwar nicht, aber auch hier ist nicht einzusehen, welchen Sinn eine solche Gottes-Annahme haben könnte. Es lassen sich aus ihr ja keinerlei brauchbaren Informationen ableiten.

Sie wäre nur eine mutwillige Komplikation des Weltbildes aus irrationalen Gründen – und somit verzichtbar.

Das Ergebnis eines Denkfehlers: Der Schöpfer-Gott

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Für viele naive Menschen ist der Gedanke naheliegend, ja zwingend, daß alles, was existiert und was ihnen schön oder zweckgerichtet erscheint, von irgendeinem lebenden Wesen geschaffen wurde.

Von selbst entsteht so etwas ja nicht. Man kann die Atome, aus denen eine Uhr besteht, noch so lange in einer Box schütteln, es wird nie eine Uhr daraus. Die kann es nur geben, wenn ein Uhrmacher sie mit Verstand und Geschick herstellt.

Philosophisch formuliert: Alles Komplexe braucht einen noch komplexeren Urheber, der es geschaffen hat.

Für die Uhr trifft das natürlich auch zu, nur ist die eben ein sehr schlechter Vergleich für das, was wir in der Natur vorfinden: Sonne, Mond und Sterne, die Erde mit Gebirgen und Meeren, Tiere, Pflanzen und schließlich den Menschen.

Auch diese Dinge entstehen natürlich nicht aus Zufall, wohl aber durch das kombinierte Wirken des Zufalls und der Naturgesetze. Wie das im einzelnen vonstatten geht, das zu erforschen ist Aufgabe der Wissenschaft, die dabei bisher schon sehr große Erfolge erzielt hat. Vieles ist freilich auch heute noch nicht oder nicht genau geklärt, aber es besteht keinerlei Anlaß daran zu zweifeln, daß Zufall und Gesetzmäßigkeit auch die Erklärung für alles das sind, was wir erst in Zukunft verstehen werden.

Demgegenüber ist der Schluß auf einen Schöpfer-Gott, der das alles gemacht hat, nicht nur unnötig, sondern auch mit einem Denkfehler behaftet. Wäre es nämlich wahr, daß alles Komplexe eines noch komplexeren Schöpfers bedarf (so wie der Uhrmacher ja viel komplexer ist als die von ihm gefertigte Uhr), dann müßte das ja für Gott auch gelten. Wenn schon die uns vertrauten Dinge nicht von selbst entstehen können, weil sie dafür zu großartig sind, so wäre das von dem noch viel großartigeren Gott erst recht nicht anzunehmen. Welcher Über-Schöpfer hat also Gott geschaffen?

Nimmt man einen solchen an, dann müßte auch der wiederum das Geschöpf eines Über-Über-Schöpfers sein und so weiter ad infinitum. Da diese Kette nicht abreißt und es somit keinen höchsten gibt, ist auch derjenige nicht darunter, den die christliche Theologie Gott nennt.

Auf den käme man nur, wenn man diese Kette abreißen läßt und sagt: "Alles muß geschaffen worden sein und wurde auch geschaffen und zwar von Gott. Gott aber wurde nicht geschaffen, der ist eine Ausnahme von der Regel und war immer

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schon da." Damit aber wird zugegeben, daß die Regel nicht streng gilt und somit auch keine sicheren Schlußfolgerungen erlaubt. Statt Gott könnte ja beispielsweise auch die Welt schon immer ungeschaffen vorhanden gewesen sein.

Wo man die Kette abreißen läßt, ist ja beliebig.

Die Regel, wonach alles von einem Schöpfer stammen muß, führt also zu einer unendlichen Kette von Personen, die alle nicht Gott sind. Um den postulieren zu können, muß man diese Regel im Verlauf der Argumentation wieder zurücknehmen, wodurch sie aber hinfällig wird. Als Argument für Gott ist sie somit völlig ungeeignet.

Der überflüssige Jenseits-Gott

Die Frage, ob der Mensch eine unsterbliche Seele hat, die seinen körperlichen Tod überlebt, oder nicht, wird nicht nur seit Jahrtausenden von Philosophen erörtert, sondern wohl auch von jedem Menschen im Laufe seines Lebens bisweilen nachdenklich erwogen. Es ist eine Frage, die viele beschäftigt und die kaum jemand unerheblich findet, egal welche Antwort darauf er für die richtige hält. Hinge die Antwort vom Willen des Menschen ab, so würden sicherlich die meisten zugunsten des Weiterlebens optieren. Aus diesem Grund werden Religionen, die genau das versprechen, von ihren Anhängern durchwegs als tröstlich empfunden.

Welche der beiden logisch möglichen Antworten die richtige ist, soll hier keiner Klärung nähergebracht werden. Das ist ein anderes Thema. Hier geht es allein um die Rolle, die Gott dabei spielt.

Streng genommen gibt es allerdings keinen Grund, warum er dabei überhaupt irgendeine Rolle spielen sollte, denn die Jenseits-Frage ist von der Gottes-Frage logisch völlig unabhängig. Alle vier Kombinationen sind denkbar: Gott und Jenseits, weder Gott noch Jenseits, Gott aber kein Jenseits und Jenseits aber kein Gott.

Damit ist das Thema aber noch nicht abgehakt, denn Menschen, die an Gott glauben, weil sie an ein Jenseits glauben wollen, das sie sich ohne Gott nicht vorstellen können, sind alles andere als selten. Was bringt sie zu dieser Einstellung?

Ein wichtiger Punkt ist sicherlich, daß etliche bedeutende Religionen (wie etwa

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die christliche) beides lehren. Wer keinen Grund sieht oder außerstande ist, da zu differenzieren, nimmt einfach die im Kombi-Pack angebotene weltanschauliche Ware aus dem religiösen Supermarkt-Regal und konsumiert sie ohne sich viele Gedanken zu machen. Bei echten Gläubigen macht das auch keinen Unterschied, denn die würden auch beides separat kaufen zusammen mit allem anderen, was auf dem für ihre Konfession bestimmten Regal steht.

Zum Problem wird das erst, wenn atheistische Argumente beginnen, Einfluß auf einen Theisten zu nehmen. Nach und nach wird ihm immer klarer, daß Gott überaus unwahrscheinlich ist und es keinen vernünftigen Grund gibt, an seiner Existenz festzuhalten. Aber die Angst, damit auch das Jenseits zu verlieren und beim Tod einfach ausgelöscht zu werden, führt zu einer Denk-Blockade.

Solche Menschen sagen dann beispielsweise am Ende einer Diskussion, wohl wissend, daß sie keine Argumente mehr haben: "Laß mir meinen Glauben an Gott, mir graut vor der Alternative". Dabei geht es in Wirklichkeit fast immer um das Jenseits und nicht um Gott, dessen Verlust man viel leichter verschmerzen könnte, weil er, mag es ihn nun geben oder nicht, ganz offensichtlich ohnedies nicht in Erscheinung tritt.

Würde den Menschen allen klar, daß der Atheismus über die Jenseits-Frage überhaupt keine Aussage macht, dann gäbe es wohl viel mehr Atheisten.

Die "Gottlosigkeit"

Das Wort "gottlos" ist von seiner Denotation her eigentlich ein ganz neutraler Ausdruck. Es besagt soviel wie "nicht mit Gott im Zusammenhang stehend". Jede Formel aus Mathematik, Physik oder Chemie beispielsweise ist gottlos, denn Gott kommt in ihr nicht vor.

Allerdings hat dieses Wort "gottlos" auch eine Konnotation. Für viele Menschen (auch solche, die gar nicht an Gott glauben) ist es gleichbedeutend mit bösartig, unmoralisch, verwerflich oder ähnlichem. Um das zu bewerkstelligen, haben die Religionen lange und erfolgreich Propaganda und Verleumdung betrieben.

Sachlich ist diese Konnotation nämlich überhaupt nicht berechtigt. Auch wenn bezüglich mancher Details keine Einigkeit darüber besteht, was genau alles gut oder böse ist, gibt es doch im großen und ganzen einen sehr weitgehenden Konsens zwischen den meisten Menschen. Und dabei zeigt sich, daß das Wissen,

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ob jemand Theist oder Atheist ist, keinerlei Vorhersage darüber erlaubt, in welchem Ausmaß sein Handeln von seinen Mitmenschen als gut oder böse einzustufen wäre.

Das kann auch nicht verwundern. Die menschliche Moral ist – wenn man von zufallsbedingter statistischer Streuung absieht – primär biologisch und kulturell bedingt. Viele religiöse Verhaltens-Gebote sind deshalb gar keine zusätzlichen, sondern bloß solche, die es auch ohne diese Religion gäbe. Zusätzlich ist nur ihre religiöse Begründung.

Daß Gott im alten Testament beispielsweise das Stehlen verboten hat, kümmerte alle jene Kulturen, die davon gar nichts wußten, nicht im Mindesten. Trotzdem galt das Stehlen auch in diesen durchwegs als unmoralisch.

All die Greuel, die im Laufe der Geschichte im Namen irgendeines Gottes begangen wurden, brauchen hier gar nicht erwähnt zu werden. Auch wenn es die nie gegeben hätte, wäre die Behauptung, daß der Mensch einen Gott braucht um sich moralisch zu verhalten, eine pure Anmaßung.

Der beste Job – leider schon vergeben

Menschen und Tiere haben ein mühsames und oft unerfreuliches Dasein. Sie müssen immer wieder leiden und schließlich sogar sterben.

Für Gott trifft das nicht zu. Ihn kann weder Leid noch Tod treffen und zudem hat er noch Eigenschaften, die so großartig sind, daß wir Menschen sie uns kaum vorstellen können. Er weiß und kann so viel, daß Theologen gerne die Wörter

"Allmacht" und "Allwissenheit" verwenden. Auch sein moralischer Leumund ist makellos und alle Wesen auf der Welt sind von ihm geschaffen worden und müssen ihm dafür dankbar sein.

Wahrlich, Gott zu sein ist ein höchst erstrebenswerter Umstand, der aber keinem außer diesem einen zuteil wird. Dazu kommt noch, daß Gott diese grandiose Position schon seit Ewigkeit innehat. Niemand hat ihm dazu verholfen, deshalb schuldet er auch keinem Dank dafür. Er braucht sie auch mit niemandem zu teilen. Er allein ist der absolut Höchste und unvergleichlich großartig.

Wenn man das alles bedenkt, so drängt sich allerdings die Frage auf, was Gott denn geleistet hat, um sich all das zu verdienen. Die Antwort ist klar: Er hat

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nichts dafür geleistet und konnte auch nichts dafür leisten, da er ja immer schon Gott war.

Andere Wesen hingegen können sich noch so sehr mühen und plagen, sie haben dennoch nicht die mindeste Chance, an Stelle des gegenwärtigen Inhabers diese Gottes-Position zu übernehmen oder auch nur eine gleichwertige Funktion neben ihm zu erhalten. Das ist für alle Ewigkeit ausgeschlossen.

Zwar deutet nichts darauf hin, daß es Gott tatsächlich gibt, aber eines ist klar:

Gäbe es ihn, dann wäre das die größte nur vorstellbare Ungerechtigkeit.

Göttliche Hilfe für Polen

Aus einer Kath.net-Meldung vom 30.4.2020:

"Während der schwierigen Zeit der Corona- Epidemie wird der Präsident der polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Gądecki, am 3.

Mai in Jasna Góra Polen dem Allerheiligsten Herzen Jesu und der Heiligen Jungfrau Maria, Königin von Polen, anvertrauen."

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Na, da kann unsereiner schon am 2.5. mittags gespannt sein, wie rasch die Gottesmutter und ihr Sohn Polen von der Corona-Pandemie erlösen werden! Momentan ist die Lage in Polen so: 13.105 Infizierte, 651 Verstorbene, 774 Genesene. Für Österreich schauen jetzt die Zahlen so aus: 15.470 Infizierte, 589 Tote und 13.092 wieder Genesene. Haben da die österreichischen Bischöfe auch was gemacht? Vielleicht heimlich und undercover die göttliche Mutter und ihren Sohn um rasche Genesungshilfe und Bremse bei den Todesfällen gebeten?

Polen hat gut viermal so viele Einwohner wie Österreich, aber deutlich weniger Infizierte. Oder ist Polen ein Spätstarter? Der erste Krankheitsfall wurde dort am 4.3. festgestellt, den ersten Todesfall gab es am 12.3., in Österreich waren das der 26. Februar und ebenfalls der 12.3. – in Polen waren es 22 Tage vom ersten Kranken bis zur Überschreitung der Tausendergrenze und 50 Tage bis zum Tag mit über 10.000 Infizierten, in Österreich waren es 21 und 35 Tage, Polen hat also eine vergleichsweise verzögerte Verbreitungsrate. Was wohl auch mit dem geringeren polnischen Bruttoinlandsprodukt (pro Kopf 30% von Österreich) zusammenhängt, es also wohl deutlich weniger Mobilität gibt.

In den ersten 30 Tagen hat in Polen die tägliche Zuwachsrate im Schnitt 120 Personen betroffen, in Österreich waren es fast 360, die zweiten 30 Tage brachten in Polen 335 Personen, in Österreich nur noch etwas über 130. Es kommt also offenbar sehr deutlich auch auf die jeweiligen lokalen Verhältnisse an, auch die Ermittlung der Erkrankten wird auf verschiedene Art ablaufen und daher darf daran gezweifelt werden, dass die offiziellen Länderzahlen jeweils direkt vergleichbar sind…

Aber das nur nebenbei, Polen wird ja jetzt bischöflich dank der eingeleiteten Gotteskomplizenschaft gerettet werden! Oder vielleicht doch nicht?

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Die Heldenreise verrät die Satire

(Von Dr. Andreas E. Kilian, Gastautor). Die meisten Filme und Romane dieser Welt basieren auf einem gemeinsamen Story-Muster: der Heldenreise. Es i s t d i e s e r d r a m a t u r g i s c h f e s t g e l e g t e r Handlungsstrang mit seinen Archetypen, der Geschichten spannend und einprägsam macht. Es gilt aber auch: wo er gefunden wird, kann davon ausgegangen werden, dass Ereignisse literarisch überarbeitet wurden, um maximale Wirkung zu erreichen. Ein solches Story-Muster findet sich auch in den Evangelien.

Eine Heldenreise beinhaltet immer einen Lernprozess, an dem der Protagonist wachsen muss, bis er seine eigentliche Aufgabe bewältigen kann. Dieser Lernprozess gliedert sich laut Joseph Campbell [99] in typische Handlungsabschnitte, die zwar nicht alle in der Reise vorkommen müssen, jedoch eine definierte Reihenfolge befolgen sollten, um eine größtmögliche Spannung für den Leser aufzubauen. Neben diesem typischen Handlungsstrang zählen für James N. Frey [01] auch die archetypischen Charaktere zu einer einer solchen Erzählung, damit sie zum Mythos werden kann.

Die Etappen der Heldenreise

Die Reise beginnt Zuhause, wo eine Katastrophe den Protagonisten zum Handeln zwingt. Mit den Ratschlägen und Hilfen seiner Freunde oder Mentoren ausgerüstet versucht sich der Protagonist ein erstes Mal an der Herausforderung und scheitert. Dieses Scheitern ermöglicht den Lernprozess. Nachdem der Protagonist nun auch vom anderen Geschlecht erneut ins Rennen geworfen wird, kann er aufgrund seiner bisherigen Erfahrungen seine Aufgabe erfüllen und den

„Schatz“ vom Gegner in Besitz nehmen. Mit dieser positiven Erfahrung wird er zu

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einem neuen Menschen, zum eigentlichen Helden, der diese Erfahrung für sich und seine Freunde in einem neuen Leben etabliert. Die Reise-Etappen im Einzelnen:

Ausgangslage: Laut Campbell beginnt die Story in einer friedlichen Umwelt, in die eine Katastrophe hereinbricht. In den Evangelien beginnt die Not mit Herodes dem Großen, der von den Römern als König über die Juden eingesetzt wurde. Der Kindermörder treibt die Familie von Jesus aus ihrem Idyll zunächst ins Exil nach Ägypten [Mt 2,12-16]. Vor seinem ältesten Sohn Archelaos flieht die Familie dann nach Nazareth [Mt 2,22]. Johannes der Täufer hat noch Ärger mit dem zweiten Sohn, Herodes Antipas [Mt 3,1-6; Mt 11,1-15; Mt 14,1-12].

Ruf: Aufgrund dieser „Schreckensherrschaft“ der Herodianer erfolgt der Ruf an den Protagonisten, sich seiner Aufgabe zu stellen. Jesus erhält diesen, indem er nicht nur von Johannes dem Täufer als etwas Besonderes erkannt wird. Auch der Geist Gottes eilt als Taube auf ihn hernieder und zugleich fühlt sich Jesus durch eine „Stimme“ zum Sohn Gottes und „Retter“ der Welt erkoren [Mt 3,14-17].

Verweigerung: Doch laut Story-Muster darf der Held diese Berufung nicht sofort annehmen, sondern muss dramaturgisch zögern, sein bisheriges Leben, seine Komfortzone und all seine Sicherheiten aufzugeben. So wird Jesus nicht nur vom

„Teufel“ in Versuchung geführt [Mt 4,1-11], sondern zieht sich nach der Verhaftung von dem Täufer zunächst nach Galiläa an den See Genezareth zurück [Mt 4,12].

Hilfe: In dieser Story-Etappe am See trifft er dann unerwartet auf Mitstreiter und Mentoren, die ihm helfen seine Berufung anzunehmen. Jesus begegnet seinen ersten Jüngern [Mt 4,18-22], die ihn in seiner neuen Rolle als „beauftragter Retter“ bestätigen.

Überschreiten der Schwelle: Mit diesen Mitstreitern überwindet er sein Zögern [Mt 4,23-25] und beginnt seine eigentliche Heldenreise [Mt 5]. Jesus beginnt zu predigen, vollbringt erste Taten und sammelt auf seiner Wanderung Anhänger.

Überforderung: Um die Spannung weiterhin zu erhöhen, muss Jesus nun – laut Story-Muster – mit wachsenden Problemen kämpfen [Mt 5 -9] und sich des vollen Ausmaßes seiner Aufgabe bewusst werden. Er muss an den Massen von Hilfsbedürftigen scheitern, um den ersten Lernerfolg zu erzielen. Alleine kann er nicht Herr der Situation werden. Daher beruft Jesus Apostel ein, die ihm helfen

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sollen, mit seiner Mission fertigt zu werden [Mt 10].

Prüfungen: Mit diesen Gefährten muss er sich nun neuen Aufgaben und Problemen widmen, die für ihn weitere Prüfungen darstellen. Jesus erlebt Städte, die sich nicht zu ihm bekennen wollen [Mt 11,20], Dispute mit Pharisäern [Mt 12,1-45], die Hinrichtung von Johannes dem Täufer [Mt 14,1-12], die Speisung der fünf- bzw. der viertausend Menschen [Mt 14,13-21; Mt 15,29-39], das Laufen ü b e r d e n S e e [ M t 1 4 , 2 2 - 3 6 ] s o w i e u n z ä h l i g e H e i l u n g e n u n d Dämonenaustreibungen. Wo er Fragen nicht beantworten kann, greift er auf Gleichnisse zurück, die bis heute nicht zu verstehen sind, da es sich um philosophische Taschenspielertricks handelt.

Begegnung mit der Göttin: Gemäß der Heldenreise erfolgt nach dem Scheitern und der Lösung der ersten Probleme die Konfrontation mit der gegengeschlechtlichen Macht. Ein echter Held sollte sich für die gesamte Gruppe einsetzen und daher auch dem anderen Geschlecht zeigen, dass er dessen Interessen verstehen und berücksichtigen kann. Im Matthäus-Evangelium begegnet Jesus daher der kanaanäischen Frau, die er als Jude zunächst nicht heilen will. Erst als sie sich mit Hunden gleichsetzt, ist Jesus bereit ihr zur helfen [Mt 15,21-28]. Im Markus-Evangelium muss sich eine Syrophönizierin mit Hunden vergleichen lassen [Mk 7,24-3]. Auch im Lukas-Evangelium benutzt Jesus das andere Geschlecht nur, um sich selbst zu erhöhen und darzustellen. Er hat keine Ahnung, was die Sünderin, die ihm die Füße wäscht, von ihm will. Doch er benutzt ein Gleichnis, um davon abzulenken, lobt ihre vollkommene Unterwerfung und vergibt ihr großzügig einfach alle Sünden [Lk 7,36-50]. Im Johannes- Evangelium verlangt er von einer Samaritanerin reales Trinkwasser und möchte im Gegenzug mit „Wasser des Lebens“ bezahlen. Als sich die Frau nicht auf diesen unrealistischen Quatsch einlassen will, beleidigt er sie als Flittchen, indem er ihr ihre Beziehungen vorwirft. Neben dieser indirekten Drohung weissagt er ihr, dass sie ihn noch anbeten wird [Joh 4,7-26]. Sie gibt ihm kein Wasser, sondern lässt ihn einfach stehen. Einer Ehebrecherin rettet er zwar das Leben, weil er nicht vor den Pharisäern richten will. Aber versucht er überhaupt zu verstehen, was diese Frau zum Ehebruch trieb [Joh 8,3-11]? Setzt er sich mit der Rolle der Frau wirklich auseinander?

Versuchung durch eine Frau: Hat der Protagonist diese Prüfungen für das tägliche Leben durch Frauen bestanden, so sollte er als Letztes der Versuchung durch Erotik widerstehen. Der Held darf sich erst fortpflanzen, wenn er sich

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durch die Bewältigung seiner großen Aufgabe als würdig erwiesen hat. Doch die Aussicht auf das Vergnügen gibt es schon vorher. Eine Frau wirft sich Jesus zu Füßen, säubert und salbt seine Füße mit kostbarstem Öl und trocknet sie anschließend mit ihren Haaren [Mt 26,6-13; Mk 14,3-9; Lk 7,36-50; Joh 12,3]. Ob es sich hierbei um echte Zuneigung, Unterwerfung oder Kalkül handelt, ist der Geschichte nicht zu entnehmen. Doch Jesus freut sich, denn durch diese Geste eines weiblichen Untertans wird er erst zum Christus („den Gesalbten“) erhoben.

Nun kann seine eigentliche große Aufgabe beginnen!

Versöhnung mit den Vorfahren und Nachfahren: Die Beschäftigung mit dem anderen Geschlecht führt dazu, dass sich der Protagonist seiner genealogischen Kette bewusst wird. Kurz vor dem Höhepunkt seiner eigentlichen Aufgabe sollte er sich mit seinen Vorfahren versöhnen, an seine Nachfahren denken und zudem einsehen, dass sein größter Gegner in Wahrheit er selbst ist. Jesus erwähnt aber weder seinen leiblichen Vater noch seinen Ziehvater Joseph mit einem einzigen Wort. Selbst seine Mutter und Geschwister streitet er als Familie ab [Mt 12,46-50]. Er sieht sich in der Tradition des Propheten Elija [Mt 17,10] und als Kind Gottes [Mt 17,5]. Auch an eigene Kinder denkt er nicht. Stattdessen ernennt er Simon zum Nachfolger [Mt 16,18-19]. Allerdings erst, nachdem dieser ihn als

„Messias“ bezeichnete [Mt 16,13-17]. Durch diese Symbolik wird deutlich, dass Jesus etwas Neues ohne Ahnen gründet. Der mythisch notwendige innere Kampf wird durch die drei Leidensankündigungen dargestellt, in denen Jesus sich bewusst wird, dass seine Ernennung zum König auch seinen Tod bedeuten kann [Mt 16,21; Mt 17,22-23; Mt 20,18-19].

Apotheose: Im Märchen erkennt der Heros, dass er königliches Blut in sich trägt.

Im Mythos wird ihm bewusst, dass er göttliches Potenzial besitzt. Jesus lässt sich von seinen Jüngern auf einem Berg – gemäß jüdischem Ritual – zum König ausrufen [Mt 17,1-4] und verweist dabei auf seinen Vater „Gott“ [Mt 17,5]. „Doch meine Feinde, die nicht wollten, dass ich ihr König werde – bringt sie her und macht sie vor meinen Augen nieder!“ [Lk 19,27 EÜ], ist der sehnlichste Wunsch desjenigen, der sich für den „Sohn“ Gottes hält, als er kurz vor dem Höhepunkt seiner Macht steht. Jetzt muss das einfache Volk ihm nur noch folgen.

Endgültige Segnung und Höhepunkt: Im dramaturgischen Höhepunkt des Mythos sollte der Protagonist den eigentlichen Schatz – welcher die Welt, aus der er aufgebrochen ist, retten könnte – erhalten oder rauben. Psychologisch gesehen möchte Jesus die Bedrohung, der er als Kind durch die Herodianer ausgesetzt

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war, beseitigen. Doch Jesus will nicht nur der höchste Hohepriester im Tempel und Chef-Interpret der Thora sein. Er will auch als neuer König vom Volk in Jerusalem akzeptiert und gefeiert werden. Wenn alles nur so laufen würde, wie er es wollte, dann würde die Erde zu einem besseren, friedlicheren Ort. Die Lehre hierzu predigt er ja schon. Doch nach einem etwas bescheidenen Einmarsch in Jerusalem [Lk 19,28-40], einer missglückten Tempelreinigung [Lk 19,43-48] und einer schwachen Vollmachtfrage gegen die Priester [Lk 20,2-8] feiert er nicht nur allein mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl [Lk 22,7-23], er wird auch noch von einem Jünger verraten [Lk 22,1-6] und von seinem Nachfolger verleugnet [Lk 22,56-60].

Weigerung zur Rückkehr: Wie im Story-Muster vorgesehen, weigert sich auch Jesus nach dem dramaturgischen Höhepunkt in die Realität des Alltags zurück zu kehren. Er ist auf ganzer Linie gescheitert, will es aber noch nicht einsehen.

Daher befiehlt er seinen Jüngern ihre Mäntel gegen Schwerter zu tauschen [Lk 22,36]. Ein kurzer Kampf, im dem ein Ohr abgeschlagen wird [Lk 22,49-50], und seine Verhaftung sind die logischen Folgen seiner Realitätsferne. Aber selbst als er bei den Hohepriestern, bei Herodes und bei Pilatus die Chance erhält sich zu verteidigen, schweigt er [Lk 23,8-12].

Magische Flucht: Laut Mythos müsste nun die sogenannte magische Flucht des Helden – sei es durch innere Beweggründe oder durch äußeren Zwang – stattfinden. Doch der Held Jesu wird weder gerettet noch kann er sich selber retten. Seine Flucht geht am Kreuz in die Fantasie [Mt 27,46 ;Mk 15,34; Joh 19,30]. Sein „Volk“, seine Jünger fliehen Hals über Kopf und verstecken sich, bis er begraben ist [Mt 26,56]. Dennoch erfüllt sich der nächste Punkt der Heldenreise:

Rettung von außen: Durch eine meist längst vergessene empathische Tat an einem „niederen Wesen“ hat sich der Held im Mythos einen Freund geschaffen, der nun in letzter Sekunde die Rettung als Deus ex machina bringt. Dieses

„niedere Wesen“ ist in den Evangelien eine Maria aus Magdala, die Nachts über den Friedhof läuft und ein leeres Grab sieht [Joh 20,1]. Es folgt eine wilde Verwechslungskomödie, in der die Frauen die Jünger, die am Grab erscheinen, für

„Engel“, „Herrn“ und „Auferstandene“ halten [Mt 28,1-10; Mk 16,1-8; Lk 24,1-12, Joh 20,1-18]. Nicht der Held, wohl aber der Mythos der „Auferstehung“ überlebt.

Rückkehr über die Schwelle: Wo im Mythos der Held die Schwelle zurück in die

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Alltagswelt überschreitet und sich den Zweifeln und Fragen seiner Mitbürger stellen muss, treten in den Evangelien die selbsternannten Nachfolger Jesu [Mk 16,12; Joh 21,12] als „Auferstandene“ auf und müssen sich den Fragen der übrigen Jünger stellen. Ein Held muss bei seiner Rückkehr beweisen, dass er etwas errungen hat, und die Jünger wollen die Wundmale sowie ihren Meister als

„Sieger“ sehen [Mt 28,17; Mk 16,14; Lk 24,38-43; Joh 20,24-27]. Nur eine

„Himmelfahrt“ rettet die Nacheiferer.

Herr der zwei Welten und Sieg über die Ausgangskatastrophe: Der Held vereint im Mythos sein neu gefundenes Innenleben, seine neue Psyche, sein neues Ich mit den Anforderungen des alltäglichen Lebens. Indem er seine Gruppe an seinen Erfahrungen und Errungenschaften aus der Heldenreise teilhaben lässt, verändert er seine alte Umwelt und schenkt allen eine neue Freiheit. Was hat der selbsternannte Hohepriester-König Jesus seinen Jüngern als „Schatz“

hinterlassen?

Die Archetypen und Charaktere im Mythos

In Romanen werden Figuren durch ihr auffälliges Verhalten, ihren Sprachstil, durch besondere Attributionen und durch einen ganz individuellen Spleen charakterisiert, damit sie Charisma annehmen und unverwechselbar werden. In den Evangelien dienen neben den Verhaltens-Archetypen insbesondere die Namen dazu, mehr über den Charakter der Romanfiguren zu verraten.

Der Held: Der Protagonist und Held heißt Jesus bzw. Jesuos. Eine Bezeichnung, die sich vom hebräischen Wort Yeschua, der Retter, ableitet. Besser kann man so eine Aufgabe und Funktion im Mythos nicht beschreiben. Es sei denn, es ist eine Satire. Messias kann der Held nicht genannt werden, denn diese Bezeichnung steht nur Israeliten zu, die von Hohepriestern zu Königsanwärtern gesalbt wurden. Der Heros ist aber Galiläer – konvertierter Ureinwohner – und wurde nur von einer Frau an den Füßen gesalbt, weshalb er sich mit dem griechischen Begriff Christos für den Mit-Öl-Gestriegelten zufrieden geben muss.

Die Weggefährten: Die Weggefährten des Helden heißen Petrus (Petro:

Leithammel, Bock), Zelotes (Aufständischer), Alphäus (Deserteur), Kananäus

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(Aufständischer), Boanerges (Donnersohn), Iskarius (Sikarius: Messerstecher) sowie Barjona (barjonim: Aufständische). Die Vornamen Johannes, Simon und Lazarus (Eleazar) weisen auf die Rebellenführer des jüdischen Aufstandes der Jahre von 66 bis 73 hin [Flavius DBJ-B6-K9; B7K2; B7K8].

Der Mentor: Es sind Simon Petrus (Petro: alter Bock) und Andreas (Andria: junges Mädchen), die Jesus zuerst folgen [Mt 4,18], ihn als Chef bestätigen und auch zum König machen [Mt 17,1-4]. Doch als Simon Petrus zum Nachfolger ernannt wurde [Mt 16,18] verrät er seinen Herrn [Mt 26,69-75] und lässt sich von den Frauen anbeten. Der einstige Mentor hat Jesus nur benutzt, um selber Chef zu werden.

Der Verräter: Der Name Judas Iskariot erinnert an die jüdische Sekte des Judas.

Die Sikarier wollten keine weltlichen Herrscher über sich anerkennen und waren für ihre Messer-Attentate gefürchtet [Flavius DBJ-B2K8]. Judas erfüllt mit diesem charakteristischen Namen die Rolle des Verräters, der den Königsanwärter zu Fall bringt.

Der Narr: Der Herr muss seinen Jüngern alles mehrmals erklären und immer neue Gleichnisse liefern [Mt 13,13], doch sie verstehen einfach nicht [Mt 15,16].

Er beleidigt sie fortwährend [Mt16,8] während sie nur ans Schlafen denken [Mt 26,40-46]. Es geht zu, wie bei Laurel und Hardy.

Der Zweifler: Didymos Judas Thomas ist der Zweifler. Didymos heißt Zwilling und der eine bekommt nicht immer mit, was der andere sagt und tut.

Die Mutter, die Geliebte: Die klassischen Rollen der Mutter und der Geliebten sind im Mythos leicht zu identifizieren. Idealer Weise wird die Mutter zur Jungfrau stilisiert, die Geliebte zur absolut treuen Untergebenen. Ihre Namen sind einprägsam. Samaria ist im Aramäischen das „Weideland“, Maria heißt übersetzt „Kuh“. Dies ist nicht zu verwechseln mit den hebräischen Namen Mariam oder Mariamne.

Der unparteiische Richter: Ob es ein römisches Geschlecht der Pontier (Brücke) gegeben hat, ist nicht erwiesen. Der Name Pilatus (Speerträger) ist jedoch historisch überliefert und dient dazu, die Geschichte der Evangelien zeitlich zuzuordnen. Es war sein Regierungsstil aus Laissez-faire und überzogener Bestrafung, die zum Unmut in Judäa beitrug und für die er sich als Präfekt von Judäa beim Kaiser verantworten musste. In den Evangelien lässt er das Volk, wie

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ein Kaiser in der Arena, über das Leben von zwei Gladiatoren entscheiden und wäscht seine Hände als Unparteiischer in Unschuld. Ihm ist es egal, wer sich König der Juden nennen darf, solange er als Präfekt herrscht.

Der Böse: Was im Roman der Antagonist ist, ist im Mythos der Böse. Pharisäer, Sadduzäer und Hohepriester ringen mit dem Romanhelden daher nicht nur um die Interpretationshoheit der Gesetze und der Thora. Sie ringen auch um den Einfluss beim Volk und die Herrschaft über dieses. Die Autoren trennen scharf zwischen aufständischen, monarchistischen Christen und Kaiser- und Republik- treuen Juden, die mit dem drohenden Aufstand der Galiläer und Samaritaner nichts zu tun haben wollen. Der jüdisch-römische Historiker des 1. Jahrhunderts, Flavius Josephus, zählt daher die Christen nicht zu den jüdischen Sekten [Flavius DBJ-B2K8]. Er sieht sie als eigenständiges Volk, welches von Jesus gegründet wurde [Flavius AJ-B18K3-3].

Verschwörungstheorie?

Die Nicht-Existenz einer historischen Person kann wissenschaftlich nicht bewiesen werden. Es kann ein historisch realer Guru als Vorbild für die Autoren existiert haben. Die Geschichte, die die Autoren über ihn erzählen, ist jedoch dermaßen überarbeitet, dass die Evangelien nicht als Aussagen einfacher Zeitzeugen gelten können. Die Frage ist nur, wer schrieb diese Satire und mit welcher Absicht.

Die Original-Texte der Evangelien sind in Altgriechisch geschrieben und richten sich daher an die gebildete hellenistische Bevölkerung sowie an jüdische Hohepriester. Die unzähligen Zitate aus der Thora belegen, dass profunde Kenner der jüdischen Theologie am Werk waren. Die Wortspiele mit Namen, die auf Hebräisch, Aramäisch, Alt-Griechisch und Latein unterschiedliche Bedeutungen haben, belegen, dass hier mehrsprachige Autoren schrieben. Zudem wussten die Schreiber einerseits, was beim einfachen Publikum ankam und konnten Geschichten in Form von Mythen erzählen. Andererseits bauten sie mit den Namen und der Situationskomik Logicals für intelligente Menschen ein, die über die einfachen abergläubischen Galiläer lachen sollten. Dies spricht für Profis, die Erfahrung mit Volk und Aristokratie hatten. Zudem mussten die Verantwortlichen

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sehr gute Kontakte zu Kaiser und Senat haben, damit sie Texte mit solch sozialen Sprengstoff publizieren konnten.

Welche mit den Römern befreundete jüdische Priesterfamilie hätte ein Interesse daran gehabt, dass diese Interpretationen der Vorkriegszeit nach dem judäischen Aufstand publik wurden? Die politische Perspektive, wie sie in den Evangelien dargestellt wird, könnten die Hasmonäer vertreten haben. Sie wurden als Hohepriester-Könige einst von den Herodianern abgesetzt, wollten wieder an die Macht und kooperierten im judäischen Aufstand mit den Flaviern, um die Galiläer wieder zu unterwerfen. Sie mussten als Israeliten die hellenistische Bevölkerung davon überzeugen, dass nicht das Tempeljudentum, sondern die neue Sekte der Christen für die Aufstände in Judäa verantwortlich war. Es mussten zudem Freunde des Kaisers sein, die ihre Treue bereits durch die offizielle Kriegschronik sowie die Geschichte des Judentums unter Beweis gestellt hatte und daher weiterhin publizieren durften.

Was hätte ihnen diese Sektengründung genutzt? Da der Tempel in Jerusalem zerstört worden war und die Hasmonäer den pharisäischen Juden als Überläufer und Verräter galten, waren sie als Hohepriester arbeitslos. Die Christen hätten als Sekte mit ihrem Zehnten die Kriegsausfälle sowie einen eventuellen neuen Tempel bezahlen dürfen. Zudem hätten sie die aufständischen Galiläer als auch die hinzukommenden hellenistischen Bevölkerungsanteile des römischen Reiches als Religionsführer für/gegen die Flavier lenken können. Dass die römischen Herrscher die Aufgabe dieser Sekte von Möchtegern-Aufständischen verstanden, zeigen sowohl die Christenverfolgungen, die die notwendigen Märtyrer-Vorbilder schufen, als auch die ausbleibenden Verhaftungen von Päpsten im Rom. Es waren die Neo-Flavier, die das Christentum später sogar zur Staatsreligion erhoben.

Literatur

Flavius Josephus: De Bello Judaico. Übersetzt: Der jüdische Krieg und kleinere Schriften. Marix-Verlag, Wiesbaden 2005.

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Flavius Josephus: Antiquitates Judaicae. Übersetzt: Jüdische Altertümer. Marix- Verlag, Wiesbaden 2011.

James N. Frey: THE KEY. Die Kraft des Mythos. Wie verdammt gute Romane noch besser werden. Emons, Köln 2001.

Joseph Campbell: Der Heros in tausend Gestalten. Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1999.

Recht, Gerechtigkeit und Logik

Nur ganz kurz …

Jemanden für etwas zu bestrafen oder auch nur anzufeinden, das andere in seine Worte hineininterpretiert haben ohne dass er es gesagt oder geschrieben hätte,

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bedeutet, ihn für etwas zu bestrafen oder anzufeinden das andere getan haben.

Feindet man jemanden für das an, was man in dessen Worte lediglich

hineininterpretiert, so feindet man sich selbst an — denn es sind ja die eigenen Gedanken, nicht die des anderen.

. . . _____

Beitragsbild:

Justitia (Ausschnitt; bearbeitet) Autor: Deval Kulshrestha

commons.wikimedia.org/wiki/File:1660_blk_19329_zoom.png

Eckhardt Kiwitt Pfalzgrafstr. 5 D-85356 FREISING QS72@gmx.net

Nachösterlicher Shitstorm:

Reaktionen auf einen

humanistischen Leserbrief

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(Von Dennis Riehle, Gastautor). Ich bin überrascht darüber, wie viele Menschen in unserer Region auch weiterhin den „Südkurier“

lesen, obwohl dem Heimatblatt ja manches Mal vorgeworfen wird, er zeige sich in mancher Berichterstattung etwas einseitig und teils voreingenommen – was zum Slogan der

„Unabhängigen Tageszeitung in Baden- Württemberg“ nicht immer so recht passen will.

Und trotz manches Vorwurfs an die Presse, sie lasse sich ab und an vor den Karren der Stadtverwaltung spannen, ist die Aufmerksamkeit trotz des allgemeinen Rückgangs an Abonnentenzahlen bei nahezu allen gedruckten Blättern für den „Südkurier“ weiterhin sehr groß. Beispielhaft zeigt sich das auch an den Leserbriefspalten, in welchen die Bevölkerung ihre Gedanken, ihre Empörung und ihre Ratschläge mitteilt. Auch ich gehöre zu den regelmäßigen Autoren von Leserzuschriften und erhalte je nach Thema im Anschluss an die Veröffentlichung zumeist eine geringe einstellige Zahl an Rückmeldungen aus der Leserschaft. Doch was ich dieses Mal erlebte, sprengte die bisherigen Dimensionen bei weitem.

Worum ging es? Ich hatte im Blick auf die „Corona-Krise“ eine Lesermeinung verfasst, die dezidiert darauf ausgerichtet war, das Osterfest nicht allein als christlichen Feiertag zu verstehen, sondern es auch für diejenigen nahbar zu machen, die nicht (mehr) an einen Gott glauben. Verbunden mit dem momentanen „Shutdown“ ergab sich ein Text, mithilfe dessen ich eigentlich versuchen wollte, den Diskurs zwischen Christen und Glaubensfernen zu fördern. Doch diese Absicht ging offenbar nach hinten los: In einer bislang nie dagewesenen Welle an unterschiedlichsten Zuschriften fühlte ich mich im ersten Moment einem wahren

„Shitstorm“ ausgesetzt, den man ansonsten eigentlich eher aus den sozialen Medien kennt.

Auch wenn ich es gewohnt bin, in meinem Briefkasten regelmäßige Beleidigungen und Verachtung für meine politisch linke, religiös konfessionsfreie Weltanschauung aufzufinden, hatte es sich dieses Mal doch gelohnt, einen Blick ins Postfach zu werfen: Rund zwei Dutzend Briefe und Mails waren eingegangen, die sich allesamt auf die Publikation im

„Südkurier“ bezogen.

Der Leserbrief sei an dieser nochmals wiedergegeben:

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Was machen eigentlich konfessionsfreie Menschen am „Hasenfest“? Diesmal sind es nicht nur die Religionsfernen, die keinerlei Grund zu feiern haben. Auch Christen werden in diesem Jahr aufgrund der „Corona-Krise“ zumindest im Blick auf den Gottesdienstbesuch zur Abstinenz angehalten. Wir alle erleben dieser Tage allerdings ein wirkliches Osterwunder, das uns ganz unabhängig von jedem Bekenntnis beeindruckt: Selten zuvor hat die Welt derart den Atem angehalten, wie es nun in Zeiten der Pandemie nötig wird. Und trotz dieser augenscheinlichen Lähmung des öffentlichen Lebens wird das sichtbar, was unsere Gesellschaft, unser Land und unsere gesamte Zivilisation ausmacht: Es sind humanistische Werte, für die es weder Kreuz noch Auferstehung bedarf. Es sind Solidarität, Verantwortung und Respekt, die gerade jetzt so eindrücklich gelebt werden. Wir alle spüren, dass unser Dasein nicht nur von Glücksmomenten geprägt ist. Die Tiefen des Alltags werden uns im Augenblick schmerzlich bewusst. Wozu musste also jener auf Golgatha sterben, wenn wir doch selbst um die Täler der Tränen wissen? Zuversicht und Hoffnung erwachsen aus dem Wissen, dass wir in den entscheidenden Momenten auf unsere Nächsten bauen können. Zusammenhalt und Mitmenschlichkeit sind die tragenden Säulen unseres Miteinanders, nicht Sündenvergebung und Sühnetod. Es ist die Krankenschwester am Intensivbett des Infizierten, die endlich mehr Lohn bekommen sollte. Es ist der Postbote mit all den Paketen unter dem Arm, der Überstunden schiebt. Und es ist der Restaurantbesitzer ohne jegliche Einnahmen, der flexibel auf Lieferservice umstellt. Nicht Jesus Christus braucht unsere Aufmerksamkeit, sondern die Helden des Frühlings 2020, die uns so bescheiden daran erinnern, worauf es wirklich ankommt: Zeigen wir uns dankbar über die weltliche Verbundenheit der Völker in Momenten größter Not und das irdische Einstehen füreinander in Epochen des Umbruchs, anstatt auf ein jenseitiges Zeichen zu warten. Wenn es einen liebenden Gott gäbe, würden wir nicht leiden.

Zweifelsohne waren unter den Zuschriften auch konstruktive Hinweise, mit denen ich mich gerne auseinandersetze. An dieser Stelle will ich aber die Gelegenheit nutzen, aus einigen – zumeist handschriftlich verfassten und nicht selten vor grammatikalischen und Rechtschreibfehlern (die ich hier gerne 1:1 wiedergeben will) strotzenden – Anwürfen zitieren, die mich zum Schmunzeln bringen, mich teils aber auch Kopf schüttelnd und verwundert zurücklassen. Auf welches Niveau sind wir in unserem Land gesunken, wenn wir nur noch mit Beschimpfungen und vulgären Schlammschlachten Diskussionen führen können? Ich habe mir vorgenommen, auf jede sachliche Kritik einzugehen. Dummheit dagegen braucht keine Antwort meinerseits zu erwarten.

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„Sie Kirchenhasser, sie sollte man schnellst Möglich exkommunizieren!“

„Wie können Sie sich nur so versündigen? Der Herr Jesus Christus hat auch Ihnen gedient!

Und Sie treten sein Antlitz mit Füßen!“

„Das ist die typische Meinung des linken Mobs, der versucht unser Land zu entweihen.“

„***eiß Atheisten! Hoffentlich holt euch corona!“

„Ich dachte Sie waren mal gläubig. Wie kann man dann nur derart über den HERRN herziehen?“

Die weitere Interpretation dieser Auswahl an Sprüchen überlasse ich gerne jedem einzelnen Leser. Nur so viel: Ich vertrete auch weiterhin ein humanistisches Weltbild, indem es mir auf den einzelnen Menschen ankommt, dessen Freiheit für mich das höchste Gut darstellt – auch die Religionsfreiheit. Mir liegt es daher fern, mich über einen Glauben lustig zu machen, dem ich selbst über knapp drei Jahrzehnte anhing und ihn nicht selten mit tiefer Inbrunst gelebt habe. Doch gleichsam erwarte ich auch, dass meiner heutigen Überzeugung mit Respekt begegnet wird. Wenn unser Alltag nur noch darin besteht, eine historische Persönlichkeit – die Jesus auch nach meiner Ansicht war – so sehr zu huldigen wie manch ein Absender der bei mir eingelangten Zeilen, dann wird klar, wie sehr religiöser Fanatismus verblenden kann. Für mich steht fest: Wir sollten unsere Kraft dazu investieren, gerade auch in Zeiten der Pandemie auf uns und auf unseren Nachbarn aufzupassen. Denn im Moment rettet uns kein Heiland, sondern ausschließlich ein wirksames Medikament oder ein baldiger Impfstoff. Egal, ob wir „Corona“ nun verschwörungstheoretisch als „Prüfung“

oder eben doch als handfeste Herausforderung durch einen wissenschaftlich nachweisbaren Virus ansehen – wir lernen gerade, wie wichtig es ist, einander beizustehen. Offenbar hat uns dieser dreieinige Gott ziemlich allein zurückgelassen, wie auch seinen „Sohn“ am

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Kreuz. Insofern ist es zumindest legitim, mit Bestimmtheit zu hinterfragen, ob wir ihm noch vertrauen können. Meine Meinung dazu ist eindeutig – und Ihre?

Dennis Riehle

Martin-Schleyer-Str. 27 78465 Konstanz

Ramadan — Zeit der Heuchelei ?

_____ Religiöse Werte _____

In vielen Religionen gibt es eine Fastenzeit, die der Besinnung auf religiöse Werte dienen soll. Allerdings sind wir Menschen nicht immer ganz perfekt, und so kann es vorkommen, dass Religionen manchmal ein wenig — menschlich, allzu

menschlich — zweckentfremdet werden und von Heuchelei zu reden nicht ganz abwegig erscheint. Wir Menschen neigen nunmal dazu, unser Fehlverhalten zu rationalisieren, um uns wenigstens uns selbst gegenüber den Anschein von Lauterkeit zu verleihen.

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In einem Beitrag zum Ramadan des Jahres 2017 in der FAZ schreibt Aylin Güler am 2. Juni 2017 im zweiten Absatz:

Aber auch moralische Sünden, wie Beleidigungen und Lügen dürfen in dieser Zeit nicht begangen werden.

Ah, nicht in dieser Zeit … Aber wie schaut es außerhalb dieser Zeit aus? Ist es dann erlaubt? Wir erfahren es leider nicht.

Aylin Güler fährt fort:

Wann findet Ramadan statt?

2017 dauert der Ramadan vom 27. Mai bis zum Ramadanfest am 24. Juni.

Muslime, die in Skandinavien am Polarkreis leben, wo im Sommer die Sonne praktisch nie untergeht, halten sich an die Zeiten im saudi-arabischen Mekka oder der Türkei.

Dass der Ramadan für Muslime in der Nähe des Polarkreises in manchen Jahren zu einem existenziellen Problem werden kann, konnte man bereits in einem

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Aufsatz erfahren, der im Jahr 2006 erschienen ist. Dort ist im Kapitel 3 [Die fünf (eigentlich sechs) Säulen des Islams] in Unterpunkt 4. [Das Fasten während des Ramadans — Saum] zu lesen:

Der Ramadan kann in jede Jahreszeit fallen, da der islamische Kalender nicht dem neuzeitlichen, logischen Sonnenjahr folgt, sondern dem Mondjahr. Wie sich der Ramadan für einen Moslem gestaltet, der z.B. in Island oder auf Spitzbergen im Norden von Norwegen lebt, oder der z.B. als Wissenschaftler in der Antarktis tätig ist, sollte von islamischen Gelehrten erklärt werden; denn wenn der Ramadan in die Zeit des Sommers der Nordhalbkugel fällt, ist es dort mehrere Wochen lang „Tag“. Die Sonne geht dort dann nicht unter, und ein Moslem, ob Isländer, Norweger, Same, Türke, Araber oder Deutscher  … kann dort über diesen Zeitraum bei natürlichem Licht jederzeit „einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden“. Dann aber kann das Fasten während des Ramadans z.B. in Island oder auf Spitzbergen oder anderswo im Hohen Norden oder Süden für Muslime zu einem existenziellen Problem werden.

Warum sich Muslime, die "am Polarkreis" leben, gemäß der Beschreibung von Aylin Güler (FAZ) während des Ramadans "an die Zeiten im saudi-arabischen Mekka oder der Türkei" halten, wird leider nicht näher erläutert. Warum gilt dies nicht auch für Muslime, die z.B. nördlich oder südlich des 47sten Breitengrades leben? Ihnen könnte doch viel Ungemach erspart bleiben!

Müssen alle Muslime fasten?

Im Koran steht zum Ramadan geschrieben:

Der Monat Ramadan ist es, in dem der Qur’an als Rechtleitung für die

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Menschen herabgesandt worden ist und als klarer Beweis der Rechtleitung und der Unterscheidung. Wer also von euch in dem Monat zugegen ist, der soll in ihm fasten. Und wer krank ist oder sich auf einer Reise befindet, soll eine Anzahl anderer Tage (fasten) – Allah will es euch leicht, Er will es euch nicht schwer machen – damit ihr die Frist vollendet und Allah rühmt, daß Er euch geleitet hat. Vielleicht werdet ihr dankbar sein. [2:185]

Hat man im FAZ-Beitrag von Aylin Güler oben erfahren, dass sich "die 29- oder 30-tägige Fastenzeit immer um zehn bis elf Tage pro Jahr" [wegen des Jahreslaufs der Erde um die Sonne] verschiebt (siehe Screenshot 2: "Wann findet Ramadan statt?"), der Ramadan also über einen Zeitraum von mehr als einer Dekade durch das ganze Jahr wandert, so heißt es im Koran ([2:185]), dass der Koran im

Ramadan — also während einer nur 29- oder 30-tägigen Periode — herabgesandt worden sei. Die medinesische Sure 2 "Die Kuh" (Al-Baqara) ist chronologisch die Nummer 91, also geraume Zeit vor Abschluss der 23-jährigen Entstehungszeit des Korans entstanden. Stimmig erscheint mir dies nicht.

Nachdenklich macht es, dass zur Teilnahme am Fasten während des Ramadans nur angehalten wird, wer "von euch in dem Monat zugegen ist" [2:185].

"Zugegen" wo? In Saudi-Arabien, in Mekka, in Medina, in oder auch außerhalb einer Moschee — oder auch woanders? Und was ist zu erwarten, falls jemand — entgegen dem Schlusssatz aus [2:185] ("Vielleicht werdet ihr dankbar sein.") — nicht dankbar ist?

Alles in allem erweckt die Geschichte rund um den Ramadan bei mir den Eindruck, dass sie unausgegoren ist.

+ + +

P.S.: Im Koran ist an 15 Stellen vom Nachdenken die Rede, recht eindringlich in der mekkanischen Sure "An-Nahl" (Die Bienen) in diesem Vers …

(Wir entsandten sie) mit den deutlichen Zeichen und mit den Büchern; und zu dir haben Wir die Ermahnung herabgesandt, auf daß du den Menschen erklärest, was ihnen herabgesandt wurde, und auf daß sie nachdenken mögen.

[16:44]

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… sowie in der medinesischen Sure "Muhammad" (Mohammed) in Vers 24:

Wollen sie also nicht über den Qur’an nachdenken, oder ist es (so), daß ihre Herzen verschlossen sind? [47:24]

Ich wollte es nicht unversucht lassen …

Den vollständigen Beitrag von Aylin Güler mit dem Titel "Wie erkläre ich’s meinem Kind? Was Muslime im Ramadan machen" finden Sie hier.

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Beitragsbild:

Das Speisewunder. Aus der Prophetenbiographie Siyer-i Nebi, Osmanisches Reich, 1388, illustriert Ende des 16. Jahrhunderts.

Eckhardt Kiwitt Pfalzgrafstr. 5 D-85356 FREISING QS72@gmx.net

Altruismus und Nationalismus

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Dulce et decorum est pro patria mori*

Evolutionäre Humanisten betonen gern, dass Empathie und Altruismus genetische Wurzeln haben, da sich vergleichbare Handlungsweisen auch bei den uns so nahestehenden Bonobos und Schimpansen, aber auch bei sehr viel weiter entfernten Spezies feststellen lassen. Doch worauf bezieht sich das nun genau?

Und in welchen Fällen, in welchem Umfang werden sie tatsächlich wirksam? In welchem Zusammenhang stehen denn Eigenliebe und Nächstenliebe? „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ ist die inzwischen zum Kitsch degenerierte Christus-Formel. Das „Linke Backe – Rechte Backe“ –Syndrom ist die wohl niemals wirklich umgesetzte Forderung, da sie auch allen Erfahrungswerten widerspricht.

Ist Altruismus, den ich auf Deutsch wohl am besten mit „Selbstlosigkeit“

wiedergebe, tatsächlich genetisch inhärent, und wenn ja, wie äußert er sich im menschlichen Umgang?

Ist nicht in Wahrheit der Egoismus („Selbstsucht“) die wahre genetische Triebfeder mit den entsprechenden selektiven Vorteilen? Ist also mit anderen Worten die so genannte Gruppenselektion eine schöne Fata Morgana?

Ich setze einmal voraus, dass unter den Lesern dieser Zeilen „The Selfish Gene“

von Richard Dawkins (geschrieben vor über 30 Jahren als sein Erstlingswerk) wenigstens in groben Zügen bekannt ist. Darauf in aller Breite einzugehen würde den Ansatz dieses Artikels sprengen.

Werfen wir einen kurzen Blick zu den Schimpansen, deren Verhaltensweisen so liebevoll und akkurat von Jane Goodall beschrieben worden sind. Wie bei wohl

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allen Arten steht auch hier der individuelle Überlebenswille eindeutig im Vordergrund: Fressen, Überleben und sich Reproduzieren. Diese Motive sind also eindeutig egoistisch – selbstsüchtig. Dabei spielt auch die vielzitierte

„Arterhaltung“ beim Individuum nicht die geringste Rolle mangels Überblick.

Doch dann lässt sich eben auch beobachten, dass Futter geteilt wird und dass den Älteren und Schwächeren in der Gruppe geholfen wird. Wie passt das zusammen? Die Basis ist auch hier wohl eher egoistisch. Wenn ich ein Übermaß an Futter habe, gebe ich etwas ab, denn ich könnte auch einmal einen Mangel haben und möchte, dass mir dann ein anderes Gruppenmitglied aushilft.

Schimpansen wissen auch, dass sie selber einmal krank oder verletzt sein können.

Also helfen sie Kranken und Verletzten. Das ist logisch und naturgegeben, aber es bleibt weit hinter den idealistischen Vorstellungen eines Jeremy Bentham von Altruismus zurück (Bild: Jeremy Bentham, by Henry William Pickersgill, Wikimedia Commons).

Wir dürfen festhalten, dass es Selbstlosigkeit um der Selbstlosigkeit willen bei den verwandten Spezies nicht wirklich gibt. Sie ist und bleibt Ausfluss des Egoismus – und ist zudem immer ausschließlich auf die Kleingruppe beschränkt.

Kommen Gefährdungen durch andere benachbarte Gruppen ins Spiel, ist von Altruismus nichts mehr zu spüren: da gibt es nur noch gnadenlosen Kampf, Mord ist kein Tabu mehr.

Wagen wir einen vielleicht unvermittelt anmutenden Sprung in unsere moderne Gesellschaft. Wie sieht es dort mit Altruismus und Empathie aus? Den meisten dürften schon die Begriffe unbekannt oder nichtssagend sein. Ersetzt werden sie durch die so genannte und überstrapazierte „christliche Nächstenliebe“ und (in sozialpolitischen Zusammenhängen) durch „Solidarität“. Lassen wir die religiöse Begrifflichkeit der Selbstaufopferung gegen „Gotteslohn“ einmal außen vor, so bleibt als Novum der jüngeren Geschichte (seit Bismarck) die generationenübergreifende Solidarität im Gesundheits- und Rentenwesen (neuerdings auch in der Altenpflege). Das „do ut des“-Prinzip (gib, damit gegeben wird) der Schimpansen feiert Urständ! Aber es findet sich jetzt auf einer komplett anderen Ebene wieder. Der Geber kennt den Nehmer nicht mehr – er weiß nicht mehr (zumindest emotional), für wen er etwas opfert. Altruismus ist zur abstrakten Größe verkommen, eine Position auf dem Lohnzettel, die eher als Ärgernis zur Kenntnis genommen wird.

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Es besteht übrigens an dieser Stelle immer noch der Irrglaube, Ansprüche ergäben sich daraus, dass man jahrelang eingezahlt habe, so als ob es sich um ein Ansparkonto handelte. Das wird bei der Rente immer wieder ganz deutlich: „Ich habe doch vierzig Jahre lang eingezahlt!“. Das verkennt, dass Rente von der jüngeren Generation an die ältere direkt erarbeitet wird, und eben nur dieser Betrag auch verteilt werden kann (trotz aller staatlichen Zuschüsse). Andere Formen der Zusatzfinanzierung haben sich (Stichwort Riester) als zumindest unzulänglich erwiesen. Von einem direkten Scheitern mag ich nicht reden. Besser sind immer diejenigen dran (wie die Selbständigen), die vorausschauend Vorsorge getroffen haben. Aber diese Haltung ist bei Lohnempfängern (einmal abgesehen von den tatsächlichen Möglichkeiten) eher unpopulär. „Der Staat muss was tun!“

Und damit sind wir beim nächsten Knackpunkt: „Der Staat“. Was in der kleinen Gruppe (Familie, Sippe) noch überschaubar war, degeneriert nun zur „Nation“.

Ich spreche bewusst von degenerieren und nicht etwa von erweitern, was ja naheliegend wäre unter normalen Umständen. Nation wird eben längst nicht mehr von allen als Solidargemeinschaft der im Staatsgebiet wohnenden Personen wahrgenommen, sondern es werden Ausgrenzungen innerhalb dieser Gruppe vorgenommen. Ausländer (vor allem Muslime) werden als Fremdkörper gesehen, die sich durch unser Sozialsystem schmarotzen. Die muss man vertreiben, ausmerzen (töten?). Zurück in die Vergangenheit! Vor 100 Jahren hat man es bedenkenlos getan. Wer den „Franzmann“ erschlug im Schützengraben vor Ypern war ein Held des Vaterlandes, wer dabei ums Leben kam ein Held, der sich für das Vaterland geopfert hat.

Sind das wirklich die Kriterien, nach denen wir heute leben wollen? Wenn Solidarität schon so weit über die Familie und Sippe hinausweist, warum dann künstliche Schranken einbauen, nur weil andere eine andere Sprache sprechen oder an andere Götter glauben? Mir erscheint das schizophren (in der üblichen, nicht medizinischen Interpretation des Wortes).

Wir Europäer hatten in den letzten 60 Jahren zumindest die Hoffnung, dass dieses unselige Erbe endgültig der Vergangenheit angehört, müssen aber zu unserem Erschrecken feststellen, dass die Vergangenheit so virulent ist wie lange nicht mehr. Es wird aber deutlich – und da hat die Evolutionsbiologie Recht, dass stets der Egoismus das einzige Motivans ist. Ein kultureller Altruismus ist uns jedenfalls – außer bei Humanisten – bisher nicht gelungen und die Evolution gibt herzlich wenig dafür her. Wir vergessen dabei unsere klassischen Wurzeln. Der

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Hedonismus im Sinne eines Epikur (nicht in der Verballhornung eines angeblichen Kaufrausches und der Verschwendungssucht) sollte zum Wohle aller wieder in den Vordergrund treten. Doch was erleben wir? Hass und Hetze auf die

„Ausgegrenzten“, auf diejenigen, die einen anderen Teint haben – Ausgeburt einer Lügenkultur, die leider in der Geschichte nicht ohne Vorbild ist. Wir müssen uns wehren! Ein nationalstaatlicher Chauvinismus muss endgültig der Vergangenheit angehören. Er lässt sich auch kaum durch einen europäischen Hurra-Patriotismus ersetzen. Den kann und wird es nie geben. Fehlt dadurch irgendjemandem irgendetwas? Einigen offenbar. Ohne hier näher auf die Programme der Rechten einzugehen, lässt sich wohl generell feststellen, dass das Motto ein allgemeines „Vorwärts in die Vergangenheit“ ist, eine Vergangenheit, die aufgeklärte Menschen bereits überwunden glaubten.

„Pulse of Europe“ setzt sich – wie wohl alle Humanisten – dafür ein, dass es nie wieder zu Auseinandersetzungen im gemeinsamen Haus Europa kommen wird.

Unterstützen wir sie! Europa ist unsere Heimat. Die einzige, die wir derzeit haben, in all ihrer Vielfalt – lebenswert.

Süß und ehrenhaft ist es, für das Vaterland zu sterben Dr. Frank Berghaus, Tunis

Nicht Hand, noch Fuß

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Wort zum Sonntag, den 19.4.2020

Jh 20,19-31: Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten. Thomas, der Didymus genannt wurde, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.

Jetzt in der Osterzeit ist meistens der Evangelist Johannes dran, weil der hat seine

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Texte erst Jahrzehnte nach dem Jesus geschrieben und diese sind darum dem Status als Messias & Gottessohn viel besser angepasst. Der Johannes ist keine Quelle, sondern eine Folge der Christenlehre. Was sich ja deutlich aus dem obigen Text ergibt, der ungläubige Thomas darf den Jesus sehen und wird gläubig. Warum sich der Jesus nur hinter verschlossner Tür einigen Jüngern zeigte, lag klarerweise daran, dass sich ein toter Jesus ja niemandem zeigen konnte, aber das Auferstehungsgerücht zur Weiterexistenz der Jesussekte benötigt wurde.

Aber das nur nebenbei. Was meint der Herr Bischof Schönborn in seiner Predigt auf seiner Homepage und in der Kronenzeitung dazu? Er titelt die Predigt mit

"Der Glaube will begreifen". Der Jesus ließ sich aber nur von dem engsten Kreis seiner Anhänger begreifen, dort hatte man schließlich die Sage von der Auferstehung erfunden, das große Pech für die Menschheit war es dann, dass die Christenlehre im Jahre 380 zwangsweise zur römischen Staatsreligion gemacht und die kulturelle und wissenschaftliche Entwicklung der Menschheit länger als 1000 Jahre durch das finstere christliche Mittelalter unterbrochen wurde, praktisch schloss sich danach die Neuzeit direkt an das Altertum an.

Aber wir sind nun in neuen Zeiten, die Religion hat weitgehend an praktischer Bedeutung verloren – wie sich auch jetzt in der Zeit des Coronavirus deutlich zeigt: die deswegen ausgefallenen Sonntagsmessen gingen z.B. in der BRD laut Meinungsumfrage nur 12 Prozent der Befragten ab!

Womit befasst sich der Schönborn heute, gehen wir gleich zu seinem Resümee: "Als der alte Apostel Johannes sein Evangelium niederschrieb, dachte er an all die späteren Generationen, die nicht mehr Augenzeugen Jesu sind. Für sie, also für uns, hat Johannes einige Zeichen aufgeschrieben, die deutlich machen, 'dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes'. Sie sollen uns helfen, das zu glauben, 'damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen'. Thomas hat also nicht Unrecht, klare Zeichen zu fordern, um glauben zu können. Genügen uns die 'Beweise', die vor 2000 Jahren geschehen sind und die sehr glaubwürdig in den Evangelien berichtet werden? Der Evangelist Johannes gibt einen wichtigen Hinweis: Jesus habe noch viele andere Zeichen gewirkt, die man gar nicht alle im einem Buch aufschreiben könnte. Ich verstehe das so: Jesus wirkt bis heute viele Zeichen, die zeigen, dass er lebt und bei uns ist. Gewiss, beweisen wird man das nicht können. Aber an ihn und seine Auferstehung zu glauben, das hat wirklich Hand und Fuß."

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Hallelujah, der Herr Bischof sieht heute einmal klar! Die biblischen Sagen lassen sich nicht beweisen! Man muss an den Jesus und seine Auferstehung glauben, dann hat die christliche Religion Hand und Fuß.

Und wer nicht an Jesus und seine Auferstehung glaubt, dem kann das Ganze von Herzen wurscht sein.

Graben wir dazu Umfragen zu Glaubensinhalten aus:

Schon 2012 ergab eine Umfrage zu den Glaubenssätzen, dass nur noch 30 % an die Auferstehung von Jesus Christus glaubten:

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Und 2018 waren es nur noch 20 %:

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Der Herr Kardinal & Erzbischof von Wien kann sich also drauf verlassen, sein Glaube an Jesus und seine Auferstehung hat in der Bevölkerung wirklich kaum noch Hand und Fuß.

Und laut Apostel Paulus ist der Christenglaube ohne Auferstehungsglaube zwecklos, er schrieb im 1. Korinther-Brief im Kapitel 15, Vers 12-14: "Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich."

Der Glaube ist vergeblich! So ist es!

Wenig Nachfrage nach

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Gottesdiensten

D a s b e r i c h t e t e i n d e r B R D d i e katholische "Tagespost" am 16.4.2020, nur zwölf Prozent der Deutschen seien d e r M e i n u n g , d a s s V o r - O r t - Gottesdienste auch während der Corona-Krise erlaubt sein sollten, weil sie zur Grundversorgung gehörten, 70 Prozent halten es nicht für notwendig. Bei den katholischen Befragten waren 15 % für öffentliche Gottesdienste und 69 % dagegen, bei den Protestanten waren es 13 % und 71 %.

Es wurde auch nach den Parteiausrichtungen gefragt, die höchste Pro-Quote brachten die AfD-Wähler mit 19 %, CDU/CSU-Wähler und die Wähler von SPD und FDP waren zu 12 % für öffentliche Gottesdienste, bei den Grünen waren es nur 7 %.

Die 12 % Pro-Stimmen zeigen die deutsche Realität, denn es sind knapp 40

% der Leute konfessionslos, nur rund 53 % gehören den beiden großen christlichen Kirchen an, der sonntägliche Kirchbesuch liegt bei den Katholiken u n t e r 1 0 % , b e i d e n P r o t e s t a n t e n u n t e r 3 % . W a s h e i ß t , d a s s Sonntagsgottesdienste eigentlich 90 % der Bewohner egal sein können und das passt gut zu diesen 12 % Progottesdienstlern…

Der Säkularismus ist eben längst eine

Lebensrealität, das zeigt auch der Corona-

Virus auf!

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Das Geheimnis des Glaubens

(Von Dr. Andreas E. Kilian, Gastautor). Nach offizieller Deutung der christlichen Kirchen ist eine Person namens Jesus Christus am Karfreitag gestorben und am dritten Tag leiblich von den Toten auferstanden. Wer sich dem Neuen Testament allerdings unvoreingenommen nähert, entdeckt in den „Zeugenaussagen“ jedoch eine ganz andere Geschichte.

Ostern ist das höchste Fest der Christenheit und nach apostolischem Glaubensbekenntnis kann nur Christ sein, wer an die leibliche Auferstehung von Jesus Christus glaubt. Doch dies ist nicht nur nach den Gesetzen der Thermodynamik ausgeschlossen, sondern steht auch so gar nicht in den Zeugenaussagen der Evangelisten. Hier findet sich eine ganz andere Geschichte, die sogar im Widerspruch zur Kernaussage des Christentums steht.

Die Zeugenaussagen laut Evangelien

Im Matthäus-Evangelium [Mt 28,1-10] kommen zwei Frauen – eine Maria aus Magdala und eine weitere Frau – am Morgen nach dem Sabbat zum Grab, um nach ihrem Herrn zu sehen. Ein Wesen – ganz in Weiß gekleidet – sitzt auf einem Stein vor einem Grab. Die beiden Frauen haben Angst, doch der „Engel“ weiß bereits, was sie wollen. Er erklärt ihnen, dass der Gesuchte auferweckt worden sei und sie den anderen Jüngern Bescheid sagen sollen, dass er nach Galiläa vorausgegangen sei. Als sie in die Stadt eilen, steht jedoch ein „Jesus“ plötzlich vor ihnen. Sie fallen vor ihm nieder, beten ihn an und berühren seine Füße.

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