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Archiv "Jetzt nötig: Solidarität" (03.01.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

E

s hört sich so an, als glau- be die Weltgesundheits- organisation (WHO), Son- derorganisation der Vereinten Nationen, es sei im Lauf von knapp 20 Jahren möglich, die Krankheit auszurotten. Wie soll man sonst ihr offenbar ernst gemeintes Schlagwort

„Gesundheit für alle bis zum Jahre 2000" verstehen? Die Regionalorganisation Europa, der seltsamerweise auch Isra- el und Marokko angehören, macht eifrig mit und hat 38 Ziele, eine Reihe von „Indika- toren" und einen Aktionsplan in einem 242 Seiten dicken Buch zusammengestellt — der

„Aktionsplan" mit dem ver- kürzten Titel „Gesundheit 2000" besteht allerdings in der Hauptsache aus einem Zeitplan für die Ablieferung von Berichten. Prof. Beske hat das alles im vorliegenden Heft (Seite 24) verständlich dargestellt — eine sehr ver- dienstvolle Arbeit, denn das deutschsprachige WHO-Ori- ginal zu lesen ist eine Zumu- tung. Es ist streckenweise schlechtestes Soziologesisch mit dem krampfhaften Bemü- hen, für das, wo nichts ist, we- nigstens noch neue Wörter zu

Der Irrweg der WHO

finden. Zum Beispiel will man 1988 „Bereiche, in denen ein Wissensdefizit besteht, priori- tieren", und schon 1987 soll es

„Leitlinien für Gesundheits- personalszenarios" geben.

Das alles sind Spielereien am grünen Tisch, die unendlich viele Verwaltungskräfte bei der WHO, im Kopenhagener Regionalbüro und auch (falls, diese mitmachen) in den Mit- gliedsländern binden, die ei- ne nicht feststellbare Menge Geld kosten und mit Sicher- heit bis 2000 keinen Men- schen gesünder machen.

Ärzte kommen in dem Konvo- lut des WHO-Regionalbüros kaum vor; meist ist vom „Ge- sundheitspersonal" die Rede.

Das scheint auch nicht weiter verwunderlich, nachdem die WHO aus rein politischen Gründen (wegen der Mit- gliedschaft der südafrikani-

schen Ärzte) die Beziehungen zum Weltärztebund brüsk ab- gebrochen hat.

Wahrhaft beklagenswert wä- re doch (um die WHO- Sprachmelodie beizubehal- ten) diese „Verschwendung von Ressourcen". Oder ist es noch nicht zu spät, das Motto der ganzen Aktion leicht ab- zuändern in „Gesundheits- versorgung für alle im Jahre 2000"? Dann könnte man sich ganz einfache Ziele setzen und die jetzt von der Ver- schwendung bedrohten „Res- sourcen" dafür einsetzen:

denjenigen nämlich auf die- ser Erde, die noch keinen oder nur wenig Schutz vor und Hilfe bei Krankheit ha- ben, beides in ausreichendem Maß zu bringen. Ist es denn wirklich nötig, daß in dem doch meist recht gut versorg- ten Europa 1989 eine „Ausar- beitung von Modellprojekten für eine verbraucherorientier- te Gesundheitsversorgung und Gesundheitspolitik" er- folgt, wenn gleichzeitig wo- anders noch viele Millionen Menschen an Malaria sterben oder an Bilharziose erblinden müssen? Walter Burkart

B

egrüßenswert schnell nach der Vertreterver- sammlung der Kassen- ärztlichen Bundesvereini- gung am 7. Dezember 1985 ist am 12. Dezember eine erste, grundsätzliche Übereinkunft mit den Spitzenverbänden der Krankenkassen zustande gekommen, nach der bis Mit- te 1988 der Einheitliche Be- wertungsmaßstab und darauf aufbauend die Vertragsge- bührenordnung umfassend überarbeitet werden sollen;

der Text einer Vereinbarung soll bis zum 19. Februar abge- klärt werden. Überraschend ist diese schnelle Einigung natürlich nicht: Die Kranken- kassen hatten ja ihre Zustim- mung schon vor der Vertreter- versammlung signalisiert.

In den Medien wird jetzt vor allem die Anbindung der kas-

Jetzt nötig:

Solidarität

senärztlichen Gesamtvergü- tung an die Grundlohnsumme für die nächsten zweieinhalb Jahre positiv kommentiert.

Die Kassenärzte seien so ver- nünftig und so einsichtig, daß sie nunmehr ihre Honorare an den allgemeinen Lohnanstieg koppeln, die Beitragssätze der Krankenkassen also nicht ge- fährden. Manche sagen: nicht mehr gefährden; darin steckt natürlich ein falscher Vor- wurf: Als ob es jemals das kassenärztliche Honorar ge- wesen wäre, das die Beitrags- stabilität gefährdet hätte.

Es soll aber nicht in Verges- senheit geraten, daß die An- bindung der kassenärztlichen.

Gesamtvergütung an den An- stieg des Grundlohnes je Mit- glied im Verhältnis 1:1 tat- sächlich nur mit „Rückfahr- schein" erfolgt, der am 1. Juli 1988 eingelöst werden muß.

Die Zeit bis dahin wird ein- fach gebraucht, um eine aus- gewogene Umstrukturierung des Einheitlichen Bewer- tungsmaßstabes erarbeiten zu können, ohne die Kranken- kassen in dieser Phase mit vorab unkalkulierbaren Aus- wirkungen zu belasten. Die Ausarbeitung eines neuen Bewertungsmaßstabes ist schwer genug. Solidarität al- ler Kassenärzte miteinander und mit ihren gewählten Ver- tretern in den KVen und in der KBV ist jetzt erforderlich — anders geht es nicht. gb

Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 1/2 vom 3. Januar 1986 (1) 1

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