Die H.E.L.P.-Apherese als einmalige ambulante Therapie ist eine wenig belastende Al- ternative zur Behandlung des akuten, idiopathischen Hör- sturzes. In einer randomisier- ten, prospektiven Studie mit 201 Patienten erwies sich das Verfahren hinsichtlich des Hörgewinns nach 48 Stunden als vergleichbar effizient wie die Standard-Infusionsthera- pie mit Cortison, beim Sprach- verständnis schnitt das Verfah- ren sogar signifikant besser ab.
Patienten mit ursprünglich hohem Fibrinogenspiegel pro- fitierten vom H.E.L.P.-Verfah- ren dabei am stärksten, wie Dr. Markus Suckfüll (Mün- chen) bei einer Veranstaltung der Firma Braun Melsungen in Frankfurt/Main ausführte.
Die Heparin-induzierte extra- korporale LDL-Präzipitation (H.E.L.P.) wird seit circa 15 Jahren erfolgreich zur Thera- pie schwerer Fettstoffwechsel- störungen eingesetzt; sie führt zu einer starken Reduktion von LDL-Cholesterin, Lipo- protein (a) und Fibrinogen, vermindert die Erythrozyten- aggregation und erhöht den Sauerstoffdruck im Gewebe.
Nach Angaben von Prof. Pe- ter Schuff-Werner (Rostock)
kann das Verfahren auch bei retinaler Ischämie oder akuter Pankreatitis eingesetzt wer- den. Notwendig sind dann wöchentliche Behandlungen in einem H.E.L.P-Zentrum, für die ein flächendeckendes Netz aufgebaut wurde.
Beim akuten Hörsturz da- gegen reicht eine einmalige Behandlung aus, die etwa zwei Stunden in Anspruch nimmt,
wie Suckfüll weiter darleg- te. Dies wertete der Refe- rent als deutlichen Vorteil ge- genüber der Standardtherapie des akuten Hörsturzes, den jährlich etwa 340 000 Men- schen in Deutschland erlei- den. Als Kontraindikationen der H.E.L.P.-Apherese gelten Blutungsneigung und Herz- rhythmusstörungen. Als Ne- benwirkungen (3,9 Prozent) waren Hämatome an der Punktionsstelle bei 80 000 Be- handlungen am häufigsten.
Eine Heparin-induzierte Thrombozytopenie ist laut Schuff-Werner nur in einem Fall von rund 200 000 Behand- lungen mit der wiederholten Therapie bestätigt worden.
Für die Zukunft setzt der HNO-Arzt Suckfüll auf eine differenziertere Therapie des Hörsturzes, dessen Ursache bisher nur in 20 Prozent der Fälle zuzuordnen ist. Bei vaskulärer Genese sieht er dann die Indikation zur H.E.L.P.-Apherese, bei immu- nologischem Geschehen eine Cortisontherapie als sinnvoll an. Handelt es sich um die Reaktivierung einer latenten Herpes-Infektion, müsste die Gabe von Aciclovir wirkungs- voll sein. Die hyperbare Sau- erstofftherapie hält Suckfüll für wenig wirksam, und sie könne mit nicht unerhebli- chen Nebenwirkungen bela- stet sein. Dr. Renate Leinmüller V A R I A
Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 2017. Mai 2002 AA1387
Idiopathischer Hörsturz
Neue Therapieoption mit H.E.L.P.-Apherese
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Der Wirkstoff Ambroxol wird bei Atemwegs- erkrankungen wegen seiner mukokinetischen und sekretolytischen Eigenschaften einge- setzt. Doch die Substanz hat auch lokal- anästhetische Effekte, welche sich bei der Be- handlung der Pharyngitis nutzen lassen, wie bei einem Pressegespräch anlässlich des Inter- nistenkongresses in Wiesbaden mitgeteilt wurde. Denn die Beschwerden sind in aller Regel viral bedingt, sodass eine kausale The- rapie nicht möglich ist. Die symptomatische Behandlung soll Schmerzen und Schluckbe- schwerden der Betroffenen lindern, wofür sich ein Lokalanästhetikum eignet.
Dass Ambroxol als neues Rachentherapeu- tikum mehr leistet als das „Halsbonbon aus dem Supermarkt“, verdeutlichte Prof. Adrian Gillissen (Leipzig) bei der Veranstaltung von Boehringer Ingelheim. Anders als bei vielen anderen Hals- und Rachentherapeutika wur- de der Wirkstoff Ambroxol in Form der Lutschtablette in drei kontrollierten klini- schen Studien geprüft. In einer in Deutschland durchgeführten multizentrischen Studie wur- de bei 218 Patienten mit oro-pharyngealem Katarrh durch die Ambroxol-Lutschtabletten (frubizin®akut) eine gegenüber Placebo deut- lich bessere Schmerzlinderung erzielt.
Der schmerzlindernde Effekt tritt innerhalb einer halben Stunde ein und hält mehr als drei Stunden an. Als optimal habe sich eine Dosie- rung von 20 mg Ambroxol ergeben, das als Se- kretolytikum bereits seit vielen Jahren ange- wandt wird und auch in hoher Dosierung gut verträglich ist, erklärte Gillissen. Christine Vetter