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Untersuchung zu den Anforderungen an ein Zentrum für klinische Fertigkeiten in der Tiermedizin

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Tierärztliche Hochschule Hannover

Untersuchung zu den Anforderungen an ein Zentrum für klinische Fertigkeiten

in der Tiermedizin

INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Grades einer

Doktorin der Veterinärmedizin - Doctor medicinae veterinariae -

(Dr. med. vet.)

vorgelegt von Tanja Rösch

München

Hannover 2013

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Wissenschaftliche Betreuung: Prof. Dr. med. vet. Andrea Tipold Klinik für Kleintiere

1. Gutachterin: Prof. Dr. med. vet. Andrea Tipold 2. Gutachterin: Prof. Dr. med. vet. Dagmar Waberski

Tag der mündlichen Prüfung: 07. November 2013

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Für Ben und Hannes

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Auszüge dieser Arbeit wurden bereits auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung am 26. - 28. September 2013 in Graz unter dem Titel

"Qualitative Studie zur Akzeptanz und Anforderungen an ein Zentrum für klinische Fertigkeiten" als Posterbeitrag vorgestellt.

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung 7

2. Literaturübersicht 10

3. Material und Methodik 13

4. Publikationen 17

4.1.Qualitative Studie zur Akzeptanz und zu den Anforderungen

an ein Clinical Skills Lab an einer Tierärztlichen Bildungsstätte 17

4.1.1. Zusammenfassung 17

4.1.2. Abstract 18

4.1.3. Einleitung 19

4.1.4. Material und Methoden 22

4.1.5. Ergebnisse 25

4.1.6. Diskussion 35

4.1.7. Fazit 40

4.1.8. Literatur 41

4.2. Cross Sectional Study of the Status of Knowledge of

Clinically Practical Skills by Students in a Veterinary University 48

4.2.1. Summary 48

4.2.2. Introduction 49

4.2.3. Materials and Methods 51

4.2.4. Results 55

4.2.5. Discussion 72

4.2.6. Conclusion 78

4.2.7 References 78

5. Übergreifende Diskussion 85

6. Zusammenfassung (deutsch) 91

7. Zusammenfassung (englisch) 93

8. Literaturverzeichnis 95

9. Anhang 102

10. Danksagung 122

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7 1 Einleitung

Um in der Lehre den Fokus vermehrt auf praktische Fertigkeiten zu legen, wurde an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und den Ländern geförderten Projektes FERTHIK (BMBF 2013) ein Zentrum für klinische Fertigkeiten „Clinical Skills Lab“ (CSL) eingerichtet (DILLY et al. 2013). Dadurch soll den Studierenden die Möglichkeit gegeben werden, praktische Basisfertigkeiten, die sie für die Behandlung von Haus- und Nutztieren benötigen, zu trainieren. Neben dem Erlernen praktischer Fertigkeiten soll ihnen auch die Kompetenz vermittelt werden, ihre tierärztlichen Tätigkeiten in Hinblick auf Tierschutz und Tierethik zu reflektieren und zu optimieren.

Im Sinne des Veränderungsmanagements („Change Management“) sollten in der vorliegenden Arbeit Maßnahmen ergriffen werden, ein neues Lernsystem, das Skills Lab, durch Fokusgruppeninterviews und einer Querschnittsuntersuchung in die Organisation der TiHo vorzustellen und einzuführen. Change Management bedeutet dabei, Veränderungen auf Ebene des Unternehmens, in diesem Fall die TiHo, zu planen, initialisieren und umzusetzen und zudem den Zuspruch der Mitarbeitenden der Organisation zu erhalten. Dabei werden gezielt Veränderungen in Verhaltensmustern ersucht, um die gewünschten Prozesse zu optimieren (KOSTKA u. MÖNCH 2009). Die neue Lernmethode „Skills Lab“ sollte mit Hilfe von Interviews den Studierenden und Dozierenden der Hochschule näher gebracht und ihnen somit die Vorteile und der Nutzen bewusst gemacht werden. Die Beteiligten der Befragungen konnten sich mit dem Thema auseinandersetzen, diskutieren und es innerhalb der Hochschule weitertragen. Dadurch findet die neue Einrichtung des

„Skills Lab“ schnellere Verbreitung und die benötigte Aufmerksamkeit.

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden dafür Untersuchungen zum Aufbau des Clinical Skills Lab an der TiHo durchgeführt. Ziel dieser Erhebung war es, den Status quo zur Einrichtung des Skills Labs zu ermitteln. Dabei ging es zum einem um die Beschaffenheit und die Ausstattung des Lernzentrums und zum anderen um die

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Erfassung des gegenwärtigen Kenntnisstandes der Studierenden hinsichtlich tierärztlicher Fertigkeiten.

Im ersten Teil dieser Erhebung wurden unter Befragung von sechs repräsentativen Personenkreisen in Fokusgruppen- und Experteninterviews, Interessen der Befragten und ihre Anforderungen an ein Zentrum für klinische Fertigkeiten ermittelt.

Relevante Ergebnisse konnten so individuell für Studierende, Postgraduierte, Experten und Dozierende gesammelt werden.

Im zweiten Teil dieser Erhebung sollte unter Nutzung eines Online-Fragebogens eine Querschnittsstudie über die subjektive Einschätzung der eigenen Fertigkeiten von Studierenden der jeweiligen einzelnen Semester der TiHo durchgeführt werden.

Anhand der Vorgaben der „Day One Skills“-Liste der European Association of Establishments for Veterinary Education (EAEVE) wurde ein Fragenkatalog entwickelt und daran der Fertigkeitserwerb der Studierenden untersucht. Dabei sollte der Kenntnisstand der Studierenden und Promovierenden der TiHo bezüglich dieser Tätigkeiten in Theorie und Praxis ermittelt und verglichen werden, um eine Bestandsaufnahme der praktischen Fertigkeiten vor Implementierung des klinischen Lernzentrums zu erhalten. Weitere Längsschnittstudien sind geplant, um den voraussichtlichen Lernfortschritt und somit den Nutzen des CSLs zu ermitteln und zu belegen.

Die ermittelten Ergebnisse beider Studien sollten den Aufbau des Skills Labs an der TiHo unterstützen und optimieren, so dass dieses den Ansprüchen und Anforderungen der zukünftigen Benutzer in geeigneter Art und Weise entspricht.

In vorliegender Studie sollten die folgenden Hypothesen überprüft werden:

1. Die Befürwortung des Skills Labs ist unter allen Befragten gegeben.

2. Die Studierenden der Hochschule zeigen große Bereitschaft zur Nutzung der Simulatoren und Modelle.

3. Die Studierenden erlangen im Laufe ihres Studiums gute praktische Kenntnisse, die sie hinreichend auf ihre Assistenzzeit vorbereiten.

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4. Die Untersuchungen unterstützen den Aufbau und die Einführung des CSLs an der TiHo.

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10 2 Literaturüberblick

Das Studium der Veterinärmedizin unterliegt einem steten Wandel, der zuletzt Ausdruck in der Einführung der Tierärztlichen Approbationsverordnung (TAppV 2006) fand. Die tiermedizinischen Bildungsstätten erlangen durch die neue Ausbildungsordnung mehr Freiheiten in der Gestaltung ihrer Curricula (EHLERS u.

FRIKER 2008). Die tiermedizinische Lehre soll auf ein kompetenzorientiertes und praktischeres Ausbildungsfeld fokussiert werden (SCHAPER et al. 2013). Den Studierenden sollen im Studium der Veterinärmedizin neben dem erforderlichen Wissen und der beruflichen Einstellung auch praktische Fertigkeiten vermittelt werden (WELSH et al. 2009). Der Erwerb von diesen Kompetenzen durch Lernen, Lehren und Prüfen ist Ziel und Bestandteil des Bologna-Prozesses (PLETL u.

SCHINDLER 2007).

Ein gutes Curriculum sollte jederzeit kritisch überprüfbar sein, damit es gegebenenfalls an neue Standards und Rahmenbedingungen angepasst werden kann (STADLER u. HARTMANN 2008). Daher betreiben die tiermedizinischen Bildungsstätten zunehmend Ausbildungsforschung und bewerten ihre Lehrveranstaltungen in Bezug auf die Qualität selbstkritisch (EHLERS u. FRIKER 2008). Europaweit übernimmt die European Association of Establishments for Veterinary Education (EAEVE) die Aufgabe der Evaluierung, um einen vergleichbaren hohen Standard der europäischen Ausbildungsstätten gewährleisten zu können (EAEVE 2007). Die EAEVE benennt zudem Ziele des Tiermedizinstudiums und hat sogenannte „Day One Skills“ für europäische tiermedizinische Ausbildungsstätten definiert. Von den Absolventinnen und Absolventen des veterinärmedizinischen Studiums wird erwartet, dass sie mit Abschluss ihres Studiums diese beherrschen (EAEVE 2009).

Das wissenschaftliche Studium der Tiermedizin dient als Grundlage für die spätere Berufsausübung in zahlreichen verschiedenen Gebieten (DILLY et al. 2013).

Vielfältige Berufsmöglichkeiten stehen den Absolventinnen und Absolventen zur Auswahl (BÖRCHERS et al. 2010). Gut die Hälfte der Absolventinnen und Absolventen wählt die Arbeit als praktische Tierärztin bzw. praktischen Tierarzt

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(BUNDESTIERÄRZTEKAMMER 2012). Der andere Teil wird in der Forschung, der Lehre, der Lebensmittelsicherheit, im öffentlichen Veterinärwesen und der Industrie beschäftigt (EHLERS et al. 2008). Ein elementares Element der Ausbildung ist die Förderung praktischer Fertigkeiten (BÖRCHERS et al. 2010). Auch die TAppV gibt die Vermittlung von praktischen Fertigkeiten zur späteren eigenverantwortlichen und selbstständigen Berufsausübung als ein Ziel der tiermedizinischen Lehre an (TAppV 2006). Jedoch schätzen praktizierende Tierärztinnen und Tierärzte gerade den Umfang an erlernten praktischen Fertigkeiten in der Studienphase als zu gering ein (HÄLLFRITZSCH et al. 2005). Auch viele Studierende bewerten sich als ungenügend ausgebildet in der Aufnahme der Anamnese, der klinischen Untersuchung und der Diagnosefindung (OKUDA et al. 2009).

Ein Skills Lab bietet die Möglichkeit, gerade diese Fertigkeiten zu fördern. NIKENDEI et al. (2005) definiert ein Skills Lab als ein Lernlabor für Studierende, in dem sie (tier)ärztliche Grundfertigkeiten an Modellen und Phantomen erlernen und mehrfach üben können. National und international sind diese Lernzentren für klinische Fertigkeiten in der Humanmedizin weit verbreitet (ASCHER et al. 2007; BECKERS et al. 2010; STOSCH et al. 2008).

KRUPPA et al. (2009) ermittelte, dass von den 36 deutschen humanmedizinischen Fakultäten 34 ein Skills Lab besitzen. Dies spricht für den großen Erfolg und die Rentabilität dieser Lehrmethode. Die simulierte Lehre kann mit einem Skills Lab Theorie und Praxis verbinden und in der medizinischen Ausbildung etabliert und realisiert werden (DAMANAKIS et al. 2013).

Einige internationale veterinärmedizinische Fakultäten besitzen bereits ein etabliertes Skills Lab (HOLLEMAN 2011; LANGEBAEK et al. 2012). Im deutschsprachigen Raum befindet sich die TiHo mit ihrem CSL als eigenständige zentrale Einrichtung in einer Vorreiterrolle (DILLY et al. 2013).

Dadurch können die Simulatoren zu selbstbewussteren und kompetenteren Absolventinnen und Absolventen beitragen (VALLIYATE et al. 2012).

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Verschiedene Studien (BAILLIE 2007; FLEGER 1992; MÖNK 2003) beweisen die Komplexität der bereits bestehenden Modelle und ihre Nutzungsmöglichkeiten, so dass Simulatoren durchaus Übungen an Menschen beziehungsweise lebenden Tieren ersetzen können. Zurzeit gibt es noch wenig kommerziell erwerbliche Simulatoren speziell für die Tiermedizin im Vergleich zur Situation in der Humanmedizin, daher müssen solche Simulatoren erst entwickelt und gebaut werden (SCALESE u. ISSENBERG 2005).

In der Publikation von BAILLIE (2007) wird ein Simulator vorgestellt, der speziell für die Tiermedizin entwickelt wurde. Dabei handelt es sich um den Simulator „Haptic Cow“, der das Training der rektalen Untersuchung des Rindes simuliert. Die Dozierenden kann dabei am Computerbildschirm direkt das Vorgehen des Studierenden nachverfolgen und korrigieren, welches sonst ungesehen im Abdomen des Tieres geschieht. Dies ermöglicht eine deutliche bessere Anleitung und leichtere Korrektur der studentischen Tätigkeiten (BAILLIE et al., 2005).

HOLMBERG et al. (1995) und GRIFFON et al. (2000) publizierten weitere Erhebungen über speziell für die tiermedizinische Lehre entwickelte Simulatoren, die bereits erfolgreich für die chirurgische Ausbildung und Operationsübungen an Kleintieren verwendet werden. Auch CROSSAN et al. (2001) stellt in seiner Untersuchung den an der Universität Glasgow speziell für die gynäkologische Untersuchung des Pferdes entwickelten Simulator vor. Auch an der TiHo wurden bereits einige Simulatoren speziell für das Skills Lab, unter anderem ein Modellhund für die subokzipitale Liquorentnahme am Hund, entwickelt und erfolgreich integriert (LIN et al. 2013).

Die Erhebungen von BAILLIE et al. (2003), REMMEN et al. (2001) und NIKENDEI und JÜNGER (2006) untermauern bereits die Rentabilität der Zentren für klinische Fertigkeiten und den Nutzen von Simulatoren für die (tier-)medizinische Lehre.

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13 3 Material und Methode

Für die Sammlung der Meinungen ausgewählter Fachgruppen wurden leitfadengestützte Fokusgruppen- und Experteninterviews mit sechs relevanten Personenkreisen durchgeführt. Nach GLÄSER und LAUDEL (2006) sind Experten Angehörige einer Funktionselite, die aufgrund ihrer Position über besonderes Sachverständnis verfügen. Im ersten Teil dieser Arbeit sind Experteninterviews die gewählte Methode, das besondere Wissen über die erfragten Sachverhalte zu erschließen.

Das Fokusgruppeninterview ist eine qualitative Methode der Datenerhebung und wird in der Sozial- und Marktforschung eingesetzt (FINCH u. LEWIS 2006). Dabei versteht man unter einer Fokusgruppe eine Gruppendiskussion, die durch einen geschulten Moderator geführt wird (BREITENFELDER et al. 2004). Es handelt sich aufgrund des Leitfadens mit offenen Fragen um teilstandardisierte Interviews (FLICK 1996). Meinungen werden während der Diskussion im sozialen Austausch gebildet und verändert. Aussagen und Meinungsäußerungen unterliegen dabei einem dynamischen Diskussionsprozess (FLICK 1996). Ziel einer Fokusgruppenbefragung ist es, qualitativ die Einstellungen und Gefühle der Beteiligten zu erfahren, ohne dass eine quantitative Wertung der Ergebnisse stattfindet (MAYERHOFER 2007). In dieser Arbeit wurden, wenn eine Gruppenerhebung nicht möglich war, auch einzelne Experteninterviews durchgeführt.

Die repräsentativen Fachgruppen wurden dabei von 47 Studierenden der Tierärztlichen Hochschule Hannover des zweiten, sechsten und zehnten Semesters, zehn praktizierenden Tierärztinnen und Tierärzten, zehn Dozierenden der TiHo sowie zehn internationalen und nationalen Expertinnen und Experten für Simulationen klinischer Fertigkeiten gestellt. Die Interviews fanden vor Eröffnung des Skills Labs innerhalb eines achtwöchigen Zeitraums in den Monaten Juni bis August 2012 statt.

Bei den Befragungen wurden fünf einheitliche Fragenblöcke und ein speziell auf die Beteiligten abgestimmter Fragenblock verwendet. Diese umfassten folgende Themen:

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14 - Einheitliche Fragen:

- Wünsche und Anforderungen an ein Skills Lab

- Lehrinhalte und -themen der Tiermedizin für das Skills Lab - Lernort (Selbststudium oder Lehrveranstaltung)

- Prüfungen im Skills Lab - Interventionen am Tier

- Spezielle Fragen:

- Kenntnisstand klinischer Fertigkeiten der Studierenden der TiHo zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Befragung

- Bewertung der praktischen Fertigkeiten der Assistenz durch die Tierärzteschaft

- Bereitschaft der Dozierenden der TiHo zur Nutzung des Skills Labs - Ratschläge und Tipps des Expertenkreises für das Skills Lab

Die Interviews wurden durch den Gebrauch von digitalen Video- beziehungsweise Audioaufzeichnungen und handschriftlichen Notizen während der Sitzung festgehalten. Diese fixierte Kommunikation wurde daraufhin transkribiert und über mehrere Schritte der Überarbeitung ausgewertet.

Zur Auswertung wurde die qualitative Inhaltsanalyse angewandt. Dabei wird ein Text systematisch und qualitativ analysiert, wobei das Material in seinem Kommunikationszusammenhang verbleibt und ohne Treffung von Quantifizierungen nach inhaltsanalytischen Regeln ausgewertet wird (MAYRING 2000).

Die Auswertung wurde nach den vier Schritten der qualitativen Inhaltsanalyse durchgeführt (GLÄSER u. LAUDEL 2006):

1. Vorbereitung der Extraktion mit Bestimmung der Auswertungsindikatoren 2. Themenorientierte Extraktion der Rohdaten

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3. Aufbereitung der Informationen (Sortierung nach sachlichen Aspekten, Zusammenfassen bedeutungsgleicher Informationen, Beseitigung elementarer Fehler)

4. Auswertung (Analyse der Daten und interviewübergreifender Zusammenhänge) Im zweiten Teil der vorliegenden Arbeit wurden unter Nutzung eines Fragebogens die Studierenden der Hochschule nach ihrer subjektiven Einschätzung der eigenen praktischen Fertigkeiten befragt. Der online mit SurveyMonkey® (SurveyMonkey, Luxemburg) erstellte Fragenkatalog wurde anhand der „Day One Skills“-Liste der EAEVE erstellt und daran der Fertigkeitserwerb der Studierenden untersucht. Der Kenntnisstand der Studierenden und Promovierenden sollte dabei in Theorie und Praxis erforscht und verglichen werden.

49 klinisch-praktische Fertigkeiten konnten anhand der „Day One Skills“-Liste der EAEVE definiert werden und in die folgenden Themengebiete eingeteilt werden:

- Allgemeine klinische Fertigkeiten - Notfallbehandlung

- Erste-Hilfe-Maßnahmen

- Ernährungszustand, Laborarbeiten - Diagnostik, Tierseuchen, Zertifikate - Behandlung

- Op, Anästhesie

- Euthanasie, Sektion, Schlachttieruntersuchung - Kontamination

Die Umfrage ermittelte zum einen personenbezogene Daten (Geschlecht, Alter und Semesterzugehörigkeit) und zum anderen fertigkeitsbezogene Fragen, die sich wie folgt darstellten:

I. Frage: Bitte bewerten Sie die folgenden klinischen Fertigkeiten!

II. Frage: Woher kennen Sie diese Fertigkeit?

III. Frage: Möchten Sie diese Fertigkeiten an einem Simulator üben?

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IV. Frage: Bitte benennen Sie die verschiedenen Spezies, an denen Sie die Fertigkeit gesehen bzw. ausgeübt haben!

V. Frage: Welche Simulatoren und Modelle wünschen Sie sich für das Skills Lab?

Vor Eröffnung des Skills Labs bekamen alle eingeschriebenen Studierenden (n=2296, HOFFMEYER 2013) der TiHo des Sommersemester 2012 einen Link für den Fragebogen über den jeweiligen Semesterverteiler per Email zugestellt. Die Teilnehmer umfassten dabei das zweite bis zehnte Semester sowie alle Promotionsstudierenden mit abgeschlossenem Studium (Bezeichnung im Fragebogen: „Studium abgeschlossen“).

Um den Kenntnisstand vor Beginn des Tiermedizinstudiums zu ermitteln, wurde dieselbe Umfrage kurz vor Beginn des Wintersemesters 2012/2013 an die Studierenden des neuen Semesters (n= 256, HOFFMEYER 2013) verschickt.

Für die Auswertung der personenbezogenen Daten und der Freitextantworten wurde das Tabellenkalkulationsprogramm Microsoft® Office Excel 2010 (Microsoft Corporation, California, USA) genutzt.

Mit Hilfe des Chi-Quadrat-Homogenitätstest Prozedur FREQ des Statistikprogramms SAS® (Version 9.3, SAS Institute GmbH, Deutschland) wurde die Verteilung der Merkmale ermittelt. Aufgrund der nominalen Beschaffenheit der Antwortmöglichkeiten wurde dieser Test gewählt, um die prozentualen Verteilungen zu erfassen.

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17 4 Publikationen

Die folgende Publikation wurde am 03.10.2013 von der Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift angenommen:

4.1. Qualitative Studie zur Akzeptanz und zu den Anforderungen an ein Clinical Skills Lab an einer Tierärztlichen Bildungsstätte

Qualitative Study of the acceptance and the requirements of a clinical skills lab at a university of veterinary medicine

Tanja Rösch1, Elisabeth Schaper1, Andrea Tipold², Martin R. Fischer³, Jan P. Ehlers1

1 Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Kompetenzzentrum für E-Learning, Didaktik und Ausbildungsforschung der Tiermedizin, Hannover, Deutschland

² Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Vizepräsidentin für Lehre, Klinik für Kleintiere, Hannover, Deutschland

³ Lehrstuhl für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Deutschland

Zusammenfassung

In der Veterinärmedizin müssen den Studierenden neben theoretischem Wissen klinisch-praktische Fertigkeiten vermittelt werden, um nach Abschluss des Studiums im Sinne der Berufsfähigkeit eigenverantwortlich tätige Absolventinnen und Absolventen zu qualifizieren. Eine Möglichkeit zur Schulung praktischer Tätigkeiten ist das Bereitstellen eines Zentrums für klinische Fertigkeiten („Clinical Skills Lab“), um die Studierenden in diesen Fähigkeiten strukturiert und standardisiert zu schulen und vermehrt Übungs- und Wiederholungsmöglichkeiten zu schaffen. Unter Berücksichtigung von Tierschutzaspekten und der Einsatzmöglichkeit von Ersatzmethoden zum Tierversuch werden in einem Skills Lab insbesondere Simulatoren und Modelle genutzt.

Im Rahmen dieser Untersuchung sollte ermittelt werden, welcher Bedarf an einem Zentrum für das Training klinischer Fertigkeiten besteht und welche Ausstattung

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dafür erforderlich ist. Die Hypothese sollte überprüft werden, ob Studierende und Dozierende der Veterinärmedizin Interesse haben, auf diesem Wege die praktische Ausbildung zu verbessern.

Fokusgruppeninterviews wurden mit Studierenden der Veterinärmedizin, praktizierenden Tierärztinnen und Tierärzten, Dozierenden der Veterinärmedizin sowie Expertinnen und Experten für Simulationen klinischer Fertigkeiten durchgeführt. Dabei wurden die Wünsche und Anforderungen der Beteiligten an ein veterinärmedizinisches Skills Lab ermittelt. Die Befragungen wurden in Einzel- oder in Gruppeninterviews durchgeführt.

Zahlreiche Meinungen, Themen und Wünsche wurden geäußert, aus denen großer Nutzen für den Aufbau des Skills Lab gezogen werden kann.

Der Hypothese, dass das Skills Lab von allen Teilnehmern der Fokusgruppen befürwortet und der Aufbau als positiv bewertet wird, muss widersprochen werden.

Gerade unter den Studierenden bestand aufgrund von Unerfahrenheit eine eher ablehnende Grundhaltung.

Anhand der zahlreichen geäußerten Wünsche und Anforderungen kann eine umfassende Anforderungsliste für das Clinical Skills Lab zusammengefasst werden, um gewünschte Modelle und Simulatoren zu Übungszwecken bereitstellen zu können.

Ein unter Berücksichtigung der Ergebnisse der vorliegenden Studie aufgebautes Skills Lab wird die veterinärmedizinische Ausbildung und Lehre positiv beeinflussen.

Laut Erfahrungswerten von Experten anderer Skills Labs ist langfristig eine breite Befürwortung unter den Benutzern zu erwarten.

Schlüsselwörter: Clinical Skills Lab, Lernzentrum, klinisch-praktische Fertigkeiten, Bedarfsanalyse, Fokusgruppeninterviews, tiermedizinische Lehre

Summary

In the education of veterinary medicine undergraduate students are taught theoretical knowledge and practical clinical skills in order to receive practically trained professionals. A possibility to teach practical skills is a center for clinical skills

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("Clinical Skills Lab"). Students can train skills and gain experience through frequent repetitions of exercises. To respect animal welfare and introduce alternative methods to animal testing simulators and models are used in such skills lab.

In the current study the demands for a center for clinical skills and its equipment should be identified. The hypothesis should be proven, that students and teachers of veterinary medicine are highly motivated to enhance the education in practical skills.

Focus group interviews were conducted with students, veterinarians (private practitioners), lecturers of veterinary medicine and experts for simulation of clinical skills. Needs and requirements of students participating in skills lab classes were identified. The interviews were conducted in individual or in group interviews.

Many opinions, topics and needs were expressed, from which great benefit for the development of the skills lab can be drawn.

The hypothesis that the skills lab is endorsed by all participants had to be rejected.

Especially students were afraid of this new lab, because no former experience existed.

In the interviews many needs and requirements were raised. However, they could easily be summarized to formulate an accurate list of requirements for the Clinical Skills Lab.

A Skills Lab planned taking into consideration the results of this qualitative study will have a positive impact on veterinary medical education and teaching. According to empirical values of experts from other Skills Labs a widespread acceptance by the users can be expected on a long-term basis.

Keywords: clinical skills lab, clinical skills center, analysis of needs, focus group interviews, veterinary education

Einleitung

Die aktuelle tierärztliche Approbationsordnung (TAppV, 2006) bezeichnet die Vermittlung von praktischen Fertigkeiten, um praktisch ausgebildete Tiermedizinerinnen und Tiermedizinern zu erhalten, als ein grundlegendes Ziel der tierärztlichen Ausbildung. Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo)

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bildet ihre Studierenden umfassend in den unterschiedlichsten Gebieten der Veterinärmedizin aus. Sie sollen zur eigenverantwortlichen und selbstständigen tierärztlichen Berufsausübung befähigt sein und die nötigen Grundlagen besitzen, um den zahlreichen tierärztlichen Tätigkeitsgebieten (Praxis, Forschung, öffentliches Veterinärwesen, Wirtschaft) gerecht zu werden (TAppV, 2006).

Die europäische Vereinigung der Tiermedizinischen Bildungsstätten (EAEVE, 2009) benennt ebenfalls Ziele des Tiermedizinstudiums und hat sogenannte „Day-one- Skills“ für Europa definiert. Neben dem Wissen (Knowledge) müssen den Studierenden der Veterinärmedizin im Laufe ihres Studiums auch die wesentlichen Kompetenzen der tierärztlichen Fertigkeiten (Skills) und Einstellungen (Attitudes) vermittelt werden. Diese Kompetenzvermittlung ist wesentlicher Bestandteil des Bologna-Prozesses. Dabei sind kompetenzorientiertes Lehren, Lernen und Prüfen wesentliche Punkte dieser Reform (Pletl und Schindler, 2007).

Gerade den Umfang an erlernten praktischen Fertigkeiten schätzen praktizierende Tierärztinnen und Tierärzte in der Studienphase als zu gering ein (Hällfritzsch et al., 2005).

Ein Skills Lab ist ein Lernlabor für Studierende, um diese (tier-)ärztlichen Grundfertigkeiten an Modellen und Phantomen zu erlernen und wiederholt zu üben (Nikendei et al., 2005).

Diese Lernzentren für klinische Fertigkeiten sind in der Humanmedizin national und international weit verbreitet (Ascher et al., 2007; Beckers et al., 2010; Stosch et al., 2008).

An den medizinischen Universitäten von Maastricht, Niederlande (Segarra et al., 2008) und Illinois, USA (Sajid et al., 1975) wurden bereits in den 1970er Jahren solche Lernlabore eingerichtet, welche zu diesem Zeitpunkt weltweit einmalig waren.

Die Studierenden lernen dort in praktischen Trainingseinheiten durch komplexe Simulationssituationen ärztliche Fähigkeiten.

Von den 43 deutschsprachigen medizinischen Fakultäten besitzen 33 ein Skills Lab (Segarra et al., 2008). Auch in der Tiermedizin wurden bereits international einige Skills Labs aufgebaut (Holleman, 2011; Langebaek et al., 2012).

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Mit einem Skills Lab können die Studierenden in einer sicheren Umgebung die verschiedensten Fertigkeiten erlernen, wobei durch die Anwendung von Simulatoren die Nutzung von lebenden Tieren eingeschränkt werden kann (Holleman, 2011).

Zahlreiche Simulatoren wurden bereits für die tiermedizinische Lehre entwickelt und erfolgreich integriert (Baillie et al., 2005a; Baillie et al., 2005b; Holmberg et al., 1995;

Griffon et al., 2000).

Studierende, die vorab an einem Simulator geübt hatten, bewerteten ihre Leistung am lebenden Tier durch das vorherige Training als verbessert (Baillie et al., 2003).

Die Effektivität von Skills Labs wurde auch in der Humanmedizin in einigen Studien belegt (Remmen et al., 2001; Nikendei et al., 2005; Nikendei und Jünger, 2006).

An der Tierärztlichen Hochschule Hannover soll im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und den Ländern geförderten Projektes FERTHIK durch die Einrichtung eines Skills Lab den Studierenden die Möglichkeit gegeben werden, praktische Basisfertigkeiten, die sie für die Behandlung von Haus- und Nutztieren benötigen, zu trainieren.

Neben dem Erlernen praktischer Fertigkeiten sollen den Studierenden auch ethische Gesichtspunkte vermittelt werden.

Im Rahmen dieser Studie sollten Wünsche und Anforderungen von Studierenden und Dozierenden der Veterinärmedizin und von praktizierenden Tierärztinnen und Tierärzten an ein Zentrum für klinische Fertigkeiten erfasst werden, um mit diesen Ergebnissen den Aufbau des Skills Labs an der Tierärztlichen Hochschule Hannover zu unterstützen und zu optimieren.

Die folgenden Hypothesen sollten untersucht werden:

1. Das Skills Lab wird von allen Teilnehmern der Fokusgruppen befürwortet und der Aufbau als positiv bewertet.

2. Der Nutzen und die Möglichkeiten, die es den Studierenden eröffnet, werden einheitlich erkannt und hervorgehoben.

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3. Genaue Anforderungslisten für das Skills Lab liegen am Ende der Untersuchung vor.

Material und Methoden

Um die Anforderungen an ein Zentrum für klinische Fertigkeiten zu erfassen und die Hypothesen zu prüfen, wurden leitfadengestützte Fokusgruppen- und Experteninterviews mit sechs relevanten Personenkreisen durchgeführt.

Das Fokusgruppeninterview ist eine qualitative Methode der Datenerhebung. Diese Form des Gruppeninterviews nutzt die Kommunikation innerhalb der Gruppe, um Daten zu sammeln (Kitzinger, 1995). Dabei wird unter einem geschulten Moderator in einer Gruppe aus mehreren Teilnehmern ein bestimmtes Thema diskutiert. Ziel einer Fokusgruppenbefragung ist es, qualitativ die Einstellungen und Gefühle der Beteiligten zu erfahren, ohne dass eine quantitative Wertung der Ergebnisse stattfindet (Mayerhofer, 2007). Die Interaktion innerhalb der Gruppe ist dabei ein explizites Ziel dieser Methode. Die Beteiligten der Gruppe werden dazu ermutigt untereinander zu diskutieren, Anekdoten auszutauschen und eigene Erfahrungen und Denkweisen mitzuteilen (Kitzinger, 1995). Die Dynamik innerhalb der Gruppe und die daraus resultierenden Interaktionen sollten von dem Interviewer gefördert und in der späteren Analyse beachtet werden (DiCicco-Bloom und Crabtree, 2006).

Wenn eine Erhebung in Gruppen nicht möglich war, wurden in dieser Arbeit auch einzelne Experteninterviews durchgeführt, wobei als Experten nach Gläser und Laudel (2006) Angehörige einer Funktionselite, die aufgrund ihrer Position über besonderes Sachverständnis verfügen, gesehen wurden.

Zur Auswertung der Fokusgruppeninterviews wurde die qualitative Inhaltsanalyse angewandt. Sie stellt eine systematische, regelgeleitete qualitative Analyse von einem Text dar, wobei das Material in seinen Kommunikationszusammenhang verbleibt und nach inhaltsanalytischen Regeln ausgewertet wird, ohne Quantifizierungen zu treffen. Dabei werden neben dem manifestierten Inhalt des Materials auch formale Aspekte analysiert (Mayring, 2000). Ein wichtiger Teil der

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benutzten Methodik beinhaltet das Sammeln von Meinungen der Interviewbeteiligten, welche durch den Gebrauch von digitalen Video- beziehungsweise Audioaufzeichnungen und handschriftlichen Notizen der Sitzung erlangt wurden.

Diese fixierte Kommunikation wird daraufhin transkribiert und über mehrere Schritte der Überarbeitung ausgewertet. Anschließend werden die digitalen Aufzeichnungen gelöscht.

Diese Vorgehensweise wurde den Befragten vor jedem Interview erklärt. Sie unterzeichneten daraufhin eine Einverständniserklärung zur Nutzung ihrer Daten und Angaben.

Der Datenschutzbeauftragte und die Promotionskommission der Hochschule erklärten vor Durchführung des ersten Interviews die Einwilligung zu dem geplanten Projekt. Die in den Befragungen ermittelten Daten wurden im Einklang mit der EU Richtlinie 95/46/EC bearbeitet und ausgewertet.

Die Fokusgruppen bestanden aus Studierenden der Tierärztlichen Hochschule Hannover des zweiten, sechsten und zehnten Semesters, praktizierenden Tierärztinnen und Tierärzten, Dozierenden der Tierärztlichen Hochschule Hannover sowie internationalen und nationalen Expertinnen und Experten für Simulationen klinischer Fertigkeiten (Anzahl siehe Tabelle 3).

Die Fokusgruppeninterviews erfolgten innerhalb eines achtwöchigen Zeitraums in den Monaten Juni bis August 2012. Sie fanden in der Planungsphase des Skills Labs statt.

Die Beteiligten wurden in Einzel- oder Gruppeninterviews mit einer Dauer von zehn bis sechzig Minuten in der Regel in einem geschlossenen ungestörten Raum befragt.

Einige Einzelinterviews wurden per Telefon durchgeführt. Das Interview mit den internationalen Expertinnen wurde in einem virtuellen Klassenraum mit Adobe®

Connect™ 9 (Adobe Systems GmbH, München, über den Verein zur Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes e. V. (DFN, Berlin)) gehalten. Die Interviews wurden per Videokamera, Diktiergerät oder online aufgezeichnet.

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Die Interviewfragen setzten sich aus vier einheitlichen Blöcken (Tabelle 1) und einem speziell auf die Beteiligten abgestimmten Block (Tabelle 2) zusammen. Die speziellen Fragen wurden den Studierenden des zweiten Fachsemesters zu Beginn der Befragung, allen anderen Gruppen zum Abschluss gestellt.

Die entsprechenden Fragen wurden durch den Interviewer gestellt, woraufhin die Befragten frei antworten konnten. Einzelheiten und Unklarheiten wurden im Laufe des Interviews geklärt.

Tabelle 1: Fragen, die als Leitfaden in allen Gruppen verwendet wurden.

1. Fragenblock - Welche Wünsche haben Sie an ein Zentrum für klinische Fertigkeiten (Skills Lab) in der (Tier-)Medizin?

- Welchen Anforderungen sollte es entsprechen?

2. Fragenblock - Welche Inhalte und Themen der Veterinärmedizin sollten in einem Skills Lab dargestellt und geübt werden?

- Welche speziellen Inhalte des Curriculums sollten für die jeweiligen vorklinischen und klinischen Semester gelehrt werden?

3. Fragenblock - Wie sollte das Skills Lab nutzbar sein, als Ort des Selbststudiums oder eher unter fachkundiger Anleitung ähnlich einer Lehrveranstaltung?

4. Fragenblock - Sollte das Skills Lab auch zu Prüfungen klinischer Fertigkeiten dienen, z.B. im Rahmen von klinisch-praktischen Prüfungen, so genannten Objective Structured Clinical Examinations (OSCE)?

5. Fragenblock - Wie stehen Sie zu dem Einsatz von lebenden Tieren im Tiermedizinstudium? Wie bewerten Sie den Tierschutzaspekt des Skills Lab?

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Tabelle 2: Zusätzliche Fragen, die nur jeweils in einigen Gruppen verwendet wurden.

Studierende 2. Semester - Haben Sie schon vorher von einem Skills Lab gehört?

- Was verstehen Sie darunter?

Studierende 6. Semester - Auf welche praktischen Tätigkeiten des Klinikalltages wurden Sie bis jetzt am besten vorbereitet?

- Auf welche am wenigsten?

- Welche klinischen Fertigkeiten werden vor dem praktischen Jahr vermittelt?

Studierende 10. Semester - Auf welche praktischen Tätigkeiten im Klinikalltag sind Sie am besten vorbereitet gewesen?

- Auf welche am wenigsten?

- Welche klinischen Fertigkeiten werden vor dem praktischen Jahr vermittelt?

- Welche im praktischen Jahr?

Tierärzte/ innen - Welche praktischen Fertigkeiten des Berufsalltags sind ihrer Meinung nach noch ausbaufähig bei PJ-Studenten bzw.

Anfangsassistenten?

Dozierende - Würden Sie das Skills Lab für Ihre Lehrveranstaltungen nutzen?

- Wenn ja, wie genau?

Experten/ innen - Welche Erfahrungen haben Sie bereits mit Skills Labs?

- Welche Ratschläge haben Sie für den Aufbau des Skills Labs an der Tierärztlichen Hochschule Hannover?

Die digital erfassten Interviews wurden später computerunterstützt wortwörtlich mit Microsoft® Office Word 2010 (Microsoft Corporation, California, USA) erfasst und in vier Schritten ausgewertet (Gläser und Laudel, 2006):

1. Vorbereitung der Extraktion mit Bestimmung der Auswertungsindikatoren 2. Themenorientierte Extraktion der Rohdaten

3. Aufbereitung der Informationen (Sortierung nach sachlichen Aspekten, Zusammenfassen bedeutungsgleicher Informationen, Beseitigung elementarer Fehler)

4. Auswertung (Analyse der Daten und Interviewübergreifenden Zusammenhänge)

Ergebnisse

In einem achtwöchigen Zeitraum in den Monaten Juni bis August 2012 wurden 77 Personen aus sechs Fokusgruppen befragt (s. Tab. 3). Dabei wurden sowohl Gruppen- als auch Einzelinterviews durchgeführt, abhängig davon, wie homogen die Fokusgruppe war. Die Studierenden konnten gruppenweise vor Ort befragt werden.

Bei der Tierärzteschaft, den Dozierenden und dem Expertenkreis wurden aus

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Gründen der terminlichen Verfügbarkeit die Fokusgruppen gesplittet. Sie wurden daher in Einzelinterviews oder in Kleingruppen von zwei bis drei Personen befragt.

Zudem wurden Interviews aufgrund der räumlichen Entfernung auch per Telefon oder via Internet geführt, um innerhalb der Bundesrepublik praktizierende Tierärzte und europaweit die Expertinnen und Experten zu befragen.

Tabelle 3: Einteilung Fokusgruppen. Diese Personen wurden aufgrund ihrer beruflichen Situation, ihrer Erfahrung und ihres Fachwissens ausgewählt.

Gruppe Anzahl Geschlechterverteilung Interviewart Besonderheiten Studierende

2. Semester

14 12 Frauen 2 Männer

1 Gruppeninterview -

Studierende 6. Semester

19 16 Frauen 3 Männer

1 Gruppeninterview -

Studierende 10. Semester

14 10 Frauen 4 Männer

1 Gruppeninterview z.Zt. der Befragung im Praktischen Jahr Tierärzte/

innen

10 6 Frauen 4 Männer

1 Gruppeninterview 7 Einzelinterviews

7 Kleintier- praktiker/innen 2 Rinderpraktiker 1 Pferdepraktiker Dozierende 10 6 Frauen

4 Männer

3

Gruppeninterviews 4 Einzelinterviews

aus dem

vorklinischen und klinischen

Bereich Experten/

innen

10 7 Frauen 3 Männer

2

Gruppeninterviews 3 Einzelinterviews

(*)

(*) Die Gruppe der Experten bestand aus fünf internationalen Experten aus Großbritannien und Kanada, sowie fünf nationalen Experten, die in humanmedizinischen Skills Labs tätig sind. Dabei handelte es sich um sieben Hochschulmitarbeiter und drei studentische Hilfskräfte.

Einheitliche Interviewfragen

Welche Wünsche haben Sie an ein Zentrum für klinische Fertigkeiten (Skills Lab) in der (Tier-)Medizin? Welchen Anforderungen sollte es entsprechen?

Die Gruppen waren einheitlich der Meinung, dass das Skills Lab den Studierenden die Möglichkeit geben sollte, naturgetreu Fertigkeiten der Tiermedizin zu trainieren, in denen auch wirklich Übung benötigt wird. Ein Dozierender äußerte dazu: „Bei der Auswahl der Übungen sollte besonders Wert darauf gelegt werden, welche Fertigkeiten der tierärztlichen Fachpraxis man momentan aufgrund des hohen

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Aufwands oder der Unzumutbarkeit für die Kliniktiere nur vereinzelt oder gar nicht anbieten kann“. Die Studierenden sollten diagnostische und therapeutische Maßnahmen, so oft wie gewollt und benötigt, in einer sicheren Umgebung praktizieren können. Nach Meinung der Studierenden sollte man die geforderten klinischen Fertigkeiten eines Tierarztes beherrschen: „diese kommen in der Ausbildung zu kurz, man sollte nicht nach dem Studium nur die Theorie beherrschen und nichts Praktisches können“.

Das Lernzentrum sollte jederzeit frei zugänglich sein, wobei Uneinigkeit herrschte, ob es bereits vor oder erst nach dem Physikum zur Nutzung offen stehen sollte. Eine Expertin meinte: „Das Skills Lab sollte ab dem ersten Semester für die Studierenden zugänglich sein, um sie das ganze Studium über zu begleiten“.

Eine Nutzung für Doktoranden, Anfangsassistenten und praktizierende Tierärzte für Fortbildungsveranstaltungen oder auch für Schüler wäre wünschenswert, wobei hier auch multiprofessionelle Veranstaltungen vorgeschlagen wurden.

Das Skills Lab müsse eine positive Atmosphäre bieten, zudem sollte es groß genug und die einzelne Stationen räumlich und akustisch voneinander abgetrennt sein. Die Mitarbeiter sollten offen und zugänglich sein.

Die Expertinnen und Experten mahnten sinnvolle Anschaffungen an und äußerten, dass sich der Modellbestand nach den erforderlichen Fertigkeiten richten sollte und den größtmöglichen Nutzen bringen muss („Es ist besser, einfache Modelle mit hohem Trainingsfaktor anzuschaffen und zu benutzen, als ein Skills Lab mit vielen teuren Simulatoren zu generieren, welche wenig Nutzen haben“). Alle Gruppen waren sich einig, dass das Skills Lab zur Verbesserung der studentischen Ausbildung beitragen sollte.

Welche Inhalte und Themen der Veterinärmedizin sollten in einem Skills Lab dargestellt und geübt werden?

Welche speziellen Inhalte des Curriculums sollten für die jeweiligen vorklinischen und klinischen Semester gelehrt werden?

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Im Skills Lab sollten die grundlegenden Umgangsmethoden mit den tierischen Patienten und deren Besitzern, die Grundfertigkeiten der Chirurgie und Inneren Medizin, die kommunikativen Fähigkeiten, die Teamfähigkeit und auch die Fertigkeiten zur Verknüpfung von Dingen geübt werden (s. Tab 4).

Tabelle 4: Qualitative Erhebung der Fertigkeiten/ Themen die in den Interviews für das Skills Lab vorgeschlagen wurden

Allgemeines

- Umgang mit dem Tier und den Besitzern - Zwangsmaßnahmen

- Anamnesegespräch - Situationsbewältigung - Allgemeine Untersuchung - Klinische Untersuchungen

Bildgebung - Sonographie - Röntgen - Endoskopie - EKG

Grundfertigkeiten - Blutabnahme

- Legen eines peripheren Venenverweilkatheters - Legen eines zentralen

Venenverweilkatheter (ZVK) beim Kleintier - Auskultation Lunge, Herz

- Palpation Abdomen - Infusion anlegen - Injektionstechniken

- Nasenschlundsonde schieben (Rind/ Pferd) - Rektalisieren (Rind/ Pferd)

- Blasenkatheter legen (Kleintier männlich/

weiblich)

Chirurgie

- Wundversorgung - Verbandsübungen - Nähübungen - Intubation

- OP-Vorbereitung

- OP-Übungen (v.a. Kastration) - Osteosynthese

- Notfallmedizin

- Liquorentnahme (Kleintier)

- Knochenmark-Punktion (Kleintier) - Thorax-Punktion (Kleintier)

Gynäkologie/Andrologie - Geburtshilfe (Großtiere) - Fetotomie (Rind)

- Trächtigkeitsuntersuchung (Rind/Pferd) - Sterilitätsuntersuchung (Rind/Pferd)

Sonstiges

- Anatomische Strukturen - Labordiagnostik

- Fleischuntersuchung - Physiotherapie (Kleintier)

Zudem sollte auch auf jeglichen Kontext der Tiermedizin in Zusammenhang mit den einzelnen Fertigkeiten eingegangen werden. Somit müssen die Studierenden über die Physiologie, die Indikation, die Kontraindikation und den gewissenhaften Umgang mit diesen Fertigkeiten unterrichtet werden.

Über ein typisches Skills Lab hinaus fanden die Dozierenden es erstrebenswert, neben der Physiologie auch die Pathologie an den Modellen darstellen zu können.

Für das praktische Jahr ließe sich das Skills Lab gut in den Lehrplan integrieren.

Dinge und Fertigkeiten, die die Studierenden im allgemeinen Klinikablauf sehen,

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könnten dann selbstständig im Skills Lab geübt und umgesetzt werden. „Die Studierenden hätten die Möglichkeit, selbst tätig zu werden, vor allem Fertigkeiten häufig zu üben, die aufgrund ihres Aufwandes und der begrenzten Übungsmöglichkeiten in der praktischen Ausbildung zu kurz kommen“ (Zitat aus der Gruppe der Dozierenden).

Erstrebenswert fanden es die praktizierenden Tierärztinnen und Tierärzte auch Soft Skills, wie betriebswirtschaftliche (Umgang mit der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT), Praxisführung) und juristische Themen der Tiermedizin, den Studierenden näher zu bringen.

Wie sollte das Skills Lab nutzbar sein, als Ort des Selbststudiums oder eher unter fachkundiger Anleitung ähnlich einer Lehrveranstaltung?

Die Mehrzahl der Befragten befürwortete eine Nutzung des Skills Lab sowohl als Ort des Selbststudiums als auch für Lehrveranstaltungen und Wahlpflichtfächer. Die Motivation zum selbstständigen und freiwilligen Lernen bewerten die Studierenden als sehr hoch: „Praktische Tätigkeiten erhöhen die Intention zum Lernen“.

Gruppenübergreifend waren sich die Befragten einig, dass immer eine Ansprechperson vor Ort sein muss, die die Simulatoren vor erstmaliger Nutzung erklärt und jederzeit für Rückfragen und für die Behebung von Problemen zur Verfügung steht.

Das Fachpersonal sollte aus Personen bestehen, die zum einen das technische Wissen über den Umgang mit den Simulatoren haben und zum anderen über das Fachwissen verfügen, um die Fertigkeiten korrekt anzuleiten. Die fachkundige Anleitung könnte von studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräften, Doktoranden, praktizierenden Tierärzten/innen, Klinikern und/oder Dozierenden der Hochschule gestellt werden. Dozierende, Tierärztinnen und Tierärzte stellen Anforderungen an die fachkundige Anleitung, die den Einsatz von Studierenden aus den höheren Semestern bedenklich erscheinen lassen.

Die Dozierenden forderten eine Einweisung in den Umgang mit den Modellen und Simulatoren im Rahmen einer Pflichtveranstaltung für die Studierenden und die weiteren möglichen Nutzer des Skills Labs. Erst nach Aneignung haptischer und

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fachlicher Fähigkeiten zur Ausführung der Übungen sollte das Skills Lab frei zugänglich für die Studierenden sein.

Eine wichtige Voraussetzung für ein effektives Selbststudium ist die korrekte Anleitung. Daher forderten die Gruppen, dass schriftliche Instruktionen zu allen Simulatoren und Übungen vor Ort zur Verfügung stehen. Dadurch kann verhindert werden, dass Fehler und unsachgemäßer Gebrauch unter den Studierenden weitergegeben werden

Sollte das Skills Lab auch zu Prüfungen klinischer Fertigkeiten dienen, z.B. im Rahmen von klinisch-praktischen Prüfungen, so genannten Objective Structured Clinical Examinations (OSCE)?

Die Studierenden, die Tierärztinnen und Tierärzte, sowie einige der Dozierenden kannten das Prüfungsformat OSCE nicht. Ihnen wurde daraufhin eine kurze Erklärung gegeben.

Aufgrund der geringen Erfahrung der Studierenden des zweiten Semesters wurden ihnen weit ausführlicher das OSCE und dessen Vor- und Nachteile erklärt und erläutert. Sie waren daraufhin einheitlich der Meinung, dass der Nutzen für sie zum Erlernen von klinischen Fertigkeiten und zur Vorbereitung auf den Berufsalltag gegenüber rein theoretischen Prüfungen überwiege (Aussage eines Studierenden bezüglich des Prüfens klinischer Fertigkeiten: „Je mehr man übt, desto mehr geht die Fertigkeit in Fleisch und Blut über“). Auch die Tierärzteschaft und der Expertenkreis bewerteten das Abprüfen von klinisch-praktischen Fertigkeiten im Rahmen eines OSCEs als durchwegs positiv.

Als positiv an einem OSCE wurde das strukturierte und vergleichbare Prüfen klinisch-praktischer Fertigkeiten bewertet. Von der Tierärzteschaft wurde in diesem Nachweis eine gute Möglichkeit gesehen, die Debatte über die nicht vorhandenen Fertigkeiten und der damit begründeten schwankenden Anfangsgehältern zu beenden.

Die Expertinnen und Experten legten dar, dass eine Prüfung das Lernzentrum als wichtigen und verpflichtenden Bestandteil der Lehre ausweise und außerdem das

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Lernverhalten der Studierenden hinsichtlich praktischer Fähigkeiten („Assessment drives learning“ (Buss et al., 2012)) steuere.

Als nachteilig wurde empfunden, dass das Lernen dann nicht mehr freiwillig sei („Das Skills Lab bietet eine fakultative Übungsmöglichkeit. Durch Eingliederung in das Prüfungssystem ist man gezwungen dieses freiwillige Angebot auch zu nutzen“), neuer Druck und Stress entstehe, der Kosten-, Personal- und Zeitaufwand hoch sei und ein Prüfungsgespräch nicht mehr zustande käme.

Tiereinsatz

Am Ende des Interviews wurden die Gruppen zu ihrer Meinung zum Einsatz von Tieren im Rahmen des Tiermedizinstudiums und der möglichen Reduktion durch ein Skills Lab befragt.

Grundsätzlich fanden es alle Befragten positiv, wenn die Nutzung von lebenden Tieren eingeschränkt wird. Durch die Modelle und Simulatoren sei es möglich, den Studierenden klinisch-praktische Fertigkeiten näher zu bringen, ohne dazu lebende Tiere zu benutzen. Die Expertinnen und Experten äußerten sich dazu, dass durch das Skills Lab-Training die Studierenden besser vorbereitet seien und wissen, was sie bei Durchführung der Fertigkeit erwartet. Leid und Schmerzen für die lebenden Tiere durch Ungeschicklichkeit und Unerfahrenheit können somit durchaus verringert werden. Die Studierenden können Fehler begehen und so oft wie nötig die Übungen wiederholen, ohne dass dabei ein Tier zu Schaden kommt.

Jedoch empfand die Mehrzahl der Beteiligten, dass Tiereinsatz und lebende Tiere zum Studium gehören müssen, um ausreichend auf den Berufsalltag vorzubereiten.

Das Skills Lab sollte daher eher als Zusatz zu den bereits bestehenden Übungsmöglichkeiten dienen und diese nicht ersetzen.

Spezielle Interviewfragen

2. Semester: Haben Sie schon vorher von einem Skills Lab gehört?

Was verstehen Sie darunter?

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Die Studierenden des zweiten Semesters hatten vorher noch nicht von einem Skills Lab gehört. Auch Modelle für klinisch-praktische Fertigkeiten aus der Tiermedizin waren ihnen nicht bekannt.

6. Semester: Auf welche praktischen Tätigkeiten des Klinikalltages wurden Sie bis jetzt am besten vorbereitet? Auf welche am wenigsten? Welche klinischen Fertigkeiten werden vor dem praktischen Jahr vermittelt?

Die Studierenden äußerten sich, dass sie zu dem jetzigen Zeitpunkt ihres Studiums die Allgemeinuntersuchung und vermehrt die Theorie der klinischen Fertigkeiten vermittelt bekommen haben. In der praktischen Ausübung dieser Fertigkeiten seien sie noch nicht genügend ausgebildet.

Am wenigsten seien sie auf den Umgang mit den Patientenbesitzern vorbereitet. Es sollten Möglichkeiten vorhanden sein, in denen der Umgang mit Besitzern geübt wird, um verständlicher und gezielter mit ihnen kommunizieren zu können.

10. Semester: Auf welche praktischen Tätigkeiten im Klinikalltag sind Sie am besten vorbereitet gewesen?

Auf welche am wenigsten?

Welche klinischen Fertigkeiten werden vor dem praktischen Jahr vermittelt?

Welche im praktischen Jahr?

Die Befragten fühlten sich durch das Studium gut vorbereitet auf die Anamneseerhebung und die allgemeinen und speziellen Untersuchungstechniken.

Zudem beherrschen sie die theoretische Internistik und Diagnostik.

Mehr Vorbereitung wünschen sie sich in der allgemeinen und speziellen Chirurgie.

Im Bereich Naht- und OP-Techniken, Anästhesie und OP-Vorbereitung sowie Basisgrundfertigkeiten wie Blutabnehmen wünschen sie mehr Übungsmöglichkeiten während des Studiums.

Tierärzte/innen: Welche praktischen Fertigkeiten des Berufsalltags sind ihrer Meinung nach noch ausbaufähig bei PJ-Studenten bzw. Anfangsassistenten?

Den Praktikanten und Anfangsassistenten fehlt es an tierärztlichen Grundfertigkeiten.

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Auch benannten die Tierärztinnen und Tierärzte Defizite im Bereich der Bildgebung, Auswertung und Interpretation der diagnostischer Maßnahmen sowie des Umgangs mit Patientenbesitzern. In Bezug auf den finanziellen Wert der tierärztlichen Arbeit und Leistungen fällt es vielen jungen Anfangsassistenten schwer, diese korrekt einzuschätzen und zu vermitteln („Viele Anfangsassistenten empfinden die geforderten Preise für ihre tierärztlichen Leistungen als zu überteuert“.)

Dozierende: Würden Sie das Skills Lab für Ihre Lehrveranstaltungen nutzen?

Wenn ja, wie genau?

Die Dozierenden äußerten sich, dass sich das Skills Lab durchaus für die eigenen Lehrveranstaltungen nutzen ließe. Im Rahmen der Propädeutikvorlesungen, der Quoten, des Praktischen Jahres („Studierenden des Praktischen Jahres könnte man zum Beispiel in Form einer Schlüsselloch-Operation die Laparoskopie und Arthroskopie näher bringen.“) und in Wahlpflichtkursen wären Veranstaltungen denkbar. Vor allem für die allgemeine Chirurgie ließe sich das Lernlabor gut nutzen.

Wichtig sei hierbei Qualität und Realitätsnähe der Simulatoren.

Die Anschaffung eines Anästhesie-Modells ist wünschenswert, an dem die Studierenden den Umgang mit Notfallsituationen (Herz- und Atemstillstand) erlernen könnten.

Manche Modelle sollten für Veranstaltungen ausleihbar und außerhalb des Skills Lab für Lehrveranstaltungen nutzbar sein. Die Bereitschaft sich mit den neuen Techniken eines Skills Labs auseinander zu setzen, ist bei allen Dozierenden vorhanden.

Experten/innen: Welche Erfahrungen haben Sie bereits mit den Skills Labs?

Welche Ratschläge haben Sie für den Aufbau des Skills Labs an der Tierärztlichen Hochschule Hannover?

Die Expertinnen und Experten empfahlen die Besichtigung anderer bereits bestehender und integrierter Skills Labs und der Austausch mit anderen Arbeitsgruppen. Dabei äußerten sie sich, dass gerade die Entwicklung und der Aufbau der Simulatoren und Modelle kompliziert sei.

Zudem sollten die Studierenden befragt und die Nachfrage ermittelt werden.

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Desweitern wurde empfohlen, die Räume zum selbstständigen Üben von den Unterrichtsräumen für Veranstaltungen abzutrennen, um ein ungestörtes Lernen zu garantieren. Das Lernzentrum sollte sich auf dem Campus befinden, so dass es den Studierenden ermöglicht wird, das Skills Lab einfach und unkompliziert zu nutzen.

Nach Einschätzung der Experten haben die Studierenden ihre klinischen Fertigkeiten durch die Benutzung des Lernlabors eindeutig verbessert. Auch in Bezug auf ihr Selbstbewusstsein bei der Durchführung von klinischen Fertigkeiten sieht man eine starke positive Entwicklung. Im klinischen Alltag trauen sie sich eher, Dinge selbstständig auszuführen und auch Übungsmöglichkeiten am lebenden Tier zu nutzen.

Gruppenübergreifende Kategorien

Vorbehalte gegen das Skills Lab und Simulatoren

Unter den studentischen Teilnehmern der Fokusgruppen konnten unterschiedliche Meinungen bezüglich des Skills Labs abhängig von der Semesterzugehörigkeit ermittelt werden.

Die Studierenden des zweiten Semesters bewerteten das Skills Lab und praktische Übungen an Simulatoren durchweg positiv. Sie würden lieber zuerst an diesen üben, bevor sie an das lebende Tier geführt werden: „dadurch hat man weniger Stress und Druck, da begangene Fehler an einem Plastikmodell verzeihbarer sind, als an einem lebenden Tier“. Zudem würden sie mehr Sicherheit und Selbstvertrauen erlangen, um später an lebenden Tieren ihre Fertigkeiten auszuüben.

Dem entgegen äußerten sich die Studierenden des sechsten und zehnten Semesters eher zurückhaltend und kritisch. Bei Nachfrage, ob das Skills Lab nicht fehlende Praxisübungen im Studium ersetzen könnte, äußerten sich sie eher negativ: „Es sollen lieber weniger Studierende zum Studium zugelassen und mehr Dozierende an der Hochschule eingestellt werden, damit mehr Übungsmöglichkeiten am lebenden Tier für den einzelnen zur Verfügung stehen“.

Die Studierenden würden lieber an lebenden Tieren üben. „Dadurch wird man besser auf den Berufsalltag und das reale Leben vorbereitet“.

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Zu der Aussage, dass ein Skills Lab Interventionen am Tier reduzieren und verhindern könnte, äußerten sich die Studierenden zurückhaltend. Sie sind der Meinung, dass Tierversuche und lebende Tiere zum Studium dazu gehören müssen.

„Es sollen lieber mehr Kliniktiere gekauft werden, anstatt Mittel für das Skills Lab auszugeben.“

Jedoch bewerteten die Studierenden es als positiv, dass überhaupt Möglichkeiten zum Üben von praktischen Fertigkeiten geschaffen werden sollen. Sie würden lieber an Simulatoren üben bevor sie gar nicht üben können.

Fachkundiges Personal

Bezüglich des fachkundigen Personals des Skills Labs waren sich die Gruppen uneinig. Einige der Dozierenden und der Tierärztinnen und Tierärzte befanden studentische Hilfskräfte als eher ungeeignet, ihnen „fehlt es an fachlichem Knowhow und pädagogischer Ausbildung“.

Die Studierenden und auch die Expertinnen und Experten empfanden studentische Hilfskräfte jedoch als geeigneter als zum Beispiel Dozierende. Sie äußerten sich, dass die Distanz unter Kommilitonen geringer sei und „man sich eher traut, zu fragen und Fehler zu begehen“.

Diskussion

Ziel der vorliegenden Studie war es, die Wünsche und Anforderungen der beteiligten Fokusgruppen an ein Clinical Skills Lab zu ermitteln.

Die gewählte Methodik hat sich als veritabel erwiesen und die gewünschten Ergebnisse geliefert. Die Beteiligten zeigten reges Interesse und bezogen Stellung zu der erfragten Thematik. Unter der Tierärzteschaft, den Dozierenden und dem Expertenkreis bestand große Bereitschaft und Unterstützung. Die befragten Studierenden vor allem aus den höheren Semestern äußerten einige Vorbehalte gegen das Skills Labs und somit auch gegen die Interviews, der Support war in dieser Gruppe geringer.

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Unter den Studierenden aus den höheren Semestern bestand große Skepsis bezüglich der Simulatoren, anstelle derer forderten sie vermehrt Übungen an lebenden Tieren. Diese gelten jedoch als Tierversuche und sind gesellschaftlich umstritten (SATIS-Ethik-Ranking der bundesdeutschen Hochschulen, 2011). Zudem sollten die Studierenden, bevor sie an lebenden Tieren üben, gute klinisch-praktische Kenntnisse besitzen (Ehlers, 2009). Übungen an Modelle und Simulatoren bieten die Möglichkeit des sicheren und stressfreien Erlernens dieser Fertigkeiten (Dilly et al., 2013).

Auch zahlreiche Tierärztinnen und Tierärzte äußerten ihre Bedenken über die Effektivität des Skills Lab-Trainings. Die Komplexität der bereits bestehenden Modelle und ihrer Nutzungsmöglichkeiten zeigt jedoch, dass Simulatoren Übungen an Menschen beziehungsweise lebenden Tieren ersetzen können (Baillie, 2007;

Fleger, 1992; Mönk, 2003).

Die Uneinigkeit unter den Befragten und das Missverstehen der sich ergebenen Möglichkeiten durch die Nutzung eines Skills Labs für die Studierenden lässt sich auf die geringe Verbreitung und Erfahrung mit solch einem Lernzentrum zurückführen.

Der Mehrheit der Befragten war ein Skills Lab unbekannt.

Diese internen Widerstände gegenüber dem Skills Lab bestehen aufgrund von fehlender Erfahrung und fehlendem Know-How und erschweren die Akzeptanz dieser neuen Lehrmethode. Diese Vorbehalte müssen ernst genommen werden, da sie ansonsten den Erfolg des Vorhabens behindern. Bereits im Vorfeld sollte versucht werden, die Akzeptanz gegenüber neuen Weiterbildungsmöglichkeiten herzustellen (Stoecker und Mohr, 2008).

Durch internes Marketing, das als interne Denkhaltung in einem Unternehmen durchgesetzt werden muss (Bruhn, 1999), sollte die Akzeptanz und Zufriedenheit der Nutzer des Skills Labs gefördert werden. Die Mitarbeitenden eines Unternehmens setzen unbewusst oder bewusst dessen geltende Leitbilder und Werte um und prägen somit die wahrnehmbare Unternehmensrealität. Konkrete Ansatzpunkte des internen Marketings können schon in der Konzeptentwicklung und –umsetzung angewendet werden (Lintemeier, 1999). Die zukünftigen Nutzer des Skills Lab sollten

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somit schon in die Entwicklung und Umsetzung des Skills Labs miteinbezogen werden. Die hier beschriebene Bedarfsanalyse ist der erste Schritt, Studierende und Dozierende der Tierärztlichen Hochschule Hannover an das Skills Lab heranzuführen und die positive Einstellung gegenüber dem Lernlabor zu fördern.

Die Erfahrungen der befragten Expertinnen und Experten zeigen, dass die Studierenden die bereits bestehenden Skills Labs befürworten und diese gerne und ausreichend nutzen. Zahlreiche Studien aus der Human- und Veterinärmedizin belegen zudem die gute Akzeptanz und die positive Einstellung gegenüber einem Skills Lab (Baillie et al., 2005b; Crossan et al., 2003; Das et al., 1998; Hao et al., 2002; Niemi-Murola et al., 2007).

Bei den Befragungen wurde die mangelnde Erfahrung in chirurgischen Fertigkeiten bemängelt. Das Skills Lab könnte eine gute Möglichkeit bieten, diese Thematik im Lehrplan zu stärken. Die Studierenden üben chirurgische Fertigkeiten vor allem im Laufe ihres praktischen Jahres (Wagels et al., 2008). Das Skills Lab bietet die Möglichkeiten, solche Übungen in idealer Umgebung schon früher anzubieten.

Praktische Übungen sind im Studium der Tiermedizin aufgrund des Missverhältnisses der hohen Anzahl an Studierenden zu der vergleichbar geringen Anzahl klinikeigener Tiere und verantwortbaren Handlungen beschränkt. Die Studierenden fühlen sich auf den Klinik- und Berufsalltag nicht ausreichend vorbereitet. Wie aus den Expertenbefragungen hervorgeht, haben die Studierenden in Bildungsstätten mit bereits bestehenden Lernlaboren jedoch schnell erkannt, dass Übungen an Simulatoren hier Abhilfe schaffen können.

Knight (2007) konnte sogar beweisen, dass beim Training einiger Fertigkeiten Simulatoren der realen Situation überlegen waren. Außerdem zeigten sich die Vorteile der Zeit- und Kostenersparnis, ein höheres Potential zur Anpassung und Reproduzierbarkeit der Übungen, erhöhte Verträglichkeit mit dem Tierschutzgesetz und die frühe Integration klinischer und ethischer Perspektiven in das Studium.

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Uneinigkeit bestand unter den Gruppen über die Zugangsbeschränkungen für das Skills Lab, das Fachpersonal für die Betreuung und die Nutzungsmöglichkeiten für Prüfungen.

In der Humanmedizin nutzt der größte Teil der Fakultäten ihr Lernzentrum ab dem ersten Semester. Jedoch gibt es auch einige Trainingszentren, die den Zugang für die Studierenden erst ab dem fünften Semester öffnen (Segarra et al., 2008).

Beckers et al. (2010) postuliert, dass die Eingliederung des Skills Labs-Trainings in das laufende Curriculum zu dem Zeitpunkt gewählt werden sollte, an dem den Studierenden auch die theoretischen Grundlagen vermittelt werden. Dadurch wird eine zeitnahe Interaktion zwischen Theorie und Praxis ermöglicht.

Für die Tierärztliche Hochschule Hannover sollte die Nutzung jedoch gerade in der Eröffnungs- und Erstphase des Skills Labs ab dem ersten Semester in Erwägung gezogen werden. Dadurch könnte man eine gute Auslastung des Labors garantieren, da die meisten Studierenden aus Neugier über diese neue Lernmöglichkeit das Skills Lab besuchen werden. Außerdem kann damit die positive Grundeinstellung zum Lernlabor und zum theoretischen Teil der Ausbildung im Vorphysikum (TAppV, 2006) gefördert werden.

Die Weitergabe von Wissen innerhalb einer Gruppe von Lernenden desselben Ausbildungsganges nennt man „peer assisted learning“ (PAL) und ist international in vielen Ausbildungssystemen eingeführt und etabliert (Topping, 1996). Die im PAL eingesetzten Studierenden müssen nicht nur in methodisch-didaktischen Kompetenzen geschult werden, sondern zeigen dann auch eine bessere Bewältigung eigener klinischer Verantwortungsbereiche und eine Steigerung der klinischen Fertigkeiten (Nikendei et al., 2008). Die Lehrtätigkeit ist somit mit eigenem Wissens- und Kompetenzzuwachs verbunden (Kersten, 1997). Die Association for Medical Education in Europe (AMEE) empfiehlt sogar das PAL (Ehlers, 2009). Daher werden neben wissenschaftlichen Hilfskräften im Skills Lab der Tierärztlichen Hochschule Hannover auch besonders geschulte studentische Hilfskräfte eingesetzt werden.

Referenzen

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