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Archiv "Inhalativa sind „erste Wahl“" (06.04.1984)

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Academic year: 2022

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

AUS INDUSTRIE UND FORSCHUNG

F

rage: Ein Asthmaanfall hat nach Holtzman zwei Dinge zur Vorausset- zung: bronchiale Hyperre- aktivität und Freisetzung von Mediatoren. Stehen diese beiden Vorausset- zungen gleichwertig ne- beneinander?

Ulmer: Nein. Diese beiden Faktoren sind sicher nicht gleichwertig — der eine ist die Folge des anderen. Das Bronchialsystem kann zu- nächst überempfindlich werden — zum Beispiel durch virale Infekte, durch proteolytische Enzyme, durch Histamin oder ande- re Mediatoren wie Prosta- glandine und Leukotriene.

Später genügen unspezifi- sche Reize, um einen Asth- maanfall auszulösen. Zu dieser Klasse von Mediato- ren gehört Azetylcholin, aber auch ein physikali- scher Reiz wie kalte Luft kann Auslöser sein.

Frage: Kann diese Über- empfindlichkeit angebo- ren sein?

Ulmer: Wir wissen das noch nicht. Wenn ja, dann jedoch ganz extrem selten.

Wir propagieren folgende Arbeitshypothese: So wie Menschen eine unter- schiedliche Haut haben — es gibt Menschen mit einer dicken, robusten Haut, an- dere haben eine hochemp- findliche Haut — so mag es etwas Ähnliches auch bei der Bronchialschleimhaut geben. Mediatoren wie Histamin und Proteasen können in eine hyperreak- tive Schleimhaut leichter eindringen als in eine ge- sunde. Das heißt also ge- netische Infektdisposition oder Angeboren-Sein ver- schiedener Schleimhaut- Typen, wobei zwei bis drei Prozent der Bevölkerung so hochempfindlich sind, daß sie behandelt werden müssen.

Frage: Wie gehen Sie the- rapeutisch vor bei einem Patienten mit bronchialer Hyperreag ib i I ität?

Ulmer: Wenn nichts ande- res vorliegt, setzen wir zu- nächst Cromoglicinsäure ein. Diese Substanz hat keinerlei unerwünschte Wirkung, sie macht auch nicht müde, und es gibt keine Entzugserscheinun- gen. Schlägt diese Thera- pie nicht an, dann kommt eine Kombination eines Beta2-Stimulators mit dem Atropinabkömmling Ipra- tropiumbromid (Bero- dual®) in Frage. Wenn die Patienten dreimal am Tag

oder alle drei Stunden — je nachdem, wie schlimm ih- re Obstruktion ist — diese Kombination inhalieren, dann sind sie deutlich we- niger anfällig und damit geschützt. Ist das nicht ausreichend, dann sollte man ein Nebennierenrin- denhormon, zunächst in- halativ, anbieten; damit kommt noch mal ein ge- wisser Prozentsatz zur Ru- he — zumindest für einige Zeit.

Frage: Sind Sie ein Befür- worter der lokalen Thera- pie am Bronchialsystem?

Ulmer: Es ist nach wie vor so, daß wir inhalativ nur zehn Prozent der oralen Dosis brauchen. Die inha-

lative Therapie hat bei al- len Studien, die wir durch- geführt haben, immer gleich viel gebracht wie die systemische. Wir ha- ben auch inhalativ thera- piert und dann noch zu- sätzlich das Medikament oral gegeben, um zu se- hen, ob das mehr bringt.

Es hat nicht mehr ge- bracht. Auch in Kenntnis des Wirkorts dieser Sub- stanzen müssen wir heute sicher sagen: Die inhalati- ve Therapie ist die Verab-

reichungsart der ersten Wahl! Beta2-Sympathiko- mimetika, oral gegeben, wirken auch relaxierend auf den Dünndarm. Es kann dort zu negativen Wirkungen kommen, die bei inhalativer Gabe nicht auftreten.

Frage: Kann man die Quo- te der Nebenwirkungen ungefähr abschätzen?

Ulmer: Das hängt von der Dosierung ab. Bei der Kombination Fenoterol plus lpratropiumbromid zum Beispiel ist der Pro- zentsatz minimal. Wenn Sie nur ein Beta 2-Sympa- thikominnetikum geben und gleiche Wirkungen ha- ben wollen, liegt die Grö-

ßenordnung bei 20 bis 25 Prozent — die Patienten be- kommen einen leichten Tremor. Wir machen sie schon vorher darauf auf- merksam. Nach unserer Erfahrung sind wir in weni- ger als fünf Prozent der Fäl- le zu Konsequenzen ge- zwungen.

Frage: Sie haben einmal gesagt, daß bei Gabe von Theophyllinen die Patien- ten es auch genießen kön- nen, anfallsfrei zu sein, weil sie die Nacht schlaflos verbringen.

Ulmer: Das ist richtig. Bei oraler Medikation der Theophylline leiden mehr als zehn Prozent der Pa- tienten darunter, daß sie nicht schlafen können. An- dererseits, wenn wir nachts Probleme haben mit der üblichen Medika- tion, das heißt mit Beta t

Synnpathikomimetika und dem Atropinabkömmling, sollte man es schon zu- sätzlich mit Theophyllin versuchen. Einigen Patien- ten geht es so besser — der

Prozentsatz ist aber nicht sehr groß.

Frage: Wie sind die Anti- cholinergika in der Lang- zeittherapie einzuordnen?

Ich denke neben dem Atro- pinabkömmling Ipratropi- umbromid (Atrovent®) auch an das neuerdings als Dosier-Aerosol zur Verfü- gung stehende Oxitropi- umbromid (Ventilat®), wel- che eine länger dauern- de bronchospasmolytische Wirkung entfalten soll.

Ulmer: Die meisten chroni- schen Bronchitiker sind wahrscheinlich mit einem Anticholinergikum genau so gut einstellbar. Wenn es zur Exazerbation kommt, haben wohl die Beta 2-Sym- path i ko m imeti ka bessere Effekte. Man gibt gerne ei- ne Kombination, bei der das Beta 2-Sympathikomi- metikum nur halb dosiert ist, weil man dann eine größere therapeutische

Reserve hat. ❑

Inhalativa sind „erste Wahl"

Interview mit Professor Wolfgang Ulmer, Bochum, zur Therapie obstruktiver Atemwegserkrankungen

Anfälligkeit abhängig von Schleimhaut-„Dicke"

Wie es Menschen mit einer „dicken" Haut gibt, so mag eine ähnliche Konstitution auch zirka neunzig Prozent der Bevölkerung davor bewahren, eine Hy- perreaktivität der Bronchialschleimhaut zu erwer- ben, zehn Prozent aber werden — im Verlauf vieler Infekte und vieler Jahre — bronchial empfindlicher, zwei bis drei Prozent gar hochempfindlich und be- handlungsbedürftig. Diese Arbeitshypothese für ei- nen Teil der obstruktiven Atemwegserkrankungen vertrat Professor Dr. med. W. T. Ulmer, Bochum, im Gespräch mit Dr. med. Ernst Fink, München, wäh- rend des 16. Kolloquiums der Bad Reichenhaller For- schungsanstalt für Krankheiten der Atmungsorgane.

1116 (126) Heft 14 vom 6. April 1984 81. Jahrgang Ausgabe

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