U
m ihr Risiko zu streuen, schlossen sich britische Investoren im 19. Jahr- hundert zusammen und ver- teilten ihre Gelder auf ver- schiedene Wertpapiere. 1868 wurde in Schottland der „For- eign & Colonial Government Trust“ aufgelegt: einer der er- sten Wertpapierfonds.Etwa zeitgleich gab es in den USA nach dem Bürger- krieg einen gewaltigen Fi- nanzbedarf, der Investoren aus Europa hohe Renditen versprach. Mit Investment- fonds sollten die Risiken des Forderungsausfalls reduziert werden. Die Fondsprodukte wurden in Großbritannien immer beliebter.
1894 wurde der erste US- Investmentfonds aufgelegt.
Die große Zeit der US-Invest- mentindustrie kam aber erst nach dem Ersten Weltkrieg, als die europäischen Volkswirt-
schaften finanzielle Mittel für den Wiederaufbau benötig- ten. Bis in die 50er-Jahre hin- ein waren die US-Fonds auf US-Aktien fokussiert. Sir John Templeton legte 1954 mit dem
„Templeton Growth Fund“
einen der ersten weltweit an- legenden Fonds auf. Er inve- stierte vor allem in unterbe- wertete Aktien.
In Deutschland wurden die ersten Fonds 1923 durch den
„Deutschen Kapitalverein“
aufgelegt.Allerdings überlebte dieser den Börsen-Crash 1929 nicht. Damit waren die Deut- schen gebrannte Kinder. Erst 1949 wurde die älteste deut- sche Investmentgesellschaft,
die ADIG GmbH in Mün- chen, gegründet. Es folgten die Gründung der Union-Invest der Privat- und Genossen- schaftsbanken und der DWS als Tochter der Deutschen Bank. Zu Beginn der 80er-Jah- re entdeckten ausländische In- vestmentgesellschaften zuneh- mend den deutschen Markt.
Franklin Templeton ließ 1982 mit dem „Templeton Growth Fund“ den ersten ausländi- schen Fonds zum öffentlichen Vertrieb registrieren.
Mit dem Börsengang der Deutschen Telekom 1996 und der Einrichtung des Bör- sensegmentes „Neuer Markt“
begann der Börsenboom in
Deutschland. Die Fondsan- bieter reagierten auf die stei- gende Nachfrage nach tech- nologieorientierten Titeln mit neuen Fonds, die sich auf be- stimmte Sektoren und Invest- mentthemen konzentrierten.
Anfang 2000 platzte die Bla- se.Vielen Branchenfonds wur- de ihre Spezialisierung auf enge Teilsegmente des Akti- enmarktes zum Verhängnis.
Einige Fonds brachen dabei um bis zu 90 Prozent ein.
Der Einbruch an den Welt- börsen und die folgende Bais- se führten zu einer Skepsis gegenüber Aktien und Invest- mentprodukten. Seit drei Jah- ren gehören deshalb Renten-, Immobilien- und Geldmarkt- fonds zu den gefragtesten Produkten. Beliebt sind auch
„garantierte Geldanlagen“, bei denen zum Zeitpunkt der Fäl- ligkeit das eingesetzte Kapital
gesichert ist. JF
V A R I A
Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 4431. Oktober 2003 AA2899