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I Gesundheitssysteme und Sportorganisationen im gleichen Boot beim Kampf gegen die gefährliche Zeitbombe Bewegungsmangel

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Academic year: 2022

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DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 67. Jahrgang 3/2016 51

EDITORIAL

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KORRESPONDENZADRESSE:

I

mmer wieder werden wir mit erschrecken- den Fakten konfrontiert, welche verheerenden Folgen körperliche Inaktivität hinterlässt. Bewe- gungsmangel kostet jährlich 500 000 Europäern das Leben.

Durch Bewegungsmangel entstehen in Europa jährlich wirtschaftliche Kosten von über 80 Milliar- den Euro! Im Hinblick auf Deutschland waren 2012 ca. 65 000 Todesfälle durch körperliche Inaktivität zu verzeichnen sowie ca. 9,4 Mill. direkte und indi- rekte Gesundheitskosten (3).

Auf der anderen Seite ist in zahlreichen Studien die Bedeutung ausreichender körperlicher Bewe- gung als unverzichtbare Ressource für die Erhaltung und auch Wiedergewinnung von Gesundheit nach- gewiesen worden. Beunruhigen muss daher die Tat- sache, dass das Bewegungsniveau weltweit nicht den gesundheitlichen Erfordernissen entspricht, dass dieses Niveau trotz aller Bemühungen der letzten Jahre eher rückläufig ist. Die von der WHO für einen gesundheitlichen Nutzen empfohlene Mindestakti- vität von 2,5 h pro Woche mit mäßig anstrengender Intensität wird in Deutschland nur von gut einem Fünftel der Bevölkerung erreicht (7).

Der Kampf gegen Bewegungsmangel erfordert sektorenübergreifendes Handeln

Vor diesem Hintergrund ist es erklärlich, dass die Förderung von Bewegungsaktivität auf der gesund- heits- und auch sozialpolitischen Agenda interna- tional und national einen deutlich höheren Stellen- wert bekommen hat. Auf der Europäischen Ebene sind vor allem die „EU-Leitlinien für körperliche Aktivität. Empfohlene politische Maßnahmen zur Unterstützung gesundheitsfördernder körperlicher Betätigung“ (3) und die „Council recommendation on promoting health-enhancing physical activity across sectors“ (5) von ausschlaggebender Bedeu- tung. Handlungsleitend für Deutschland ist in die- ser Hinsicht vor allem der nationale Aktionsplan „In Form – Deutschlands Initiative für gesunde Ernäh- rung und Bewegung“ (4).

In den Bemühungen um eine gesundheitsorien- tierte Bewegungsförderung durch die verschiedens- ten gesellschaftlichen Bereiche (u.a. Bildungssystem, Gesundheitswesen, Sportsystem, Arbeitsumfeld) ist die Erkenntnis gewachsen, dass eine wirksame Um- setzung einer solchen Förderung einer sektorenüber- greifenden Vorgehensweise bedarf. Eine solche wird in den oben genannten Leitlinien und Empfehlungen

auch deutlich eingefordert. Dabei wird immer wieder die zentrale Rolle des Gesundheitswesens und des Sports herausgestellt.

Die Partnerschaft zwischen Gesundheitssystem und Sport ist unterentwickelt

Eine enge Kooperation dieser beiden Bereiche ist jedoch noch weitgehend defizitär. Gründe dafür scheinen in z. T. unterschiedlichen Zielvorstellungen, Normen und auch Vorurteilen zu liegen. Vor allem im medizinischen Gesundheitswesen dominiert die Therapie von Krankheiten, während der Prävention und der Beratung zu einer gesundheitsförderlichen Lebensweise durch Bewegung wenig Raum gege- ben wird. Das Medizinsystem verfolgt qualitätsge- sicherte, evidenzbasierte Interventionen, die man dem Sportsektor so nicht zutraut, nicht zuletzt weil die benötigten Übungsleiter dafür nicht hinreichend qualifiziert seien.

Es ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen, dass das Sportsystem insgesamt über weite Strecken noch dem Wettkampfsport und seinen organisato- rischen Strukturen verpflichtet ist. Allerdings hat sich vor allem seit den 80er Jahren eine Sportszene entwickelt, in der das Gesundheits- und Fitness- motiv im Vordergrund steht. In Deutschland hat sich dabei seit Mitte der 90er Jahre ein besonderer Sektor als „Gesundheitssport“ herausgebildet, dem ein ganzheitliches, salutogenetisches Gesundheits- verständnis zugrunde liegt, wie es von der WHO in der „Charta der 1. Internationalen Konferenz zur Gesundheitsförderung, Ottowa, 1986“ dargelegt wurde und aus dem Qualitätskriterien für Gesund- heitssportangebote abgeleitet wurden (1).

Qualitätsmanagement im Gesundheitssport öffnet die Tür zu besserer Zusammenarbeit

Der Deutsche Turner-Bund (DTB) ist Protagonist eines speziellen, sich dynamisch entwickelnden Gesundheitssportsektors gewesen. Er hat als erster Sportverband – zusammen mit Experten aus den Sport- und Gesundheitswissenschaften – entspre- chende Übungsprogramme entwickelt, Übungsleiter speziell für die Durchführung solcher Programme ausgebildet und mit dem „Pluspunkt Gesundheit.

DTB“ ein Qualitätssiegel für Gesundheitssportpro- gramme geschaffen. Einige Jahre später, im Jahr 2000, hat dann der Deutsche Sportbund auf der Grundlage der gleichen Qualitätskriterien das Dach- siegel „Sport Pro Gesundheit“ entwickelt, mit

Gesundheitssysteme und Sportorganisationen im gleichen Boot beim Kampf gegen die

gefährliche Zeitbombe Bewegungsmangel

Hartmann H

Health Systems and Sports Organisations in the Same Boat in the Fight Against the Dangerous Time Bomb Lack of Exercise

Prof. Dr. Herbert Hartmann Berliner Ring 99 64625 Bensheim

: hartmann-bensheim@t-online.de January 2016

10.5960/dzsm.2016.216 Hartmann H. Gesundheitssysteme und Sportorganisationen im gleichen Boot beim Kampf gegen die gefährliche Zeitbombe Bewegungsmangel. Dtsch Z Sportmed. 2016;

67: 51-52.

Prof. Dr. em.

Herbert Hartmann

ehem. Vize-Präsident, Inter national Sport and Culture Association (ISCA)

March 2016

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EDITORIAL

52 DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 67. Jahrgang 3/2016

Kampf gegen Bewegungsmangel

dem inzwischen mehrere Tausend Gesundheitssportangebote ausgezeichnet sind. Es steht eine Datenbank zur Verfügung, in der alle in der Bundesrepublik derzeit anerkannten Angebote wohnortnah eingesehen werden können (www.sportproge- sundheit.de/de/sport-und-gesundheit/bewegungsangebote-in- ihrer-naehe).

Mit der Anerkennung durch die Bundesärztekammer haben die Gesundheitssport-Qualitätssiegel eine bedeutende Aufwer- tung erfahren. Auch durch die im Rahmen des „Gesundheits- reformgesetzes 2000 der gesetzlichen Krankenversicherungen,

§20 des Sozialgesetzbuches V“ geschaffene Möglichkeit einer finanziellen Unterstützung von Teilnehmern an zertifizierten Gesundheitssport-Kursen, haben die Vereinsangebote eine qua- litative Aufwertung erfahren.

Um der Skepsis des Gesundheitssystems bezüglich mangeln- der Qualität von präventiven Gesundheitsangeboten weiter- reichend zu begegnen, hat der Deutsche Turner-Bund auf der Grundlage eines Forschungsprojektes zur Analyse des Gesund- heitssports in den DTB-Vereinen im Jahre 2002 ein eigenes, mehrdimensionales Qualitätsmanagement-Konzept entwi- ckelt, das vor allem die Entwicklung von qualitätsgesicherten Übungsprogrammen, die spezielle Aus- und Weiterbildung von

Übungsleitern für den Gesundheitsspfluu 2 eS-18.6 (e)-14 o10 -9 (u)-30 (2(r)1 ( )]TJ-0.001 Tw 6 Tw 9 0 0 9 62.362 (07097795 Tm[33)-29.1 (i)1e O5 (n)710.6 (pn)3.6 (t)632.9 (i)528.2 (9)-17.8 (i)1.3 (e)-4.1 nd)-343 (bu)-29.8 (n)-19.9 (u)-7-1.6 (e)-4AÜreits- uKlmuuue stozss910.6 (t)-23.1 nd(c)-6.8 (u)-31t3 (a)lrn

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