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Archiv "Die neue Ganzheitlichkeit" (10.12.1993)

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GLOSSE

Die neue

Ganzheitlichkeit

Ein Gespenst geht um in Euro- pa: die „ganzheitliche Medizin". Ver- sehen mit jenem dekorativen Namen, ist das Phänomen gleichwohl nur schwer faßbar. Jeder hat schon ein- mal davon gehört, was sich aber ge- nau dahinter verbirgt, weiß niemand so recht. Hier schweigen sich die Be- griffsschöpfer aus. Eins scheint auf jeden Fall jedoch festzustehen: Po- tentiell kann jede medizinische Spar- te von der „Neuen Ganzheitlichkeit"

kontaminiert werden.

Zunächst fällt auf, daß es sich — in der Medizin durchaus ungewöhn- lich — um einen deutschen Begriff handelt. Das suggeriert vorweg schon mal Heimeligkeit und Authentizität, fernab von aller partikularistischen Gerätemedizin. Kopfschmerz ist hier noch wirklich Kopfschmerz und nicht etwa ein elektroenzephalographisch nachgewiesenes migränoides Epilep- sieäquivalent. Käme aber jemand auf die Idee, den deutschen Begriff zu gräcisieren, er verlöre in der Tat viel von seinem Stallgeruch, und aus der ganzheitlichen Medizin entstünde so etwas wie eine holistisch totalitäre Medizin — was derzeit wirklich nie- mand will. Oder aber man übersetzt ganzheitlich mit allumfassend, das heißt eine Medizin, die nicht nur das Krankheitssymptom, sondern auch den „ganzen Menschen", ja das ge- samte All im Visier hat. Allumfas- send — catholos: Das ergäbe so etwas wie katholische Medizin. Auch das ist nur schwer vorstellbar, da eine ka- tholisch allumfassende Medizin von einem aufgeklärten Zeitgenossen un- willkürlich — in freier Interpretation der berühmten Kantschen Formel — mit dem Weg in die selbstverschulde- te Unmündigkeit assoziiert würde.

In der Tat scheint gerade hier die Wurzel des Problems zu liegen.

Der schleichende, aber unerbittliche Zerfall sämtlicher wirklich ganzheit- licher Weltkonzepte läßt das Bedürf- nis nach neuen Sinnzusammenhän- gen ins Unermeßliche wachsen.

Seit Hegel — und in seinem Ge- folge Marx — hat sich kein Philosoph

mehr so recht an eine ganzheitliche Weltschau gewagt. Daß das Ganze das Wahre sei, hat zuletzt nur Hegel zu sagen gewagt. Wie in der Spätanti- ke mißtraut man derzeit den allum- fassenden Weltkonzepten — meta- physische Enthaltsamkeit ist ange- sagt. Denn so recht auf der Höhe der Zeit fühlt sich die Philosophie nur mehr, wo sie andeutet, was sie sagen würde, wenn sie überhaupt noch et- was zu sagen bereit wäre — aber dafür ist sie natürlich viel zu reflektiert.

Wie von den großen philosophi- schen Entwürfen der Antike nur mehr kleine Sentenzen zur Lebens- weisheit übrig blieben, so ist unsere postmoderne Welt Tummelplatz von Heilspropheten sämtlicher Couleurs geworden. Die partikularen Trüm- mer preisen sich nun als das an, was das Ganze längst nicht mehr zu bie- ten bereit ist. Adorno glaubte, das philosophische Ganze als das Un- wahre entlarvt zu haben. Wo aber das Ganze seinen integralen Wahr- heitsbegriff verliert, rückt das Parti- kulare in den Vordergrund, wo es sich zur Ganzheitlichkeit aufblähen darf. Das ist die große Zeit der Gu- rus, der Sekten, der Sachbuchauto- ren, der Therapeuten und aller ande- ren mit Prophetengestus auftreten- der Großsynthetisierer, die allesamt ihre diversen Angebote mit dem va- gen Begriff der Ganzheitlichkeit eti- kettieren. Fragen nach Ernährung, nach richtiger Atemtechnik und an- derem dürfen in dieser Situation wie letzte metaphysische Weisheiten ge- handelt werden. Von Nietzsche stammt der bedenkliche Satz, daß die Frage nach der richtigen Ernährung wichtiger sei als sämtliche Metaphy- sik. Die geistige Auflösung, die die Erosion der totalitären Dogmatis- men gebiert, mündet letztlich im Taumel der Beliebigkeit.

Nur: Darf eine seriöse Medizin auf weltanschaulichem Terrain das anpreisen, was die Philosophie selbst auf ihrem ureigensten Gebiet nicht mehr zu geben in der Lage ist?

Dr. med. Peter Klasen, München

THEMEN DER ZEIT

A1-3290 (30) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 49, 10. Dezember 1993

PRAVASIN' COR

Pravasin'Cor, Pravasin'mite, Pravasin° Zusammen- setzung: 1 Tablette enthält: 5mg, 10 mg bzw. 20 mg Pravastatin-Natrium. Anwendungsgebiete: Primäre Hy- percholesterinämie, kombinierte Hypercholesterinämie mit Hypertriglyzeridämie (falls die Hypercholesterinämie im Vordergrund steht), wenn durch Diät mit Einschränkung des Fett- und Cholesterinkonsums bzw.

kalorienarmer Kost und anderen Maßnahmen (z.B.

körperliche Aktivität) keine ausreichende Cho- lesterinsenkung erreicht werden kann. Gegenanzeigen:

Überempfindlichkeit gegen Pravastatin-Natrium; aktive Lebererkrankungen; persistierende, nicht abgeklärte erhöhte Transaminasenwerte; Cholestase, Myopathien, Schwangerschaft, Stillzeit. Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren fehlen Erfahrungen.

Anwendung mit Vorsicht: Bei anamnestisch bekannter Lebererkrankung oder hohem Alkoholkonsum.

Nebenwirkungen: Gelegentlich Transaminasen-Anstieg, CK-Anstieg, Myalgie, Arthralgie, Hautausschlag. Unter Placebo und Pravastatin traten mit annähernd gleicher Häufigkeit auf: Magen-Darm-Beschwerden (Brechreiz, Erbrechen, Durchfall, Verstopfungen, Bauchschmerzen, Blähungen) sowie Infektionen der oberen Atemwege, Schnupfen, Kopfschmerz, Schwindel, Benommenheit, Müdigkeit, Brustschmerz, Herzschmerzen: Selten Juckreiz. In Einzelfällen: Pankreatitis (kausaler Zusammenhang nicht gesichert) sowie Überempfind- lichkeitsreaktionen: z.B. Angioödem, anaphylaktoide Reaktion (Blutdruckabfall), Dermatomyositis. Vor Beginn und während der ersten 12 Monate der Therapie sollten die Transaminasen in Intervallen von 4-6 Wochen, danach in periodischen Abständen kontrolliert werden. Bei Auftreten erhöhter Werte Wiederholung dieser Laborbestimmungen und häufigere Kontrolle. Absetzen, wenn die Trans- aminasen über einige Zeit deutlich erhöht sind, insbesondere wenn sie bis zum 3-fachen der oberen Normgrenze ansteigen und persistieren. Einzelfälle von Hepatitis wurden berichtet. Muskelschmerzen, Empfindlichkeit oder Schwäche der Muskulatur: Bei Auftreten dieser Erscheinungen sollten die CK-Werte im Blut bestimmt werden. Bei deutlich erhöhten CK- Werten (mehr als das 10fache der Normwerte) und/oder einer diagnostizierten Myopathie sollte Pravasin® abgesetzt werden. Sehr selten wurde Rhabdomyolyse mit gestörter Nierenfunktion (als Folge einer Myoglobinurie) beobachtet. Auge: Obwohl keine nachteiligen Wirkungen von Pravastatin auf die Augenlinse des Menschen bekannt sind, sollte vor Behandlungsbeginn und in jährlichen Abständen eine Augenuntersuchung durchgeführt werden.

(Linsentrübung bei Hunden durch verwandten HMG- CoA-Reduktase-Hemmer). Wechselwirkungen: Hinweis:

Bei der Kombination eines verwandten HMG-CoA- Reduktase-Hemmers mit Immunsuppressiva (z.B.

Ciclosporin) sowie mit Erythromycin, Fibraten, Nicotinsäure sind Myopathien aufgetreten. Eine Kombination von Pravastatin mit diesen Substanzen kann daher nicht empfohlen werden. Weitere Informationen s. Fachinformation. Dosierung:

Anfangsdosis 10-20 mg Pravastatin-Natrium 1 x täglich vor dem Zubettgehen; ggf. Anfangsdosis 5 mg in Erwägung ziehen. Dosisanpassung frühestens nach 4 Wochen; Erhaltungsdosis 10-40 mg Pravastatin- Natrium. Packungsgrößen/Preise: Pravasin°Cor (Tabl.

mit je 5 mg Pravastatin-Natrium): Pack. mit 20 Tabl.

DM 28,50; 50 Tabl. (N2) DM 64,80; 100 Tabl. (N3) DM 119,45. Pravasin'tnite (Tabl. mit je 10 mg Pravastatin-Natrium): Pack. mit 20 Tabl. DM 48,89; 50 Tabl (N2) DM 111,08; 100 Tabl. (N3) DM 216,36.

Pravasin° (Tabl. mit je 20 mg Pravastatin-Natrium):

Pack. mit 20 Tabl. DM 70,86; 50 Tabl. (N2) DM 165,81; 100 Tabl. (N3) DM 327,72. Stand: 9/93.

Weitere Einzelheiten enthalten die Fach- und die Gebrauchsinformationen. Squibb-von Heyden GmbH, Volkartstraße 83,

80636 München. iIi SQUIBB-HEYDEN

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