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Archiv "50 Jahre Bücherdörfer: Von Archäologie bis Zoologie" (06.05.2011)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 18

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6. Mai 2011 A 1021 50 JAHRE BÜCHERDÖRFER

Von Archäologie bis Zoologie

Ein Besuch in Mühlbeck-Friedersdorf, dem ältesten Buchdorf Deutschlands

M

ühlbeck sieht aus wie viele andere Dörfer auch. Und doch ist es etwas Besonderes: Der Ort in Sachsen-Anhalt trägt zusam- men mit seiner Partnergemeinde Friedersdorf seit 1997 den Titel:

Deutschlands erstes Buchdorf. Sie- ben Buchläden, Mischungen aus Antiquariat und Büchertrödel, war- ten rund um die kleine Kirche von Mühlbeck auf Kundschaft. Von A bis Z, von Archäologie bis Zoologie, reicht das Spektrum, edle Folianten in abgeschlossenen Glasvitrinen und Groschenhefte, Liebesromane

und Lyrik, Nachschlagewerke und Ratgeber, Comics, Liederbücher mit Noten, Erotik. Auf Literatur rund um Luftfahrtthemen ist Herbert John spezialisiert. Er ist seit einigen Monaten Vorsitzender des Förder- vereins des Buchdorfes und versteht den Titel als Chance auf eine posi - tive Entwicklung des Doppelorts.

Immer noch, muss man hinzufügen, denn Mühlbeck-Friedersdorf hat sich in den 14 Jahren zwar als Buch- dorf etabliert, aber es gibt Probleme.

„Die Zahl der Buchläden ist rück- läufig, eine gewisse Frustration hat sich breitgemacht“, sagt John.

Ursprünglich hatte die Rheinlän- derin Heidi Dehne, die es Mitte der 90er Jahre nach Sachsen-Anhalt verschlug, schnell Mitstreiter für ihre Idee eines Buchdorfes gefun-

den. Auch der Bürgermeister gab grünes Licht. Nach der Wende und der industriellen Neuausrichtung entwickelte sich im Ort bis auf die stetig steigende Arbeitslosigkeit nicht mehr viel. Buchdorf zu wer- den, versprach eine Lösung zu sein.

Vorbild dieser Initiative war das walisische Hay-on-Wye, das 1961 gegründete erste Buchdorf der Welt. Der Erfolg der spleenigen Idee des Oxfordabsolventen Ri- chard Booth, durch den Verkauf alter Bücher für Aufschwung zu sorgen, hatte in den 80er und 90er

Jahren weitere Nachahmer in Euro - pa gefunden. Mühlbeck-Frieders- dorf liegt zwischen zwei Seen, ehe- maligen Braunkohle-Abbaugebie- ten, und am Rand des Naturparks Dübener Heide. Im Ort fühlt man sich als Reisender aber immer noch ein wenig verloren, fehlt es doch an touristischen Dienstleistungen. „Um der Idee des Buchdorfes neues Le- ben einzuverleiben“, blickt John voraus, „müssen wir die Gemein- schaft im Dorf stärken.“ In den letz- ten Jahren sei die Entwicklung in die falsche Richtung gegangen. So sei ein wichtiger Bereich wie die Spezialisierung des Angebots jedes Buchladens weitgehend aufgege- ben worden. „Aber es ist auch viel erreicht worden“, resümiert der Vorsitzende. So sei in alte Geschäf-

te neues Leben eingezogen. „Nach der Wende waren viele der oft rie - sigen Privatbibliotheken aus der DDR aufgelöst worden“, berichtet John mit Blick auf die Anfänge.

Aus Schenkungen rekrutieren sich auch heute noch große Teile des Be- stands, der sich auf circa 500 000 Bände beläuft.

Von einer Bibliothekarin hatten die Gründungsmitglieder Hilfe er- fahren. Heute erscheint Heike Litt- ke die Zukunft weniger rosig als in den Anfängen. In der Alten Schmie- de Mühlbecks betreibt sie ihren

Buchhandel. „Ich glaube nicht, dass es noch lange gut geht.“ Littke be- klagt, dass immer weniger Besu- cher kämen. „Gekauft wird heute über das Internet.“ Natürlich sind auch die Mühlbecker Händler im Netz vertreten, einem Buchdorf aber, das als Ziel für Kulturtouris- ten bekanntwerden möchte, kann diese Entwicklung nicht gefallen.

„Bücher muss man in die Hand neh- men“, weist John derartige Sorgen zurück. Er sehe keine Konkurrenz zwischen dem Inter nethandel und einem Besuch in einem Buchdorf.

Informationen: Mühl beck-Frieders - dorf, Telefon: 03493 950043, www.

buchdorf.com. International Orga- nisation of Booktowns: www.book

town.net ■

Ulrich Traub Das Wappen von

Mühlbeck-Frie- dersdorf in Form eines aufgeklappten Buches am Antiqua - riat „Alte Schmiede“

Antiquar Herbert John ist auf Luft - fahrtthemen spezia - lisiert.

Fotos: Ulrich Traub

K U L T U R

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