herausragende Indikationen: Die Haarzell-Leukämie und die chroni- sche myeloische Leukämie. Interfe- rone greifen in das Wachstum, die Differenzierung und Funktion ver- schiedenster Zellen ein und können dadurch das Immunsystem und die Hämatopoese auf vielfältige Weise beeinflussen.
Professor Dr. Klaus Höffken (Essen) stellte den gegenwärtigen Stand der perioperativen adjuvanten Chemotherapie des Mammakarzi- noms dar. Dieses Thema wurde jah- relang kontrovers behandelt und hat nach anfänglich überschwenglicher Bewertung einer kritischen Beurtei- lung Platz gemacht. So steht zur Zeit die Definition von Risikogruppen im Vordergrund, die die Patientinnen, die von einer solchen Therapie pro- fitieren von denjenigen unterschei- det, für die eine derartige Therapie eine Überbehandlung darstellen würde. Die bisherigen Daten der Weltliteratur erlauben die Feststel- lung, daß etwa ein Viertel der Frau-
en nach Primäroperation eines Mammakarzinoms von einer adju- vanten Systemtherapie profitieren.
Bei axillär metastasierenden Mam- makarzinomen kann die Effizienz ei- ner adjuvanten, kombinierten Che- motherapie in der Prämenopause sowie einer adjuvanten Tamoxi- fen-Therapie (zum Beispiel Tarno- fen®, Tamoxasta®, Tamoxifenratio- pharm®) bei positivem Hormonre- zeptorstatus in der Postmenopause mit Reduktion der Letalität heute als gesichert gelten.
Professor Dr. Rolf Ackermann (Düsseldorf) berichtet über neue Aspekte in der Therapie des Prosta- ta- und des Blasenkarzinoms. Die Kontrolle der Androgensekretion beim fortgeschrittenen Prostatakar- zinom stellt unverändert das thera- peutische Grundprinzip dar. Hier hat sich in der letzten Zeit neben der Orchiektomie und der Östrogen- therapie die Behandlung mit LH- RH-Analoga und Antiandrogenen als nützlich erwiesen. Die Effizienz
aller therapeutischen Maßnahmen ist gleichwertig, so daß letztendlich die therapiebedingte Morbidität bei der Therapiewahl zu berücksichti- gen ist.
Durch die Einführung einer sy- stemischen kombinierten Zytostati- ka-Therapie hat sich das Konzept lo- kal fortgeschrittener oder metasta- sierender Blasenkarzinome geän- dert. Die ermutigenden Tumorrück- bildungen bei bis zu 70 Prozent der behandelten Patienten bedürfen je- doch der Bestätigung Der Platz der Zytostatika-Therapie in der Sequenz der therapeutischen Modalitäten beim Blasenkarzinom ist Gegen- stand laufender Untersuchungen.
Professor Dr. med.
Carl Gottfried Schmidt Direktor der Inneren Klinik und Poliklinik (Tumorforschung) Universitätsklinikum
Westdeutsches Tumorzentrum Hufelandstraße 55
4300 Essen 1
Auslösung und Verhinderung der Nitrattoleranz
Es häufen sich die Anzeichen dafür, daß ein konstanter Nitratplas- mawert zur Nitrattoleranz führt. Die Abschwächung oder sogar der voll- ständige Verlust der antiischämi- schen Wirkung des Nitrates kann durch die Einnahme von dreimal täglich Isosorbid-dinitrat (ISDN) in retardierter Form herbeigeführt werden. Aus diesem Grund unter- suchten die Autoren die Abhängig- keit der Toleranzentwicklung bei unterschiedlichen Dosierungsinter- vallen mit entweder ein- oder zwei- mal täglicher Einnahme. Isosorbid- dinitrat-Tabletten mit Langzeitwir- kung (80 mg) wurden einmal täglich um acht Uhr morgens (Dosierungs- intervall 24 Stunden) oder zweimal täglich um acht Uhr morgens und abends (Dosierungsintervall zwölf Stunden) verabreicht sowie um acht Uhr morgens und 14.00 Uhr (maxi- males Dosierungsintervall 18 Stun- den). Insgesamt 34 Patienten mit an-
giographisch nachgewiesener Koro- nararterienerkrankung, einer Ana- mnese mit stabiler Belastungsangina und einer Belastungs-ST-Strecken- senkung von mindestens 0,15 mV (1,5 mm), die zu Beginn eine Reak- tion auf 80 mg Isosorbid-dinitrat zeigten, wurden in die Studie aufge- nommen. Die antiischämische Wir- kung des ISDN bei Belastungsisch- ämie wurde objektiv am ersten und 15. Tag der Studie durch die Mes- sung der Belastungs-ST-Strecken- senkung vor sowie zwei, sechs und zwölf Stunden nach der Einnahme bestimmt.
Trat beim Dosierungsintervall von 12 Stunden ein konstanter Plas- mawert ein, war die anfangs erzielte günstige antiischämische Wirkung des ISDN nach zwei Behandlungs- wochen beträchtlich abgeschwächt.
Im Gegensatz dazu zeigte die Gabe einmal pro Tag mit abwechselnden Höhen und Tiefen der Nitratplasma- werte am 15. Tag im Vergleich zum 1. Tag eine identische antiischämi- sche Wirkung. Einnahmen um acht Uhr morgens und 14.00 Uhr verhin- derten ebenfalls die Entwicklung der Nitrattoleranz, waren jedoch nach
FÜR SIE REFERIERT
zwölf Stunden mit einer etwas deut- licheren antiischämischen Wirkung verbunden als mit der einmaligen Einnahme pro Tag.
Die Autoren kommen somit zu der Schlußfolgerung, daß zur Ver- hinderung der Nitrattoleranz einmal am Tag ein „nitratarmes" Intervall erforderlich ist. Der beste Kompro- miß zwischen einer maximal mög- lichen antiischämien Wirkung und einer Verhinderung der Toleranz- entwicklung wird in der „exzentri- schen" Dosierungsfolge mit eine Einnahme am Morgen und am frü- hen Nachmittag gesehen. Lng
Silber, S. et al: Induction and Circumven- tion of Nitrate Tolerance Applying Diffe- rent Dosage Intervals, The American Journal of Medicine, Vol. 82 (1987) 860-870
Dr. Sigmund Silber, University of Alaba- ma at Birmingham, Division of Cardiovas- cular Disease, Department of Medicine, University Station, Birmingham, Alabama 35294, U.S.A.
A-1128 (68) Dt. Ärztebl. 85, Heft 16, 21. April 1988