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Archiv "Hessen: Netz der „Herzzentren“ wird dichter" (27.10.1988)

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Chirurgische Behandlungsfehler:

Analyse von 496 Fällen

Im Zeitraum 1977 bis 1986 stan- den bei der Gutachterkommission für ärztliche Haftpflichtfragen bei der Ärztekammer Westfalen-Lippe 3945 Anträgen 2211 Bescheide ge- genüber. Im Vergleich zum Jahre 1978 haben sich die Anträge mehr als verdoppelt (317 im Jahr 1978, 650 im Jahr 1986). Bei den 2211 Be- scheiden wurde in 494 Fällen (22,3 Prozent) ein schuldhafter Behand- lungsfehler anerkannt. Unter den 993 Bescheiden der Jahre 1981 bis 1984 waren die operativen Fachge- biete mit 731 (73,6 Prozent) betrof- fen. Mit knapp 40 Prozent aller Be- scheide lag die Chirurgie weit an der Spitze, mit 53,6 Prozent war die Chirurgie unter den operativen Fachgebieten vertreten. Gynäkolo- gie (etwa 17 Prozent) und Orthopä- die (etwa 8 Prozent) folgten.

Schädigung nicht festgestellt wer- den. In 19,3 Prozent war die Frage des Dauerschadens zum Zeitpunkt der Gutachtenerstattung bzw. Be- scheiderteilung nicht beurteilbar.

Der Vorwurf mangelnder Auf- klärung wurde - mit wenigen Aus- nahmen- kombiniert mit dem Vor- wurf der Falschbehandlung. In 4,5 Prozent der "Chirurgie-Bescheide"

wurde der Aufklärungsmangel be- stätigt, nur in drei Einzelfällen wur- de der Aufklärungsmangel ohne An- erkennung schuldhafter Falschbe- handlung testiert.

Unter den Teilgebieten steht die Unfallchirurgie bei weitem an erster Stelle. In 22,7 Prozent ist die Trau- matologie in allen Bescheiden ent- halten, in 31 Prozent bei den opera- tiven Fächern und in 57 Prozent in der Chirurgie.

121 der 492 chirurgischen Be- scheide (24,6 Prozent) wurden zu-

gunsten der rechtsuchenden Patien- ten erteilt.

~ Dies bedeutet, daß praktisch in jedem vierten Fall die Einwände der Patienten zu Recht bestanden.

Diese Entscheidungsrate liegt damit deutlich höher als die vor Gerichten, wo etwa in 20 Prozent der Fälle zu- gunsten des Patienten entschieden wird.

Die Tätigkeit der Gutachter- kommissionen als Schlichtungsorgan wird übereinstimmend begrüßt. Die- ses wichtige Instrument dient jedoch auch der Qualitätssicherung ärzt- lichen Handeins und der Qualitäts- kontrolle durch die Öffentlichkeit.

Aus dem dargelegten Zahlenmate- rial sowie aus weitergehenden Ana- lysen können Erkenntnisse zur wei- teren Qualitätsverbesserung gewon- nen werden; eine für Patienten und Ärzte gewinnbringende Umsetzung in die Aus-, Weiter- und Fortbildung ist wünschenswert.

Dr. med. Axel Ekkernkamp Prof. Dr. med. Gert Muhr 4630 Bochum

Von den 492 Bescheiden auf chirurgischem Fachgebiet der Jahre 1979 bis 1984 waren 55,7 Prozent der Antragsteller männlich. Das Durch- schnittsalter lag zwischen 39,7 und 43,7 Jahren. Unter den Berufen der Antragsteller beziehungsweise Be- troffenen lag der Schwerpunkt in der Gruppe der Angestellten und Beam- ten (20,9 Prozent), gefolgt von Hausfrauen (17,5 Prozent) und Ar- beitern (15,9 Prozent).

Hessen: Netz der "Herzzentren" wird dichter

Unter den Vorwürfen gegen Chirurgen wurde in 22,6 Prozent der Fälle eine unzureichende chirurgi- sche Diagnostik angeprangert, in wenigen Fällen jedoch nur isoliert.

In 92,5 Prozent der erteilten Be- scheide war die chirurgische Thera- pie Anlaß des Behandlungsvorwur- fes. In der Chirurgie waren es in 65,9 Prozent Vorwürfe fehlerhafter ope- rativer Maßnahmen und in 28,7 Pro- zent Fehler bei konservativer Thera- pie. Indikationsfehler fanden sich praktisch nie.

Die Bescheide wurden darauf- hin untersucht, ob überhaupt ein Gesundheitsschaden testiert werden konnte. Dieses war in 93,7 Prozent der Fälle zu bejahen. In 59,1 Pro- zent . der ausgewerteten Bescheide resultierte ein Dauerschaden, in 21,6 Prozent konnte eine dauerhafte

In den letzten Jahren sind nach zähen Verhandlungen, beeinflußt durch Standortrivalitäten, die herz- chirurgischen Operationskapazitä- ten in Hessen weiter ausgebaut wor- den. Waren noch vor einigen Jahren die vom Sozialministerium geneh- migten herzchirurgischen Einrich- tungen auf die beiden Universitäts- kliniken Gießen und Frankfurt und auf Bad Nauheim (Kerckhoff-Kli- nik) begrenzt, so nahm die Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirur- gie der Städtischen Kliniken Fulda 1987 - nach einigen Startverzöge- rungen und Reibereien mit dem da- mals noch sozialdemokratisch gelei- teten Sozialministerium - das herz- chirurgische Operationsprogramm auf. Am 29. August 1988 wurde im Fuldaer , ,Herzzentrum'' die zehnte Herztransplantation erfolgreich durchgeführt.

Das Klinikum in Fulda erhielt nun am 1. August 1988 aus Wiesba- den einen unbefristeten "uneinge- schränkten'' herzchirurgischen Ver- A-2964 (24) Dt. Ärztebl. 85, Heft 43, 27. Oktober 1988

sorgungsauftrag. Die Abteilung ist darauf ausgelegt, jährlich mehr als 700 Operationen am offenen Herzen durchzuführen. Auf eine Herztrans- plantation warten in Fulda zur Zeit zehn Patienten.

"Grünes Licht" zum Auf-

und Ausbau eines weiteren herzchir- urgischen Zentrums gab die hessi- sche Landesregierung mit Kabinetts- beschluß vom 19. Juli 1988 auch für das im Januar 1974 eröffnete Herz- und Kreislaufzentrum in Rotenburg an der Fulda (nördlich von Bebra). In seinem Genehmigungsbescheid hat der Hessische Sozialminister dem privaten Klinikträger - einer GmbH & Co. KG mit rund 800 Kommanditisten, darunter zahlrei- che Ärzte - mitgeteilt, daß die Fi- nanzierung der mit der Einrichtung herzchirurgischer Behandlungsmög- lichkeiten verbundenen baulichen Veränderungen (in Rotenburg ist die Errichtung von vier Operations- sälen, einer Intensivstation und ei- nes Pflegebereichs mit 30 Spezial-

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„Die Eruption steht kurz bevor"

Pflegenotstände in den Krankenhäusern beklagt

betten geplant) in eigener Verant- wortung des Klinikträgers ohne In- anspruchnahme von öffentlichen Krankenhausfinanzierungsmitteln zu erfolgen hat. Nach Angaben des Klinikträgers soll der Routine-Ope- rationsbetrieb spätestens im Juni 1989 aufgenommen werden. Das In- vestitionsvolumen wird mit 45 Mil- lionen DM veranschlagt.

Gestiegene

Behandlungsfrequenz

Seit Inbetriebnahme des Fach- krankenhauses und des Rehabilita- tionszentrums im Jahr 1974 sind in Rotenburg mehr als 90 000 Patien- ten behandelt worden. 1987 wurden im Fachkrankenhaus rund 2500 und im Rehabilitationszentrum 5500 Pa- tienten versorgt. Mehr als 60 Pro- zent der Patienten kommen aus Bundesländern außerhalb Hessens und aus dem benachbarten Ausland.

Dies unterstreicht seine überregio- nale Bedeutung — auch im Hinblick auf den weiter notwendigen Abbau der Wartezeiten (in Hessen: durch- schnittlich 2 bis 6 Monate!).

Rotenburg plant in der Endaus- baustufe rund 1000 Operationen am offenen Herzen pro Jahr. Eine Kal- kulation der Sonderentgelte sei noch nicht möglich, so die Klinikleitung, doch kalkuliere man alternativ ein Angebot von Sonderentgelt gemäß

§ 6 BPf1V und separatem Tagespfle- gesatz und ein „Verbundpaket" aus Sonderentgelt und Pflegesatz. Zur Zeit (Mitte 1988) betragen die Son- derentgelte für herzchirurgische Operationen in Hessen zwischen 14 000 und 18 000 DM (ohne pau- schalen Pflegesatz in Höhe von 300 DM pro Tag in Universitätskli- niken).

Mit der Integration einer herz- chirurgischen Abteilung in den Kli- nikverbund ist das Herz-Kreislauf- Zentrum in Rotenburg an der Fulda das zweite Herzchirurgiezentrum in privater Trägerschaft in der Bundes-

republik Deutschland und das erste Zentrum, das Kardiologisches Fach- krankenhaus, Herz- und Gefäßchir- urgie und Rehabilitation in drei inte- grierten Fachbereichen und -klini- ken zusammenfaßt. HC

In einer Art Konzertierter Ak- tion haben sich jetzt 19 Verbände des Gesundheitswesens unter der Führung der Deutschen Angestell- ten-Gewerkschaft (DAG) und des Marburger Bundes (MB) für eine sofortige Beseitigung gravierender Pflegenotstände an vielen bundes- deutschen Kliniken ausgesprochen.

Sprecher des 7. Berufspolitischen Symposiums äußerten dabei Anfang Oktober in Hannover die Befürch- tung, daß mit der am 1. April näch- sten Jahres im öffentlichen Dienst eintretenden Arbeitszeitverkürzung die schon seit Jahren erkannten Mißstände im pflegerischen Bereich in eine Katastrophe münden, wenn dort nicht „unverzüglich" die erfor- derlichen Arbeitsplätze besetzt wür- den. Nach Auffassung der beteilig- ten Verbände müßten auf Grund der neuen Arbeitszeitregelung neben dem bisher schon ermittelten Zu- satzbedarf von 60 000 Pflegekräften weitere 20 000 Krankenschwestern und Pfleger eingestellt werden, um die zusätzliche Arbeitsbelastung auf- fangen zu können. Die Sprecher der Organisationen bezeichneten es als eine Zumutung, daß Krankenkassen und Krankenhausgesellschaften im- mer noch längst veraltete Anhalts- zahlen aus dem Jahr 1969 für die Personalschlüssel der 80er Jahre zu- grunde legten, obwohl damit eine ordnungsgemäße Patientenversor- gung nicht mehr zu gewährleisten sei. In einigen Regionen habe das bereits zu echten Pflegenotständen und nicht selten zu einer vollständi- gen Schließung ganzer Kranken- hausabteilungen geführt.

In einer „Resolution zur Ar- beitssituation in den Krankenhäu- sern" sprach sich die Konferenz da- für aus, zur Durchsetzung ihrer For- derungen auch vor dem Einsatz ei- nes „eskalationsfähigen" Katalogs von Kampfmaßnahmen nicht zu- rückzuschrecken, die — unterhalb der Streikebene — zum Erfolg führen sollen. Die von den Krankenkassen- verbänden geforderte „Optimierung krankenhausinterner Betriebsabläu- fe" sei als Problemlösungsansatz

völlig indiskutabel. Wer so argu- mentiere, offenbare allenfalls man- gelnde Sachkunde.

Unter Verweis auf die aktuelle Diskussion um die Gesundheitsre- form hoben die Teilnehmer des Symposiums drei Essentials hervor:

1> Nach wie vor ist menschliche Zuwendung wesentliche Vorausset- zung für eine wirkungsvolle Kran- kenbehandlung. Nur eine ausrei- chende Zahl entsprechend qualifi- zierter Fachkräfte stellen Güte und Leistungsfähigkeit der stationären Versorgung sicher. Die Forderung nach mehr Wirtschaftlichkeit im Krankenhaus darf nicht zur „Spar- samkeit ohne Rücksicht auf Verlu- ste" ausarten.

> Bei der Absicht der Bundes- regierung, die Eignung eines Kran- kenhauses zur Behandlung auch nach der Höhe der Pflegesätze beur- teilen zu lassen, bleibt die unter- schiedliche Leistungsstruktur der Krankenhäuser unberücksichtigt.

1> Pflegesatzverhandlungen müssen die besondere Leistungs- struktur eines Krankenhauses und den damit verbundenen Bedarf an Fachpersonal beachten. Medizini- scher Fortschritt bei veränderten Krankheitsbildern ist nicht zum Nulltarif zu haben.

Dr. Frank Ulrich Montgomery, 2. Vorsitzender des Marburger Bun- des (Bundesverband), erinnerte die Krankenkassenverbände daran, daß die Arbeitsbelastung für Ärzte und Pflegepersonal im Krankenhaus in den letzten Jahren erheblich zuge- nommen habe. Der „enorme" Pro- duktivitätszuwachs in diesem Be- reich sei jedoch mit „eingefrore- nen" Personalbeständen erzielt wor- den, was „naturgemäß" zu erheb- lichen Krankenständen bei den Mit- arbeitern geführt habe, die mit bun- desdurchschnittlich 22 Prozent so kraß wie in kaum einem anderen Produktions- oder Dienstleistungs- sektor aufträten. Nach Angaben Montgomerys verbleiben Kranken- hauspflegekräfte ohnehin durch- schnittlich nur fünf Jahre im Be- ruf. DÄ-N Dt. Ärztebl. 85, Heft 43, 27. Oktober 1988 (27) A-2965

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