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Archiv "Präventive Maßnahmen für allergiegefährdete Kinder" (04.07.1997)

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A-1880

M E D I Z I N ZUR FORTBILDUNG

(48) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 27, 4. Juli 1997 reitungen chinesischer Heilkräuter

erhebliche Toxizität bis hin zu Todes- fällen. Verschiedene Chargen wiesen Beimengungen von Toxinen wie Schwermetallen auf oder wurden mit westlichen Medikamenten wie poten- ten Glukokortikosteroiden versetzt (2). Diese Erfahrungen zeigen das Po- tential und die Gefahren der Phyto- therapie auf, deren Produkte keines- falls als harmlose Naturstoffe anzuse- hen sind. In der rationalen Medizin sind ohnehin Pflanzenprodukte seit Jahrhunderten im Einsatz (Digitalis), in der Dermatologie beispielsweise Psoralene in Kombination mit UVA (PUVA).

Stellenwert anderer alternativ- medizinischer Heilmethoden Akupunktur kann mit gewissem Erfolg bei Heuschnupfen, vasomoto- rischer Rhinopathie, Migräne und Asthma eingesetzt werden, bei Neu- rodermitis hingegen wurden bislang keine Erfolge beschrieben. Andere Verfahren, wie beispielsweise die Bio- resonanztherapie, Eigenharn- und Ei- genblutbehandlungen, Darmeinläufe, welche besonders von Naturheilern und Selbsthilfegruppen angepriesen werden, sind abzulehnen, ebenfalls die Sanierung einer vermeintlichen Candidainfektion, weil sie offensicht- lich auf Unwissenschaftlichkeit basie- ren und ihre therapeutischen Erfolge rein zufälliger Natur sind (15).

Prophylaxe des atopischen Ekzems

Die Prophylaxe des atopischen Ekzems kann in verschiedenen Le- bensaltern ansetzen (13). In der Prä- natalphase kann mütterliches Rau- chen das Risiko kindlicher Allergien erhöhen. In der Säuglingsphase wird mindestens sechsmonatiges Stillen empfohlen, vor allem in Kombination mit hypoallergener Ernährung der stillenden Mutter (14). Im Kleinkin- desalter führt Passivrauchen ebenfalls zu einem erhöhten Risiko allergischer Erkrankungen. In diesem Lebensalter kann auch die Meidung von Allerge- nen wie Hausstaubmilben, Tierhaa- ren sinnvoll sein. Bei Jugendlichen sollte schließlich adäquate Berufsbe-

ratung das Risiko des atopischen Ek- zems mindern. Die Prophylaxe atopi- scher Erkrankungen gehört zum ganz- heitlichen Konzept der Behandlung des atopischen Ekzems (Textkasten).

Schlußfolgerungen

Die vorliegende Übersicht zeigt, daß basierend auf der komplexen Pa- thophysiologie des atopischen Ekzems, nur ein integriertes Therapiekonzept allen Facetten der Krankheit erfolgver- sprechend gerecht werden kann und daß eine individualisierte thera- peutische Strategie die besten Erfolgs- aussichten bietet. Demgegenüber berücksichtigen simplistische, mono- man auf einen pathophysiologischen Faktor fixierte und starre Therapie- schemata nicht die multifaktorielle Auslösung der Krankheit und sind

somit insuffizient und inadäquat.

Die Polarisierung zwischen der Schulmedizin, die organorientiert und chemisch aus- gerichtet sei, so- wie der ganzheit- lichen und natur- heilkundlich aus- gerichteten alter- nativen Medizin wird am Beispiel des atopischen Ekzems ad absur- dum geführt. Es wird gezeigt, daß die Schulmedizin sich sehr wohl integrierter ganz- heitlicher Thera- piekonzepte un- ter Verwendung

„natürlicher“

Therapeutika be- dient, allerdings ohne ideologische Überhöhung. So bleibt von der Dichotomie zwi- schen der alter- nativen und der Schulmedizin le- diglich der Ge- gensatz zwischen rationaler, wissen- schaftlich begründeter und irrationaler, auf Aberglauben und Scharlatanerie basierender Medizin.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärztebl 1997; 94: A-1874–1880 [Heft 27]

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordern über die Verfasser.

Anschrift für die Verfasser

Prof. Dr. med. Thomas Ruzicka Direktor der Hautklinik der Heinrich-Heine-Universität Moorenstraße 5

40225 Düsseldorf

Herrn Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. Otto Braun-Falco zum 75. Geburtstag gewidmet.

Präventive Maßnahmen für allergiegefährdete Kinder I. Während der Schwangerschaft

– Elimination von Haustieren

– Einleitung von Hausstaubmilben-Sanierungs- maßnahmen

– Abstinenz vom Rauchen

– Eventuell hypoallergene Diät von seiten der Mutter II. Neugeborenenperiode

– Stillen (cave „Nachtflasche“!) – Keine Fremdeiweiße

– Diätetische Vorsichtsmaßnahmen bei der stillen- den Mutter (kein Kuhmilchkonsum, keine Eier, Fisch, Erdnüsse)

III. Säuglingsperiode

– Vollständiges Stillen bis sechs Monate – Keine solide Nahrungsgabe

– Keine zusätzliche Gabe von Säuglingsnahrung auf Kuhmilch- oder Soja-Basis (außer holländische Anfangsnahrung* [H.A.])

– Keine Rauchexposition – Keine Haustierexposition

Alternative künstliche Ernährung allergiegefährdeter Neugeborener und Säuglinge, falls Stillen nicht möglich oder unvollständig

– Trotzdem anlegen: Im Kolostrum hohe Konzentration von spezifischen IgA-Antikörpern

– Pasteurisierte Frauenmilch

– Tee mit 10 bis 25 Prozent Maltodextrine – Hypoallergene Nahrung

* beispielsweise:

Beba H. A., Nestlé (früher Nidina H. A.) Adapta H. A., Milupa (früher APTAMIL) Humana H. A., Galactina/Wander

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