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as deutsche Bildungssy- stem erhielt im Vergleich mit anderen OECD- Staaten beim PISA-Test vor fünf Jahren keine guten No- ten. Die Ergebnisse rüttelten Bildungspolitiker der Bun- desländer wach, und es wurde mit der Suche nach Auswegen begonnen. Nach einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (DIW) in Köln, in Kooperation mit der Initiative Neue Soziale Marktwirt- schaft, zeigen sich nun die er- sten Entwicklungstendenzen der Reformen in der Bil- dungspolitik.Die Studie vergleicht in den 16 Bundesländern die einzel- nen Stufen des Bildungssy- stems. Untersucht wurde bei- spielsweise, welches Land die meisten Kinderbetreuungs- plätze stellt (Platz eins:Thürin- gen), wo die meisten Lehrer zur Verfügung stehen (Thürin- gen), wo es die meisten Schulabbrecher gibt (Sachsen- Anhalt), welches Land die meisten Ausbildungsstellen hat (Bremen), welche Länder die höchsten Hochschulabsolven- tenquoten haben (Platz eins:
Berlin) oder wo Studenten am besten betreut werden (Saar- land).
Die spezifischen Stärken und Schwächen der Bundes- länder werden in dem so ge- nannten Bildungsmonitor des DIW in einem Punktesystem zusammenfasst. Untersucht wurde die Frage, welche Regi- on Deutschlands die besten Voraussetzungen dafür bietet, Kinder vom Kindergarten bis zum Studium umfassend zu fördern, und damit die Voraus- setzung für künftiges Wirt- schaftswachstum schafft. Bil- dungssieger ist mit 63 von 100 möglichen Punkten Baden- Württemberg, dicht gefolgt
von Bayern. Baden-Württem- berg profitiert vor allem von seinem sehr guten Berufsbil- dungssystem, das besonders viele junge Menschen zu ei- nem Abschluss führt und ih- nen zudem eine noch höhere Qualifikation leicht macht.
Bayern hat den zweiten Platz vor allem der Leistung seiner Schüler zu verdanken – bei den jüngsten PISA-Tests lagen sie im internationalen Ver- gleich weit vorn.Auf Platz drei und vier folgen Sachsen und Thüringen. Die ostdeutschen Länder konnten mit einer gu- ten Betreuung in Kindergar- ten und Grundschule aufwar- ten. Auch lagen sie im PISA- Test mit im Spitzenfeld. Sach- sen und Thüringen hatten auch den höchsten Anteil an Hoch- schulabsolventen mit einem Abschluss in Ingenieurswis- senschaften.
Einige Bundesländer haben im Vergleich zu 2004, als das IDW bereits ein Bildungsran- king aufgestellt hatte, stark aufgeholt. Dies gilt unter ande- rem für Berlin, das im jüngsten PISA-Test das beste Ergebnis der Stadtstaaten erreichte.
Deutlich aufgeholt hat auch Bremen, wo jetzt beispielswei- se mehr Grund- und Berufs- schüler Fremdsprachenunter- richt erhalten als 2004. Dies zeigt nach Ansicht der Auto- ren der Studie, dass das Ziel ih- res Bildungsrankings – die auf den hinteren Rängen platzier- ten Länder zu größerer An- strengung in der Bildungspoli- tik zu ermutigen – erreicht werden kann. Petra Bühring
Die Studie kann als 30-seitige-Broschü- re zum Preis von 7,80 Euro angefordert werden: Deutscher Instituts-Verlag, Gu- stav-Heinemann-Ufer 84–88, 50968 Köln, Telefon: 02 21/4 98 14 52, Inter- net:www.divkoeln.de.
Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 26⏐⏐30. Juni 2006 AA1843
Bildungssysteme der Bundesländer
Mut zu Reformen stärken
Das Institut der Deutschen Wirtschaft vergleicht vom Kindergarten bis zum Studium die Qualität der Bildungssysteme der Länder.
V A R I A