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Betablocker (Timolol) senkt Herz-Reinfarkt-Rate
Ob die Verabreichung von ß-Biok- kern nach Herzinfarkt die Reinfarkt- rate (sekundäre Prävention) senkt, war bisher umstritten.
Die meisten der durchgeführten Stu- dien zeigten keine überzeugenden Ergebnisse, mit Ausnahme der Prac- toloi-Studie. Dieser ß-Biocker wurde jedoch wegen seiner Nebenwirkun- gen aus dem Handel gezogen.
Besondere Beachtung verdienen deshalb die jetzt vorgelegten Ergeb- nisse der Norwegian Multicenter Study Group.
ln dieser multizentrisch, doppelblind und randomisiert durchgeführten Studie wurde die Wirkung von Timo- lol (nicht-kardioselektiver ß-Biocker ohne sympathomimetische Eigen- wirkung; in der Bundesrepublik Deutschland als Temserin® im Han- del) mit Placebo bei Patienten nach überstandenem Myokardinfarkt ver- glichen.
1884 Patienten nahmen an der Stu- die teil. 945 Patienten erhielten Ti- molo! (10 mg, 2mal täglich) und 939 Patienten entsprechende Placebos.
Die beiden Patientengruppen unter- schieden sich nicht in den klinisch relevanten Daten. Die Tablettenein- nahme begann zwischen dem 7. und dem 28. Tag nach lnfarktereignis;
die Patienten wurden zwischen 12 und 33 Monate (im Mittel17 Monate) durch regelmäßige klinische Unter- suchungen beobachtet.
Die Ergebnisse sind beeindruckend:
..,.. ln der Timoloi-Gruppe wurden 83 herzbedingte Todesfälle gezählt, in der Placebogruppe hingegen 142 Todesfälle. Diese starke Reduzie- rung resultiert vor allem aus der Gruppe des plötzlichen Herztodes (95 in der Placebogruppe gegenüber 47 in derTimoloi-Gruppe,
p < 0,001). Dabei muß allerdings be-
achtet werden, daß in dieser Studie der plötzliche Herztod, neben dem plötzlichen Tod ohne Symptome, als
Tod innerhalb von 24 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome defi- niert wurde.
..,.. Die kumulative Todesrate für den plötzlichen Herztod nach 33 Mona- ten lag für die Placebogruppe bei 13,9 Prozent und für die Timoloi- Gruppe bei 7,7 Prozent, was einer Reduktion um 44,6 Prozent
(p < 0,0001) entspricht.
..,.. Auch die Zahl der überlebten Reinfarkte konnte durch Timolol si- gnifikant gesenkt werden; 141 Rein- farkte in der Placebogruppe gegen- über 88 in der Timoloi-Gruppe (p < 0,001).
..,.. Die kumulative Reinfarktrate nach 33 Monaten lag bei 20,1 Prozent in der Placebogruppe gegenüber 14,4 Prozent in der Timoloi-Gruppe, was einer Senkung von 28,4 Prozent
(p < 0,0006) entspricht.
Folgende Nebenwirkungen traten statistisch gehäuft auf und zwangen zum Absetzen der Therapie:
..,.. Bradykardie (unter 40 Schlä- ge/min, 37 Patienten) und Hypotonie (26 Patienten) bei den Timoloi- Patienten,
..,.. Arrhythmien (38 Patienten), die eine spezifische Therapie erforder- ten, bei den Placebopatienten;
..,.. zusätzlich fanden sich in der Ti- moloi-Gruppe häufig Klagen über kalte Hände und Füße, Müdigkeit, Atemschwierigkeiten (Bronchialob- struktion) und bronchitisehe oder pneumonische Beschwerden, die je- doch kein Absetzen des Präparates notwendig machten .
Folgende 4 Punkte verdienen noch besondere Beachtung:
0
Es trat kein Fall von retroperito- nealer Fibrose oder okulokutanem Syndrom auf (gefürchtete Nebenwir- kung von Practolol).f) Timolol zeigte die gleiche günsti- ge Wirkung auch bei Patienten mit Hinterwandinfarkt (dies war in der Practoloi-Studie nicht der Fall) und 2236 Heft 47 vom 19. November 1981 DEUTSCHES ARZTEBLATT
8
bei Patienten über 65 Jahren (in der Alprenoloi-Studie waren die Un- terschiede in dieser Altersgruppe nur minimal) .0
Nach Absetzen von Timolol wurde kein gehäuftes Auftreten von Angina pectoris und Reinfarkten beobach- tet (dies wurde besonders von Pro- pranolol berichtet).Aus der Studie folgt, daß Timolol, als Langzeittherapeutikum verabreicht, die Rate an letalen und überlebten Reinfarkten nach Herzinfarkt signifi- kant senken kann.
Ferner zeigt sich, daß bei genauer Beachtung der Kontraindikationen die Nebenwirkungen längst nicht das gefürchtete Ausmaß annehmen und sich meist ohne Absetzen des Präparates beherrschen lassen.
Inwieweit sich diese Ergebnisse auf andere ß-Biocker übertragen lassen, muß noch untersucht werden. Cme
Timolol-induced reduction in mortality and reinfarction in patients surviving acute myo- cardial infarction. The Norwegian Multicenter Study Group, N. Eng I. J. Med. 304 (1981) 801-807
