SPEKTRUM LESERBRIEFE
stellung von Komponenten, durch und haben darüber vielfältig berichtet (Deut- sches Ärzteblatt, Heft 44/
1993).
Gleichermaßen aus Sicht des Wissenschaftlers als auch des „Frontkämpfers" ist den Ausführungen des Kollegen Dr. Hopf nur, wärmstens bei- zupflichten.
Die Beziehungen des Fa- ches Transfusionsmedizin zur Eigenblutspende sind von be- sonderer Art: Sie wurde zu- erst verschlafen, dann baga- tellisiert, stets aber erbittert bekämpft. Daran ändern die vielfältigen Lippenbekennt- nisse einzelner nichts.
Inzwischen ist die Strate- gie der Verweigerung und Verzögerung umgeschlagen.
Über offensichtliche Quer- verbindungen zwischen Poli- tik und Transfusions-Lobby (siehe auch Jachertz N:
„Schwere Schuld"; DÄ, Heft 46/1994) wird nun zum Gene- ralschlag gegen die Eigen- blutherstellung nicht transfu- sionsmedizinischer Proveni- enz (der überragende Anteil) ausgeholt.
Nachdem das Fach Trans- fusionsmedizin bis heute keinerlei auf valide Daten ge- stützte Aussagen zu den ver- schiedenen Aspekten der autologen Transfusion vorle- gen konnte, zieht man sich (Leserbrief Dr. R. Moog) auf juristische Aspekte, nament- lich Paragraph 2 Absatz 1 AMG sowie Paragraph 13 AMG, zurück, Regularien, welche bei ihrer Entstehung die speziellen Besonderhei- ten der Eigenblutspende nicht im Auge haben konn- ten. Es wird die Sicherung der adäquaten Qualität herge- stellter Eigenblutprodukte somit exklusiv durch jenes Fachgebiet beansprucht, wel- ches in den eigenen Reihen kriminelle Schlampereien im Umgang mit HIV-kontami- nierten Blutkonserven, mit le- bensgefährlich aktivierten Gerinnungspräparaten (PPSB) und sekundär infizierten ho- mologen (Universität Düssel- dorf) und autologen (Univer- sität Münster) Blutkonserven zu beklagen hat.
Dabei vermissen wir je- den Hinweis auf konkrete Unzuträglichkeiten, die sich aus der bisherigen Praxis er- geben haben; vielmehr gibt es derzeit nicht die mindesten Anhaltspunkte dafür, daß die Herstellung der Eigenblut- konserven durch anästhesio- logische Abteilungen mit ei- nem höheren Risiko verbun- den wäre als die Herstellung durch transfusionsmedizini- sche Einrichtungen.
Die Forderung nach einer Überwachung der Qualität von Eigenblutprodukten und ebenso die Festlegung reali- stischer Mindestanforderun- gen sind ausdrücklich zu be- grüßen.
Das Fach Transfusions- medizin aber wäre gut bera- ten, die Herstellung von Blut- konserven nicht allen Ernstes als Buch mit sieben Siegeln zu suggerieren und kompli- zierte administrative Abläufe zu verlangen. Es ist für den durchschnittlichen Anästhe- sisten problemlos, den Krite- rien für diese mittlere Intelli- genzleistung zu genügen, wo- durch langfristig eine unge- wollte Konkurrenzsituation entstehen könnte (siehe auch J. W. von Goethe: Der Zau- berlehrling).
Prof. Dr. B. von Bormann, St. Johannes-Hospital, Kli- nik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, An der Abtei 7-11, 47166 Duisburg
Schmerzpatienten
Zu dem Spektrum/Akut-Beitrag in Heft 47/1994 „Schmerztherapie- Vereinbarung: Vergütung für Nieder- gelassene" von Ingeborg Bördlein:
Unterversorgt?
... Worauf beruhen ei- gentlich Behauptungen über Millionen angeblich schmerz- therapeutisch unterversorg- ter Patienten, wie werden sie statistisch signifikant belegt?
Als Orthopäde beispiels- weise behandle ich fast aus- schließlich Schmerzpatien- ten, und das sicherlich wie tausende anderer Kollegen auch mit gutem Erfolg und
zur Zufriedenheit der Schmerzpatienten...
Dr. med. Ekhard Wölbert, An der Halde 11, 87487 Er- mengerst
Krebs
Zu dem Beitrag „Zehn Jahre For- schungsförderung: Unkonventionelle Methoden der Krebsbekämpfung"
von Priv.-Doz. Dr. med. Peter F. Mat- thiessen, Dr. rer. nat. Jörg Teichert et al. in Heft 48/1994:
Absichten klarer erkennen lassen
Es besteht sicherlich Ei- nigkeit im Berufsstand, daß neue, gegen Tumore wirksa- me Therapien entwickelt werden müssen. Das allge- meingültige Qualitätskriteri- um dabei ist die Wirksamkeit der Therapie am Patienten.
Vollkommen unwichtig ist, ob der Ansatz konventionel- ler oder unkonventioneller Natur ist. Nur eine wirksame Therapie erfüllt den von den Autoren erhobenen An- spruch der „Krebsbekämp- fung".
Bisher konnten wir leider noch keine Erfolge „unkon- ventioneller" Therapieansät- ze vermerken, was von den Autoren nicht bestritten wird. Es wird jedoch der Ein- druck erweckt, als würde in dem vorliegenden Aufsatz ein Konsens verlassen, der zum Wohle der Patienten eta- bliert wurde:
Klinische Erprobungen sind nur dann gerechtfertigt, wenn zu erwarten ist, daß die Therapie dem Patienten nut- zen kann, bei einem mög- lichst geringen Risiko. Es darf nicht der Glaube an eine Therapie zur klinischen Prü- fung führen, sondern nur in geeigneten Modellen gewon- nene Erkenntnisse. Zu sol- chen Erkenntnissen gelangt die Medizin durch in vitro oder in vivo (Tierversuche) durchgeführte Experimente.
Es steht zu hoffen, daß vom BMFT dieser Weg auch bei der Förderung „unkonven- tioneller" Ansätze nicht ver- lassen wird.
In der präklinischen For- schung gibt es außer ethi- schen Richtlinien bei Tier- versuchen und Restriktionen auf dem Gebiet der Gentech- nologie keinerlei Beschrän- kungen für die Entwicklung wirksamer Substanzen gegen Tumoren.
Unklar bleibt, was an den von den Autoren angeführ- ten Arbeitsgebieten als „un- konventionell" zu betrach- ten ist: eine Trennung der Misteln (Misteltherapie) vom übrigen Pflanzenbereich (Phytotherapeutika) ist na- turwissenschaftlich nicht nachvollziehbar. Eine Viel- zahl heute verwendeter Arz- neimittel wurde aus Pflanzen isoliert und klinisch nutzbar gemacht. Kein „Tumorfor- scher" wird behaupten, daß bereits alle als Arzneimittel verwertbaren Substanzen aus der Pflanzenwelt bekannt sind. Daß die hier angespro- chenen Lektine Zell-Zell- interaktionen beeinflussen können, hat bereits vor Jah- ren Eingang in Lehrbücher der Naturwissenschaften ge- funden. Dort finden wir auch das Wissen, daß Nacktmäuse auf Grund ihrer Biologie als völlig ungeeignet gelten müs- sen, den Einfluß von Substan- zen auf das Immunsystem zu untersuchen, da Nacktmäuse eines Teils ihres Immunsy- stems beraubt sind, von dem wir wissen, daß es in einigen Modellen für die Tumorab- wehr verantwortlich ist.
Tierexperimentell konnte vor Jahren gezeigt werden, daß eine induzierte Hyper- thermie das Wachstum ver- schiedener Tumore behin- dern kann. Daraufhin wur- den konventionelle klinische Studien durchgeführt und werden derzeit auch in Deutschland wieder durchge- führt. Unverständlich ist, den potentiellen Nutzen von „Or- ganextrakten" anzuführen, ohne auf das Risiko einer Übertragung von BSE vom Tier zum Menschen einzuge- hen. Natürlich kann auch in Organextrakten nach zu- nächst in vitro wirksamen Substanzen (zum Beispiel Zytokinen) gesucht werden.
A-238 (8) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 5, 3. Februar 1995
SPEKTRUM LESERBRIEFE/BÜCHER
Dies wäre jedoch ein überaus konventioneller Ansatz.
Bevor es zu einer An- näherung „konventioneller und unkonventioneller Tu- morforscher" kommen kann, sollten die unkonventionel- len ihre Absichten klarer als in diesem Aufsatz erkennen lassen. Sonst wird sich wohl keine gemeinsame Diskussi- on ergeben können.
Heiko Maacke, Abendroths- weg 58, 20251 Hamburg
Irreführend
In ihrer informativen Übersicht zu den For- schungsaktivitäten des vom BMFT finanzierten Förde- rungsschwerpunktes „Un- konventionelle Methoden der Krebsbekämpfung" be- schreiben die Autoren auch Projekte, die sich mit der Mi- steltherapie beschäftigen. In diesem Zusammenhang, auch Bezug auf unsere Ar- beiten nehmend, treffen die Autoren mit Formulierungen wie „spezifische Wirksamkeit der Misteltherapie" bezie- hungsweise „Effizienz der Misteltherapie" eine irre- führend positive und sachlich nicht zu rechtfertigende Wortwahl. Wie wir ausführ- lich in einer kürzlich erschie- nenen Übersicht dargestellt
Weiter diskutieren Es ist sehr erfreulich, daß bei der . . . weitgefächerten Themenauswahl überhaupt in einer der in Deutschland zugänglichsten Zeitschriften im medizinischen Bereich über die alternative Krebs- therapie berichtet wird. Ich meine, es ist wichtig, daß man über die Kriterien der Wir- kung, hier von Mistelextrak- ten, in Form von allgemein chemisch-medizinischen Be- griffen diskutiert. Es wäre nützlich, alle interessierten Ärzte aufzurufen, die Beob- achtungen auf diesem Gebiet mitzuteilen, um davon profi- tieren zu können. Vielleicht läßt sich noch die präoperati- ve Applikation von Mistel- präparaten aufnehmen.. .
haben (Heft 36/1994), zählt die wissenschaftlich fundierte Medizin die Misteltherapie zu den unkonventionellen Methoden mit unbewiesener Wirksamkeit. Unsere natur- wissenschaftliche Forschung widmet sich der Frage, ob biochemisch definierte In- haltsstoffe der Mistel über- haupt klinisch prüfbare Ef- fekte reproduzierbar auslö- sen können. Die Ausarbei- tung der dafür notwendigen analytischen Voraussetzun- gen und der Dosierungsricht- linien für das galaktosidspezi- fische Lektin (VAA) ermög- licht die unvoreingenomme- ne Bewertung des Stellen- wertes der wirkstoffbezoge- nen Mistelanwendung durch sorgfältige, nach anerkann- ten Kriterien durchgeführte klinische Studien. Einstufen- de Stellungnahmen zum jetzi- gen Zeitpunkt und eine rück- blickende Bezugnahme auf Anwendung von Extrakten ohne Deklaration von In- haltsstoffgehalten sind zwei- fellos wissenschaftlich unge- rechtfertigt.
Prof. Dr. Hans-Joachim Ga- bius, Dr. med. Sigrun Gabius, Institut für Physiologische Chemie, Tierärztliche Fakul- tät, Ludwig-Maximilians- Unhrersität, Veterinärstraße 13, 80539 München
Vermutlich ist es nicht bahn- brechend, aber erforderlich, die Modifikation der Schmerz- empfindung der Krebspatien- ten, die mit Mistelpräparaten behandelt wurden, zu unter- suchen. Sogar die Medikation von Analgetika ist bei den mit Mistelpräparaten behandel- ten Patienten weitaus gerin- ger als bei operierten. Auch der algometrische Test mit Druckausübung auf den Un- terschenkel fiel zu Gunsten der „Mistelpatienten" aus.
Vielleicht gibt es noch ei- ne unerforschte, aber für das gemeinsame Phänomen ver- antwortliche Substanz (Ver- bindung), die die Immun- und Schmerzmodulation durch Mistel auslöst.
Peter W. Gorski, Bahnstr. 1, 46535 Dinslaken
Neueingänge
Christian Lilje: Klinische
„ethics consultation" in den USA. Hintergründe, Denk- stile und Praxis, Medizin in Recht und Ethik, Band 31, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1995, VIII, 263 Sei- ten, kartoniert, 39,80 DM
Tilo Henseler, Jürgen Kreusch, Irene Tausch (Hrsg.): Dermatologischer Diagnosenkatalog, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1994, XIII, 152 Seiten, kartoniert, 58 DM
J. Hasford, A. H. Staib (Hrsg.): Arzneiprüfungen und Good Clinical Practice.
Planung, Durchführung und Qualitätssicherung, MMV Medizin Verlag, München, 1994, 272 Seiten, kartoniert, 78 DM
Frank Hinman: Atlas uro- logischer Operationen, Her- ausgeber der deutschen Aus- gabe: Herbert Rübben, Jens E. Altwein, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1994, XXXII, 1124 Seiten, 1760 Abbildungen, gebunden, 498 DM
Achim A. Schmaltz, Hel- mut Singer (Hrsg.): Herzope- rierte Kinder und Jugendli- che. Ein Leitfaden zur Lang- zeitbetreuung in Klinik und Praxis, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stutt- gart, 1994, XII, 363 Seiten, 163 Abbildungen, davon 7 vierfarbig, 100 Tabellen, ge- bunden, 148 DM
Dieter Adam, Karl Tho- ma: Antibiotika. Neuere Wirkstoffe und Darrei- chungsformen, Wissenschaft- liche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 1994, 162 Seiten, 44 Abbildungen, 9 Tabellen, kartoniert, 38 DM
R. A. Hope et al.: Oxford Handbuch der Klinischen Medizin, 4., erweiterte und vollständig überarbeitete Auflage, Verlag Hans Huber, Bern/Göttingen u.a., 1994, 1332 Seiten, 78 DM
M. Alexander, C.-J. Est- ler, E Legier: Antibiotika und Chemotherapeutika. Bakte- riologische Grundlagen, Pharmakologie und thera-
peutischer Einsatz antibakte- riell wirksamer Arzneistoffe, 2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stutt- gart, 1995, 269 Seiten, 55 Ab- bildungen, 59 Tabellen, kar- toniert, 48 DM
Klaus Norpoth, Hans- Joachim Woitowitz: Beruf- lich verursachte Tumoren, Grundlagen der Entschei- dung zur BK-Verdachtsan- zeige, Deutscher Ärzte-Ver- lag, Köln, 1994, 44 Seiten, 19,80 DM
Michael Scheininger, Karl Theisen (Hrsg.): Vorhofflim- mern, Grundlagen, Diagno- stik, Therapie, Dr. Dietrich Steinkopff Verlag, Darm- stadt, 1994, 91 Seiten, 42 DM Wolfgang Willms (Dr.
med.): Verformungen der Seele, Neurose, Angst, Seeli- sches Leid, Eine Seelenkun- de für jedermann, Verlag Mainz, Süsterfeldstraße 83, 52072 Aachen, 1994, 288 Sei- ten, 29,80 DM
Werner Roth, Lothar J.
Seiwert, Hardy Wagner (Hrsg.): Zeitmanagement- Methoden auf dem Prüf- stand. Management mit Zeit- planbuch, PC und PDA, 3., überarbeitete und aktuali- sierte Auflage, Gabal Verlag, Bremen, und Verlag Werner Roth, Springe, 1994, 229 Sei- ten, kartoniert, 35 DM
Eckhard Schiffer: Warum Hieronymus B. keine Hexe verbrannte. Möglichkeiten und Motive gegen Gewalt bei Kindern und Jugendlichen, Beltz Quadriga Verlag, Wein- heim, Berlin, 1994, 254 Sei- ten, 29,80 DM
Lori Schiller mit Amanda Bennett: Wahnsinn im Kopf.
Mein Weg durch die Hölle der Schizophrenie, Aus dem Amerikanischen von Karin Miedler und Christine Neu- gebauer, Gustav Lübbe Ver- lag, Bergisch Gladbach, 1994, 400 Seiten, gebunden, 38 DM Peter Schiwy: Deutsches Arztrecht. Sammlung des ge- samten Medizinalrechts des Bundes und der Länder.
Kommentar, 17. Ergänzungs- lieferung, Stand: 1. Oktober 1994, Verlag R. S. Schulz, Starnberg, 1994, Loseblatt- ausgabe, 58 DM
A-240 (10) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 5, 3. Februar 1995