Aufteilung der Drittmittel für die Hochschulen 1990 nach Mittelgebern in Millionen DM
DFG: 1087,3 Mill. DM
(36,7 %) Bund: 847,4 Mill. DM (28,6 %)
Länder: 127,7 Mill. DM (4,3 %)
Wirtschaft und Verbände:
433,4 Mill. DM (14,6 %)
Sonstige öffentli. Mittelgeber:
186,8 Mill. DM (6,1 %) (einschl. Internat. Organisationen)
Stiftungen u. Fördergesellschaften:
282,7 Mill.DM (9,5 %) POLITIK
Der Wissenschaftsrat hat in sei- ner jüngsten Sitzung die Gründung einer Medizinischen Fakultät an der Technischen Universität (TU) Dres- den empfohlen. Dafür soll die bisher selbständige Medizinische Akademie Dresden aufgelöst werden.
Prof. Dr. Gerhard Neuweiler be- zeichnete diese Entwicklung als „aus- gesprochene Erfolgsstory". Der Vor- sitzende des Wissenschaftsrates erin- nerte daran, daß sein Gremium im September 1991 eine Weiterführung der Medizinischen Akademie nicht empfohlen hatte. Damals war man der Auffassung, daß das Leistungs- profil in vielen Bereichen nicht dem einer Medizinischen Hochschule ent- spreche. Der Rat hatte andererseits zwei Universitätsklinika für die fünf Millionen Einwohner Sachsens als angemessen angesehen.
Der Freistaat kündigte damals an, an der Technischen Universität eine Medizinische Fakultät zu grün- den und voll auszubauen. Für diesen Fall hatte der Wissenschaftsrat etli- che Voraussetzungen genannt. „In erstaunlichem Tempo" hätten eine Gründungskommission sowie andere Gremien Vorstellungen zur künfti- gen Struktur einer medizinischen Fa- kultät und zu Forschungsschwer- punkten entwickelt, lobte Prof. Neu- weiler. Wesentliche Empfehlungen des Wissenschaftsrates seien berück- sichtigt worden. Als Beispiele nannte er den Aufbau einer Vorklinik, die deutliche Reduktion der Planbetten- zahl sowie die Auflösung der zentra- len Poliklinik. Außerdem habe der Freistaat Sachsen jährlich circa 200 Millionen DM für Investitionen in die Hochschulmedizin in Leipzig und Dresden vorgesehen.
An der TU sollen im Studienjahr 1993/1994 zunächst 70 Anfänger mit dem vorklinischen Studium begin- nen. Später sollen es 150 Humanme- diziner werden. Dazu sollen 60 Zahnmediziner kommen. Nach Mei-
KURZBERICHTE
nung des Wissenschaftsrates gibt es
„erheblichen Spielraum" für Beru- fungen an die zukünftige Fakultät.
Denn von ursprünglich etwa 120 an der Medizinischen Akademie be- schäftigten Hochschullehrern seien bisher nur 18 zu Professoren neuen Rechts berufen worden.
Der Wissenschaftsrat empfahl nun auch, die beiden Forschungs- schwerpunkte „Lungenfibrose" und
„Arteriosklerose-Risiko" auszubau- en. Hierfür seien bereits beachtliche Drittmittel eingeworben worden. An- gesichts der geplanten niedrigen Stu- dentenzahlen und der Reformkon- zepte urteilte Neuweiler: „Ein häßli- ches Entlein ist auf dem besten Weg, ein Schwan zu werden."
Drittmittel:
Humanmedizin vorn
Die Drittmittel der Hochschulen waren ebenfalls Thema der jüngsten Sitzung. Der Wissenschaftsrat prä- sentierte eine Studie, in der die Ent- wicklung der Drittmittel zwischen
1970 und 1990 untersucht wird. Da- bei wurden sowohl Daten der Mittel- geber als auch Angaben der Hoch- schulfinanzstatistik verwendet. Da- nach wurden den Hochschulen im
Jahr 1990 insgesamt drei Milliarden DM als Drittmittel zur Verfügung gestellt. Nach der Definition des Wissenschaftsrates fallen darunter Gelder, die zur Förderung von For- schung und Entwicklung sowie des wissenschaftlichen Nachwuchses zu- sätzlich zum regulären Hochschul- haushalt von öffentlichen oder priva- ten Stellen eingeworben werden. Der Umfang von Drittmitteln ist häufig ein Kriterium der wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit.
Die höchsten Anteile verzeich- nete 1990 die Humanmedizin: Laut Hochschulstatistik erhielt sie etwa 31 Prozent der Drittmittel. Sowohl im Bereich der klinisch-praktischen als auch der klinisch-theoretischen Hu- manmedizin seien erheblich mehr
Gelder eingeworben worden als zu- vor, berichtete Prof. Dr. Neuweiler.
1980 waren die Ingenieurwissen- schaften noch Spitzenreiter.
Interessant ist auch, daß die Hochschulen immer mehr Drittmittel verwenden: Betrug das Verhältnis Grundmittel zu Drittmittel 1980 noch 6:1, so lag es 1990 bereits bei 4,5 : 1. Dabei haben Drittmittelzahlun- gen von überregionalen Förderungs- organisationen eher unterdurch- schnittlich zugenommen, während die Zuwendungen des Bundes und der Länder erheblicher stiegen. Prof.
Dr. Gerhard Neuweiler freute sich über dieses Ergebnis nur begrenzt:
Zahlungen des Bundes und der Län- der schwankten im Lauf der Jahre stärker als Drittmittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Deren Aus- gabensteigerung sei aber zuletzt eher gering ausgefallen. th
Empfehlung des Wissenschaftsrates
Medizinische Fakultät an der TU Dresden
Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 22, 4. Juni 1993 (13) A1-1637