Für die Erstellung eines „Krebsatlas Nordrhein-Westfalen" wurden Bea- te Pesch und Ulrich Halekoh in Düs- seldorf mit dem Leo-Brandt-Preis ausgezeichnet. Beide arbeiten am Medizinischen Institut für Umwelt- hygiene an der dortigen Universität.
Dritte Preisträgerin ist Dr. Wei Li. Sie hat eine sensitive Nachweismethode zur Bestimmung von Dioxin-Rezep- toren entwickelt. Li arbeitet zur Zeit in Toronto. Alle Preisträger erhalten 5 000 DM. Die Auszeichnung wurde zum zweiten Mal von der Gesell- schaft der Freunde und Förderer der Umweltmedizin verliehen. Neben der Auslobung des Preises unter- stützt sie Diplomanden und Dokto-
randen, die interessante Forschungsergebnisse vorweisen können, denen jedoch Geld für Kongreßreisen fehlt. Drittes Ziel ist es, Stipendien am Düsseldorfer Insti- tut oder auswärtigen Forschungseinrichtungen zu gewähren. Der Krebsatlas wur- de im Auftrag des Ministers für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW erstellt.
Dafür wurden die Daten der Todesursachenstatistik seit 1970 systematisch ausge- wertet. Pesch und Halekoh betonten, daß sich die Sterblichkeit an Krebs seit 1970 kaum verändert habe. Für einzelne Erkrankungsarten zeigten sich jedoch Verän- derungen. Stark ansteigend sind danach Lungenkrebs bei Frauen und bösartige Neubildungen im Mund- und Rachenbereich bei Männern. th ein-Westfalen
• 1TIK NACHRICHTEN
Aus Bund und Ländern
Krankenkassen müssen Kodein als
Drogenersatz bezahlen
KASSEL. Die gesetzli- chen Krankenkassen müssen unter bestimmten Vorausset- zungen kodeinhaltige Dro- gen-Ersatzmedikamente be- zahlen. Das hat das Bundes- sozialgericht (BSG) in Kassel entschieden. Zur Begrün- dung erklärten die Richter, zu den Aufgaben der Kranken- kassen zähle auch die „Ver- hütung, Verschlimmerung und Linderung" von Krank- heiten. (Az.: 1 RK 17/94 und andere)
Nach Schätzung erhalten bundesweit 20 000 bis 40 000 Drogenabhängige kodeinhal- tige Ersatzpräparate, insbe- sondere Remedacen. Die Krankenkassen weigerten sich bislang, die Kosten von meist 600 bis 700 DM monat- lich zu übernehmen, weil die Behandlung nicht zu einer Heilung führe. Dem wider- sprach nun das oberste Sozial- gericht. Wenn Kodeinpräpa- rate das Leiden der Drogen- kranken linderten, könnten sie auch von den Krankenkas- sen bezahlt werden. Voraus- setzung sei eine ärztliche Kontrolle der Behandlung.
„Fernziel" müsse dabei die völlige Freiheit von Drogen und Ersatzstoffen sein.
Ohne Erfolg verwiesen die Kassen auf das Metha- donprogramm, in das nach Angaben der gegnerischen Anwälte allerdings nur zehn Prozent der bundesweit 120 000 Abhängigen von har- ten Drogen aufgenommen werden können. Das Sozial- gericht würdigte zudem häufige Methadon-Unver- träglichkeiten. Wortmann
Vertrag über Pflegehonorare
KÖLN. Die Pflegekassen und der Landesverband Frei- er Ambulanter Krankenpfle- ge in Nordrhein-Westfalen haben sich über die Bezah-
lung ambulanter Pflegelei- stungen nach dem neuen Pflegeversicherungsgesetz geeinigt. Der Vertrag sieht einzelne Leistungen sowie Leistungspakete vor. Die morgendliche Grundpflege eines Bettlägerigen — dazu gehören Ganzwaschung, Ver- sorgung der Ausscheidung und körpergerechte Lage- rung — kostet beispielsweise 36,40 DM, die Zubereitung einer warmen Mahlzeit 10,50 DM.
Dem Landesverband ge- hören 200 Pflege-Einrich- tungen an. Keine Einigung über die Vergütung gibt es bislang zwischen Freien Wohlfahrtsverbänden und Pflegekassen. EB
Allergie-
Informationsdienst nahm Arbeit auf
INZELL. In Zusammen- arbeit mit der Giftnotruf- Zentrale der Technischen Universität München wurde vor kurzem ein Allergie-In- formationsdienst (AID) an der Sanitas Alpenklinik in In- zell eingerichtet. Er soll Ärz-
ten in Klinik und Praxis, Be- rufsgenossenschaften, Be- hörden, aber auch Patienten aktuelle wissenschaftliche In- formationen liefern. Das Pro- jekt wird von der Barmer Er- satzkasse unterstützt.
Seit Juli steht ein erster Schwerpunkt der Datenbank der Öffentlichkeit zur Verfü- gung. Es handelt sich dabei um Informationen zu Arznei- mittel-Unverträglichkeitsre- aktionen der Haut. Fragen zum Thema kann man telefo- nisch (0 86 65/98 83-60) oder per Fax (98 83-99) an den AID richten. Buslau
Ombudsmann für Schleswig-Holstein
BAD SEGEBERG. Noch in diesem Jahr, spätestens aber 1996 soll auf Beschluß der Ärztekammer ein Om- budsmann für Patienten in Schleswig-Holstein zur Ver- fügung stehen. Er wird als Vermittler auftreten, wenn Patienten mit ihrem Arzt un- zufrieden sind oder sich über Mißstände in Einrichtungen des Gesundheitswesens be- klagen.
Wie die Ärztekammer Schleswig-Holstein mitteilt, soll für diese Aufgabe eine allgemein anerkannte Per- sönlichkeit des öffentlichen Lebens gefunden werden.
Die Kosten für diese ehren- amtliche und unabhängige Tätigkeit werden von der Ärztekammer getragen. EB
Jugendliche Diabetiker verdrängen Probleme
BONN. Bei Kindern und Jugendlichen, die an Diabetes erkrankt sind, fördern die ein- schneidenden Reglementie- rungen der täglichen Lebens- führung (Blutzuckerkontrol- le, Injektionen und strenge Diät) auf der psychodynami- schen Ebene Passivität und angesichts von Schwierigkei- ten die Neigung zum Rück- zug. Selbst die Einschätzung des Familienklimas durch die Jugendlichen hängt häufig von der Stoffwechseleinstel- lung der Patienten ab. Die Einschränkungen, mit denen die Jugendlichen leben müs- sen, werden von ihnen aber streng verleugnet. Die Betrof- fenen sind sehr bemüht, eine
„Fassade der Normalität"
aufrechtzuerhalten.
Dies wurde in einer Längsschnittstudie von Inge Seiffge-Krenke und Mitar- beitern vom Psychologischen Institut der Universität Bonn an jeweils hundert zucker- kranken und gesunden Ju- gendlichen zwischen 12 und 16 Jahren und deren Familien ermittelt. IW
DÄ-Sammlung abzugeben
KÖLN. Seit 1972 hat der Kölner Arzt Dr. med. Ernst Novy fast alle Jahrgänge des Deutschen Ärzteblattes auf- bewahrt. Wegen eines Woh- nungswechsels muß er diese Sammlung jetzt aufgeben. Er bittet Ärzte, die sich für die gesammelten Ausgaben inter- essieren, sich mit ihm in Ver- bindung zu setzen: Höhrer- weg 8, 51105 Köln, Tel 02 21/
83 39 48. Kli Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 30, 28. Juli 1995 (21) A-2051