THEMEN DER ZEIT AUFSÄTZE / BERICHTE
Erfindung
Jedes Kind erlebt seine Schulzeit anders. Über eines sind sich die mei- sten jedoch einig, zumindest in der Grundschule: Der Ranzen ist zu schwer. Hefte, Stifte, Lesebuch, Atlas, Sportbeutel — es ist enorm, was viele Kinder täglich zur Schule mitnehmen müssen. Dadurch belasten sie ihren Rücken häufig falsch und schaden ih- rer Gesundheit.
Das fand auch Dr. Nickolai Dani- elian (39), dessen Zwillingstöchter re- gelmäßig über die Last auf ihren Schultern klagten. Der Naturwissen- schaftler aus Armenien, der mit seiner Familie seit drei Jahren in Kerpen bei Köln lebt, tüftelte seinen beiden Mädchen zuliebe so lange herum, bis er eine Lösung fand: Einen Schulran- zen auf Rollen, der jedoch ebenso gut auf dem Rücken oder über der Schul- ter getragen werden kann.
Auf den ersten Blick ähnelt die Konstruktion den ziehbaren Ein- kaufstaschen. Im Gegensatz dazu soll- te der Ranzen jedoch ebenso gut zu tragen sein, befand Danielian. Dafür darf der Griff zum Rollen den Kin- dern aber nicht in den Rücken piek- sen, weswegen er ihn auf der Obersei- te des Ranzens angebracht hat.
Außerdem muß er leicht zu verstauen sein, damit die Kinder ihre Schulta- sche schnell aufsetzen können, zum Beispiel, wenn es im Bus eng wird.
Suche nach einem Hersteller
Danielian hat aber noch weiter gedacht: Der Ranzen kann trotz Rol- len gut stehen und wird an der Unter- seite nicht allzu schmutzig. Außerdem schleifen die Träger nicht am Boden, wenn man ihn zieht, sondern werden am oberen Teil festgeklettet.
Inzwischen ist Danielian mit sei- nem rollenden Ranzen zufrieden — und seine Töchter ebenso. Bei ihren ersten Touren damit waren sie „die
Sensation", wie der Vater stolz er- zählt. Klassenkameraden und Eltern interessierten sich für den Zusatz.
Deswegen bemüht er sich auch, seine Entwicklung zu verbreiten. Als erstes meldete er seine Konstruktion als Gebrauchsmuster beim Patentamt in München an. Dann suchte er einen
Rosanna Danielian mit dem rollenden Ranzen, den ihr Vater entwickelt hat. Foto: privat Hersteller. Eine Firma, bei der der Ranzenzusatz in Serie gehen könnte, ist jedoch schwer zu finden. Einige Unternehmer würden den rollenden Ranzen zwar gern produzieren. In Se- rie soll er aber erst dann gehen, wenn genügend Bestellungen des Handels vorliegen. Der jedoch kann gar nicht ordern, weil Einkäufer die Entwick- lung Danielians noch nie gesehen ha- ben.
Die Herstellerfirmen zögern außerdem, weil sie der Auffassung sind, daß nur wenige Kinder einen rollbaren Ranzen benötigen. Danieli- an sieht das anders: Bisher sei er mit seinem Unikat stets auf großes Inter- esse bei Eltern und Kindern gestoßen.
„Solche Ranzen muß es geben", sagt er mit Nachdruck, „sie dienen doch Häuser mit einem derartigen Versor-
gungsmodell feststellen.
Zusammenfassend ist festzustel- len, daß zwar eine Vielzahl der Akut- krankenhäuser heute über einen nu- klearmedizinischen Funktionsbe- reich verfügt, dieser jedoch insbeson- dere in den größeren Krankenhäu- sern einer Erweiterung und Ver- selbständigung bedarf, damit eine op- timale Versorgung entsprechend dem Stand von Wissenschaft und Technik durch einschlägig weitergebildete Ärzte gewährleistet ist. Bei kleineren Krankenhäusern mit ausschließlich diagnostischen Leistungen werden neue Kooperationsformen der Kran- kenhäuser untereinander oder mit niedergelassenen Fachärzten künftig bestimmend sein. Wir sehen in den strukturellen Veränderungen, die durch die neue Gesetzeslage einen zunehmenden Wettbewerb der Klini- ken hervorrufen, die Chance für eine Verselbständigung nuklearmedizini- scher Einrichtungen, da unter zuneh- mendem Kostendruck die Kranken- hausträger sich vermehrt auf die Pfle- ge ihrer Spezialangebote konzentrie- ren müssen.
Der Spezialisierungsprozeß wird dabei zwangsläufig mit einem Qua- litätszuwachs in ärztlicher Behand- lung und Pflege einhergehen. Im Ver- gleich mit anderen Fächern zählt die nuklearmedizinische Therapie zu den Gebieten mit dem höchsten relativen Versorgungsdefizit. Unter diesem Gesichtspunkt kann insbesondere in Krankenhäusern mit einem bereits vorhandenen Therapieangebot nur die Verselbständigung dieses Fachbe- reichs im Sinne der Bundespflege- satzverordnung '95 empfohlen wer- den.
Anschrift der Verfasser:
Prof. Dr. med.
Hans-Jürgen Biersack Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin
der Universität Bonn Sigmund-Freud-Straße 25 53127 Bonn
Prof. Dr. med. Jochen Dressler Nuklearmedizinische Klinik Henriettenstiftung
Marienstraße 80 30171 Hannover
Ein Ranzen auf Rollen soll Kinder entlasten
Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 6, 10. Februar 1995 (33) A-347
Beispielhaft für das Thema Vorsorgeuntersuchungen: Teststreifen für die
Diabetes-Früherkennung. Foto: Archiv
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der Gesundheit unserer Kinder!"
Notfalls will er selbst den Zusatz für Schüler bauen, die schon Rückenbe- schwerden haben.
Gelobt wird seine Entwicklung von der AOK Rheinland in Hürth bei Köln. Eines ihrer Programme zur Ge- sundheitsförderung betrifft Kinder und Jugendliche: die Aktion „Schul- ranzen-TÜV". Mit Broschüren und Wiegeaktionen sollen Eltern und Lehrer darauf aufmerksam gemacht werden, daß fast alle Kinder im Grundschulalter in Deutschland zu schwere Ranzen tragen. Dies ist ein Grund für Haltungsschwächen und -schäden bei Kindern. Diplomsport- lehrer Klaus Pelster von der AOK fin- det den rollenden Ranzen von Dr.
Danielian gut und wünscht, mehr
Zahlreiche Untersuchungen in Deutschland haben gezeigt, daß be- züglich der Qualität der Durch- führung und Dokumentation der bei Diabetikern jährlich notwendigen Untersuchungen zur Früherkennung von Folgeschäden des Diabetes er- hebliche Mängel bestehen. Es gibt keinen Zweifel, daß Fol- geschäden des Diabetes an Augen, Nerven und Nieren verhindert oder wenigstens rechtzeitig erkannt werden müssen. In allen drei Fällen ist eine rechtzeitige Therapie be- stimmter Folgeschäden er- folgreich und kann Amputa- tionen, Erblindungen und vollständiges Nierenversagen in erheblichem Maße verhin- dern. In der von maßgeben- den Gesundheitsbehörden be- fürworteten Deklaration von St. Vinzente wurden derartige Forderungen erhoben, ohne daß bisher von einem durch- schlagenden Erfolg dieser Bemühungen gesprochen werden kann.
BERICHTE
Kinder könnten ihn nutzen. Auch von ärztlicher Seite hat Danielian erste Unterstützung erhalten.
Als seine Tochter wegen einer Erkrankung im Dürener St. Marien- Hospital behandelt wurde, lernte er Dr. med. Karl-Josef Eßer kennen, den Chefarzt der dortigen Kinderklinik.
„Die Idee ist schon bestechend", lobt Eßer die Entwicklung. Er würde dem Erfinder deshalb gern helfen, über- legt aber genau wie die Verantwortli- chen bei der AOK noch, wie das am besten anzustellen wäre. Für ihn ist je- denfalls klar „Der Nutzen des rollba- ren Schulranzens für die Kinder ist eindeutig." Sabine D auth Wer Kontakt zu Dr. Nickolai Danielian auf- nehmen möchte: Maastrichter Straße 1/101, 50171 Kerpen
Annähernd vier Millionen Dia- betiker in Deutschland benötigen ein- mal jährlich eine Untersuchung zur Früherkennung von Folgeschäden des Diabetes mellitus. Rund zehn Pro- zent der von Internisten und Allge- meinärzten betreuten Patienten sind
Diabetiker. In verschiedenen Studien zeigte sich übereinstimmend, daß nur in null bis fünf Prozent der Fälle Er- gebnisse der Untersuchung der Füße inklusive Untersuchung mit der Stimmgabel dokumentiert sind. Nur sehr selten finden sich präzise au- genärztliche Befunde beim Hausarzt;
die Bestimmung der Mikroalbumin- urie bei jüngeren Diabetikern ist noch längst nicht genug verbreitet. Die im- mer schlechtere Honorierung der hausärztlichen Versorgung macht überdies eine fachgerechte Durch- führung und Dokumentation dieser Untersuchungen zunehmend unwirt- schaftlicher.
Diabetes-Spezialisten haben zu- sammen mit den Vertretern der Dia- betiker auf europäischer und deut- scher Ebene in den letzten Jahren wis- senschaftlich begründete Standards entwickelt, die dringend der Umset- zung bedürfen. Der Patient mit Dia- betes mellitus hat ein Recht darauf, daß die notwendigen Untersuchun- gen zur Frühdiagnose von Folgeschä- den des Diabetes fachgerecht durch- geführt und dokumentiert werden.
Der Arzt sollte allerdings für die- se medizinisch notwendige Leistung auch ein angemessenes Honorar er- halten, das nicht bei häufigerer Er- bringung der Leistungen abgewertet wird. Es handelt sich bei der Vorsorge- untersuchung für Diabetiker um eine Leistung der Prävention, die wie ande- re Präventionsleistungen mit einem
festen Honorar bezahlt wer- den sollte (außerhalb des Budgetdeckels!). Die Vorsor- geuntersuchungen für Diabe- tiker sollten auch die ausführ- liche Beratung der Patienten zur Einleitung weiterer Schrit- te entsprechend den ermittel- ten Befunden beinhalten.
Prof. Dr. med.
Hellmut Mehnert München
Präsident der Deutschen Diabetes-Union —DDU- (D achverband der Fachge- sellschaft und der Patienten- organisationen)
Drosselweg 16 82152 Krailling
Dia oetes
Lücken bei Früherkennung von Folgeschäden
A-348 (34) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 6, 10. Februar 1995