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Archiv "Kuhpocken bei Haltern von Farbratten – Ein nicht immer sofort erkanntes Krankheitsbild: Mensch-zu-Mensch-Übertragung bei Orthopoxviren möglich" (18.09.2009)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 106

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Heft 38

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18. September 2009 623

M E D I Z I N

DISKUSSION

Mensch-zu-Mensch-Transmission von Pox-Viren bereits früher beobachtet

Den Artikel von Becker und Koautoren zu „Kuhpo- cken bei Haltern von Farbratten“ (1) habe ich mit großem Interesse gelesen, da ich von 1970 bis 1974 mit Pockenviren zu tun hatte.

Die Autoren schreiben, dass eine Mensch-zu- Mensch-Transmission bis jetzt nicht beobachtet wor- den ist. Nach meiner bisherigen Erfahrung ist eine Mensch-zu-Mensch-Transmission jedoch als mög- lich einzustufen.

Es war vor 37 Jahren, als ich in der Landesimpf- anstalt Düsseldorf arbeitete. Eine 35 Jahre alte Frau hatte Besuch von einem elf Monate alten Kind. Bei dieser Gelegenheit hatte sie das Kind auch auf den Arm genommen und liebkost. Sie wusste nicht, dass das Kind vier Wochen vorher gegen Pocken geimpft worden war.

Nach drei Tagen waren bei der Frau auf der linken Wange, auf dem rechten und linken Oberarm einige erbsengroße Effloreszenzen aufgetreten. Sie litt 6 Tage und suchte einen Arzt auf, der Pockenverdacht äußerte und sie an die Hautklinik der Universität in M. verwies. Man hatte Material entnommen und zwecks Abklärung zur Landesimpfanstalt Düsseldorf gesandt. In 2 Präparaten fanden sich im Elektronen- mikroskop Pox-Viren.

Es war ein klarer Fall von einer Mensch-zu- Mensch-Transmission. Der damalige Chef der Lan- desimpfanstalt Dr. Richter und ich haben darüber ausführlich in der Zeitschrift Öffentliches Gesund- heits-Wesen (2) berichtet.

DOI: 10.3238/arztebl.2009.0623a LITERATUR

1. Becker C, Kurth A, Hessler F: Cowpox virus infection in pet rat owners—not always immediately recognized [Kuhpocken bei Haltern von Farbratten: Ein nicht immer sofort erkanntes Krankheitsbild].

Dtsch Arztebl Int 2009; 106(19): 329–34.

2. Richter HK, Padval DG: Wieder einmal Pockenverdacht!? Öffentliches Gesundheits-Wesen 1973; 35: 23–6.

Dr. rer. nat. Deenanath G. Padval Bankstraße 38

40476 Düsseldorf

Interessenkonflikt

Der Autor erklärt, dass keine Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung bei Orthopoxviren möglich

Ich gratuliere den Autoren für die sehr klare und übersichtliche Darstellung der Kasuistiken und die anschaulichen Abbildungen. Die Veröffentlichung wird dazu beitragen, weitere Krankheitsfälle schnell zu erkennen (1). In der Zwischenzeit haben Campe und Mitarbeiter in Emerging Infectious Diseases über Kuhpocken, die ebenfalls von Ratten auf Men- schen übertragen wurden, aus dem Münchener Raum berichtet (2).

Die Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist bei Or- thopoxviren beschrieben. 2007 berichtete Zafar über nosokomiale Infektionen in Karatschi (Pakistan) auf Verbrennungsstationen durch „Buffalopoxvirus“, das wie die Kuhpockenviren zum Genus Orthopox- virus gehört (3). Zafar beobachtete über fünf Monate in den Jahren 2004–2005 bei 19 Patienten von fünf Verbrennungsstationen Wasserbüffelpocken. Auch bei einem medizinischen Mitarbeiter kam es zu einer Infektion an einem Finger. Der Erreger wurde in allen Fällen durch Unterstützung von Special Patho- gens Unit, National Institute for Communicable Diseases (NICD), Sandringham, Süd-Afrika und Health Protection Agengy (HPA), Centre for Emer- gency Preparedness and Response, Porton Down, Salisbury, Vereinigtes Königsreich, nachgewiesen und typisiert.

Die Autoren empfehlen, die Patienten auf die Ge- fahr der Schmierinfektion hinzuweisen, da dies zu- mindest bei Patient Nr. 4 (Läsion an der Bauchhaut und am Auge) der Fall war. Der Nachweis von Kuh- pockenviren im Biopsiematerial, das aus einem Lun- genherd gewonnen wurde, ist beweisend für die Ätiologie der Pneumonie bei Patient Nr. 6.

DOI: 10.3238/arztebl.2009.0623b

LITERATUR

1. Becker C, Kurth A, Hessler F: Cowpox virus infection in pet rat owners—not always immediately recognized [Kuhpocken bei Hal- tern von Farbratten: Ein nicht immer sofort erkanntes Krankheits- bild]. Dtsch Arztebl Int 2009; 106(19): 329–34.

2. Campe H, Zimmermann P, Glos K, Bayer M, Bergemann H, Dreweck C, et al.: Cowpox virus transmission from pet rats to humans, Ger- many. Emerg Infect Dis 2009; 15(5):777–80.

3. Zafar A, Swanepoel R, Hewson R, Nizam M, Ahmed A, Husain A, et al.: Nosocomial buffalopoxvirus infection, Karachi, Pakistan. Emerg Infect Dis 2007; 13: 902–4.

Prof. Dr. med. Pramod M. Shah Infektiologie

Gutzkowstraße 69 60594 Frankfurt am Main E-Mail: infektiologie@online.de

Interessenkonflikt

Prof. Sha wurde honoriert für Beratung oder Teilnahme an einem Advisory Board von den Firmen Janssen-Cilag, Pohl-Boskamp, Sanofi-Aventis, Nov- artis und der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft. Außerdem erhielt er Vortragshonorare/Unterstützung für Kongressbesuche vom Center for Bio- Medical Communication.

zu dem Beitrag

Kuhpocken bei Haltern von Farbratten:

Ein nicht immer sofort erkanntes Krankheitsbild

von Dr. med. Christian Becker, Dr. rer. nat. Andreas Kurth, Dr. med. Frank Hessler, Dr. med. Harald Kramp,

Prof. Dr. med. Michael Gokel, Dr. med. Rudolf Hoffmann, Dr. med. vet. Annette Kuczka, Dr. rer. nat. Andreas Nitsche in Heft 19/2009

(2)

624 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 106

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Heft 38

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18. September 2009

M E D I Z I N

LITERATUR

1. Egan C, Kelly CD, Rush-Wilson K, Davis SW, Samsonoff WA, Pfeiffer H, Miller J, Taylor J, Cirino NM: Laboratory-confirmed transmission of vaccinia virus infection through sexual contact with a military vacci- nee. J Clin Microbiol 2004; 42: 5409–11.

2. Vora S, Damon I, Fulginiti V, et al.: Severe eczema vaccinatum in a household contact of a smallpox vaccinee. Clin Infect Dis 2008; 46:

1555–61.

3. Kolhapure RM, Deolankar RP, Tupe CD, Raut CG, Basu A, Dama BM, Pawar SD, Joshi MV, Padbidri VS, Goverdhan MK, Banerjee K: Investi- gation of buffalopox outbreaks in Maharashtra State during 1992–1996. Indian J Med Res 1997; 106: 441–6.

4. Jezek Z, Arita I, Mutombo M, Dunn C, Nakano JH, Szczeniowski M:

Four generations of probable person-to-person transmission of hu- man monkeypox. Am J Epidemiol 1986; 123: 1004–12.

5. Becker C, Kurth A, Hessler F, et al.: Cowpox virus infection in pet rat owners—not always immediately recognized [Kuhpocken bei Haltern von Farbratten: Ein nicht immer sofort erkanntes Krankheitsbild].

Dtsch Arztebl Int 2009; 106(19): 329–34.

Dr. med. Christian Becker

Institut für Hygiene und Laboratoriumsmedizin HELIOS Klinikum Krefeld, Lutherplatz 40, 47805 Krefeld

Interessenkonflikt

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

Schlusswort

Wie die Leserzuschriften von Padval und Shah aufzei- gen, sind Mensch-zu-Mensch-Übertragungen von Or- thopockenviren grundsätzlich möglich, und dies ist in mehreren Veröffentlichungen auch bestätigt worden.

Dies gilt neben den Menschenpocken (Variola Virus) auch für Vaccinia-Viren ([1, 2] Beitrag Padval), Büf- felpocken-Viren ([3], Beitrag Shah) sowie auch für Af- fenpocken (4). Für die eigenständige Species Kuhpo- ckenvirus ist eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung je- doch bisher nicht in der Literatur berichtet worden und wurde auch von uns nicht beobachtet.

Angesichts des bekannten Übertragungspotenzi- als anderer Orthopockenvirus-Spezies, der weithin bekannten Übertragungsfähigkeit von Kuhpocken bei Tieren innerhalb derselben Tierart und über Spe- ciesgrenzen hinweg, sowie der in unserem Beitrag beschriebenen Kuhpocken-Schmierinfektion bei ei- nem Patienten von einer Bauchläsion auf das eigene Auge, halten wir eine Mensch-zu-Mensch-Übertra- gung auch von Kuhpocken für grundsätzlich mög- lich.

DOI: 10.3238/arztebl.2009.0624

Hinweise für Autoren von Diskussionsbeiträgen im Deutschen Ärzteblatt

Reichen Sie uns bitte Ihren Diskussionsbeitrag bis spätestens vier Wochen nach Erscheinen des Primärartikels ein.

Argumentieren Sie wissenschaftlich, sachlich und konstruktiv. Briefe mit persönlichen Angriffen können wir nicht abdrucken.

Schreiben Sie klar und deutlich, fokussieren Sie sich inhaltlich. Vermeiden Sie es, Nebenaspekte zu berühren.

Sichern Sie die wichtigsten Behauptungen durch Referenzen ab. Bitte geben Sie aber – abgesehen von dem Artikel, auf den Sie sich beziehen – insgesamt nicht mehr als drei Referenzen an.

Beschränken Sie Ihren Diskussionsbeitrag auf eine Textlänge von 250 Wörtern (ohne Referenzen und Autorenadresse).

Verzichten Sie auf Tabellen, Grafiken und Abbildungen. Aus Platzgründen können wir solche grafischen Elemente in Diskussionsbeiträgen nicht abdrucken.

Füllen Sie eine Erklärung zu einem möglichen Interessenkonflikt aus.

Bearbeiten Sie die deutschen und englischen Satzfahnen nach Erhalt ohne Verzögerung.

Geben Sie eine Adresse an. Anonyme Diskussionsbeiträge können wir nicht publizieren.

Senden Sie Ihren Diskussionsbeitrag zu Artikeln der Medizinisch-Wissenschaftlichen Redaktion an:

medwiss@aerzteblatt.de oder Deutsches Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln

Referenzen

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