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Fütterungsempfehlungen für Milchkühe

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Academic year: 2022

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2 SH 102007 · UFA-REVUE Bis in die siebziger Jahre war das

Stärkewertsystem, das auf dem Fettbildungsvermögen der einzel- nen Nährstoffe beruht, in der Schweiz gültig. Mit ansteigendem Leis- tungsniveau und der Konzentration auf weniger Futterkomponenten konnte mit diesem System der Futterwert der Ration nicht mehr ausreichend genau geschätzt werden. Niederländische For- scher kamen daraufhin zu dem Schluss, dass der Wert eines Futters besser be- urteilt werden kann, wenn sein Beitrag an die Deckung des Bedarfs für Erhal- tung und verschiedene Produktionen unterschieden wird (Grafik 1). Sie ent- wickelten daher das Nettoenergiesys- tem, in dem der Futterwert und der Be- darf für Milchkühe in Nettoenergie Laktation (NEL) ausgedrückt wird.

Nachdem sie einige Anpassungen vor- genommen hatten, stellten die beiden ETH-Professoren Bickel und Landis 1979 das NEL-System erstmals auf einer Weiterbildungsveranstaltung für Fütte- rungsspezialisten vor und publizierten eine Zusammenfassung mit grünem Ein-

band, worauf sich mit der Zeit der Be- griff «Grünes Buch» etablierte. Über die Jahre und Überarbeitungen der Fütte- rungsempfehlungen hinweg blieb dieses System praktisch unverändert, jedoch werden mit der Zeit gewisse Schwächen deutlich. Negative Nährstoffwirkungen (z.B. geringere Faserverdauung bei der Verfütterung von Fett oder leichtabbau- barer Stärke) werden bei hohen Auf- nahmen unzureichend berücksichtigt.

Dieses, aber auch Fehleinschätzungen bei der Passagerate und Verdaulichkei- ten, kann zu einer Überschätzung der aufgenommenen NEL führen.

Die Proteinbewertung Die Bewer- tung des Proteins unterlag im selben Zeitraum stärkeren Veränderungen. In der ersten Auflage der Fütterungsemp- fehlungen von 1979 wurde noch das verdauliche Protein verwendet. Die Schwachstelle dieses Systems war ein- deutig die Nichtberücksichtigung der Ab- und Aufbauprozesse im Pansen.

Landis führte daraufhin 1984 die ver- einfachte Version eines in Frankreich

entwickelten Systems ein. Dieses schätzt das im Darm absorbierbare Pro- tein (APD), das aus dem mikrobiellen Umsatz im Pansen beziehungsweise di- rekt aus dem Futterprotein stammt. In den folgenden Jahren wurde die Schät- zung des APD-Wertes weiter verfeinert.

Unter der Federführung von Daccord wurden dann 1999 zwei APD-Werte in die Fütterungsempfehlungen aufge- nommen: das APD(E), definiert als das APD, das aufgrund der verfügbaren Energie im Pansen aufgebaut wird und das APDN, definiert als das APD, das aufgrund des abbaubaren Rohproteins aufgebaut wird (Grafik 2). Abgerundet wurden die Neuerungen durch den Ein- bezug des mikrobiellen Proteinpotenzi- als nach verfügbarer Energie (PME) be- ziehungsweise verfügbarem Rohprotein im Pansen (PMN). Die 1999 erschiene- nen Änderungen haben heute noch ih- re Gültigkeit, aber auch hier macht man sich über Verbesserungsmöglichkeiten Gedanken. So wird zurzeit als Ergänzung zum APD-System ein System entwi- ckelt, welches die Verdaulichkeit der Aminosäuren am Darm schätzt. Damit wäre es möglich, die Milchkuh noch ge- zielter ihrem Bedarf gemäss zu füttern und Stickstoffverluste in die Umwelt weiter zu minimieren.

Die Verzehrsschätzung Hat man bei der Energie- und Proteinbewertung vorwiegend auf Kenntnisse aus dem Ausland zurückgegriffen, wurden die vorgeschlagenen Berechnungsformeln für die Verzehrsschätzung über die Jah- re aus schweizerischen Versuchsdaten (überwiegend der Forschungsanstalt Po- sieux) abgeleitet. Dies ist dadurch be- gründet, dass die maximale Raufutter-

ENTWICKLUNGEN DER LETZEN JAHRE Fortschritte in der Forschung führen dazu, dass Fütterungsempfehlungen laufend angepasst werden müssen. Der folgende Beitrag gibt einen Überblick über die Entwicklung der Futterbewertung in der Schweiz.

Fütterungsempfehlungen für Milchkühe

Frigga Dohme

SONDERTHEMA

MILCHVIEH-FÜTTERUNG

Die Futterbewertung hat sich Laufe der Zeit geändert, geblieben ist, dass das Futter der Nachbarkuh meist besser schmeckt.

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UFA-REVUE ·102007 SH 3 aufnahme stets einen hohen Stellenwert

in der Fütterung hatte. Somit kommt der mechanisch limitierten Verzehrskapazi- tät (Pansenfüllung) und ihrer korrekten Schätzung eine vergleichsweise höhere Bedeutung zu. In die neu im Agridea- Futterplan aufgenommene DLG-Ver- zehrsformel sind ebenfalls schweizeri- sche Daten eingeflossen.

Die Nährwerttabellen Gerade beim Raufutter zeichnen sich die Nähr- werttabellen im «Grünen Buch» durch die umfangreiche Differenzierung bei

den botanischen Zusammensetzungen und Nutzungsstadien aus. Diese Vielfalt an Daten, welche die besonderen Gegebenheiten und verschiedenen Pro- duktionsbedingungen der Schweiz wi- derspiegeln, hat ALP in Zusammenar- beit mit ihren Schwesteranstalten in zahlreichen Versuchen gesammelt. Den Neuerungen bei Grünfuttermischbe- ständen und Reinkulturen, die in der ak- tuellen Ausgabe von 2006 publiziert sind, liegt ein umfangreiches Projekt zu- grunde. Zehn Futterpflanzen wurden auf drei Standorten angepflanzt und

über mehrere Jahre in verschiedenen Entwicklungsstadien und Aufwüchsen geerntet. Neben den Überarbeitungen bei den botanischen Zusammensetzun- gen befinden sich jetzt auch weitere Kohlenhydratfraktionen (ADF, NDF und Zucker) sowie Aminosäuren in den Nährwerttabellen. Die neuen Rohnähr- stoffdaten wurden ebenfalls dazu ver- wandt, die Regressionsgleichungen zur Schätzung der Verdaulichkeit der orga- nischen Substanz (OS) zu aktualisieren.

Die verdauliche OS ist die Grundlage für die Berechnung der APD- und Energie- gehalte der Raufuttermittel. Gab es 1979 für alle Grünfutter nur eine Re- gressionsgleichung, liegen 2006 acht Gleichungen, die alle Haupt- und Un- tertypen des Grünfutters umfassen, vor.

Fazit Die Futterbewertung ist ein weit reichendes Gebiet. Um der Schwei- zer Landwirtschaft auch zukünftig die neusten Erkenntnisse zur Verfügung zu stellen, sollten alle Institutionen, die sich mit der Tierernährung befassen, zu- sammenarbeiten. ALP ist bestrebt, die Daten der Nährwerttabellen fortlaufend zu aktualisieren. Hierbei sollte bedacht werden, dass Änderungen, die auf den ersten Blick einfach erscheinen, mitun- ter mehr Zeit benötigen als gedacht. Ein Wechsel zum Beispiel in der Faseranaly- tik von Rohfaser zu NDF und ADF ist sinnvoll, da so die Kohlenhydratfraktio- nen besser charakterisiert werden kön- nen. Allerdings ist die Analysenmetho- de für NDF und ADF nicht standardisiert und Analysenwerte können zwischen Labors stark variieren. Das macht die In- terpretation von Gehalten schwierig und erschwert die Möglichkeit, Daten aus anderen Quellen in die Nährwertta- bellen aufzunehmen. Da die Rohfaser bisher auch in die Regressionsgleichun- gen eingeflossen ist, bedingt ein Wech- sel, dass andere Gleichungen erstellt werden müssen. Bei den Grünfutter- mischbeständen ist es jetzt bereits mög- lich, mit Hilfe von ADF die Verdaulich- keit der OS zu schätzen. 䡵

SONDERTHEMA

MILCHVIEH-FÜTTERUNG

Grafik 1: Aufgenommene Energie und Umwandlungsverluste Gesamthaft aufgenommene Futterenergie

Umwandlungsverlust

= EK+ EH+ EG+ ∆ TE NE

+ 0 – NEP

NEE

Leistung in Form

von Milch Summe der Leistun- Wärme- gen

bildung bei Hunger BE

Grafik 2: Aufbau des APD-Systems Rohprotein (RP)

nicht abgebautes RP

APDF (Absorbierbares Protein im Darm, welches direkt aus dem

Futter stammt)

abgebautes RP = PMN (Mikroben-Protein, das aus

dem abgebauten RP aufgebaut werden kann)

Energie

Organische Substanz (OS)

Verdauliche OS

fermentierbare OS

PME (Mikroben-Protein, das aus der verfügbaren Energie aufgebaut werden

kann)

APDMN (APD mikrobieller Herkunft, welches aufgrund

der abbaubaren RP gebildet werden kann)

APDM (APD mikrobieller Herkunft, welches aufgrund

der verfügbaren Energie gebildet werden kann)

APD(E) (APD, welches aufgrund der verfügbaren

Energie aufgebaut werden kann)

Autorin Frigga Dohme, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, 1725 Posieux

INF

INFO BOX BOX INFO BOX INFO BOX

www.ufarevue.ch 10 · 07

Die mit dem Futter aufgenommene Energie verteilt sich nach Abzug der Umwandlungs- verluste (Energie für Harn, Kot, Gas- und Wärmebildung) auf die Nettoenergie für Erhaltung und Produktion (FAG, 1979).

Aufbau des APD-Systems (vereinfacht nach RAP, 1999). Es wird sowohl das APD berücksichtigt, welches aufgrund des im Pansen abbaubaren Rohproteins aufgebaut wird, als auch jenes, welches aufgrund der im Pansen verfügbaren Energie gebildet wird.

ADPN (APD, welches aufgrund des abbaubaren

Rohproteins aufgebaut werden kann)

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