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Archiv "Soorösophagitis: ein häufiges Krankheitsbild — selten diagnostiziert" (05.02.1986)

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Tabelle 1: Faktoren, die die Entstehung einer

Soorösophagitis begünstigen Ösophaguserkrankungen

Refluxösophagitis Ösophaguskarzinom Achalasie

Malignome Leukämie

Malignes Lymphom Endokrinologische Erkrankungen

Diabetes mellitus Hypothyreose

Hypoparathyreoidismus Nebennierenrinden- insuffizienz

Nierenversagen AIDS

Medikamente

Breitspektrum-Antibiotika lmmunsuppressiva

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

ÜBERSICHTSAUFSATZ

K

einesfalls stellen invasive Candida-Infektionen der Speiseröhre eine gastroen- terologische Rarität dar, sondern können bei entsprechender Sen- sitivität des Untersuchers bei 4 bis 8 Prozent aller „Routine-Endosko- pien" nachgewiesen werden (1, 2). Obwohl viele dieser Patienten eine verminderte Abwehrlage im Rahmen von Systemerkrankun- gen aufweisen oder mit Antibioti- ka und lmmunsuppressiva behan- delt werden (Tabelle 1), finden sich Soormykosen der Speiseröh- re auch bei sonst gesunden Per- sonen (2-4). Das Krankheitsbild kann völlig asymptomatisch ver- laufen oder mit schwerwiegenden Symptomen einhergeben. Am häufigsten werden dabei Dyspha- gie und Odynophagie (Schmerzen beim Schluckakt) beschrieben.

Gelegentlich sind retrosternale Schmerzen, die in den Rücken ausstrahlen, das quälendste und einzige Symptom.

Untersuchungsbefund

Eine invasive Candida-Infektion des oberen Gastrointestinaltrak- tes kann sich bereits in der Mund- höhle manifestieren. In diesem Fall finden sich weißliche Pseudo- membranen und Plaques, die an der Zunge, dem weichen Gaumen und der Wangenschleimhaut an- haften (Abbildung 1). Ist ein derar- tiger Befund bei Patienten, die

über retrosternale Schmerzen und Schluckbeschwerden klagen, nachweisbar, dann kann das Vor- liegen einer Soorösophagitis als -

sehr wahrscheinlich angesehen werden. Die Abwesenheit dieser Veränderungen schließt aber die Diagnose keinesfalls aus, da sich ein Mundhöhleninfekt nur bei ei- ner Minderheit der betroffenen Patienten finden läßt.

Röntgenologische Befunde Das bisher am häufigsten be- schriebene radiologische Kriteri- um für die Diagnose einer Soor-

Die Soorösophagitis ist kein sel- tenes Krankheitsbild. Gelegent- lich wird sie als Zufallsbefund bei Routineendoskopien ent- deckt. Bei der Sicherung der Dia- gnose ist immer eine konsequen- te antimykotische Therapie erfor- derlich, da längerdauernde Er- krankungen zu schwerwiegenden Komplikationen führen können.

ösophagitis ist ein aufgerauhtes, zottiges Schleimhautrelief (Abbil- dung 2), das den gesamten Öso- phagus oder nur einzelne Öso- phagusregionen betreffen kann (5, 6). Hervorgerufen wird es durch die für das Krankheitsbild charakteristischen Pseudomem- branen, die der erodierten und exulzerierten Ösophagusmukosa anhaften.

In fortgeschrittenen Stadien ent- wickeln sich entzündliche Strik- turen, die in den meisten Fällen meist im distalen Ösophagus, ge- legentlich aber auch isoliert in proximalen Abschnitten zu finden sind (7). Bei der fluoroskopischen Untersuchung können Motilitäts- störungen unterschiedlichen Aus- maßes beobachtet werden. Sie sind jedoch wenig spezifisch und können ebenso wie die üb- rigen röntgenologischen Kriterien selbst bei schwerster und ausge- dehntester Erkrankung vollstän- dig abwesend sein.

Endoskopie und Biopsie

Während die Inspektion der Mundhöhle und die röntgenologi- sche Untersuchung des oberen Gastrointestinaltraktes eine Soor- ösophagitis nur vermuten lassen, erlauben Endoskopie und Biopsie eine Sicherung der Diagnose. Den charakteristischsten Befund stel- len dabei weißlich-gelbliche Belä- ge dar, die eine erodierte und be- reits bei geringster Berührung blutende Mukosa bedecken (Ab- bildung 3).

Soorösophagitis:

ein häufiges Krankheitsbild

— selten diagnostiziert

Volker F. Eckardt, Gerd Kanzler und Dieter Willems Gastroenterologische Fachpraxis, Wiesbaden

330 (60) Heft 6 vom 5. Februar 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

(2)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Soorösophagitis

Abbildung 1:

Soorinfektion der Mundhöhle. Der Befund ist durch weißlich-gelbliche Beläge, die an der Zunge anhaf- ten, gekennzeich- net

Es muß allerdings darauf hinge- wiesen werden, daß diese Verän- derungen für die Soorösophagitis nicht spezifisch sind und lediglich Ausdruck der Schwere der ent- zündlichen Veränderungen sein können. Aus diesem Grunde muß in jedem Verdachtsfall eine Dia- gnosesicherung durch Biopsie oder Bürstenabstriche erfolgen.

Der sicherste Nachweis einer in- vasiven Candida-Infektion des Ösophagus gelingt durch eine

Perjodsäu re-Leu kofuchsin-Fär- bung oder durch Silbernitratfär- bungen von mindestens zwei Schleimhautbiopsien. In der leicht durchzuführenden Perjodsäure- Leukofuchsin-Färbung-Färbung (PAS) sind die Myzelien als rote Fäden oder Stäbchen zu erken- nen (Abbildung 4).

Da die Pilzfäden gelegentlich aber durch die Formalinfixation zer- stört werden, empfiehlt es sich, gleichzeitig mit der Biopsie Gram- färbungen von Bürstenabstrichen durchzuführen. Bei dieser Metho- de lassen sich die Myzelien durch ihre intensive grampositive Fär- bung erkennen (Abbildung 5).

Im Gegensatz zur Biopsie beweist aber die Bürstenzytologie nur die Anwesenheit von Myzelien, nicht aber eine invasive Infektion, so daß dieser Befund nur im Zusam- menhang mit histologisch erwie- sener Entzündung die Diagnose einer invasiven Soorösophagitis untermauert.

Abbildung 2: Röntgenbild bei einem Patienten mit Soorösophagitis.

Die Pseudomembranen treten als Doppelkontur mit unregelmäßig begrenzter Oberfläche in Erscheinung

Abbildung 3: Endoskopischer Aspekt einer Soorösophagitis.

In diesem Fall ist der gesamte Ösophagus von weißlich-gelblichen Pseudomembranen, die erodierte Schleimhaut bedecken, ausgekleidet

Kulturen und

serologische Untersuchungen Kulturen und serologische Tests sind in der Diagnostik einer Soor- ösophagitis von untergeordneter Bedeutung. Obwohl Kulturen eine Differenzierung einzelner Spezies (C. albicans, C. tropicalis und C.

krusei) und eine antibiotische Sensitivitätsbestimmung erlau- ben, können sie nicht zwischen harmlosen Bewohnern der Muko- sa und invasiven Erregern unter-

scheiden. Ähnliches gilt für die se- rologische Bestimmung von Ag- glutinintitern. Da auch völlig Ge- sunde Titerhöhen über 1:160 auf- weisen können, ist durch ihre Be- stimmung keine zuverlässige Aus- sage über das Vorhandensein ei- nes akuten und invasiven Infektes möglich.

Therapie

Das Vorhandensein einer Soor- ösophagitis sollte immer an das Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 6 vom 5. Februar 1986 (61) 331

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Soorösophagitis

Abbildung 4: Schleimhautbiopsie bei Soorösophagitis. In der Perjodsäure-Leukofuchsin-Färbung (PAS) lassen sich die My- zelien als rote Fäden und Stäbchen erkennen

Abbildung 5: Bürstenabstrich von der Ösophagusmukosa bei einem Patienten mit Soorösophagitis. In der Gramfärbung sind die Myzelien als dunkelblaue Fäden erkennbar

Vorliegen einer systemischen oder konsumierenden Erkran- kung denken lassen und bei ih- rem Nachweis zu entsprechenden therapeutischen Konsequenzen führen. Da auch die Verabrei- chung von Breitbandantibiotika und lmmunsuppressiva für die Entstehung dieser Infektion ver- antwortlich sein kann, ist ein Ab- setzen dieser Medikamente zu er- wägen.

Gleichzeitig muß aber auch eine antimykotische Therapie eingelei- tet werden, die am besten in einer zehntägigen Verabreichung von

Nystatin Suspension (zum Bei- spiel 250 000 E Moronal® sechs- mal täglich) besteht. In schweren Fällen oder bei Nichtansprechen auf die Nystatin-Therapie kommt die Gabe von Ketoconazol (Nizo- ral®) in einer Dosis von 200 Milli- gramm täglich für die Dauer von zwei Wochen in Betracht (8).

Literatur

(1) Scott, B. B.; Jenkins, D.: Gastro-oesopha- geal candidiasis. Gut 23 (1982) 137-139 — (2) Kodsi, B. E.; Wickremesinghe, P. C.; Kozinn, P.

J.; Iswara, K.; Goldberg, P. K.: Candida es- ophagitis. A prospective study of 27 cases.

Gastroenterology 71 (1976) 715-719 — (3) Sher- lock, P.; Goldstein, M. J.; Eras, P.: Esophageal monoliasis. Mod. Treat 7 (1970) 1250-1260 —

(4) Sheft, D. J.; Shrago, G.: Esophageal mono- liasis. The spectrum of the disease. JAMA 213 (1970) 1859-1862 — (5) Mathieson, R.; Dutta, S.

K.: Candida esophagitis. Dig. Dis. Sci. 28 (1983) 365-370 — (6) Ginsburg, C. H.; Braden, G. L.; Tauber, A. 1.; Trier, J. S.: Oral clotrimazol in the treatment of esophageal candidiasis.

Am. J. Med. 71 (1981) 891-895 — (7) Ag ha, F. P.:

Candidiasis-induced esophageal strictures.

Gastrointest. Rad iol. 9 (1984) 283-286 — (8) Fa- zio, R. A.; Wickremesinghe, P. C.; Arsura, E. L.:

Ketoconazole treatment of candida esophagi- tis — a prospective study of 12 cases. Am. J.

Gastroenterol. 78 (1983) 261-265.

Anschrift der Verfasser:

Prof. Dr. med. Volker F. Eckardt Dr. med. Gerd Kanzler und Dr. med. Dieter Willems Dotzheimer Straße 14-18 6200 Wiesbaden

FÜR SIE GELESEN

Antazida-Gel oder Tabletten?

Antazida sind kostengünstige und wirksame Ulkustherapeutika. Ob- wohl schon seit Jahrzehnten im Gebrauch, wird immer noch kon- trovers diskutiert, ob sie in Tablet- tenform die gleiche Säurebin- dungskapazität aufweisen wie in flüssiger Form. In einer randomi- sierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie wurde deshalb bei neun gesunden Probanden der Effekt von zwei Aluminium- Magnesium-Antazida je in flüssi- ger und tablettierter Form auf das nüchterne und das postprandiale

intragastrische pH analysiert. Ma- gaidrat und Aluminium-Magnesi- um-Hydroxid erwiesen sich als gleich wirksam. Tabletten und Gel waren bezüglich pH-Aktivität im Nüchternzustand wirksamer als. postprandial. Tabletten hatten postprandial keinen meßbaren Ef- fekt auf das Magen-pH und erwie- sen sich der Gel-Form als unterle- gen.

Die Autoren kommen in ihrer Dop- pelblindstudie zu folgenden Schlußfolgerungen:

1. Antazida sind bezüglich pH vor dem Essen wirksamer als eine Stunde danach.

2. Die geprüften Antazidatablet- ten sind nur nüchtern wirksam, während die flüssigen Formen postprandial auch noch eine leichte Anhebung des pH-Wertes bewirken.

3. Die gegenwärtige Praxis, Anta- zida in konventioneller Dosierung eine Stunde postprandial zu ver- ordnen, muß in Frage gestellt wer- den.

Schulthess, H. K.; Häcki, W. H.: Antazida-Gel oder Tabletten. Eine placebokontrollierte, ran- domisierte Doppelblindstudie. Schweiz. med.

Wschr. 115 61985) 1016-1019

Abteilung für Gastroenterologie der Medizini- schen Klinik, Universitätsspital Zürich, CH-8091 Zürich

332 (62) Heft 6 vom 5. Februar 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

Referenzen

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