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Archiv "Österreich: Tour de Mur" (03.12.2010)

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lauer Himmel, 25 Grad im Schatten. Idealer könnte das Wetter für eine Radreise in das grü- ne Herz Österreichs kaum sein. In der Sonne funkeln die Velos. Drei Tage lang sind die Fahrräder die wichtigsten Transportmittel, um Land und Leute und vor allem die regionalen Köstlichkeiten entlang der Mur kennenzulernen.

Startpunkt der Tour ist Graz. Ei- nen ersten Eindruck von der Viel- falt der regionalen Küche bekom- men die Pedalisten gleich auf einem der 14 Bauernmärkte. Nicht Händ- ler, sondern die Bäuerinnen und Bauern aus der Umgebung selbst bieten ihre Produkte an: Äpfel, Kä- se, Vulcano-Schinken, Wein und natürlich Kürbiskernöl, das soge- nannte grüne Gold.

Es ist nahezu unmöglich, durch die Steiermark zu radeln und sich nicht mit der Frage zu beschäftigen, wie Kürbiskernöl eigentlich herge- stellt wird. Auf der weiteren Route von Graz nach Leibnitz ist daher ein Abstecher ins Sulmtal einge- plant. Ziel ist eine Ölmühle in Heimschuh. Dort angekommen, nim mt Gerhard Hartlieb die Radler in Empfang. Der Betrieb ist seit mehr als 100 Jahren im Besitz sei- ner Familie. Auf dem originalen Mühlenboden des 1898 erbauten Fachwerkhauses hat Hartlieb einen Ausstellungsraum eingerichtet. Hier erfahren die Besucher alles über die Grundstoffe und die Handhabung der Geräte und Maschinen, die frü- her zur Ölerzeugung notwendig wa- ren. Bevor der Mühlenbesitzer den Radlern auch noch die neue Pro- duktionsanlage zeigt, lässt er sie

vom grünen Gold kosten. „Eigent- lich“, erklärt Hartlieb, während er das Öl in eine weiße Porzellanscha- le gießt, „ist das Öl ja rot.“ Und tat- sächlich, im Sonnenlicht wirkt der Strahl purpurn und erst auf dem weißen Untergrund zeigt sich die grüne Farbe. Der Kernölexperte streut noch etwas Salz in das leicht nussig schmeckende ÖL und reicht frisches Holzofenbrot dazu. Ge- stärkt und mit mindestens einem Fläschchen grünem Gold in der Gepäcktasche setzt die Gruppe den Weg fort. Bis Leibnitz sind noch etwa 15 Kilometer zurückzulegen.

Radreisen sind seit einigen Jah- ren im Trend, und der Markt scheint stetig zu wachsen. Auch Weinradel, der Veranstalter dieser kulinari- schen Erlebnistour, hat sein Ange-

ÖSTERREICH

Tour de Mur

Kulinarische Radtour durch die Steiermark

botsspektrum in den letzten 30 Jah- ren kontinuierlich erweitert. Neben 17 Radreisen in Europa bietet Weinradel inzwischen Trips nach Indien, Kuba und Nicaragua an.

Doch die Konkurrenz ist groß. Was unterscheidet Weinradel von ande- ren Veranstaltern? „Wir bieten Rad- reisen mit viel Service und einem gehobenen Hotel- und Restaurant- niveau“, bringt der Reiseleiter die Philosphie des Unternehmens auf den Punkt. Klasse statt Masse, heißt das Konzept also. Und so trifft die Gruppe in Leibnitz dann auch in ei- nem 4-Sterne-Hotel ein: dem Stari- bacher, dessen regionales Restau- rant mit einer Gault-Millau-Haube prämiert ist.

Der Streckenabschnitt von Leib- nitz nach Bad Radkersburg am fol- genden Tag führt circa 57 Kilome- ter durch das Thermenland. Diesen Namen verdankt die südöstliche Region der Steiermark ihren heißen Quellen. Heute geht es wieder wei- ter entlang der Mur. Der zweit- längste Fluss Österreichs zählte jahrzehntelang zu den schmutzigs- ten Gewässern Europas. 1985 wur- de nach großem Druck der Be - völkerung das Mur-Sanierungspro- gramm beschlossen. Mehr als 200 Millionen Euro investierte man in die kommunale und industriel- le Abwasserreinigung. Diese bisher aufwendigste Sanierung eines ös- terreichischen Flusses hat alle Er- wartungen übertroffen: Die Mur ist heute eines der saubersten Gewäs- ser in Europa, und die Zahl der Fischarten ist so hoch wie nie zuvor.

Fisch wird es auch zum Mittag- essen geben. Doch dazu muss die Gruppe zunächst den Fluss über- queren, um auf die slowenische Seite zu gelangen. Als einen Höhe- punkt des Tages hat Weinradel den Besuch bei einem Forellenhof in Slowenien vorgesehen. Die An- Grünes Gold nen-

nen die Steiermar- ker ihr Kürbiskernöl.

Da das Öl an der Luft schnell oxidiert und dann bitter wird, gießt Gerhard Hartlieb das Öl erst kurz vor dem Ver- zehr in die Porzel- lanschale.

Foto: Gabriele Seger

Genussabfahrt:

Nach dem Besuch der gesamtsteieri- schen Vinothek in St. Anna am Aigen freuen sich die Radler, erst einmal bergab zu rollen.

Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 48

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3. Dezember 2010 A 2401

K U L T U R

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A 2402 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 48

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3. Dezember 2010 kömmlinge werden gleich zu einem

rustikalen Holztisch inmitten einer frisch gemähten Wiese gebracht.

Mit Blick auf die Fischteiche war- ten sie gespannt auf das Menü. Die gebackenen Forellen, die dann ser- viert werden, sind ordentlich mit Knoblauch bestreut und ragen fast über die Tellerränder hinweg.

Der Weg am Nachmittag führt auf den letzten Kilometern durch eine karge Felderlandschaft, und die Radler kämpfen mit Gegenwind.

Immer wieder begegnen ihnen Schilder mit der Aufschrift „Wüs- tenlauf“. Treffender könnte die Be- zeichnung nicht sein: Die Schilder markieren diese Strecke für einen Halbmarathon, der jedes Jahr hier veranstaltet wird. Schon bald er- reicht die Gruppe den Thermenort Bad Radkersburg. Bei der Ankunft

im 5-Sterne-Vitalhotel kreuzen Pas- santen im Bademantel die Straße.

Sie sind unterwegs zur Parktherme.

Für dieses Vergnügen bleibt den Pe- dalisten nur wenig Zeit, denn sie ha- ben eine Verabredung mit Matthias Neumeister zu einer Weinprobe auf dem Gut der Familie in Straden. Vor einer toskanisch anmutenden Ku - lisse stellt der junge Mann ty pische Weine der Region vor. Beson - dere Neugierde weckt eine Weiß- weinmarke mit der Etikettaufschrift PussPuss. Namensgeberin war hier offenbar die englischstämmige Kel- lerkatze, denn PussPuss bedeutet auf Deutsch so viel wie Mietzi.

Die nächste Etappe von Bad Radkersburg nach Riegersburg ver- läuft 55 Kilometer durch das Vul- kanland, wie die Region ebenfalls bezeichnet wird. Morgens rollen die Räder an einem alten Grenz-

bächlein entlang. Apfelbäume und Weinstöcke säumen den Weg hin - auf nach St. Anna am Aigen. Auf den Plantagen sind die für die Stei- ermark typischen Klapotetze errich- tet. Das sind kleine Windräder, die als Vogelscheuchen fungieren. Die einzelnen Teile eines Klapotetz werden aus verschiedenen Holzar- ten hergestellt: die Flügel aus Fich- te, die Klappern aus Buche, der Block aus Esche oder Kastanie. Das Schlagbrett muss unbedingt aus Kirschbaumholz sein, denn es er- zeugt, wenn darauf geschlagen wird, schrille Töne, die die Vögel nicht mögen. Vom Klappern beglei- tet strampeln die Radler kontinuier- lich bergauf. Der Aufstieg ist mit den 24-Gang-Rädern zwar gut zu meistern, doch ab 2010 bietet Wein- radel auch Elektroräder an, mit de-

nen solche Streckenabschnitte noch bequemer zu bewältigen sind. Bei den geführten Touren ist zudem der Begleitbus oft in der Nähe und nimmt einem Reiseteilnehmer bei Bedarf auch mal eine Steigung ab.

In St. Anna belohnt die Radler ein herrlicher Rundumblick über die Hügel. Nach Besichtigung der gesamtsteierischen Vinothek geht es erst einmal wieder bergab. Im Tal erwartet die Weinradel-Mitar- beiterin Tina Elbracht die Gruppe mit einem ausgiebigen Picknick.

Dann heißt es wieder bergauf – wie es das Radeln im Hügelland eben mit sich bringt. Doch nach dem letzten beschwerlichen Aufstieg führt eine lange genussvolle Ab- fahrt vorbei an Burg Kapfenstein hinunter ins Raabtal. Bis zum neu eröffneten Genusshotel in Riegers- burg ist es nicht mehr weit. Vor dem

Abendessen steht heute im Hotel ei- ne Essigprobe der Brennerei Gölles auf dem Programm. Während die Radler Apfelessig, Bieressig, To- matenessig und verschiedene Bal- samessige testen, erfahren sie, wel- che Öle jeweils gut dazu passen.

Apfelessig beispielsweise kombiniert man am besten mit Kürbiskernöl.

Vom Genusshotel aus hat man ei- nen beeindruckenden Panorama- blick über die Landschaft, doch am meisten fasziniert die Aussicht auf die imposante Riegersburg.

Am nächsten Morgen besichti- gen die Radler die Schokoladen - manufaktur Zotter in Riegersburg.

Ausgestattet mit einem Porzellan- löffel, lernen die Besucher die ein- zelnen Stationen der Produktion kennen und kosten sich durch die verschiedenen Stufen der Verarbei- tung – von der Kakaobohne bis zur handgeschöpften fertigen Schoko- lade. Ohne zu probieren, kommt man an den Schokoladenbrunnen und -knackautomaten kaum vorbei.

Auf der kleinsten Doppelmayr- Gondelbahn der Welt schaukeln dem Besucher verschiedene Sorten von Trinkschokolade entgegen, dar - unter auch: Kürbiskern-Nougat.

Diese Köstlichkeit genießt man auf der verglasten Veranda mit Blick auf saftige Weiden. Für seine Scho- koladenkreationen verwendet Sepp Zotter seit sieben Jahren nur fair ge- handelte und seit zwei Jahren zu- dem nur biologisch angebaute Roh- stoffe. Im angeschlossenen Laden decken sich die Radler mit Kakao- spezialitäten für die Heimreise ein.

Neben dem grünem Gold ist im Koffer noch genügend Platz für ei- nige Tafeln von Zotters Kürbiskern

mit Marzipan. ■

Gabriele Seger Ein ausgiebiges

Picknick mit re- gionalen Speziali- täten erwartet die Radler bei der An- kunft im Tal, bevor es wieder bergauf geht in Richtung Burg Kapfenstein.

Fotos: Weinradel

Apfelbäume und Weinstöcke säumen den Weg hinauf nach St. Anna am Aigen.

Weitere Informationen: www.weinradel.de, www.steiermarktouristik.at, www.graztouristik.at

K U L T U R

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