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Archiv "Psychotherapeuten in Ausbildung: Eine gesetzliche Grauzone" (23.09.2011)

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A 1944 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 38

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23. September 2011

PSYCHOTHERAPEUTEN IN AUSBILDUNG

Eine gesetzliche Grauzone

Diplompsychologen und -pädagogen in der Ausbildung zum

Psychotherapeuten demonstrieren für eine angemessene Vergütung ihrer Arbeit während des Praxisjahres an psychiatrischen Kliniken.

P

sychotherapeuten in Ausbeu- tung“ ist auf den Plakaten zu lesen. „Wir arbeiten mit Diplom – und kriegen keinen Lohn“. „SOS – Helfer in Not“. Diplomierte Psy- chologen und Pädagogen, die sich in der Ausbildung zum Psychologi- schen Psychotherapeuten (PP) oder zum Kinder- und Jugendlichenpsy- chotherapeuten befinden, gingen Anfang September in Berlin bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr auf die Straße. Sie protestierten gegen die unangemessene Vergütung ihrer

Arbeit während des Praxisjahres an psychiatrischen Kliniken.

„In Berlin bekommen wir teil- weise gar kein Geld, manche Klini- ken zahlen nur ganz wenig“, sagt Julia Walendzik. Sie selbst hat wäh- rend des Praxisjahres 300 Euro mo- natlich erhalten und die Zeit mit viel Verzicht und Nebenjobs am Wochenende überstanden. Kerstin Lenke hat die Praxiszeit mit einer Abfindung aus einer früheren An- stellung finanziert. Mit kleinem Kind hätte sie neben ihrer Klinik - tätigkeit nicht jobben können.

„Wir haben keinen Anspruch auf BAföG oder Arbeitslosengeld“, kri- tisiert die junge Frau.

Seit 1999 schreibt der Gesetzge- ber im Rahmen der Ausbildung eine praktische Tätigkeit von 1 800 Stunden in einer psychiatrischen oder psychosomatischen Klinik vor.

Für einen Zeitraum von mindestens eineinhalb Jahren müssen Psycho- therapeuten in Ausbildung (PiA) ohne einen Anspruch auf Vergütung dort arbeiten. Nach Angaben der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) erhalten 36 Prozent der PiA in dieser Zeit kein Geld. Die hohen Kosten für die Ausbildung an den

Instituten – im Durchschnitt rund 30 000 Euro – müssen sie sowieso alleine tragen.

„Wir fordern eine tarifvertraglich abgesicherte Vergütung für unsere Leistungen“, sagt Walendzik, „ent- sprechend dem Tarifvorschlag von Verdi 1 460 Euro monatlich“. Dies sei angemessen, weil die Tätigkeit in den Kliniken durchaus an- spruchsvoll sei. „Wir vertreten auch schon mal leitende Psychologen auf den Stationen“, erzählt Kerstin Lenke. PiA werden voll in den Sta- tionsalltag integriert und überneh- men unter fachlicher Aufsicht Ein- zel- und Gruppentherapien. Die De- monstranten vergleichen ihre Pra-

xistätigkeit mit der von Ärzten in Weiterbildung und nicht mit dem praktischen Jahr während des Me- dizinstudiums. Der Deutsche Bun- destag sieht das anders: 2006 wurde eine Petition von mehr als 1 000 PiA in dieser Sache nicht unter- stützt. Das Psychiatriejahr sei am ehesten mit dem praktischen Jahr oder mit Famulaturen vergleichbar, nicht aber mit der fachärztlichen Weiterbildung, begründete der Peti- tionsausschuss.

Die Kliniken sind grundsätzlich nicht zu einer Vergütung verpflich- tet. Doch wenn der Markt es ver- langt, schätzen sie die Arbeit der PiA durchaus. Nach Recherchen der BPtK erhalten rund 40 Prozent der PiA ein Gehalt zwischen 500 und 1 500 Euro, vor allem in den ostdeutschen Kliniken. Berlin und Hamburg sind als Wohn- und Ar- beitsort hingegen so begehrt, dass die Kliniken fast vollständig auf ei- ne Entlohnung verzichten können.

„Der Gesetzgeber hat eine Grauzo- ne hinterlassen, die die Kliniken schlicht ausnutzen“, kommentiert Lenke. Die Deutsche Psychothera- peutenVereinigung unterstützt die PiA dabei, die „unzumutbaren Aus- bildungs- und Arbeitsbedingungen zu ändern“.

Die Demonstranten sind im Sep- tember vor das Bundesgesund- heitsministerium gezogen, weil dort seit Jahresanfang der Gesetz- entwurf der BPtK für die dringend benötigte Reform der Psychothera- peutenausbildung liegt. Die Kam- mer schlägt darin unter anderem ei- ne „eingeschränkte Behandlungs- erlaubnis“ für die Zeit der Ausbil- dung zum Psychotherapeuten vor.

Damit sollen PiA künftig einen Rechtsanspruch auf eine angemes- sene Vergütung bekommen (siehe auch DÄ, Heft 5/2011). Doch Un- terstützung können die PiA vom Ministerium nicht erwarten – der Entwurf liegt in den Schubladen.

„Wir planen zurzeit nicht, uns mit der Ausbildungsreform der Psy- chotherapeuten zu beschäftigen“, gab die Pressestelle gegenüber dem DÄ bekannt. Zu viele andere Ge- setzesvorhaben würden die Kapa-

zitäten binden.

Petra Bühring Der Protestzug

auf dem Weg von der Charité Campus Mitte zum Bundes- gesundheitsminis- terium

Foto: Deutsche Psychotherapeutenvereinigung

P O L I T I K

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