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Archiv "Pharmaindustrie: Hürdenlauf" (13.12.2002)

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P O L I T I K

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A3380 Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 5013. Dezember 2002

KOMMENTAR

D

ie Apotheken sehen sich zurzeit in eine Doppelzange genommen:

Einerseits soll ihnen wie den an- deren Leistungsträgern im Gesund- heitswesen ein milliardenträchtiges Sparopfer in Form von Zwangsrabatten beziehungsweise geringeren Handels- spannen auferlegt werden. Anderer- seits machen die Verbände der Gesetzli- chen Krankenversicherung auf die Bundesregierung und die Parteien Druck, damit sie im Rahmen der Ge- sundheitsreform den Arzneimittelver- sandhandel und E-Commerce rechtlich sanktionieren. Die erstgenannte Maß- nahme, die im Beitragssatz-Stabilisie- rungsgesetz verankert ist, ist aus dem Arsenal zentralverwaltungswirtschaftli- cher Maßnahmen entlehnt und deshalb als ordnungspolitisch kontraindiziert einzustufen. Der Internet-Arzneimit-

telhandel wird als eine Liberalisierung und wettbewerbliche Maßnahme emp- fohlen, um den Arzneimittelmarkt aufzumischen. Bisher zeigt sich die Bundesregierung, was den Präparate- versandhandel betrifft, zögerlich, müs- sen denn noch gravierende gesund- heitspolitische, sozial-, haftungs- und europarechtliche sowie pharmakologi- sche Fragen geklärt werden. Noch sind die deutschen Apotheker durch natio-

nale Rechtsbestimmungen und die Rechtsprechung vor der Versandhan- delskonkurrenz aus dem Ausland relativ gut geschützt. Allerdings könnte die Ei- gendynamik auf dem Apothekenmarkt in dem Maße forciert werden, wie auch im Ausland der Versandhandel mit Arzneimitteln und der E-Commerce zu- gelassen sind. Der deutsche Binnen- markt ist immer mehr auch mit dem Ausland verflochten,und die Globalisie- rung schreitet weiter voran. Versand- handel mit Präparaten ist bereits in den USA, in den Niederlanden, Irland, Großbritannien und der Schweiz er- laubt. In den USA werden bereits zwi- schen 13 und 18 Prozent des Arzneimit- telhandels über das Internet abge- wickelt. Allerdings sind die USA wegen ihrer relativ geringen Apothekendichte eine Ausnahme. Dr. rer. pol. Harald Clade

D

ie Angst vor der „Vierten Hürde“

geht um in der Pharmaindustrie, vor allem der forschenden. Ge- meint ist eine zusätzliche Zulassung von Arzneimitteln, die zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung ver- ordnet werden dürfen. Sie sollen zuvor einer Kosten-Nutzen-Bewertung un- terzogen werden.

Angesichts der nicht eben ermuti- genden Erfahrungen vor allem aus Großbritannien hat sich Roche zu ei- nem ungewöhnlichen Schritt ent- schlossen. Die deutsche Tochter des Schweizer Pharmakonzerns ging in Berlin mit einer gesundheitspoliti- schen Veranstaltung vor die Presse.

Eine Premiere. Normalerweise über- lassen nämlich die Unternehmen die politische Interessenvertretung ihren Verbänden. Doch der Vorsitzende des Verbandes der Forschenden Arznei- mittelhersteller, Prof. Dr. Bernhard Scheuble, hat diplomatisches Ver- ständnis für das Vorpreschen seines Verbandsmitgliedes: Der Kontakt der

Industrie zur Bundesregierung sei zurzeit derart gestört, dass man auf vielen Wegen versuchen müsse, seine Argumente zu verbreiten.

Roche hat einen besonderen Grund, Verzögerungen durch die „Vierte Hür- de“ zu fürchten. Ein Gutteil seines Umsatzes macht die Firma mit sehr spezifischen Krebspräparaten, so ei- nem monoklonalen Antikörper, der für eine bestimmte Form des Brust- krebses eingesetzt wird. Das bedeutet, dass relativ kleine Patientengruppen betroffen sind. Andererseits sind die Entwicklungskosten vergleichsweise hoch. Damit zieht das in der Pharma- industrie weithin verbreitete Block- buster-Konzept hier nicht, und das heißt wiederum, dass die spezifische Krebs-

therapie relativ teuer sein muss. Hin- zu kommt, dass der gezielte Einsatz mit einer vorangehenden aufwendigen Diagnostik einhergeht. Roche sieht al- lerdings in solchen spezifischen Thera- pien die eigentliche Zukunft innovati- ver Krebstherapie. Die „Vierte Hür- de“ könnte für solcherlei Innovatio- nen gefährlich werden, sie behindern oder verzögern. Unter Kostengesichts- punkten könnten auch Krebsthera- pien, die weniger spezifisch sind und größere Umsätze und damit geringere Preise verheißen, von den Kassen be- vorzugt werden.

Von der Pharmaindustrie werde zu Recht erwartet, dass sie für einen schnellen Wissenstransfer vom Labor bis zum Patienten sorge. Anderer- seits dürften staatliche Rationalisie- rungsmaßnahmen keine Verzögerun- gen für die Patienten zur Folge ha- ben, begründete Dr. Karl Schlingen- sief, der Vorstandsvorsitzende von Roche Deutschland, die Berliner Premiere. Norbert Jachertz

Apotheken

In der

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Pharmaindustrie

Hürdenlauf

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