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Archiv "SCHULREFORM: Biologieunterricht" (09.01.1975)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

BRIEFE AN DIE REDAKTION

SCHULREFORM

„Da wir Ärzte auf den Menschen spe- zialisierte Biologen sind, dürfen wir für uns in Anspruch nehmen, in diesem Fach zu kritischen Äußerungen berech- tigt zu sein", schreibt der Verfasser zur Begründung. Es geht ihm um den

Biologieunterricht

Es ist schon verschiedentlich fest- gestellt worden, daß an unseren Schulen ein gewisses Schwerge- wicht auf philologische Richtungen gelegt wird, so daß Naturwissen- schaftler an den Gymnasien relativ selten sind und deshalb gelegent- lich andere Lehrer ersatzweise den Unterricht in naturwissenschaftli- chen Fächern abhalten müssen.

Darum ist es nicht nur in bezug auf den ärztlichen Nachwuchs, son- dern unter anderem auch in bezug auf den Nachwuchs an naturwis- senschaftlich ausgebildeten Leh- rern von Interesse, daß Schüler der Oberstufe Verständnis der Biologie gewinnen. Insbesondere ist es aber für den allgemeinen Bildungsstand von Bedeutung.

Vor 1945 war es schon so, daß der Unterricht in den biologischen Fä- chern (Zoologie, Botanik, Human- biologie) seltsamerweise vom Spe- ziellen zum Allgemeinen ging, d. h., in den Lehrbüchern wurde bei den höchstorganisierten Tieren und Pflanzen angefangen und bei den primitivsten aufgehört. Dagegen wird an den Universitäten wohl überall jener Systematik gefolgt, die sich aus der Entwicklungsge- schichte ergibt, d. h., es wird bei den urtümlichen Organisationsfor- men der Organismen angefangen und bei den hochorganisierten auf- gehört. Auch in der Biologie ist es nicht die Frage nach dem „Wie", sondern nach dem „Warum", die das meiste Interesse beansprucht.

Die Frage, warum die Organisation eines Lebewesens so ist und nicht anders, beantwortet die Phylogene- se, deren Abbild die Ontogenese ist. Jeder, der biologisch zu den- ken gelernt hat, weiß, daß dieses Denken nur auf der Grundlage der Evolution möglich und sinnvoll ist.

Evolution ist in erster Linie eine

morphologische, in zweiter Linie eine physiologische Angelegenheit, denn aus der Morphologie ergibt sich die Funktion und aus dieser der chemische Vorgang.

Eine solche Erkenntnis ist früher in den Schulen aus Rücksichten zu- rückgestellt worden, die heute hof- fentlich nicht mehr aktuell sind.

Trotzdem wird die evolutionäre Grundlage aller Biologie im Schul- unterricht noch kaum zur Kenntnis genommen. So ist es zumindest in den Lehrbüchern, nach denen sich die Lehrer zu richten pflegen. Zum Beispiel ist in dem Lehrbuch von Fels u. a. „Der Organismus", Klett- Verlag, zuvorderst der Energie- stoffwechsel(!) abgehandelt; als achte und vorletzte Abteilung kommt dann die Evolution. In Lin- der, „Biologie", Metzler-Verlag, wird zwar mit der Zelle angefan- gen, dann aber kommt die Ökolo- gie(!) und als zwölfte und vorletzte Abteilung die Evolution. Bei Linder,

„Biologie des Menschen", Metzler- Verlag, steht Embryologie in der neunten Abteilung und die „Her- kunft des Menschen" in der zwölf- ten; dies sind gleichsam zusätzli- che (und damit unwichtige) Kapitel und haben mit Evolution inhaltlich auch nur am Rande zu tun. Bei al- len drei angegebenen Büchern gilt, daß die Evolution erstens nicht die Grundlage des Lehrstoffes ist und daß sie zweitens am Ende steht.

Wird also, wie üblich, der Stoff in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht ganz geschafft, so bleiben diese Kapitel weg ... Fazit ... Wenn schon die Lehrbücher den Gaul beim Schwanz aufzäumen, so bleibt nur zu hoffen, daß die Biolo- gielehrer von ihrem Recht Gebrauch machen, die Reihenfolge des Stof- fes nach eigenem Dafürhalten zu bestimmen. Dies aber nicht um des Prinzips willen, sondern weil wir daran interessiert sind, daß junge Menschen sich nicht mit allerhand Detailwissen vollstopfen müssen, ohne die eigentlichen Grundlagen, den eigentlichen Zusammenhang zu kennen...

Dr. med. Karl Haller 675 Kaiserslautern 23 Einsiedlerhof-Kaiserstraße

HONORARE

Den Unwillen eines Lesers erregte die jüngste Vereinbarung mit der Kranken- versorgung der Bundesbahnbeamten.

Höherer Zuschlag wäre gerechtfertigt

Der Vorstand der Krankenversor- gung der Bundesbahnbeamten hat mit der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung eine neue Honorarver- einbarund abgeschlossen, die nach Rücksprache mit zahlreichen Kol- legen auf die Kritik der niederge- lassenen Ärzteschaft gestoßen ist.

Unter anderem wird bemängelt, daß

1. in einem laufenden Quartal der Honorarzuschlag geändert wurde, da dies zu unvermeidbaren Schwierigkeiten in der Rechnung- stellung führt,

2. Alle Mitglieder der Beitragsklas- se III KVB in die Honorarvereinba- rung der Klasse I und II zurückge- stuft wurden. Damit wurde das freie Liquidationsrecht der Ärzte- schaft weiterhin eingeschränkt.

Selbst wenn als Begründung von der Kassenärztlichen Bundesverei- nigung darauf hingewiesen wird, daß von Kollegen in zunehmendem Maße der vier- bis sechsfache Satz der Gebührenordnung in Rechnung gestellt worden sei, so ist damit nach meiner Meinung eine Zurück- stufung in diesem Umfang nicht möglich. Wenn man sich allerdings auf Grund überhöhter Honorarfor- derung einzelner Ärzte genötigt sah, einen festen Honorarzuschlag zu vereinbaren, so hätte dieser un- ter Berücksichtigung der besseren Einkommenslage des hiervon be- troffenen Personenkreises den Zu- schlag der Klassen I und II KVB deutlich überschreiten sollen.

Eine

Grenze würde sich nach meinem Ermessen zum Beispiel bei dem 1,5fachen Zuschlag zur GOÄ anbie- ten.

Dr. med. Klaus Reiche!

8562 Hersbruck Hindenburgplatz 11

98 Heft 2 vom 9. Januar 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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