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Archiv "Ein Lehrstück antiärztlicher Publizistik" (06.03.1975)

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Die Information:

Bericht und Meinung

DER KOMMENTAR

Der „Spiegel" setzt seine antiärztli- che Kampagne fort: Nur eine Wo- che nach dem — von falschen Be- hauptungen strotzenden — Angriff auf den Präsidenten der Bundes- ärztekammer und das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT nahm der „Spiegel"

die Kassenärzteschaft insgesamt aufs Korn.

In seiner Nr. 8/1975 stellte der

„Spiegel" in einem Artikel

„Plausch bei Musch" Spekulatio- nen um die Verhandlungen des Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Hans Wolf Muschallik, mit den Spitzenfunktio- nären der sozialen Krankenkassen über eine etwaige Empfehlungsver- einbarung für die in den einzelnen Ländern auszuhandelnden kassen- ärztlichen Honorare an. Dabei ver- stieg sich der „Spiegel" zu der Be- hauptung, daß sich „in diesem Jahr

— im Bundesdurchschnitt — die monatlichen Bruttoeinnahmen der Kassenärzte auf 16 000 Mark erhö- hen*. *Nach Abzug der Praxisun- kosten und vor Steuern".

Rechnen wir diese falsche „Spie- gel"-Behauptung einmal nach:

16 000 Mark mal 12 Monate sind gleich 192 000 Mark im Jahr; be- rücksichtigt man, daß selbst das Statistische Bundesamt in seiner amtlichen Kostenstrukturerhebung auf einen durchschnittlichen Pra- xiskostenanteil von 35 Prozent am ärztlichen Gesamtumsatz kommt, dann unterstellt die „Spiegel"-Be- hauptung einen durchschnittlichen Kassenarztumsatz von rund 300 000 Mark im Jahr. 300 000 Mark im Jahr mal rund 50 000 Kassenärzte macht 15 Milliarden Mark im Jahr. Soweit das Ergebnis der „Hochrechnung", das selbstverständlich ebenso falsch ist wie die vom „Spiegel"

behauptete „Grundzahl". In Wirk- lichkeit weist die Statistik der ge- setzlichen Krankenversicherungen zuletzt eine Gesamtsumme von rund 10 Milliarden Mark (1974) für die kassenärztliche Behandlung der Versicherten aus. Die Kassen- statistik selbst widerlegt also den

„Spiegel", der sich bei seiner fal- schen Behauptung demnach um rund 50 Prozent „vergriffen" hat.

Nicht nur in der Ärzteschaft ver- breitet sich das Wortspiel: „Früher stimmten im ‚Spiegel' wenigstens die Zahlen; man kannte ja die Re- geln, nach denen er mit richtigen Zahlen falschspielte. Heute spielt er sogar mit falschen Zahlen falsch."

Einen Durchschnittsumsatz von 300 000 Mark im Jahr — den hätte gewiß jeder Arzt gern. Aber leider existiert solcher Durchschnittsum- satz nur in der „Spiegel"-Phanta- sie. Vielleicht schreiben alle Ärzte, die weniger als die vom „Spiegel"

unterstellten 300 000 Mark Jahres- umsatz erzielen, dem „Spiegel"- Herausgeber einmal ihre Meinung!

Eine „Gegendarstellung" vom

„Spiegel" zu erwarten oder zu ver- langen, hat ohnehin keinen Zweck, wie die jüngste Erfahrung beweist:

Auf die Übersendung der Gegen- darstellungen des Präsidenten der Bundesärztekammer und des Di- rektors des Deutschen Ärzte-Verla- ges durch den Kölner Rechtsan- walt Dr. Wolfdieter Küttner (siehe DEUTSCHES ÄRZTEBLATT, Heft 9, vom 27. Februar 1975, Seite 555 ff.) hat der „Spiegel" nicht einmal mit einer einzigen Zeile reagiert, ge- schweige denn, daß er die Gegen- darstellungen wiedergegeben hät- te, wozu er nach dem Pressegesetz

in seiner nächsterreichbaren Aus- gabe verpflichtet gewesen wäre.

Die „Betroffenen" werden nun den

„Spiegel" auf Widerruf verklagen müssen.

Eidesstattliche Versicherung von Prof. Dr. Stockhausen

Bei einer Sitzung von Vertretern ärztlicher Spitzenverbände am 20.

Februar 1975 in Frankfurt (Main) war der Eindruck entstanden, daß der (oder die) vom „Spiegel" in seiner Nr. 7/1975 „zitierte(n)" Arti- kel der Zeitschrift „Der Kassen- arzt" von Prof. Dr. Stockhausen verfaßt und dem „Spiegel" direkt oder indirekt zugespielt worden wäre(n). Prof. Dr. Stockhausen hat unmittelbar, nachdem ihm dies be- kannt wurde, dem Vorstand der Bundesärztekammer eine hand- schriftliche eidesstattliche Erklä- rung übermittelt, die er inzwischen, am 22. Februar, vor einem Notar urkundlich gemacht hat. Die Re- daktion des DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATTES gibt diese eidesstattliche Versicherung nachstehend in vol- lem Wortlaut mit ihrem Ausdruck der Freude und der Genugtuung darüber wieder, daß nicht der ehe- malige Hauptgeschäftsführer der Bundesärztekammer derjenige war, der die „Kassenarzt"-Veröffentli- chung(en) verfaßt bzw. in den

„Spiegel" lanciert hat:

„Ich versichere an Eides Statt:

In einer Sitzung von Vertretern ärztlicher Spitzenverbände am 20.

2. 1975 in Frankfurt/Main ist der Eindruck entstanden, daß ich in der Zeitschrift ,Der Kassenarzt' erschienene Artikel gegen den Prä- sidenten der Bundesärztekammer,

Prof. Sewering, verfaßt und sie dem Magazin ,Der Spiegel' als In- formant direkt oder indirekt zuge- spielt hätte.

Dies ist nicht richtig.

1. Ich bin weder Autor noch Mitau- tor eines in der Zeitschrift ,Der Kassenarzt' erschienenen Artikels

Ein Lehrstück

antiärztlicher Publizistik

Der „Spiegel" meldet (erneut) falsch und

mißachtet das Verlangen auf Gegendarstellung nach dem Pressegesetz

638 Heft 10 vom 6. März 1975 DEUTSCHES ARZTEBLATT

(2)

Die Information:

Bericht und Meinung

gegen den Präsidenten der Bun- desärztekammer, Prof. Dr. Sewe- ring.

2. Ich habe den Artikel bis zur Stunde weder im Manuskript, noch in Form der Druckfahne, noch aus- gedruckt zu Gesicht bekommen.

3. Das zu Ziffer 1. und 2. dieser Er- klärung Gesagte gilt in vollem Um- fange auch für einen Artikel glei- cher Art, der — wie man mir am 20. Februar 1975 im Zusammen- hang mit der Unterrichtung über diese Angelegenheit mitteilte — angeblich in Nr. 4 der Zeitschrift ,Der Kassenarzt' über Prof. Sewe- ring erscheinen soll.

4. Von Herrn Dr. Walther werde ich die Erklärung verlangen, daß der Artikel nicht im Sinne der vorste- henden Ausführungen zu Ziffer 1.

bis 3. von mir verfaßt oder mitver- faßt oder mir auch nur zur Kennt- nis gebracht wurde.

5. Ich habe weder das Magazin ,Der Spiegel', noch eine andere Zeitschrift oder Zeitung weder mit- telbar, noch unmittelbar in dieser Sache unterrichtet und lege Wert auf die Feststellung, daß ich bis heute nicht zu den Informanten des

‚Spiegels' zähle.

Ein Manuskript oder eine Druck- fahne der in den Vorziffern genann- ten Artikel konnte ich schon des- halb nicht weitergeben, weil ich sie bis heute weder in der Hand ge- habt, noch zu Gesicht bekommen habe.

6. Sollte jemand nach Verlautba- rung dieser Erklärung eine der ein- gangs wiedergegebenen Behaup- tungen wiederholen, so werde ich straf- und zivilrechtlich auf dem Klagewege gegen diese Person vorgehen."

gez. J. Stockhausen Einzigartige „Spiegel"-Praktik Am 21. Februar 1975 traf nun auch das Heft 3 der Zeitschrift

„Der Kassenarzt" in Köln ein, aus dem der „Spiegel" bereits am 10.

Februar 1975 — wie er behauptete:

— „zitierte". In Wirklichkeit enthält diese Ausgabe der Zeitschrift ei- nen unqualifizierten Artikel gegen den Präsidenten der Bundesärzte- kammer, aber keineswegs alle die vom „Spiegel" behaupteten Aus- führungen, die in „Der Kassenarzt"

angeblich bereits am 10. Februar 1975 veröffentlicht worden sein sol- len. Im „Spiegel -" wurde also wahr- heitswidrig aus einem gar nicht veröffentlichten Artikel „zitiert".

Ein Vorgang, der selbst unter den bekannten „Spiegel"-Praktiken als ziemlich einzigartig herausragt!

Das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT bzw. der Deutsche Ärzte-Verlag werden wegen dieser „Spie- gel"-Praktik beim Deutschen Pres- serat Beschwerde erheben.

Der in Heft 9 des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTES geführte Beweis, daß irgend jemand aus dem „Kas- senarzt" dem „Spiegel" unveröf- fentlichtes Manuskript- oder Satz- material vorab übermittelt haben muß, war Anlaß zu der nachste- hend wiedergegebenen Glosse:

Spiegelschrift

Nicht jeder beherrscht die Spiegel- schrift — so gut wie der „Spiegel".

Seit Bestehen dieser Unzeitschrift beherrscht diese die Technik, Fak- ten seitenverkehrt und auf dem Kopf stehend wiederzugeben — eben in Spiegelschrift.

Und wer sich nicht zutraut, die Öf- fentlichkeit in Spiegelschrift anzu- sprechen, der läßt sich halt vom

„Spiegel" helfen — wie irgendein Teil der Kassenarztverbandsschrift- leitung.

Einer aus einer ärztlichen Ver- bandsschriftleitung, die wie die von Dr. Helmut Walther geleitete an- gibt, den deutschen Kassenärzten zu dienen, scheut sich nicht, einen Beitrag lange vor Veröffentlichung in der eigenen Zeitschrift dem

„Spiegel" zu überlassen. Und die- ser übersetzt wie vorprogrammiert in Spiegelschrift und druckt eine Woche vor Erscheinen der Zeit-

schrift „Der Kassenarzt" sein Pamphlet über das „Unbehagen"

der Verbandsschriftleitung am Prä- sidenten der Bundesärztekammer.

Müßte den ehrenwerten Mitglie- dern des Kassenarztverbandes nicht jetzt das große Unbehagen kommen ob dieser spiegelbildli- chen Kommunikationstechnik? Hal- ten die Mitglieder diese Methode der Diffamierung für richtig? Ste- hen sie dahinter, wenn ein Schrift- leitungsmitglied oder wer sonst den „Spiegel" vor seine Absichten spannt — Absichten, die nicht den Zielen des Verbandes entspre- chen können, weil die Artikulation nicht vor arztfeindlichen Verhal- tensweisen zurückschreckt.

Müßten die ehrenwerten Mitglieder des Kassenarztverbandes nicht tief besorgt sein, daß falsch verstande- ne Kommunikation einer sich kom- munikationsfreudig gebenden Ver- bandsschriftleitung (siehe Leitarti- kel: „Kommunikation" in Kassen- arzt 3/1975) das Vertrauensverhält- nis Arzt/Patient in Gefahr bringt?

Vielleicht spricht der 1. Bundesvor- sitzende auf der Jahreshauptver- sammlung am 2. März 1975 auch darüber in seinem Grundsatzrefe- rat „Ist die Freiheit des Arztes und das Vertrauensverhältnis Arzt/Pa- tient in Gefahr?"

Wenn Sie die Spiegelschrift erler- nen wollen? Einer aus der Kassen- arztschriftleitung hilft Ihnen sicher, die Kontakte herzustellen. Mit neun Mark (Monatsbeitrag einschließlich Bezugspreis) sind Sie dabei!

Dr. Meierbeer

Nur journalistisches „Hickhack"?

> Manchem Leser mag dies alles wie „journalistisches Hickhack"

vorkommen. Es ist aber mehr: ein Lehrstück nämlich, dessen publizi- stische Höhepunkte — wie die Er- fahrung der letzten Jahre zeigt — immer erst kurz vor dem Deut- schen Ärztetag zu erwarten sind.

Der nächste, der 78. Deutsche Ärz- tetag, findet vom 6. bis zum 10. Mai 1975 in Hamburg statt. DÄ DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 10 vom 6. März 1975 639

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