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Archiv "Ärztemangel: Ein wesentlicher Grund" (08.02.2013)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 6

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8. Februar 2013 A 227 ner, Fläche 1 317 km²) nur noch

zwei geburtshilfliche Abteilungen, eine Hauptabteilung mit Kinderkli- nik und meine Belegabteilung. Die für uns Belegärzte zu zahlende Be- rufshaftpflichtprämie für die Ge- burtshilfe lässt eine wirtschaftli- che Führung der Abteilung eigent- lich nicht mehr zu.

Mit der derzeitigen EBM-Honorie- rung sind diese Prämien nicht zu er- wirtschaften. Die Schließung klei- nerer Häuser, besonders Belegabtei- lungen mit zwischen 500 bis 800 Geburten, ist in Zukunft unvermeid- bar. Dies ist das Aus für die famili- enorientierte sanfte und selbstbe-

stimmte Geburt mit Eins-zu-eins- Betreuung durch Gynäkologe und Hebammen. Zwangsläufig wird dann die Geburtshilfe nur noch in großen Zentren durchgeführt . . . Auch ist eine geburtshilfliche Ab- teilung in den Landkreisen dann nicht mehr so ohne Weiteres er- reichbar, lange Anfahrtswege mit den entsprechenden Risiken sind unumgänglich.

Die Politik ist aufgefordert, schnellstens zu handeln. Deutsch- land sollte sich an anderen europä - ischen Ländern wie zum Beispiel Norwegen orientieren.

Dr. med. Werner Path, 59320 Ennigerloh

BURN-OUT

Warum an sich gute Arbeitsbedingungen nicht mehr vor Über- lastung schützen (DÄ 45/2012: „Ar- beitsbedingte psy- chische Erkrankun- gen: Burn-out – Fehldiagnose oder Epi- demie?“ von Nick Kratzer).

Keine neue Wahrheit

Wohl kaum eine Fehldiagnose, Burn-out! Da wir einen ausgebrann- ten Mitarbeiter nicht einfach aus- wechseln können wie eine durchge- brannte Glühbirne, müssen wir uns wohl oder übel mit seiner Störung befassen, sonst wird’s teuer!

Um unsere globalisierte, ökonomi- sierte, konkurrierende und oft kalte Welt am Rotieren zu halten, müssen wir uns Gedanken machen über Burn-out, wir wollen uns ja nicht die gute Bilanz vermasseln lassen.

Und es finden sich interessante Er- gebnisse, die Dr. rer. pol. Nick Kratzer uns mitteilt. Sie bestätigen das, was vor Jahren bereits der ame- rikanisch-israelische Gesundheits- forscher Aaron Antonovsky zur Sa- lutogenese beschrieb.

Es ist also keine neue Wahrheit!

Das, was uns gesund erhält, ist das Kohärenzgefühl, ein Grundgefühl, die Welt zu verstehen, sie handhab- bar und sinnhaft zu erleben.

Arbeitnehmer mit unerreichbaren Zielen, Widersprüchen, Scheinhei-

ligkeiten dieses Gefühls zu berau- ben, ist auf lange Sicht der komplet- te Zusammenbruch allen Wachs- tums . . .

Dr. med. Ute Kiehn-Müller, Systemische Therapeutin, 21635 Jork

Schleichende Steigerung der Belastung

Die aufschlussreichen Studiener- gebnisse von Herrn Kratzer möchte ich durch eine Beobachtung aus der eigenen therapeutischen Arbeit mit Burn-out-Patienten ergänzen.

In Unternehmen sind hochmoti- vierte, leistungsbereite Mitarbeiter beschäftigt, die erfolgreich sich und anderen beweisen, was sie können. Im Lauf der Zeit wachsen die Arbeitsanforderungen. Diese allmähliche Steigerung der Erwar- tungen hinsichtlich Arbeitsmenge und Arbeitsgeschwindigkeit ent- spricht einem chronischen, schlei- chenden Prozess. Wer in ihm gefangen ist, verschiebt kontinu- ierlich seine Grenzen und kann letztlich den richtigen Zeitpunkt zum Ausstieg gar nicht finden, sondern ist der Dynamik bis zum bitteren Ende mit Depression und Erschöpfung ausgeliefert. Präven- tive Maßnahmen müssten zu ei- nem frühen Zeitpunkt erfolgen.

Wünschenswert wäre eine gesund- heitsfördernde Intervention von- seiten des Arbeitgebers, wenn Mit- arbeiter beginnen, in der Mittags- pause weiterzuarbeiten, statt diese

U OU

W A n l ( b c gen: Burn-out – Feh

Zeit zum Essen und zur Erholung zu nutzen.

Dr. Dr. med. Dieter Berger, 50668 Köln

Was sich geändert hat

In diesem Artikel zum Thema Burn-out fehlt ein wichtiger As- pekt: Auch vor 100 Jahren war die Arbeit schwer belastend, sei es für Fabrikarbeiter, Buchhalter oder Di- rektoren. Ein wichtiger Unter- schied zu heute ist: Nach Arbeits- schluss wurden diese Männer im häuslichen Raum „versorgt, ge- pflegt und wieder aufgebaut“ (im Idealfall, ich weiß . . .) von der Ehefrau. Heute gibt es diese „Ver- sorgerehe“ kaum noch. Wenn der moderne Mensch (Doppelverdie- ner-Paar oder Single) von der Ar- beit heimkommt, dann geht sozusa- gen die Arbeit weiter. Das Leben muss organisiert werden, Hauswirt- schaft, „Beziehungsarbeit“, Kinder, Freizeitstress. Wir haben keine Zeit mehr, alles ist verplant. Für immer mehr bringt das dann die ultimative Überlastung.

Dr. Lorenz Albrecht, 82362 Weilheim

Ä RZTEM A NGEL

Mit flexiblen Ar- beitszeiten und fa- milienfreundlichen Strukturen versu- chen Krankenhäuser gegenzusteuern (DÄ 46/2012: „Ärzte- mangel im Krankenhaus: Erfolgsfaktor Familie“ von Marc Meißner und Falk Osterloh).

Ein wesentlicher Grund

In dem Beitrag zum Ärztemangel in deutschen Krankenhäusern haben die Autoren einen wesentlichen Grund leider nicht einmal erwähnt.

Warum haben denn kleine Kran- kenhäuser so starke Probleme, vor allem Assistenzärzte zu finden und Unikliniken nicht?

Aus meiner Sicht ist die Weiter- bildung eine wesentliche Ursache.

In vielen kleineren Häusern kön- nen junge Ärzte häufig nur Bruch- teile ihrer Facharztweiterbildung

Ä RZTEM A NG

M b m S c g 4 mangel im Krankenh

B R I E F E

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A 228 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 6

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8. Februar 2013 absolvieren, da durch das einge-

schränkte Spektrum kleinerer Krankenhäuser die Ermächtigun- gen häufig nur ein bis drei Jahre erteilt werden. Junge Ärzte wollen aber auch eine berufliche Perspek- tive. In einer Uniklinik kann im Gegenteil hierzu in der vorgege- benen Minimalzeit der Facharzt geschafft werden. Die Ursache hierfür liegt darin, dass die Wei- terbildungsordnungen im Wesent- lichen von denen gestrickt wer- den, die in großen Häusern tätig sind. Insbesondere in den chirur- gischen Fächern wird seit Jahr- zehnten durch unrealistische OP- Kataloge erreicht, dass junge Me- diziner in große Häuser gezwun- gen werden, um ihren Facharzt zu machen. Nun könnte die Lösung in Kooperationen liegen, die klei- nere Häuser abschließen. Dies scheitert häufig daran, dass große Kliniken kein Interesse an solchen Kooperationen haben, da sie mit den kleineren Häusern wirtschaft- lich und am Arbeitsmarkt konkur- rieren.

Hier sollte die Politik eingreifen und große Häuser dazu zwingen, Weiterbildungspartnerschaften ein- zugehen. Auch arbeitsrechtlich soll- ten Krankenhäuser gezwungen wer- den, wenn sie Assistenzärzte be- schäftigen, deren Weiterbildung si- cherzustellen.

Stefan Lüdcke, 14469 Potsdam

Viele Ursachen

Der Mangel an Stationsärzten im Krankenhaus hat viele Ursachen:

1. Reduktion der Studienplätze um zehn Prozent

2. Kürzere Arbeitszeiten durch Teil- zeitarbeit und Einhaltung der Ar- beitszeitgesetze

3. Abwanderung von Ärzten in den nichtstationären Bereich und ins Ausland

4. Möglichkeit der Tätigkeit als Ho- norararzt

5. Mehrarbeit durch Fallzahlerhö- hung und Zunahme bürokrati- scher Tätigkeiten

Diese Ursachen sind Folge der Gesundheitspolitik. Der Ärzte-

mangel wird in den nächsten Jah- ren weiter deutlich zunehmen.

Nach meiner Erfahrung sind schon jetzt in den meisten Krankenhäu- sern alle Möglichkeiten ausge- schöpft, günstige Arbeitsbedin- gungen für Ärztinnen und Ärzte zu schaffen, und der Anteil auslän- discher Ärzte mit schlechten Sprachkenntnissen ist hoch und steigt weiter. Aber allein durch Sprachschulungen, flexible Ar- beitszeitmodelle und Kitaplätze kann das Problem des Ärzteman- gels im Krankenhaus nicht gelöst werden. Vielmehr muss unbedingt die Zahl der Medizinstudienplätze erhöht werden.

Leider sind durch diese Maßnahme erst nach sechs Jahren mehr Ärzte zu erwarten. Das werden jedoch viele kleinere Krankenhäuser nicht überleben. Auch das ist politisch gewollt, um Kosten zu sparen.

Und weniger Krankenhäuser brau- chen insgesamt weniger Ärz- te. Wollen wir diese Lösung des Problems?

Dr. med. Klaus Beck, 31303 Burgdorf

MEDIZINPRODUKTE

Britische Journalis- ten erhielten die Zu- lassung für ein fikti- ves Produkt (DÄ 48/

2012: „Zulassung von Medizinproduk- ten: Auf verschlun- genen Wegen“ von Peter M. Vogt).

Verantwortlicher Umgang dringend geboten

Klinische Effektivitätsvergleiche von neuen Medizinprodukten (MP) zu Standardmethoden sind in der Regel nicht gefordert. Zulassungs- behörden, sogenannte EU benannte Stellen, beziehen sich im Rahmen der Genehmigungsverfahren im Wesentlichen auf technische Anga- ben der Hersteller. Durch eine de- zentrale Marktüberwachung von MP sind Verantwortlichkeiten, zum Beispiel abgelehnte CE-Anmeldun- gen nicht oder nur schwer erkenn- bar. Selbst schwere Mängel führen nach CE-Erteilung nicht zu den not-

wendigen, raschen Konsequenzen.

Die Liste eklatanter Verstöße ist lang.

Aktuelles Beispiel ist ein System zum Roboter-assistierten Operieren (MP Klasse IIb). Hoher Kaufpreis (ca. 2,5 Millionen Euro) und hohe jährliche Wartungskosten (ca.

150 000 Euro) haben zu besonderen Zielvereinbarungen vonseiten der Krankenhausökonomen mit den Chefärzten geführt. Dies wird in der Regel durch Fallzahlausweitung mittels erweiterter Indikationsstel- lung und/oder Werbung erreicht.

Eklatante Hygieneprobleme im Rahmen der Aufbereitung der Ar- beitsinstrumente zur Wiederver- wendung werden nicht öffentlich gemacht . . .

Ein verantwortlicher Umgang mit MP auf allen Ebenen ist dringend geboten. Dies beinhaltet:

1. Rückbesinnung der Ärzte auf den Internationalen Kodex für ärztli- che Ethik

2. Verpflichtung aller EU benannter Stellen auf einen Code of Conduct

3. Wissenschaftliche Prüfung von Medizinprodukten vor Zulas- sung. Empfohlen wird die von der FDA akzeptierte Vorgehens- weise nach einem fünfstufigen Konzept.

4. Offenlegung von Interessenskon- flikten

5. Bei Verdacht auf Mängel von MP und speziell Hygieneproblemen steht allein die Patientensicher- heit im Vordergrund.

6. Ein zeitnahes Vorgehen zum Schutz der Patienten und zur Ge- fahrenabwehr infolge schadhafter MP ist verpflichtend.

7. Schaffung zentraler Strukturen und erkennbarer Verantwortlich- keiten

Literatur bei den Verfassern

Prof. Dr. med. Thomas Otto, Chefarzt der Urologischen Klinik, Städtische Kliniken Neuss, Lukaskrankenhaus GmbH, 41464 Neuss Prof. Dr. med. Peter Goretzki, Klinik für Allgemein-, Visceral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Städtische Kliniken Neuss, Lukaskrankenhaus GmbH, 41464 Neuss

Dettloff Schwerdtfeger, Rechtsanwalt, 40210 Düsseldorf

O

B t l v 2 v t genen Wegen“von P

B R I E F E

Referenzen

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