Spektrum der Woche Aufsätze -Notizen
Gesundheitsstatistische Jahrbücher
lich geringere Todesfallzahlen wa- ren in Frankreich festzustellen, wo ebenfalls das männliche Ge- schlecht überwog. Es bedarf keiner Frage, daß kein seriöser Wissen- schaftler an so eindrucksvollen Da- ten vorbeigehen kann. Es ist nahe- liegend, daß vergleichende Unter- suchungen, die das Vorkommen und die Ursache von Krankheiten mit so großen Unterschieden in den verschiedensten Ländern der Welt, den Einfluß der Umwelt, der Ernährung usw. behandeln, uns ei- nen großen Schritt bezüglich der Aufklärung dieser Probleme weiter- bringen können. Der Atlas umfaßt diesbezüglich nahezu alle wichti- gen Todesursachen.
Der Wert des Buches hängt natür- lich davon ab, wie es ausgewertet wird. Diejenigen, die mit diesen Statistiken arbeiten, müssen sich der Probleme bewußt sein, die durch unterschiedliche Erfassungs- qualitäten und -kriterien in den ver- schiedenen Ländern der Welt be- dingt sind. Für die Qualität des Werks spricht, daß bis heute nur hervorragende Kritiken internatio- nal anerkannter Wissenschaftler vorliegen, welche den Wert der Schrift vorbehaltlos anerkennen, so von Prof. Dr. Dr. h. c. mult. K. H.
Bauer, und Prof. Dr. Schettler, Hei- delberg, Prof. Lenz, Münster, oder namhafter Gelehrter aus den USA, Frankreich, England usw.
Wo liegt nun der „Skandal"?
Nachdem Band 4 noch unter gro- ßen Mühen erscheinen konnte, sik- kerte bereits durch, daß die zu- ständigen Stellen des Bundesge- sundheitsministeriums kein gestei- gertes Interesse an einer gleich- wertigen Weiterbearbeitung dieses Werkes hatten. So fehlen beim jet- zigen Band 5 alle zentral wichtigen Angaben über den internationalen Vergleich.
Aber gerade auf diese Zahlen kommt es an. Da Band 4 mit dem Zahlenmaterial 1967 en- det, wird für die medizinische For- schung somit einer der wichtigsten Zeiträume, nämlich von 1968 bis 1974, abrupt abgebrochen und un-
serer Betrachtung entzogen. Daß das Gerücht zutrifft, den Geldhahn zuzusperren, zeigt die ganze Drucklegung des Bandes, seien es die Bildqualität, die Papierqualität usw.
Als das Statistische Bundes- amt am 20. Februar 1974 mitteilte, daß das Bundesministerium beab- sichtige, das Werk der weiteren Bearbeitung des Statistischen Bun- desamtes gänzlich zu entziehen, baten wir in beängstigender Kennt- nis dieser Dinge mit Schreiben vom 20. Februar 1974 eindringlich Frau Focke um Einsicht. Der Brief ist nicht einmal beantwortet worden.
Am 22. November 1973 teilt „Der Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit" (Geschäftszei- chen: 134-43-8403 140/73) dem Sta- tistischen Bundesamt mit: „Ich teile Ihnen mit, daß ich nach eingehen- der und sorgfältiger Prüfung mit dem Erscheinen von Band 5 die Veröffentlichungsreihe ,Das Ge- sundheitswesen der BRD' usw. ein- stellen und Ihnen für das Haus- haltsjahr 1974 keine Mittel mehr zuweisen werde" (die 1974 ca.
35 000 DM betragen hatten).
Eine solche Stellungnahme ist eine niederschmetternde Reaktion des Bundesministers für Gesundheit und läßt Raum für Vermutungen darüber, wie wenig dieses Amt überhaupt in diesem Fall imstande ist, sich ein eigenes Urteil über eine so zentral wichtige Arbeit im Bereich des Gesundheitswesens zu machen.
Anschrift des Verfassers:
Professor
Dr. med. Jürgen Holtmeier Universität Hohenheim
Abteilung Ernährungsphysiologie 7 Stuttgart 70
Fruhwittestraße 31
AUS DEM BUNDESTAG
Auslandskuren auch für Kriegsbeschädigte
Ähnlich wie die Mitglieder der ge- setzlichen Krankenversicherung und Rentenversicherung können auch die nach dem Bundesversor- gungsgesetz betreuten Beschädig- ten unter bestimmten Vorausset- zungen Kuren im Ausland erhalten.
Darauf wies der Parlamentarische Staatssekretär des Bundesarbeits- ministeriums, Hermann Buschfort, aufgrund einer Anfrage des SPD- Bundestagsabgeordneten Wendelin Enders hin. Voraussetzung für die Entsendung deutscher Kriegsbe- schädigter in ausländische Einrich- tungen sei allerdings, daß gleich- wertige Häuser mit bestimmten, ortsgebundenen Heilmitteln und entsprechenden Indikationen in der Bundesrepublik nicht vorhanden seien. Bei den vielseitigen Möglich- keiten der Krankenbehandlung im Inland handle es sich aber nur um Ausnahmefälle. 1974 wurden insge- samt 650 derartiger Kuren geneh-
migt. HC
Keine Ausweitung der Rezeptsammelstellen
Aus Gründen der Arzneimittelsi- cherheit hat die Bundesregierung an einer Ausweitung der Rezept- sammelstellen kein Interesse, er- klärte der Parlamentarische Staats- sekretär des Bundesgesundheits- ministeriums, Fred Zander, auf An- frage des SPD-Abgeordneten Dr.
Hermann Schmitt-Vockenhausen.
Diese Sammelstellen sollten immer nur ein Notbehelf sein. Grundsätz- lich sollten Arzneimittel „aus- schließlich in der Apotheke" abge- geben werden. Außerdem sei durch die hohe Zahl von Apotheken- neugründungen die Notwendigkeit von Rezeptsammelstellen immer seltener geworden. Ebenso habe ein gut ausgebautes Verkehrsnetz dazu beigetragen, daß die Be- völkerung von der nächstgelegenen Apotheke in der Regel ordnungs- gemäß mit Arzneimitteln versorgt werde.
2858 Heft 41 vom 9. Oktober 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT