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Archiv "Hilfen für ältere Menschen im Straßenverkehr" (02.05.1974)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen THEMEN DER ZEIT

Das Bild des alten Menschen und des Alters überhaupt ist durch überkommene und selten überprüf- te Ansichten bestimmt: Wer alt ge- worden ist, der wird isoliert, er ver- einsamt; die körperlichen und gei- stigen Kräfte lassen nach, oft „ver- steht er die Welt nicht mehr", der Mensch kann sich nicht mehr an- passen und umstellen, er verliert das Interesse an dem, was um ihn herum vorgeht. Weit verbreitet ist auch die Auffassung, daß ältere Menschen kaum noch in der Lage seien, neue Sachverhalte zu lernen oder sich auf neue Anforderungen einzustellen.

Mit dem modernen Straßenverkehr könnten sie, so gesehen, über- haupt nicht mehr fertig werden.

Nun ist unbestritten, daß den alten Leuten nichts mehr so leicht wie den Jüngeren und Jungen fällt.

Doch sind sie bereit und in der Lage, Neues aufzunehmen und da- zuzulernen.

Der Deutsche Verkehrssicherheits- rat (DVR) hat die Verhaltensge- wohnheiten älterer Fußgänger ge- nau untersuchen lassen. Psycholo- gen der Universität Bonn legten eine Studie vor, aus der ein ver- kehrspädagogisches Konzept ent- wickelt wurde: Den älteren Men- schen können in Gruppengesprä- chen die besonderen Probleme der Teilnahme am Straßenverkehr ver- mittelt werden; sie sollen besser mit dem Straßenverkehr vertraut gemacht werden, wobei ihnen Ver- haltenshilfen an die Hand gegeben werden.

Die Psychologen erfuhren, daß z. B. Kreuzungen „am meisten Angst einflößen". Die Kreuzung wird somit, obwohl an ihr klare und

übersichtliche Verhältnisse herr- schen, nicht als Sicherheitsbereich empfunden. Das liegt aber offenbar nicht an mangelnder Kenntnis der geltenden Regeln; dieses Wissen ist sogar erstaunlich gut. Aber Un- sicherheit und Angst erzeugt die Vorstellung, diesen Regelungen nicht folgen zu können. So zögert der ältere Mensch vor abbiegen- den Autos, obwohl er weiß, daß sie vor ihm halten müßten. Dann ver- schenkt er aber durch sein zögern- des Verhalten einen Teil der Grün- phase und erzeugt nun beim Auto- fahrer das Gefühl der Unsicherheit.

Man kann davon ausgehen — und es ist auch pädagogische und psy- chologische Erkenntnis —, daß be- sonders Gruppengespräche gut geeignet sind, Verhaltensweisen zu klären und Einstellungen zu beein- flussen. Sie bieten größere Chan- cen als die bisher noch überwie- gend praktizierten Vortragsveran- staltungen. Wenn nicht nur Vorträ- ge und Anweisungen hinzunehmen sind, sondern wenn eigene Erleb- nisse, das heißt auch persönliche Ansichten und Vorschläge erwogen und vorgetragen werden können, steigt die Aussicht, eigene und an- dere Auffassungen zu überprüfen, sie einander anzupassen und ein- seitige Vorstellungen zu korrigie- ren oder gar aufzuheben.

In seinem „Leitfaden für Gruppen- gespräche mit älteren Verkehrsteil- nehmern" beschreibt der Deutsche Verkehrssicherheitsrat die Mög-

lichkeit, diesen neuen Weg zu ge- hen. Adressiert ist der „Leitfaden"

an Leiter und Mitarbeiter von Al- tenheimen, Altenklubs und Volks- hochschulen, an Helfer in den Ver- kehrswachten und Automobilclubs sowie an erfahrene Polizeibeamte und Sozialarbeiter der kommuna-

„Die Ärzteschaft hat es schwer, um die Marke des Zahnärztehonorar- Abschlusses zu kämpfen. Aber jede Kassenärztliche Vereinigung ist bereit, dies im Rahmen der ge- gebenen Möglichkeiten und im ei- genen Rahmen zu tun" (Löwen- stein).

Paulus gab zu überlegen, ob es eine sinnvolle Art der Honorar- verhandlungen und der Verträge mit deh Krankenkassen sei, die prozentuale Linie des Zuschlages zwischen den einzelnen ärztlichen Gruppen und Facharztgruppen noch weiter wie eine „Schere"

auseinanderklaffen zu lassen.

Er vertrat die Überzeugung, es sei notwendig, in Zukunft die ärztliche Leistung einzelner Facharztgruppen in bestimmten Honorarrelationen festzulegen.

Das leidige

Numerus-clausus-Problem

In Davos kam auch das leidige Problem des Numerus clausus für Medizinstudenten zur Sprache. Dr.

Micka verwies auf die Praxis in Frankreich, die aber kaum auf un- sere Verhältnisse transferierbar sein dürfte, weil die Lehrkräfte und Hörsäle dazu fehlen (Zulassung al- ler Medizinstudenten, theoretische Prüfung nach dem ersten Studien- jahr mit einer Durchfallquote von 80 Prozent!). Ein Gegenvorschlag Mik- kas: Den angehenden Medizinstu- denten soll die Möglichkeit gebo- ten werden, einen geregelten Pfle- gedienst von etwa drei bis sechs Monaten im Krankenhaus abzulei- sten. Dadurch könne frühzeitig ein intensiver Einblick in einen Teilbe- reich zukünftiger ärztlicher Tätig- keit geboten werden. Ferner soll- ten die berufspolitischen Vorlesun- gen intensiviert werden. Auch der vom Hartmannbund und der Fried- rich-Thieding-Stiftung im vergange- nen Jahr entwickelte Plan, eine Freie Medizinische Hochschule zu errichten, sei ein interessanter Vor- schlag, der eine breite Unterstüt- zung seitens der gesamten Ärzte- schaft verdiene. Dr. Harald Clade

Hilfen für ältere Menschen im Straßenverkehr

Das neue Konzept des Verkehrssicherheitsrats: Gruppengespräche

1346 Heft 18 vom 2. Mai 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze -Notizen AUS DER FRAGESTUNDE DES BUNDESTAGES

Großes Vertrauen

Der Bundesregierung ist bekannt, daß die personelle Besetzung von Hilfskrankenhäusern, die im Rah- men der zivilen Verteidigung vor- gesehen sind, noch Schwierigkei- ten begegnet. Dies gilt vor allem bei einer Inanspruchnahme in Not- fällen bzw. Katastrophen, da hier- bei nicht wie im Spannungs- oder Verteidigungsfall auf die Möglich- keiten der Verwendung von Perso- nal nach dem Arbeitssicherstel- lungsgesetz zurückgegriffen wer- den kann. Vielmehr ist es hier er- forderlich, daß das benötigte Per- sonal auf freiwilliger Basis gewon- nen wird. Dies antwortete die Bun- desregierung auf eine kleine An- frage von Bundestagsabgeordne- ten, die der Bundesregierung eine Vernachlässigung der Zivilverteidi- gung vorhielten. (k/WZ)

Illegaler Vertrieb von Poloninen

Der illegale Vertrieb des aus dem USA stammenden Heilmittels Polo- nine, mit dem angeblich „bestätigte Erfolge bei unheilbar Kranken er- zielt wurden" beschäftigte kürzlich den Deutschen Bundestag in ei- ner parlamentarischen Anfrage des SPD-Abgeordneten Dr. Wendelin Enders. Der Parlamentarische Staatssekretär des Bundesgesund- heitsministeriums, Heinz Westphal, erklärte auf die Frage, ob die Bun- desregierung bereit sei, Polonine zur Erprobung freizugeben, um Er- fahrung über die Zulassung als Me- dikament zu sammeln, folgendes:

„Das Antikrebsmittel Polonine, das auf illegalem Wege aus den USA in die Bundesrepublik in den Verkehr gelangt ist, ist beim Bundesge- sundheitsamt nicht registriert. Es liegt auch kein Antrag auf Regi- strierung vor. Da das Bundesge- sundheitsamt über keine wissen- schaftlichen Unterlagen zu diesem Präparat verfügt, sind Aussagen über Wirksamkeit und Unbedenk- lichkeit dieses Präparats nicht möglich. Polonine ist auch in den USA nicht zugelassen.

Nach Auskunft der Arzneimittel- kommission der deutschen Ärzte- schaft soll die amerikanische Zu- lassungsbehörde, FDA, den Vertrei- ber vergeblich aufgefordert haben, kontrollierte Unterlagen vorzule- gen. Das Präparat besitzt daher auch keine behördliche Genehmi- gung zur klinischen Erprobung am Menschen. Inzwischen ist festge- stellt worden, daß Polonine in Ba- den-Württemberg abgefüllt wurde und in Ampullen illegal in den Han- del gekommen ist. Der Abfüller be- saß keine Erlaubnis zur Herstellung von Arzneimitteln." Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft in Stuttgart ein Ermittlungsverfahren gegen den Hersteller wegen Verstoßes gegen arzneimittelrechtliche Be- stimmungen eingeleitet. DÄ

Warnaufdrucke bei Schlafmitteln

Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, für alle Schlafmittel die Rezeptpflicht und Warnaufdrucke über mögliche Schäden und Sucht- gefährdung bei längerem Ge- brauch vorzuschreiben. Auf Grund einer mündlichen Anfrage des SPD-Bundestagsabgeordneten Hel- mut Lenders erklärte Staatssekre- tär Heinz Westphal vom Bundesge- sundheitsministerium vor dem Ple- num, daß ohnehin die meisten im Handel befindlichen Schlafmittel bereits verschreibungspflichtig sei- en und daß eine andere Gruppe von nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ab Mai 1974 Warnhin- weise tragen müsse, die darauf hin- wiesen, daß sie nicht über längere Zeit oder in höheren Dosen ange- wendet werden sollten. Westphal wies ferner darauf hin, daß bei der Neuordnung des Arzneimittelrechts die Ermächtigung erweitert werden soll, Arzneimittel der Verschrei- bungspflicht zu unterstellen. In die- sem Zusammenhang würden auch die noch freien Schlafmittel über- prüft werden müssen. Die Verpflich- tung zum Aufdruck von Warnhin- weisen könne dann ebenfalls von der Zulassungsbehörde auferlegt werden. DÄ Verkehrssicherheit

len Behörden als auch an Mitarbei- ter von Wohlfahrtsverbänden und an ältere Mitbürger selbst.

Gesprächsgruppen, deren Teilneh- merzahl beschränkt sein sollte und die sich besonders in Heimen, Al- tenklubs oder Häusern der Offenen Tür zusammenfinden können, wür- den etwa 15 Prozent der alten Men- schen erreichen. Ebenfalls könnten sich Kirchengemeinden oder Ver- kehrswachten an Familien wenden und ihre älteren Mitglieder zum Gespräch einladen. In Presse, Fernsehen und Hörfunk kann durch besondere Sendungen („Der 7.

Sinn") das Interesse der älteren Menschen geweckt werden. Dane- ben wurden Filme und Dias für die- se Gruppengespräche eigens ent- wickelt; sie sollen Kontakte und Anknüpfungspunkte schaffen. Die wirklichen Verkehrsverhältnisse werden kritisch einbezogen. Uner- läßliches Regelwissen wird im Ge- spräch abgehandelt. Die wichtigste Voraussetzung aber: Die Ge- sprächsleiter werden in Ausbil- dungskursen auf ihre Aufgaben vorbereitet.

Modellgespräche mit mehr als 500 älteren Bürgern bestätigen bereits, daß das neue Konzept nicht am grünen Tisch entworfen wurde: Bei fünf herkömmlich verfaßten Aufklä- rungsvorträgen meldeten sich gan- ze elf Teilnehmer mit Zwischenfra- gen; bei den Gruppengesprächen beziehungsweise Gruppendiskus- sionen neuerer Art hingegen stammten Dreiviertel aller Bemer- kungen, Anregungen, Fragen und Zweifel aus dem Kreis der Ge- sprächsteilnehmer.

Über 40 Prozent aller im Straßen- verkehr getöteten Fußgänger sind über 65 Jahre alt. Als Patentmittel zur Senkung der Unfallzahlen kann das neue Konzept nicht angesehen werden. Der Deutsche Verkehrssi- cherheitsrat hält es aber für einen erfolgversprechenden Weg zu dem Ziel, die älteren Bürger bei einer intensiven Auseinandersetzung mit den Bedingungen und Gefahren des Straßenverkehrs zu unterstüt- zen. DVR/AWA

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 18 vom 2. Mai 1974 1347

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