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UV-Therapie gegen Heuschnupfen?

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Academic year: 2022

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KA R L EB E R I U S

UV-Bestrahlungen haben in der Medizin eine lange Tra- dition. Schon seit vielen Jahr- zehnten werden Hauterkran- kungen wie die Neuroder- mitis oder Schuppenflechte erfolgreich mit UV-Licht gelindert. Nun haben un- garische Forscher herausge- funden, dass ultraviolette Strahlen auch gegen Heu- schnupfen gut helfen können.

Experten warnen aber vor einem vorschnellen Einsatz der Therapie.

Die Prozedur der neuen Heuschnupfen- Therapie ist nicht besonders aufwändig.

In jedes Nasenloch wird für wenige Minu- ten eine kleine Lichtquelle gehalten, die eine Kombination aus sichtbarem Licht, UV-A- und UV-B-Strahlen aussendet. Je nach Ansprechen auf die Behandlung werden in Abständen von einigen Tagen weitere Sitzungen durchgeführt.

Ersten Tests zufolge ist eine solche im- munsupprimierende Strahlenbehandlung überaus wirkungsvoll. In einer randomi- sierten, doppelblind durchgeführten Stu- die an 49 Heuschnupfen-Patienten kam es unter der Therapie zur deutlichen Ver- ringerung von Niesattacken, Fliessschnup- fen und Juckreiz, wie eine ungarische For- schergruppe von der Universität Szeged im «Journal of Allergy and Clinical Immunology» berichtet. Nicht wesentlich verringerten sich die Symptome dagegen bei all jenen Patienten, die in der Studie nur mit einer Plazebotherapie ohne UV- Strahlen behandelt wurden.

Untermauert werden die Erfolge von be- gleitenden Laboranalysen der Nasense- krete. Im Gegensatz zur Kontrollgruppe fand sich in den Sekreten der UV-bestrahl- ten Patienten eine deutlich reduzierte Zahl an eosinophilen Entzündungszellen. Zu- dem wurde eine verringerte Menge des Immunbotenstoffes IL-5 gemessen, der bei Allergien eine wichtige Rolle spielt.

Nach Ansicht von Professor Dr. med. Lajos Kemeny, der die Forschergruppe leitet, stellen die Erfolge der Phototherapie keine Überraschung dar: «Die allergische Rhinitis ist in vielen Punkten ähnlich wie die atopische Dermatitis, die bereits seit vielen Jahren erfolgreich mit Lichtthera- pien behandelt wird», erläutert der Der- matologe im Interview. Nach seiner bishe- rigen Erfahrung hält die Wirkung der Bestrahlung durchschnittlich drei bis vier Monate an, was für einen jahreszeitlich begrenzten Heuschnupfen durchaus rei- chen müsste.

Sonnenbrand in der Nase als Nebenwirkung?

Als einzige Nebenwirkung berichten die ungarischen Kollegen von einem Aus-

UV-Therapie gegen Heuschnupfen?

Erste Tests mit viel versprechenden Ergebnissen

A R S M E D I C I 1 52 0 0 5 6 7 7

B E R I C H T R A P P O R T

M M M

M e e e e r r r r k k k k -- --

s ä t z e s ä t z e

●Die UV-Phototherapie stellt einen neuen Ansatz zur Behand- lung von Heuschnupfen-Sympto- men dar.

●Belegt werden die Erfolge von einer randomisiert, doppelblind durchgeführten Studie an 49 Heuschnupfen-Patienten.

●Unter der UV-Therapie verbesser- ten sich in der Untersuchung sowohl die Symptome Nies- attacken, Fliessschnupfen als auch Juckreiz signifikant.

●Nach Expertenansicht ist die Phototherapie zum jetzigen Zeit- punkt allerdings noch nicht uneingeschränkt zu empfehlen.

Zuvor müssten eventuelle Nebenwirkungen in grösseren Studien genauer untersucht werden.

●Zu klären sei insbesondere, ob die Therapie langfristig mit einem erhöhten Tumorrisiko einhergeht.

●Ein voreiliger Einsatz des Ver- fahrens sei auch deshalb nicht sinnvoll, da man weit über 90 Prozent der Heuschnupfen- Patienten mit Antihistaminika und topischen Kortikosteroiden wirkungsvoll behandeln könne.

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trocknen der Nasenschleimhäute unter der Phototherapie. «Andere Begleiterschei- nungen gibt es bei dem Verfahren nicht», versichert Kemeny. Nach seinen Hinwei- sen ist trotz der applizierten UV-Strahlen weder ein Sonnenbrand in der Nase noch ein erhöhtes Tumorrisiko zu befürchten.

«Die verwendete Strahlendosis ist so ge- ring, dass wir weit unter der Dosis liegen, die für eine Tumorentwicklung relevant ist», betont Kemeny, «selbst bei 200 bis 300 Behandlungen, die im Laufe von 20

bis 30 Jahren denkbar wären, würde sich eine kumulative Dosis ergeben, die immer noch bei einem Viertel oder der Hälfte des kritischen Grenzwertes liegt.»

Während die UV-Therapie in Ungarn nach Aussagen von Professor Kemeny schon als medizinische Behandlung zugelassen ist und dort bereits in 60 Zentren ange- wendet wird, warnen Experten hierzu- lande allerdings vor einem vorschnellen Einsatz der neuen Behandlungsmethode.

Zwar zeige die Studie eindrucksvoll, dass sich Heuschnupfen mit einer UV-Bestrah- lung grundsätzlich lindern lasse, lobt etwa Professor Dr. med. Gerd Rasp, HNO-Arzt an der Universität München, den neuen Therapieansatz. Dennoch ist nach seiner

Ansicht eine UV-Therapie gegen Heu- schnupfen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu empfehlen. «Zuvor müssen even- tuelle Nebenwirkungen in grösseren Stu- dien genauer untersucht werden», for- dert Rasp. Zu klären sei insbesondere, ob die Therapie mit einem erhöhten Tumorrisiko einhergehe. «Dabei darf man sich nicht auf Hoch- rechnungen verlassen, die auf Grenzwerten der Körperaussen- haut beruhen. Möglicher- weise gelten für die Nasenschleimhaut ganz andere Maximalwerte», betont der Mediziner, der darauf hinweist, dass die Nasen- schleimhäute im Gegensatz zur Körperhaut unter normalen Um- ständen nicht an UV-Strahlen ge- wöhnt sind.

So könnte es sich nach Ein- schätzung von Rasp zum Bei-

spiel bei der Nebenwirkung «trockene Nasenschleimhäute» um ein Indiz dafür handeln, dass mit der Bestrahlung nicht nur Zellen des Immunsystems beeinflusst werden, sondern auch andere Gewebe- strukturen geschädigt werden. Ein vorei- liger Einsatz des Verfahrens sei auch des- halb nicht sinnvoll, da «man weit über 90 Prozent der Heuschnupfen-Patienten mit Antihistaminika und topischen Kor- tikosteroiden wirkungsvoll behandeln kann», unterstreicht der HNO-Arzt. ●

Literatur:

Koreck A. et al.:, Journal of Allergy and Clinical Immunology 2005; 115: 541–547.

Rhinophototherapy: a new therapeutic tool for the management of allergic rhinitis.

Karl Eberius, Heidelberg

Interessenkonflikte: keine

UV-Therapie gegen Heuschnupfen?

6 7 8 A R S M E D I C I 1 52 0 0 5

B E R I C H T R A P P O R T

Es müssen erst even- tuelle Nebenwirkungen

erforscht werden.

Professor Gerd Rasp

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