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Beneidenswert: adipös und trotzdem metabolisch gesund

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Academic year: 2022

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Nach der Hatz auf die Raucher dürfte bald die Jagd nach den Fettleibigen und Fett- süchtigen in Schwung kommen. Doch nicht alle Adipösen scheinen sich und damit dem «Volkskörper» und seinem Ge- sundheitssystem zu schaden. Was unter verschiedenen Namen – «metabolisch ge- sund aber adipös», «unkomplizierte Adi - positas» oder «metabolisch benigne Adi - positas» – Gestalt angenommen hat, betrifft eine Untergruppe von Fettleibigen, die hin- sichtlich ihres Stoffwechsels und ihrer asso- ziierten kardiovaskulären Risiken Glück haben. Sie erfüllen zwar die Definition einer Adipositas mit einem Body-Mass- Index 30 kg/m2, zeigen aber ungeachtet dessen eine bemerkenswert hohe Insulin- sensiti vität, keine Zeichen einer Hypertonie und normale Lipid-, Entzündungs- und Hormonprofile. Damit ist ihr metabolisches Profil von demjenigen junger magerer Indi- viduen praktisch nicht zu unterscheiden.

Zumindest zwei langfristige Beobachtungs- studien dokumentieren zudem, dass dieses protektive Stoffwechselprofil sich für die Adipösen ohne Komplikationen auch in tiefen Inzidenzen von Diabetes Typ 2 und kardiovaskulären Erkrankungen nieder- schlug.

Berechnungen gehen davon aus, dass bis zu 30 Prozent der Fettleibigen metabolisch gesund sind, eine neue Studie aus den USA berichtet von 31,7 Prozent der adipösen Er- wachsenen, dass sie metabolisch gesund sind. Ebenfalls dieses Jahr wurde in den

«Archives of Internal Medicine» eine Studie publiziert, die die Existenz metabolisch gesunder Fettleibiger bestätigt und einige mögliche Mechanismen charakterisiert, die für diese günstige Konstellation verant- wortlich sein dürften (Arch Intern Med 2008; 168: 1609–1616). Bei metabolisch ge- sunden Adipösen lässt sich nachweisen, dass sie weniger Fett viszeral, in der Leber und den Muskeln einlagern als insulinresis- tente Fettleibige. Sie scheinen also freie Fettsäuren geschickter ins Fettgewebe ein- zubauen.

Vorderhand offen bleibt, ob metabolisch gesunde Adipöse von Interventionen zur Ernährungsumstellung und vermehrter körperlicher Aktivität irgendeinen Stoff- wechselnutzen hätten. In einer kürzlich erschienenen kanadischen Studie verbes- serte eine sechsmonatige Kalorienein- schränkung die Insulinsensitivität bei fett- leibigen Frauen um 26 Prozent, bei den initial metabolisch Gesunden nahm sie hin- gegen um 13 Prozent ab. Wie der Autor die- ser Studie in einem Kommentar in «The Lancet» schreibt, könnte diese Untergruppe von Adipösen der Forschung wichtige Im- pulse geben, da sich hier die Rolle der Ver- erbung (Genexpression), der Stoffwechsel- wege der freien Fettsäuren und der Insulin- signalwege in den Mukselzellen sowie weiterer protektiver metabolischer Vor- gänge studieren lassen (Lancet 2008; 372:

1281–1283). Schon jetzt lasse sich aber fest- stellen, dass ein Einheitsvorgehen bei der Behandlung aller Fettleibigen teilweise kon- traproduktiv sein kann und dass Kohorten-

studien, welche metabolisch gesunde und beeinträchtigte Adipöse in dieselbe Gruppe einordnen zu verzerrten Ergebnissen kom- men müssen. Und: Wer als Normalsterbli- cher mit Gewichtsproblemen kämpft, sollte metabolisch gesunde Adipöse nicht allzu sehr beneiden, denn die nicht stoffwechsel- bezogenen Komplikationen, etwa Arthro- sen tragender Gelenke oder Schlafapnoe, bleiben ihnen keineswegs erspart. ■ H.B

Ein Stoffwechselparadox:

Beneidenswert: adipös und trotzdem metabolisch gesund

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ARS MEDICI 21 2008

Foto: Klaus Duffner

Wohl jeder kennt die entspannende Wirkung eines Spaziergangs in der Natur — Kinder mit einem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADHS) können durch eine «Dosis Natur» sogar ihre Konzentrationsleistung steigern. Das zeigt eine kleine kontrollierte Studie, die das amerikani- sche Landscape and Human Health Laboratory in Urbana-Champaign durchgeführt hat. An dem Institut werden die Auswirkungen der Natur auf die menschliche Gesundheit erforscht.

Die Studie, die im «Journal of Attention Disor- ders» (2008; doi: 10.1177/1087054708323000) publiziert wurde, lief wie folgt ab: 17 an ADHS erkrankte Kinder im Alter zwischen sieben bis zwölf Jahren machten mit einer Begleitperson einmal pro Woche zwanzigminütige Spazier- gänge, die entweder in die Innenstadt, um den Wohnblock herum oder in einen Park führten.

Anschliessend mussten die Kinder einen ein - fachen Konzentrationstest absolvieren. Beim sogenannten Digit Span Backwards müssen sie eine Reihenfolge von Zahlen in umgekehrter Reihenfolge wiederholen.

Die eindeutig besten Ergebnisse erzielten die Kinder nach den offenbar entspannenden Spa- ziergängen im Park. Der Wirkungsgrad war nach Auskunft der Autorinnen Frances Kuo und Andrea Faber Taylor vergleichbar mit einer üblichen Dosis von Methylphenidat (Ritalin®). Eine bestehende Medikation wurde an den Tagen des Spaziergangs abgesetzt.

Ansonsten versuchten die Forscher, andere Einflussfaktoren zu eli minieren — ein Grund dafür, dass von einer zunächst grösseren Anzahl an Teilnehmern letztlich nur 17 übrig blieben. Dass Spaziergänge in der Natur Medi- kamente ersetzen können, beweist die Studie

jedoch nicht. U.B.

ADHS: eine Dosis Natur hilft

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